19-07-2022, 01:46
(18-07-2022, 22:28)Rosenzweig schrieb: Und schließlich ist es ja so, dass die Bibel eine mythologische Sprache verwendet und der heutige Mensch muss bereit sein, in diese Welt einzutauchen, sonst wird er keine Chance haben und kann dann zur Meinung kommen, Gott sei nicht gut, weil lauter Ungereimtheiten vorliegen würden - aber dem liegt vielleicht nur der eigene Mangel zu Grunde?
Ich finde, aus solchen Ansichten spricht, einerseits, ein ueberbordendes Harmoniebeduerfnis und, andererseits, eine Unterwerfung unter eine schon von der alttestamentlichen Priesterschaft - aus ziemlich eigennuetzigen Gruenden - gebetsmuehlenartig wiederholte Perversion, naemlich dass der Mensch grundsaetzlich Schuld an allem traegt. Ganz nebenbei nimmt man dem Text dabei noch seine historisch gewachsene Tiefe und negiert die zivilisatorischen Leistungen, die aus den darin erkennbaren Entwicklungsstufen hervorscheinen. Warum laesst man dem Text nicht einfach seine Ungereimtheiten und zieht daraus die richtigen Schluesse? Wobei ich durchaus nicht nur im Sinn habe, dass der Schluss unbedingt darin bestehen muesste, (ein) Gott wuerde nicht existieren; dass man zu einem etwas "erwachseneren" Gottesbild gelangt, waere durchaus auch eine Moeglichkeit, wobei "erwachsen" eben auch "gewachsen" bedeutet. Und Ungereimtheiten sind bei so etwas die Voraussetzung. Ohne Fehler zu machen, lernt man nur selten etwas.

