08-04-2009, 17:01
(08-04-2009, 16:18)Rao schrieb: atman bezieht sich wohl auf die Uralt-Theorie, daß versteinerte Fossilien kein Beweis für eine Evolution seien, weil sie von Gott anno 4004 vor Chr. einfach mitgeschaffen worden wären, so wie man sie im Boden findet... und ähnlich Überlegungen: Hier wird Atman völlig missverstanden. Religion - und das ist auch meine Ansicht - beschäftigt sich mit der Seinsweise der Menschen (der ontologischen Struktur des Mensch-Seins); mehr dazu hier. Damit geht man der Frage nach, was das Menschsein ausmacht, worin unsere besondere Verantwortlichkeit besteht (so sie existiert), worin unsere Lebensweise besteht im Unterschied zu anderen Lebewesen. Größtenteils sind dies Fragen, die beim Menschen mit seiner Vergesellschaftung zusammen hängen.
Es reicht einfach nicht, einen maliziösen Gott zu apostrophieren, der Fossilien in der Erdoberfläche versteckt. Das ist Unsinn.
Im Gegensatz zur ontologischen Natur des Menschen steht die Frage nach empirischen Strukturen der Welt, um die es natürlich hier auch geht. Weitere Fragen werden beispielsweise in der Mathematik gestellt, wo es darum geht die Folgen einer Reihe von axiomatisch definierten Objekten zu untersuchen.
(08-04-2009, 16:18)Rao schrieb: denn all das hat ja eigentlich nur den einen Zweck, Gott (oder eine wie auch immer zu bezeichnende andere "überirdische" Macht) auf den oder die betreffenden Personen "aufmerksam" zu machen, zum Preis des persönlichen Ansehens/Machtgewinns...Nein, da muss ich dir widersprechen. Die eigentliche Aufgabe der Religion ist "vertraut machen mit den Kulten" und damit "die Erfüllung des Lebens in der Gesellschaft" d. h. es handelt sich um Antworten auf Fragen nach der ontologischen Natur des Menschen, seiner Seinsweise (in seiner Gesellschaft). Die allgegenwärtig behauptete "Befriedigung Gottes" (archaisch: Besänftigung der Götter) ist ein laienhaftes Missverständnis, gegen das möglicherweise zu wenig seitens der religiösen Institutionen getan wird.
(08-04-2009, 16:18)Rao schrieb: Hätte eine solche Verehrung, das ganze Theater, das die Gläubigen wegen ihrer Religion machen, überhaupt einen Sinn? Denn offensichtlich wüßte dieser Gott ja gar nix von unserer Existenz, wir wären ihm viel zu minder...Tja, du missverstehst Religion absichtlich - vielleicht so absichtlich wie der Gag in dem Film dies suggeriert. Die ontologische Struktur des Menschen erzeugt verehrungswürdige Gestalten und Strukturen, weil der Mensch in seiner Gesellschaft eine solche braucht, nicht weil sie vorhanden wäre. Und das, um seiner Selbstbedeutung willen. Ein Mensch ohne seine Bedeutung vor sich selbst, ist bekannt: ein Selbstmordattentäter, dessen einzige Bedeutung "die Tat" ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

