@Gundi
Für mich ist eine Erkenntnis oder ein Glaube an einen Gott kein Hindernis, ganz im Gegenteil. Was Al-Haitam da propagiert, ist blanker Versuch, per Religionsvorgabe (die des Glaubens bedürftig ist) eine naturwisschenschaftliche Begebenheit niederzureden, ohne wirklich auch nur ein Argument in der Hand zu haben. Ich nenne solches blind im Glaubensgehorsam.
Die Evolutionstheorie bietet meiner Ansicht nach sogar die Mögichkeit, Glauben in neuem Licht - geradezu zukunftsweisend - zu sehen. Okay, daß das gewisse gängige Religionsgemeinschaften nicht - oder noch nicht - so sehen, ist mir schon klar. Aber, was hat das mit meinem "Glaubensbild" zu tun. Ich puste es mal so heraus: Hier tritt die individuelle Selbstverantwortung in den Vordergrund, wie weit sich ein Mensch dessen stellt, liegt in eigener Verantwortung.
Gruß
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Ich knüpfe einmal an die enge Verbindung zwischen Informationsträger und Fragestellung an, die A. Zeilinger angesprochen hat und an die Frage, was Theologie an manchen sachkundlichen Stellen zu suchen hat, so dass sie sich dort zurückziehen muss (auch Zeilinger).
Wenn wir mit Aussicht auf Erfolg nach Gott fragen, und nicht die ganze, unendliche Vielfalt unserer Welt auf einmal meinen, dann werden wir mangels Informationsträger scheitern. Die Gottesvorstellung muss also einen völlig anderen Charakter haben, als sachkundliche Hypothesen und Theorien.
Meiner Meinung nach hat Religion (und alle ihre Denk-Gegenstände) bei sachkundlichen Fragestellungen keinerlei Relevanz. Theologie hat in der Tat dort nichts zu suchen! Gleichwohl faseln natürlich viele Theologen und Laien so daher, dass Gott etwas in der Welt verändert - durch kleine und größere Wunder unterhalb der Zufallsschwelle. Falsch! - sage ich ganz persönlich und mit großem Ernst.
Die Gottesvorstellung mag enthalten, was immer man sich dabei vorstellt: Zuständig ist sie für das gesellschaftliche Phänomen der menschlichen Beziehung zu Natur und Mensch in einem sozialen Umfeld. Deshalb sollte sich die Theologie davor hüten, Informationen zu verbreiten, die sie nicht hat und prinzipiell nicht haben kann.
Deshalb schließen sich eine tiefer Glaube (im Sinne einer Stabilisierung menschlicher Beziehungen) und naturwissenschaftliche Betätigung in keiner Weise aus. Es handelt sich um zwei zueinander senkrechte Koordinatenachsen unserer Lebenswelt. Daher braucht man auch keine 2 Gehirnabteilungen, wie Ernst Mayr meint.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
@Ekkard und Alwin
Ich stimme euch insofern zu, dass Evolution und Glauben sich nicht ausschließen müssen. Natürlich nicht.
Aber in einem Punkt, Ekkard, muss ich dir wiedersprechen: Nicht jeder Gläubige sieht seine Religion als gesellschaftliche Funktion. Viele glauben an einen Gott, an die Schöpfungsgeschichte usw...
Du kannst hier nicht sagen, diese Menschen liegen mit ihrem Glauben alle falsch, denn wer kann schon sagen was Glauben richtig ist.
Wenn jemand die Bibel wortwörtlich nimmt, dann hat er ein Problem mit der Evolutionstheorie. Er ist aber ein Gläubiger.
Ich denke daher eher es ist eine individuelle Sache und ein Pauschalurteil wie "schließen sich aus" bzw. "schließen sich nicht aus" kann allgemein nicht getroffen werden, denn für den einen Gläubigen schließen sie sich aus, für den anderen nicht.
Es ist eine Sache wie ich mit meiner Religion umgehe und wie aufgeschlossen ich wissenschaftlichen Erkenntnissen bin.
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(04-08-2010, 21:28)Ekkard schrieb: Wenn wir mit Aussicht auf Erfolg nach Gott fragen, und nicht die ganze, unendliche Vielfalt unserer Welt auf einmal meinen, dann werden wir mangels Informationsträger scheitern
der logischste informationsträger zu diesem thema wäre gott selber. aber du hast recht: gerade daran mangelt es ja
Zitat:Die Gottesvorstellung muss also einen völlig anderen Charakter haben, als sachkundliche Hypothesen und Theorien
natürlich. sonst wäre sie ja falsifizierbar
ein schelm, wer nun böses über deine gottesvorstellung denkt...
(04-08-2010, 21:28)Ekkard schrieb: Deshalb schließen sich eine tiefer Glaube (im Sinne einer Stabilisierung menschlicher Beziehungen) und naturwissenschaftliche Betätigung in keiner Weise aus. Es handelt sich um zwei zueinander senkrechte Koordinatenachsen unserer Lebenswelt. Daher braucht man auch keine 2 Gehirnabteilungen, wie Ernst Mayr meint.
wäre ich mayr, ich würde wohl sagen: doch
eine, um damit rational zu folgern und so mein bild von der welt zu erhalten, und eine für aus keiner realität ablesbare und doch für real gehaltene wunschträume
(wer hätte nicht gerne stabile beziehungen)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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@Petronius
... wie drückt man die Beziehungskisten der Menschen hinreichend allgemein aus? Gesetze, Wertekanon, Urteilen, gewisse Kuschelfaktoren, Liebe, Achtung ... all' das eben.
Aber nicht: Evolutionstheorie, Quantenphysik, Feldtheorien, Planung und Durchführung von Experimenten ...
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(04-08-2010, 21:46)Ekkard schrieb: @Petronius
... wie drückt man die Beziehungskisten der Menschen hinreichend allgemein aus? Gesetze, Wertekanon, Urteilen, gewisse Kuschelfaktoren, Liebe, Achtung ... all' das eben
alles beobachtbare tatsachen bzw. aus solchen folgend
aber gott?
(04-08-2010, 21:46)Ekkard schrieb: Aber nicht: Evolutionstheorie, Quantenphysik, Feldtheorien, Planung und Durchführung von Experimenten ...
hat auch niemand behauptet
es bleibt trotzdem ein unterschied zwischen wünschen und feststellen - das hat mayr wohl gemeint (wie er selbst sagt, sieht er ja keinen realen befund, der auf etwas wie gott schließen ließe)
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Hallo Petronius,
von Gott ist vorläufig nicht die Rede, sondern von ausschließlich in der Gesellschaft bzw. in menschlichen Beziehungen zu beobachtenden Dingen. Also solchen, die unser Hirn subjektiv erzeugt, damit wir "in der Gesellschaft überleben". Dazu suchte ich eine Oberbegriff - mehr nicht.
Die vorstehend zusammen gefassten Dinge kann man ja nicht in der physischen Natur z. B. wie ein Fallgesetz, das Strahlungsäquivalent oder die Schwerkraft beobachten. Man kann sie bestenfalls durch Befragen herausfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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(04-08-2010, 23:00)Ekkard schrieb: Hallo Petronius,
von Gott ist vorläufig nicht die Rede, sondern von ausschließlich in der Gesellschaft bzw. in menschlichen Beziehungen zu beobachtenden Dingen. Also solchen, die unser Hirn subjektiv erzeugt, damit wir "in der Gesellschaft überleben". Dazu suchte ich eine Oberbegriff - mehr nicht.
Wie wärs mit "Kultur" ?
Gundi schrieb:Wenn jemand die Bibel wortwörtlich nimmt, dann hat er ein Problem mit der Evolutionstheorie. Er ist aber ein Gläubiger. Die Bibel macht er aber dann zu einem Glaubenswerkzeug, wie es nicht gedacht ist. Insofern ist dann sein Glaube falsch begründet.
Gruß
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(04-08-2010, 23:00)Ekkard schrieb: Hallo Petronius,
von Gott ist vorläufig nicht die Rede
aber selbstverständlich doch!
darf ich aus deinem beitrag 17 zitieren?
"Die Gottesvorstellung mag enthalten..."
auch das threadthema lautet "Glaube und Evolutionstheorie", und dabei geht es um religiösen glauben (an einengott, insbesondere schöpfergott) und nicht um den glauben, daß morgen die sonne scheinen wird
Zitat:sondern von ausschließlich in der Gesellschaft bzw. in menschlichen Beziehungen zu beobachtenden Dingen
ich weiß schon, daß du immer wieder darauf ablenken willst, wenn es um "gott" geht. wenn du aber nicht über "gott" reden willst, warum beteiligst du dich dann an entsprechenden diskussionen?
Zitat:Die vorstehend zusammen gefassten Dinge kann man ja nicht in der physischen Natur z. B. wie ein Fallgesetz, das Strahlungsäquivalent oder die Schwerkraft beobachten
du meinst "Gesetze, Wertekanon, Urteilen, gewisse Kuschelfaktoren, Liebe, Achtung"?
hat niemand behauptet und ist daher irrelevant. auch wenn z.b. die liebe, welche ich nicht nur beobachte, sondern auch erfahre, durchaus physischer natur ist - auch wenn sie nicht unbedingt physikalischen gesetzen folgt
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(05-08-2010, 09:50)alwin schrieb: Gundi schrieb:Wenn jemand die Bibel wortwörtlich nimmt, dann hat er ein Problem mit der Evolutionstheorie. Er ist aber ein Gläubiger. Die Bibel macht er aber dann zu einem Glaubenswerkzeug, wie es nicht gedacht ist. Insofern ist dann sein Glaube falsch begründet.
woher nimmst du deine sicherheit, daß die bibel nicht genau so "gedacht ist"?
wenn ich mir ansehe, wie die bibel über jahrhunderte "angewendet" wurde, so drängt sich mir eher der verdacht auf, daß dieser kanon zu exakt dem zweck zusammengestellt wurde, den du hier so entrüstet von dir weist. schlag nach bei bruno und galilei
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