(23-08-2022, 11:27)Rosenzweig schrieb: Wenn man einen Hügel Materie aller Art vor sich hat, wird nichts Lebendiges aus ihm hervorgehen. Das ist äußerst leicht nachvollziehbar, nicht aber, wenn man sich mit Vorurteilen vollgestopft hat.
Du wiederholst also diese dumme Bemerkung. Wer einen "Huegel von Materie" als Ausgangspunkt fuer die Evolution waehlt, zeigt nur, dass er auf diese Frage noch keinen einzigen Gedanken verschwendet hat und nur irgendwelche Urteile aus dem Bauch faellt. Die Materie, um die es geht, hat die Faehigkeit zur Selbstorganisation. Dass Du noch das Urmeer um Deine Koerperzellen in Dir herumtraegst, sollte Dir auch einen Hinweis auf den Entstehungsort geben.
(23-08-2022, 11:27)Rosenzweig schrieb: Da es aber lebendige Wesen gibt, die einen materiellen Leib haben, so darf man sagen, der Baustein ihrer Leiber ist zwar die Materie, aber wie die Bausteine eines Maurers sich nicht selbst zu einem Haus bilden, so bildet die Materie des Leibes nicht den Leib.
Wieder diese unsinnige Forderung, dass sich gleich das komplexeste Beispiel so quasi aus dem Nichts bilden sollte. Wir sind aus verschiedenen Einzellern hervorgegangen, und zwar Einzellern aus verschiedenen Aesten einer schon lange davor abgelaufenen Evolution (die Hauptzelle aus einer der drei Domaenen des Lebens, Archaea, und unsere "Kraftwerke" aus einer anderen Domaene, "Bacteria"). Es gibt also unzaehlige Zwischenschritte von der Materie zum Lebewesen. Lipide bilden von selbst Vesikel und Membranen (sie haben in einer waessrigen Umgebung gar keine andere Moeglichkeit), Proteine oder RNA lagern sich von selbst an und in solchen Vesikeln an (ebenso, da es auch dort hyrdophobe Bereiche gibt), und sie zeigen auch bevorzugte Orientierungen. Da eine Membran die Freiheitsgrade einschraenkt, erhoeht sie auch die effektive Konzentration von Reaktanden und bringt sie gleichzeitig in die richtige Position fuer die Reaktion. Ein bisschen Beschaeftigung mit Biochemie, Thermodynamik und Kinetik in diesem Bereich bringt einen da auf die richtige Gedankenschiene.
Und wie Geobacter und Gundi schon amerkten, eroeffnet eine Membran natuerlich die Moeglichkeit, ueber sie ein elektrochemisches Potential aufzubauen. Hier hast Du Deine mystische "Essenz des Lebens". Nimm als Beispiel eine durchschnittliche Zelle in deinem Koerper: aussen Natriumionen, innen Kaliumionen; aussen elektrisch positiv geladen, innen negativ geladen. Die Zelle verbraucht eine Menge Energie, um dieses Potential aufrecht zu erhalten, denn auch um Zucker in die Zelle zu transportieren, wird das gebraucht. Unsere "Kraftwerke" funktionieren auch nach diesem Prinzip des elektrochemischen Potentials. Auch dort gibt es den elektrischen Gradienten, der gleichzeitig auch einer zwischen sauer und basisch ist, also von Protonen gebildet wird. Diese Protonen treiben dann die Turbine in der Membran der Kraftwerke an, die ueber eine Welle eine chemische Reaktion antreibt, die dann den chemischen Kraftstoff der Zelle herstellt, der unter anderem die Natirum-Kalium-Pumpe in der Aussenmembran antreibt und von dem Du am Tag etwa 80 Kilogramm umsetzt. Membranen sind hier also zentral zu dem, was wir als Leben bezeichnen, und die haben die Faehigkeit zur Selbstorganisation.
Ein aehnliches Beispiel sind Seifenblasen. Die brauchen auch nur ein wenig kinetische Energie, um zu entstehen, und das musst nicht unbedingt Du sein, der das Wasser in Bewegung bringt.