(07-09-2018, 10:22)Werbinich schrieb: Diese LEgende der Aurea kenne ich, habe ich zwar noch nicht selbst gelesen, da ich mit latein irgendwann aufgehört habe aber bekannt ist es mir.
Die Legenda Aurea ("die goldene Legende") ist eine Sammlung der Heiligenlegenden, also Teil des christlichen Mythos, und die kann man natuerlich auch auf Deutsch lesen. Lateinkenntnisse sind dafuer nicht erforderlich.
(07-09-2018, 10:22)Werbinich schrieb: Warum? Warum nicht? Ist natürlich keine handfeste Antwort, ich weiß, aber warum nicht?
"Warum nicht" ist, wie Du einraeumst, keine handfeste Antwort, und ist ganz okay, wenn es um Hobbys, Gesellschaftsspiele oder die Frage, ob ich mir jetzt einen Tee mache, geht. Aus alten Mythen eine neue Religion zu machen, braeuchte fuer mich persoenlich da schon ein wenig mehr Sinn dahinter. Aber gut, auch "richtige" Religionen sind aus "warum nicht"-Bewegungen entstanden. Wicca ist z.B. das Produkt von einem gelangweilten Herrn aus der oberen Mittelklasse, der das wohl eher als Spiel sah, und hat trotzdem heute viele Anhaenger.
(07-09-2018, 10:22)Werbinich schrieb: Damals haben wir vielleicht keine so hohe Lebenerwartun gehabt, da wir mit der Technik und Medizin nicht so weit waren. Was wäre aber wenn wir mit unserem heutigen Wissen und den alten kulten unser Leben gestalten würden?
Meine Frage waere: wofuer? Oder, um Deine Frage aufzugreifen, was waere denn dann? Was schwebt Dir da eigentlich konkret vor?
(07-09-2018, 10:22)Werbinich schrieb: Es gab damals weniger Kontrolle über uns, als heute. Zumindest in den meisten. Nicht in allen naütrlich, man kann natürlich nciht alles verallgemeinern, aber in vielen.
Das wuerde ich differenziert angehen wollen. Die Kontrolle durch die Staatsmacht war damals wohl nicht so ausgefeilt. Die gesellschaftliche Kontrolle des Einzelnen war aber weitaus schaerfer. Wer zur Mehrheit der weniger Privilegierten gehoerte, musste, was Religion angeht, sowieso machen, was der Herr des Haushalts tat. Persoenliche Entscheidungsfreiheiten gab es in dem Punkt keine. Das sieht man ja auch am fruehen Christentum. Wenn der "Pater familias", der Herr des erweiterten Haushaltes, zum Christentum wechselte, mussten die anderen Mitglieder des Haushaltes, inklusive des ganzen abhaengigen Personals (Sklaven und Freigelassene), halt mitziehen. Verurteilungen und Verbannungen, weil Leute die "falschen" Goetter verehrten, gab es oft genug (in Rom z.B. wurde da oefter mal "aufgeraeumt", was fremde Kulte anging). "Propheten" lebten generell gefaehrlich, da auch das im Prinzip strafbar war.
Ich glaube generell nicht, dass Deine Verklaerung der antiken Zustaende auf Tatsachen beruht. Ich glaube nicht, dass es je eine Zeit gab, in der die Menschen freier in der Wahl dessen, an was sie glauben wollen, waren, als heute. Im Prinzip kannst Du doch machen, was Du hier im Thread vorschlaegst. Ich glaube nicht, dass Dir da irgendjemand Steine in den Weg legen wuerde, von Reaktionen aus dem Bekanntenkreis mal abgesehen und ein paar rechtlichen Huerden (wie z.B. das mit den Tieropfern). Angst, wegen Deines Glaubens in den Knast zu wandern, musst Du jedenfalls nicht haben. Die wahrscheinlichste Reaktion ist wohl, dass andere Menschen Dich ignorieren werden, falls Du nicht besonders charismatisch bist. Kann natuerlich sein, dass Dir das letztlich zu langweilig ist.