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Theologie
#31
Zitat:veranschaulicht das Beispiel des Göttinger Professors Gerd Lüdemann, der, nachdem er öffentlich von seinem christlichen Glauben abfiel, aus dem Lehrbetrieb der theologischen Fakultät ausgeschlossen wurde.
Völlig klar, und sogar ein Fortschritt!

Vor Jahren hätte ich bei meinem Austritt aus der r.k. Kirche auch mein Diplom aberkannt bekommen. Daß die missio canonica verloren geht, ein durchaus nachvollziehbarer Prozeß.

Gruß
#32
(11-10-2009, 23:35)Ekkard schrieb:
(11-10-2009, 22:37)humanist schrieb: Wissenschaftler bauen auf Fakten auf. Wenn ein Fakt unsicher ist (Gottes Existenz) kann das ganze Gebäude ihrer Theorie zusammenstürzen.
Falsch! Gottes Existenz ist nicht unsicher, sondern ein Glaubenssatz, eine Prämisse des Nachdenkens über das Richtige, Menschenwürdige, Zumutbare, Lebenserhaltende, die Nächstenliebe, -Achtung usw.

Richtig ist: Die wissenschaftliche Methode ist faktenorientiert, genauer: empirisch begründet.

Die Wertung oder Zielorientierung ist entweder Sache eines menschlichen Gremiums (Richtlinie, Gesetz) oder der allgemeinen Weltanschauung.

Widerspruch.
Gottes Existenz ist unsicher. Haben wir in langen Diskussionen erörtert, dass es weder Beweise für noch gegen die Existenz gibt. Und genau diese Unsicherheit macht Gott nicht zum bewiesenen Fakt (nach wissenschaftlicher Methode bewiesen und per Peer-Review gesichert).
Glaube hat in der Wissenschaft nichts verloren. Hätte ich in meiner Diplomarbeit nicht die letzten noch vorhandenen Annahmen bewiesen, wäre sie mit Fehlern veröffentlich worden (manche Annahmen waren falsch). Annahmen stellen sich in vielen Fällen als falsch heraus.

Was wäre, wenn sich Axiome der Mathematik als falsch herausstellen? Dann würde womöglich die gesamte Mathematik wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
#33
Seit wann schreibt eigentlich die Forschung vor, daß ein Objekt auch tatsächlich vorhanden ist? Auch die Erdscheibe hat es als solches nicht gegeben. Und auch die Sonne hat sich zu keiner Zeit um die Erde gedreht. Ok, daß hier kirchliche Machtinteressen dahinterstanden, selbstredend. Aber wer will garantieren, daß Wissenschaft auch in Zukunft wirklich ohne Einfluß von Lobbyisten arbeiten kann?

Die Forschung innerhalb der Theologie hat aber als Gegenstand etwas Existenzielles, nämlich Schriften. Daß deren Interpretationen hier und da sehr kreative Blüten hervorbringen, ist eine andere Sache.

Gruß
#34
Ich hab mal nachgeschaut. Ein Glaubenssatz ist per Definition ein Dogma, worunter man wiederum "eine fest stehende Definition oder eine grundlegende Lehrmeinung, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt" versteht.

Gottes Existenz (Fragezeichen) ist KEINE grundlegende Lehrmeinung, deren Wahrheitsanspruch als unumstösslich gilt. In der Kirche vielleicht, aber wir sind hier nicht in der Kirche.

Gottes Existenz ist nicht nachweisbar, was sie natürlich nicht ausschliesst. Aber "nicht unsicher" ist sie garantiert nicht.
#35
(11-10-2009, 23:49)humanist schrieb:
(11-10-2009, 23:35)Ekkard schrieb:
(11-10-2009, 22:37)humanist schrieb: Wissenschaftler bauen auf Fakten auf. Wenn ein Fakt unsicher ist (Gottes Existenz) kann das ganze Gebäude ihrer Theorie zusammenstürzen.
Falsch! Gottes Existenz ist nicht unsicher, sondern ein Glaubenssatz, eine Prämisse des Nachdenkens über das Richtige, Menschenwürdige, Zumutbare, Lebenserhaltende, die Nächstenliebe, -Achtung usw.

Richtig ist: Die wissenschaftliche Methode ist faktenorientiert, genauer: empirisch begründet.

Die Wertung oder Zielorientierung ist entweder Sache eines menschlichen Gremiums (Richtlinie, Gesetz) oder der allgemeinen Weltanschauung.

Widerspruch.
Gottes Existenz ist unsicher.
Was soll der Widerspruch und diese Behauptung?
Gott ist für die Gesellschaft der Gläubigen (die Gemeinden) ein Ausgangspunkt der Vorstellungen. Es ist, salopp ausgedrückt, wurscht, ob Gott existiert oder nicht (Dietrich Bonhoeffer: Einen Gott, den es gibt, gibt's nicht). Es handelt sich um eine axiomatische, d. h. die Gemeinden gemeinsam bestimmende Vorstellung. Gemeinden sind keine Wissens-, sondern Glaubensgemeinschaften.

(11-10-2009, 23:49)humanist schrieb: Haben wir in langen Diskussionen erörtert, dass es weder Beweise für noch gegen die Existenz gibt.
Es ist aber offensichtlich nicht verstanden worden, woran das liegt. Etwas, das ich als Axiom postuliere, ist beweisunfähig. Ich stecke es ja in alle Überlegungen zum Gegenstand des Glaubens hinein.

Diesen Fehler haben ja Mathematiker jahrhundertelang mit dem Parallelenaxiom gemacht. Man wollte beweisen, dass durch die anderen Axiome die Existenz von Parallelen gegeben sei, was, wie wir heute wissen, aus dem o. a. Grund nicht möglich ist.

(11-10-2009, 23:49)humanist schrieb: diese Unsicherheit macht Gott nicht zum bewiesenen Fakt
Von nichts anderem war die Rede! Gottesvorstellungen sind bestimmende Größen des gemeinschaftlichen Glaubens (Vertrauens zueinander, Wertegemeinschaft).

(11-10-2009, 23:49)humanist schrieb: Glaube hat in der Wissenschaft nichts verloren.
Korrekt für die Naturwissenschaft. Falsch für alle Wissenschaften, die sich mit Wertvorstellungen quer durch die Geschichte bis in die Gegenwart beschäftigen.

(11-10-2009, 23:49)humanist schrieb: Hätte ich in meiner Diplomarbeit nicht die letzten noch vorhandenen Annahmen bewiesen, ...
Bei "Gott" handelt es sich nicht um eine "Annahme", auch wenn sich viele Gläubige das so vorstellen, sondern um einen gemeinsamen Ausgangspunkt innerhalb einer Glaubensgemeinschaft.

(11-10-2009, 23:49)humanist schrieb: Was wäre, wenn sich Axiome der Mathematik als falsch herausstellen?
Diese Frage ist sinnleer. Andere Axiome = andere Mathematik. Einfaches Beispiel: Sphärische Geometrie an Stelle der Ebenen Geometrie. In der sphärischen Geometrie sind die Geraden Großkreisabschnitte und alle Parallelen schneiden sich an zwei Punkten z. B. an den Polen.
Von einem "Zusammenbruch der gesamten Mathematik" kann überhaupt keine Rede sein!

Andere axiomatisch zu verstehende (zentrale) Glaubensaussagen führen in gleicher Weise zu einer anderen Religion mit anderen Wertvorstellungen - ganz einfach!

Übrigens ist dies ganz leicht an einigen Beispielen hier im Forum abzulesen. Es gibt auf atheistischer Seite Menschen, die meinen, man dürfe, um die eigene Ansicht durchzusetzen, mal einige die Vorstellungswelt des Partners herab setzende Unterstellungen in die Fragen einbauen. Großes Erstaunen, wenn man das moniert.
Hier prallen einfach verschiedene Wertvorstellungen aufeinander.

Ähnliches gilt für jüdische Teilnehmer, deren Diskussionsstil von einem relativ geschützen Brainstorming ausgeht. Jede Aussage wird erst einmal hin und her gewendet. Kein anderes Gemeindeglied käme auf die Idee, dies hämisch als "Eiertanz" zu diskreditieren.

Man erkennt, wie unterschiedlich sich axiomatische Punkte der Weltanschauung auf das Verhalten auswirkt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
#36
Ekkard, du unterstellst indirekt, dass die Existenz Gottes unerheblich wäre. Für deinen persönlichen Glauben mag das zutreffen, aber wie die Diskussion um genau dieses Thema hier bewiesen hat, ist es sehr wohl von Bedeutung, ganz besonders wenn eine Religion Kapital aus der angeblichen Existenz von Hölle und dem Leben nach dem Tod schlägt, indem sie angeblich eine (DIE) Lösung parat hat.
#37
(11-10-2009, 23:39)alwin schrieb:
Zitat:veranschaulicht das Beispiel des Göttinger Professors Gerd Lüdemann, der, nachdem er öffentlich von seinem christlichen Glauben abfiel, aus dem Lehrbetrieb der theologischen Fakultät ausgeschlossen wurde.
Völlig klar, und sogar ein Fortschritt!
Unerträglich ist für mich vor Allem, dass die Richtigkeit von zitierten Behauptungen von anscheinend NIEMANDEM kritisch geprüft wurden vor dem Weiterverbreiten. Das Göttinger Tageblatt genießt für mich keinerlei öffentlichen Glaubensvorschuss.

Ist Prüf Lüdemann wirklich vom Lehrbetrieb der Göttinger Universität/ Theologischen Fakultät ausheschlossen worden oder nur vom kirchlichen Prüfbetrieb für angehende hauptamtliche Theologen/Pfarrer? Die Landes-Kirche hat zwar ein Mitspracherecht bei der Berufung auf einige Lehrstühle, nicht aber für Lehrinhalte und displinarische Entlassungen von staatlichen Hochschulbeamten=Professoren. Lüdemann ist Professor an der Theologischen Fakultät geblieben und Institutsdirektor eines für ihn maßgeschneiderten Instituts ohne kirchlichen Durchgriff.

JHR
#38
Hier ist durchaus vom Lehrbetrieb auszugehen, sofern eine missio Voraussetzung dazu ist. Mir selber ist allerdings keine Lehrausübungsberechtigung ohne diesen Sendungsauftrag bekannt. Der Titel bleibt ihm ja erhalten, er verliert nur die Lehrberechtigung in dem Bereich, die im unmittelbaren Zusammenhang der Kirche steht.

Daß eine Tageszeitung hier nicht so differenziert, wie es von fachbezogener Seite wohl erwartet würde, ist schon klar aber im Grunde genommen auch unerheblich. Eine Tätigkeitsentbindung wird ohnehin hochschulintern veröffentlicht.

Gruß
#39
(12-10-2009, 14:33)alwin schrieb: Hier ist durchaus vom Lehrbetrieb auszugehen, sofern eine missio Voraussetzung dazu ist.
Die Göttinger Fakultät ist keine katholische ... Mithin auch ohne "missio". Dreist, einfach so weiterzuspekulieren ohne wirkliche Prüfung der Fakten. Gängigerweise nahe an der Verleumdung ...
#40
Zitat:Gängigerweise nahe an der Verleumdung ...
Wie bitte? Wenn Du mal ruhiger liest, wirst Du feststellen müssen, daß ich lediglich die gängige Praxis im r.k. Bereich beschrieben habe. Und da hier von einem möglichen Entzug geschrieben war, bin ich davon ausgegangen. In ev. Landeskirchen ist mir solches nicht bekannt.

Gruß
#41
@Ekkard
Du meinst die Gesellschaft setzt Gott als Axiom voraus. Einverstanden.
Ich bezog mich auf die Naturwissenschaft.

Ja das mit dem Parallelenaxiom ist mir auch bekannt. Sehr interessant.

Natürlich, alle Sätze bauen auf den elementaren Axiomen auf.
Selbst wenn sich ein Axiom als falsch herausstellt, bleiben die gefolgerten Sätze in diesem formalen System trotzdem richtig.
Allerdings wäre dann das gesamte formale System falsch, bzw. nicht mit dem logischen Denken und der Natur vereinbar.

PS: Lasst euch bitte nicht vom dem Niveau abschrecken. Ich versuche mich möglichst verständlich auszudrücken.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]


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