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Evolution - ein Segen für die Theologie
#1
Hallo!

Ich muss hier was für den Unterricht lesen und brauche eure Hilfe. Es geht um folgenden Text, vielleicht kennt ihr den ja. Christian Kummer versucht die Evolutionstheorie mit der Schöpfungstheorie zu vereinen:

Evolution – ein Segen für die Theologie
[...]
Teilhard (hat) die Evolutionstheorie Darwins assimiliert. Nicht in Auseinandersetzung und stückwei- sem Feilschen, wie viele Anteile der Schöpfungsaktie an die Naturwissenschaften abgetreten werden können und wie viele sich die Theologie selbst vorbehalten muss. Nein, als vollständige, ja beden- kenlose Übernahme, und damit als die Dimension, in der das ganze materielle Sein, das anorganische wie das organische, gedacht werden muss, und in der dementsprechend auch Schöpfung zu deuten ist. „La conscience d’une Dérive profonde, ontologique, totale d’une univers autour de moi“ heißt es dafür in seiner autobiographischen Schrift „Le cœur de la matière“ (Ed. Seuil XIII, 33). Was im Bild des Wortes ‚dérive‘ (Strömung, Drift) mitschwingt, ist nicht leicht zu übersetzen: das Kontinu- ierliche, Unaufhörliche, dessen Kraft man kaum merklich ständig ausgesetzt ist wie dem Abdriften mit dem Sog der Ebbe auf einem scheinbar ruhigen Meer. Eine solche „allgegenwärtige Drift“ des Universums ist für Teilhard die Evolution, und sie ist „ontologisch“, ein Attribut des Seins wie die klassischen Transzendentalien des Wahren, Einen und Guten. Erst vor diesem Hintergrund wird die Formel „Schöpfung durch Evolution“ mehr als ein billiges Versöhnungsangebot, das beiden Seiten, der Schöpfung und der Evolution, zu ihrem Recht verhelfen möchte. Schöpfung geschieht „durch“ Evolution – nicht „statt“ und nicht „neben“ ihr.
Was macht ein Schöpfer, der durch Evolution schafft? Er macht keine Dinge, sondern er macht, dass „die Dinge sich machen“. Dieses „Dieu faisant se faire les choses“ aus der kleinen Schrift „Que faut-il penser du transformisme“ von 1930 (Ed. Seuil III, 217) ist eine weitere wirkmächtige und fruchtbare Formel Teilhards. Was beinhaltet sie?
Dass Gottes Schöpfertätigkeit von anderer Art ist als das Tun eines Handwerkers. Seine Ursächlichkeit ist auf einer anderen Ebene als die der innerweltlichen Kausalketten. Er ermöglicht die Dinge, aber dirigiert sie nicht, noch bastelt er sie zusammen. Die Dinge machen sich selber. Es ist wirklich die Aktivität der Dinge, die sie werden lässt. Das bedeutet ein Ernstnehmen der Eigenständigkeit des em- pirischen Kausalnexus, der auch dort vorhanden sein muss, wo wir ihn noch nicht aufgedeckt haben. Schöpfung ist kein Ersatz für Wirkursachen. Das ist gerade für die Biologie im Hinblick auf die großen weißen Flecken der Biogenese und der Entstehung des Mentalen wichtig.
Die Eigenständigkeit der Geschöpfe ist mehr als nur eine Anerkennung der diesseitigen, materiellen Kausalität. Machen, dass die Dinge sich machen, ermöglichende Ursache sein heißt auch, den Din- gen die Fähigkeit, das Vermögen zu verleihen, mehr zu werden als sie aus sich heraus sind. Nicht nur Verleihung von Sein durch Teilhabe, sondern von Seinszuwachs!
Gott schafft keine Kreaturen, sondern er verleiht Kreativität. Und dazu ist es nötig, dass er den Dingen zuinnerst ist (auch eine klassische Schöpfungsaussage, die gern vernachlässigt wird!). Er ist nicht nur der lockere Chef, der sagt, die können das schon von alleine, und dann verschwindet, sondern der bei aller Liberalität Anteil nehmende Chef, der trotz aller Freiheit, die er lässt, interessiert ist an allem, was geschieht, es fördert und bestärkt. Die Dinge können wirklich ihre Grenzen übersteigen („Selbst- transzendenz“), weil Gott mit seinem fördernden Wohlwollen in ihnen ist („Selbstmitteilung“) Die psychologische Analogie (wie sehr jemand bei entsprechender Ermutigung und Rückenstärkung sei- nen Schatten zu überspringen vermag) ist nicht die schlechteste, um diese Schöpfungsformel (Kreati- vität verleihen statt Kreaturen zu schaffen) zu verdeutlichen.
Dieses Schaffen durch Selbstmitteilung bedeutet auch etwas für die Seinsweise des Schöpfers. Er ist eben nicht „fern“, „weggegangen“, in seinem Himmel, sondern er ist gegenwärtig, überall und in allem. „Gott ist ständig – ganz – verschenkt.“ Das ist seine Daseinsweise in dieser Welt. Nicht nur gelegentlich und ein wenig, sondern ständig und ganz. Der ganze Gott ist in einer Amsel und in mir. (Die Frage ist also nicht, wie viel Gott von sich hergibt, sondern, auf welche Weise das Geschöpf die- sen Gott aufnehmen kann – oder, in unserm Fall, will). Aber doch auch nicht Selbstaufgabe, sondern Souveränität: „verschenkt“. Schenken setzt Freiheit und Selbstbesitz voraus.
Dass Gott in den Dingen ist, bedeutet dann auch etwas für unser Gott-Suchen. „Ihr Männer von Galiläa, was starrt ihr zum Himmel“, heißt es in der Himmelfahrtsszene der Apg. Nicht in einem zentrifugalen, weltverachtenden Jenseitsverlangen findest du diesen Gott, sondern in den Geschöp- fen, in dir! Das ist die Weisheit aller Mystiker, der komtemplativen („schau, dein Himmel ist in mir“, Angelus Silesius) wie der aktiven („Gott finden in allen Dingen“, Ignatius von Loyola), vermutlich der nichtchristlichen genauso wie der christlichen. Du musst Gott in dir zulassen, dich von ihm ermög- lichen lassen, ganz, dann bist du „im Himmel“. Der Tod ist dazu die anscheinend unausweichliche Voraussetzung, um das Schwerfällige, die volle Verwirklichung unserer Möglichkeiten Behindernde, das mit unserer materiellen Individualität (auch) gegeben ist, zu überwinden.
So könnte eine Theologie, die Evolution ernst nimmt, in Ansätzen und Stichworten aussehen. Ich hoffe, es ist jetzt klarer, warum ich Evolution als einen Segen für die Theologie ansehe und nicht als Bedrohung. Eine solche Theologie ist auch nichts essentiell Neues, sondern steht in Übereinstim- mung mit der Bibel. Auch dazu müssen ein paar Hinweise genügen. Natürlich steckt das evolutionäre Denken noch nicht in der Bibel. Es hieße das Weltbild der biblischen Verfasser (und das Wirken des Hl. Geistes, der als „Erstautor“ eben auch nur ermöglicht und nicht diktiert) vergewaltigen, in ihren Texten schon Ansätze von Evolution herauslesen zu wollen. Aber es gibt eine Konsonanz, einen Zusammenklang, der zeigt, dass eine von der Evolution inspirierte Theologie auf dem Boden dessen steht, was wir biblische Offenbarung nennen.
Ein eigenes Wort (baˇraˇ‘) wird in Gen 1,1 dafür verwendet, um das göttliche Schaffen auszudrücken, ein Wort, das exklusiv nur Gott vorbehalten ist und nie für menschliches Schaffen gebraucht wird. Das zeigt doch wohl ein feines Gespür auch schon in der priesterschriftlichen Tradition, dass göttli- che Schöpfertätigkeit etwas anderes ist als menschliche Herstellungskunst und darum grundsätzlich von letzterer unterschieden werden muss – auch und gerade, was Wörter wie „Plan“ und „Design“ betrifft.
Gen 2,7: jasaˇr. Die mythologisch wichtige Gestalt des Töpfers steht bei diesem Wort im Mittelpunkt. Es geht dabei mehr um das Hervorbringen von Gestalt aus dem Stoff, um den Prozess der Kreativität, des Künstlerischen, als um das „Verfertigen“ von Produkten.
Jer 18,5: Das schöne Bild vom immer wieder neuen Entwurf, den der Künstler unternimmt. Es ist mo- ralisch beruhigend für uns, weil es die Zuversicht vermittelt, immer wieder neu anfangen zu dürfen. Es kann aber auch vom entwerfenden Künstler etwas aussagen. Die Idee verwirklicht sich in der Aus- einandersetzung mit dem Stoff (vgl. jasaˇr). In immer wieder neuen Entwürfen versucht der Künstler materiell einzuholen, was in seinem Kopf als ,Idee‘ umgeht, aber noch keine feste Kontur besitzt. Erst an der materiellen Verwirklichung sieht er: Das ist es – oder eben noch nicht. Es braucht die Mate- rie, damit die Idee Gestalt annimmt – die materielle Form ist mehr als nur eine Kopie des im Geist schon Vorhandenen. So wie der Künstler die Materie, den Stoff braucht, um seine Idee auszudrücken, braucht Gott die Eigentätigkeit der Geschöpfe, um seinen ‚Schöpfungsplan‘ hervorzubringen. Dieser Schöpfungsplan ist nicht schon vor allen Zeiten minutiös festgelegt, sondern nur „auf Einheit hin“. Gott „braucht“ Geschöpfe, um sich an sie zu verschenken und sie dadurch auf den Weg der „schöp- ferischen Einigung“ mit ihm zu ermächtigen. Die Bedeutung des Materiellen für die Kreativität auf Gott anzuwenden mag ketzerisch sein, vielleicht ist es aber auch nur ungewohnt. Jedenfalls ist es die Vernachlässigung dieses Aspekts, warum mir die gängigen Konzeptionen von Schöpfungstheologie, auch neuerer Provenienz, so unbefriedigend erscheinen.
[...]



Das ist der Text. Ich hab mir jetzt selber fragen erstellt, damit ich den Text verstehe. Ich hoffe ihr könnt mir helfen. Grob gefasst jetzt.

Was bedeutet Schöpfung durch Evolution nach Christian Kummer?
- ich wurde sagen, dass Gott an sich die Vorraussetzung für das leben erschaffen hat. Er hat das leben erschaffen lässt ihnen aber die Entwicklung. Er lässt sie sich alleine entwickeln. Ein Geschöpfen ist eine gewissen Eigenständigkeit geboten. Gott ist jedoch nicht so dass er die Menschen alleine lässt bei der Entwicklung denn er ist allgegenwärtig er ist überall und immer bei dem Menschen .

Welche Begründung benutzt er für seine Sichtweise ?
-da dachteich jetzt an Bara und jasar die er erwähnt nur hab ich das nicht ganz verstanden ich hoffe hier kann mir jemand helfe.

DANKE VIEL VIELMALS!!
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#2
(03-06-2012, 14:17)Nele1234 schrieb: Was bedeutet Schöpfung durch Evolution nach Christian Kummer?
- ich wurde sagen, dass Gott an sich die Vorraussetzung für das leben erschaffen hat. Er hat das leben erschaffen lässt ihnen aber die Entwicklung. Er lässt sie sich alleine entwickeln. Ein Geschöpfen ist eine gewissen Eigenständigkeit geboten. Gott ist jedoch nicht so dass er die Menschen alleine lässt bei der Entwicklung denn er ist allgegenwärtig er ist überall und immer bei dem Menschen .

Welche Begründung benutzt er für seine Sichtweise ?
-da dachteich jetzt an Bara und jasar die er erwähnt nur hab ich das nicht ganz verstanden ich hoffe hier kann mir jemand helfe.

weder kenne ich hrn. kummer noch hab ich viel mit teilhard de chardin am hut, aber:

natürlich ist die formel von der "schöpfung durch evolution" die einzige möglichkeit, sich als an einen schöpfergott glaubender in der modernen wissensgesellschaft nicht zum vollhorst zu machen, insofern naheliegend. damit ist imho noch nicht mal notwendigerweise die schaffung von leben gemeint, sondern es genügt, die welt "so eingerichtet" zu haben, daß leben entstehen und sich entwickeln kann (wieder sehe ich hier einen impliziten rekurs auf das anthropische prinzip)

natürlich aber beschwört man damit aufs neue das problem des deismus: "ja gut, da war vielleicht mal ein gott, der für den anfang gesorgt hat, aber der hält sich seitdem raus und geht uns daher auch nichts (mehr) an". klingt doch logisch, nicht wahr?

ja, deshalb werden dann so seltsame hilfskonstruktionen errichtet wie die vom gott, der "den Dingen zuinnerst ist". klingt für mich weniger logisch als hilflos - wenn man denn nun partout an einem gott festhalten will, und zwar an einem für den einzelnen relevanten, dann bastelt man sich halt eine art postevolutionäre vis vitalis ...

klar, kann man machen. da werden halt einfach grenzen der transzendenz neu definiert, und wie immer - schließlich ist tarnszendenz reine geschmackssache und man soll darüber also nicht steriten - rein willkürlich

soll sein. andere leute belasten sich halt erst gar nicht mit solcherlei kram, man diskutiert ja heutzutage auch nicht mehr, wieviele engel auf einer nadelspitze platz haben
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#3
Hallo,
in was für einem Fach habt ihr das?
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#4
religion :)
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#5
Der Jesuit Teilhard de Chardin war zwar Theologe und Priester, aber noch viel mehr als das war er Naturwissenschafter gewesen.

Da er als einer der bedeutenden Paläontologen seiner Zeit vom Evolutions-Gedanken überzeugt war, gleichzeitig aber feststellen musste, dass dieser bei den meisten seiner Theologen-Kollegen wenig Zustimmung fand, versuchte er, den Evolutions-Gedanken zu erweitern und der Theologie zugänglich zu machen. Er entwickelte die Idee, wonach sich im Lauf des evolutiven Komplexitätswachstums die geistige Innenseite immer stärker als "Bewusstsein" manifestiert habe. Maximale Zentrierung innerhalb gegebener Komplexitätsgrenzen führte, meinte Teilhard, zur Transformation der Evolution auf eine neue Ebene: Kosmogenese zur lebenden Zelle, Biogenese zum denkenden Menschen, Noogenese (= Erscheinen des ersten Menschen) zur "universalen Einigung der Menschheit in Gott" ("Punkt Omega").

Diese (sich in Richtung Pantheismus bewegende) Ausweitung des Evolutions-Gedankens führte naturgemäß zu Konflikten mit der Schuldogmatik. Insbesondere das starke Interesse, das Teilhards Ideen bei modernen Theologen hervorrief, war den Kirchenoberen und der Ordensleitung suspekt. Sein Orden versuchte ihn mundtot zu machen, er bekam ein Lehr- und Publikationsverbot verordnet, wurde mit einem Aufenthaltsverbot in Paris belegt und nach China abgeschoben. Seine Lehren wurden als "doppeldeutig, gefährlich und irrig" denunziert.

Mit einigen Vorbehalten versehen haben die Schriften Teilhards nach den 2. Vatikanum doch noch die verdiente Würdigung erhalten. Ab nun galt er als ein Protagonist der Öffnung der Kirche zur modernen Welt. Sein Gesamtwerk wurde aufgelegt, und seine Ideen wurde auch von manchen "Intelligent-Design-Anhängern" aufgegriffen und – entsprechend modifiziert - vorgetragen.

Obwohl sich Teilhard heute auch seitens der Amtskirche einer gewissen Anerkennung erfreuen darf, wurden die lehramtlichen Vorbehalte bisher nicht zurückgenommen.
MfG B.
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#6
(03-06-2012, 19:55)Nele1234 schrieb: religion :)

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Ich träume von einer Welt, in der im Religionsunterricht auch wirklich Religion unterrichtet wird...
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#7
(03-06-2012, 22:13)eddyman schrieb:
(03-06-2012, 19:55)Nele1234 schrieb: religion :)

Angry
Ich träume von einer Welt, in der im Religionsunterricht auch wirklich Religion unterrichtet wird...

Ich träume von einer Welt, in der Religion nicht an Schulen, sondern außerunterrichtlich gelehrt wird. Icon_cheesygrin
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#8
(03-06-2012, 22:59)schmalhans schrieb: Ich träume von einer Welt, in der Religion nicht an Schulen, sondern außerunterrichtlich gelehrt wird. Icon_cheesygrin

Ich träume, wenn ich schlafe.
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#9
(03-06-2012, 14:17)Nele1234 schrieb: Christian Kummer versucht die Evolutionstheorie mit der Schöpfungstheorie zu vereinen:

Evolution – ein Segen für die Theologie
Soweit ich das verstehe, interpretiert Christian Kummerer Teile des Werks von Teilhard de Chardin. Ferner muss man voraus setzen, dass Autoren und Leser der unbedingten Überzeugung sind, dass ein Gott Urheber der Welt ist und dieser Gott jener ist, der in der Heiligen Schrift bezeugt wird. Anderenfalls wird die dargestellte Konstruktion sinnlos.

Die Kernthese lautet: Gott hat die Welt so geschaffen, dass sich die Dinge selbst machen, sich anpassen, ordnen und damit verbessern. Grundlage dazu ist eine ständig einwirkende, unaufhörliche Kraft, die Veränderungen zulässt und damit auch Verbesserungen. Teilhard denkt sie sich als Attribut des Seins. Andere Attribute (des menschlichen Seins) sind Wahres und Gutes. Nach Teilhard ist die Schöpfertätigkeit von grundsätzlich anderer Natur, als die des Handwerkers, der zuerst plant und danach die Dinge bearbeitet. Nein, Gott setzt die Ursache dafür, dass sich die Dinge (auch das Leben) entwickeln. Man muss sich das ganz real als Ur-Sache denken, wobei das Wann nicht früh genug gedacht werden kann, nämlich in der Ur-Zeit. Daraus leitet sich auch ab, dass die Dinge sich in jede denkbare Richtung – auch hin zur Verbesserung ihres Daseins – entwickeln.
Gott wirkt (schöpft) nach Teilhard aus dem innersten Wesen der Dinge heraus. Damit ist ER zugleich interessiert (innerlich beteiligt, mitleidend). Vor allem stellt ER keinen allein regierenden (orientalischen) Herrscher dar, sondern ist "Aufgabensteller" für alle Dinge, insbesondere für die Lebewesen. Damit werden die Dinge (insbesondere die Lebewesen) in die Welt hinein freigelassen, wo sie der Veränderung unterliegen, die offenbar auch den Tod sinnvoll einschließt.
Christian Kummer sieht aufgrund dieser Betrachtungen (Teilhards) die Evolution nicht mehr als Bedrohung der oder Widerspruch zur Schöpfungslehre an, weil sich die Welt und ihre Dinge so ergeben, wie Gott sie "wollte" (werden ließ). Das sei nicht einmal neu, weil in der Bibel über das "handwerkliche Wie" gar nichts ausgesagt wird. Es wird sogar für das Schaffen Gottes ein Wort verwendet, das niemals für das (handwerkliche) Schaffen des Menschen verwendet wird.
Die mythologischen Geschichten der Bibel wollen das Sein des Menschen im Glauben an den Einen, Ewigen beschreiben und ihm Sinn und Ordnung verleihen. Das aber ist nichts, was wiederum die Evolutionslehre betrifft; denn es handelt sich um Systemeigenschaft der menschlichen Gesellschaft. Diese werden im vorliegenden Sinne als von Gott zugelassen betrachtet.
Christian Kummer diskutiert danach die biblischen Bilder (Töpfer, Künstler) im neuen Licht. Vor allem hat es ihm der Weg von der künstlerischen Idee bis zur materiellen Ausführung angetan, den man bei Jeremia findet.

(03-06-2012, 14:17)Nele1234 schrieb: - ich würde sagen, dass Gott an sich die Voraussetzung für das leben erschaffen hat. Er hat das leben erschaffen lässt ihnen aber die Entwicklung. Er lässt sie sich alleine entwickeln. Ein Geschöpfen ist eine gewissen Eigenständigkeit geboten. Gott ist jedoch nicht so dass er die Menschen alleine lässt bei der Entwicklung denn er ist allgegenwärtig er ist überall und immer bei dem Menschen.
Richtig ist die Anmerkung, dass Gott die Voraussetzungen für das Werden (nicht nur des Lebens) geschaffen hat. Die genannte Eigenständigkeit ist die Folge einer innerlichen Freiheit der Dinge und des Geschehens, in das sie eingebunden sind. Hier kommt ein pantheistischer Ansatz zum Zuge: Gott in den Anfängen aller Wirkungen. Und: Gott als Summe und Zielpunkt allen Wirkens.
(03-06-2012, 14:17)Nele1234 schrieb: Welche Begründung benutzt er für seine Sichtweise?
"Töpfer" und "Stoff" finden sich in der Bibel öfters als Sprachbild für Gottes Tätigkeit. Für eine bestimmte Sichtweise bzw. Überzeugung gibt es keine Letztbegründung, sondern nur die "Konsonanz" (den Mitklang) mit traditionellen, religiösen Bildern. Christian Kummerer zeigt für viele Stellen der (biblischen) Tradition, dass die Evolution durchaus im Einklang steht mit deren Bildern. Man kann umgekehrt folgern: Wer sich gegen die Anerkennung der Evolution stemmt, stemmt sich nicht nur gegen gegenwärtige Erkenntnisse von Chemie und Biologie, sondern auch gegen eine Vielzahl biblischer Zeugnisse.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#10
Kann ich das als Zusammenfassung so stehen lassen ? Fällt da was ist da inhaltich was unstimmig?

In dem Text "Evolution - ein Segen für die Theologie" interpretier der Biologe und Professor Prof. Dr. Christian Kummer in einem am 29.04.08 gehaltenen Vortrag in Jena Teile von Teilhards Werken und versucht zusätzlich einen Weg zu finden, dass die Evolution die Schöpfungstheorie nicht völlig verneint.

Teilhard war ein Theologe aber auch Wissenschaftler, der versucht hat Religion und Wissenschaft zu verschmelzen, eine Verbindung zu finden zwischen Evolution und Schöpfungstheorie.

Kummer erwähnt, dass Teilhard meint , dass Schöpfung durch die Evolution entsteht und nicht statt. Gott haben die Evolution vollständig übernommen. Er beschreibt dies mit dem Wort "dérive" in dem das Kontinuierliche, Unaufhörliche mitschwingt.
Gott hat die Welt so geschaffen, dass sich die Dinge selbst machen, sich anpassen, ordnen und damit verbessern. Grundlage dazu ist eine ständig einwirkende, unaufhörliche Kraft, die Veränderungen zulässt und damit auch Verbesserungen. Teilhard denkt sie sich als Attribut des Seins. Andere Attribute (des menschlichen Seins) sind Wahres und Gutes.

Nach Teilhard ist die Schöpfertätigkeit anders, als die des Handwerkers, der zuerst plant und danach die Dinge bearbeitet. Gott setzt die Ursache dafür, dass sich die Dinge und das Leben entwickeln. Daraus leitet sich auch ab, dass die Dinge sich in jede denkbare Richtung, auch hin zur Verbesserung ihres Daseins, entwickeln. Gott wirkt nach Teilhard aus dem innersten Wesen der Dinge heraus. Damit ist er zugleich interessiert und beteiligt. Vor allem ist Gott kein Herrscher der den Dingen ihren Lauf lässt, die Lebewesen auf die Welt schickt und sie alleine lässt und komplett verschwindet, sondern, trotz der Freiheit, die er ihnen lässt interessiert ist an das was passiert. Gott ist immer allgegenwärtig und in allem.

Christian Kummer sieht aufgrund dieser Betrachtungen von Teilhard die Evolution nicht mehr als Bedrohung oder Widerspruch zur Schöpfungslehre an, weil sich die Welt und ihre Dinge so ergeben, wie Gott sie wollte.


Danke!!
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#11
(08-06-2012, 14:45)Nele1234 schrieb: Kann ich das als Zusammenfassung so stehen lassen ? Fällt da was ist da inhaltich was unstimmig?
Wesentliches scheint nicht zu fehlen.
Vielleicht sollte der Schluss-Satz noch positiver auf den Segen für die Schöpfungslehre abheben.
(08-06-2012, 14:45)Nele1234 schrieb: Christian Kummer sieht aufgrund dieser Betrachtungen von Teilhard die Evolution nicht mehr als Bedrohung oder Widerspruch zur Schöpfungslehre an, weil sich die Welt und ihre Dinge so ergeben, wie Gott sie wollte.
Vielleicht klingt es besser so:
Christian Kummer sieht aufgrund dieser Betrachtungen von Teilhard die Evolution nicht mehr als Bedrohung oder Widerspruch zur Schöpfungslehre an. Weil sich die Welt und ihre Dinge so ergeben, wie Gott sie wollte, betrachtet er die Evolution als wertvolle Hilfe, er spricht von "Segen", zum Verständnis der Schöpfunglehre.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#12
(08-06-2012, 14:45)Nele1234 schrieb: Nach Teilhard ist die Schöpfertätigkeit anders, als die des Handwerkers, der zuerst plant und danach die Dinge bearbeitet. Gott setzt die Ursache dafür, dass sich die Dinge und das Leben entwickeln. Daraus leitet sich auch ab, dass die Dinge sich in jede denkbare Richtung, auch hin zur Verbesserung ihres Daseins, entwickeln. Gott wirkt nach Teilhard aus dem innersten Wesen der Dinge heraus. Damit ist er zugleich interessiert und beteiligt. Vor allem ist Gott kein Herrscher der den Dingen ihren Lauf lässt, die Lebewesen auf die Welt schickt und sie alleine lässt und komplett verschwindet, sondern, trotz der Freiheit, die er ihnen lässt interessiert ist an das was passiert. Gott ist immer allgegenwärtig und in allem.

entspricht die These von Morphogenetischen Felder, das zwar noch nicht ganz nachgewiesen ist, aber mit Religösen Bestandteilen wie zb. funktionen der Gottesnamen...gewisse Intersubjektivität offenlegt

danke auch..!!
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#13
(08-06-2012, 22:26)Koon schrieb: entspricht die These von Morphogenetischen Felder, das zwar noch nicht ganz nachgewiesen ist, aber mit Religösen Bestandteilen wie zb. funktionen der Gottesnamen...gewisse Intersubjektivität offenlegt
... kann man so nicht sagen. Prof. Kummer weiß auch, dass in der Heiligen Schrift nichts über den handwerklichen Vorgang von Gottes Schöpfungsakt steht. Insofern leistet er Überzeugungsarbeit vorzugsweise gegenüber den Theologen.

Das Letzte, was ich über Morphogenese in der Zeitschrift SPEKTRUM gelesen habe, war, dass es morphogenetische Felder (Sheldrake) nicht gibt, sondern dass die Embryonalentwicklung durch chemische Botenstoffe ausgelöst werden, die wiederum von zunächst deaktivierten Genen synthetisiert werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#14
(08-06-2012, 14:45)Nele1234 schrieb: Kann ich das als Zusammenfassung so stehen lassen ? Fällt da was ist da inhaltich was unstimmig?

In dem Text "Evolution - ein Segen für die Theologie" interpretier der Biologe und Professor Prof. Dr. Christian Kummer in einem am 29.04.08 gehaltenen Vortrag in Jena Teile von Teilhards Werken und versucht zusätzlich einen Weg zu finden, dass die Evolution die Schöpfungstheorie nicht völlig verneint

auf eher hohem niveau rumgemäkelt:

die evolution(stheorie) verneint die schöpfungstheorie ganz sicher nicht - schon weil sie sich damit gar nicht befaßt. daß und ob da ein problem besteht, ist allein sache der theologie, die naturwissenschaft tangiert das gar nicht. aus naturwissenschaftlicher sicht ohne not setzt teilhard hier eine redundante zusatz"erklärung" oben drauf - für sich als privatmann und gläubiger, nicht aber als naturwissenschaftler
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#15
Was ist eigentlich eure Meinung zum Text stimmt ihr zu ? Wie sehr ihr das lassen sich Evolution und Schöpfung Vereinen ?[/align]
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