19-05-2022, 13:42
(20-12-2021, 20:46)Ulan schrieb:(20-12-2021, 19:42)Reklov schrieb: Wer aber "glaubt", nach dem Ableben würde all sein sinnvolles Tun mit einem Schlag "sinnlos", der unterliegt den Mustern seiner Denke...
Ich beantworte jetzt mal grosszuegigerweise das, von dem ich denke, dass Du es gemeint haben koenntest, nicht den Unsinn, den Du gesagt hast, und was eh niemand glaubt.
Als ob nicht der Gedanke, da sei ein Sinn, ein Paradebeispiel fuer Musterdenken des menschlichen Hirns waere. Unser Hirn ist halt so gestrickt, dass wir ueberall Muster erkennen (also auch Deinen "Sinn" oder "Gesetzgeber"), egal ob da welche sind oder nicht, weil das evolutionaer von Vorteil ist. Unser Gehirn produziert laufend Bilder aus zufaelligen Mustern, da man besser hundertmal einen Baer in einem Busch sieht, wo keiner ist, als einmal den tatsaechlichen Baer uebersieht (Pascals Wette hat daraus was Philosophisches bzgl. Gott gemacht).
zu verlieben, und diesen Irrtum zu bekaempfen, ist oft ein langer, schmerzhafter Prozess.
Hallo Ulan,
... bevor Du von einem "schmerzhaften Prozess" redest, mache Dir doch zunächst bewusst, dass Gehirnforscher zugeben, bisher nur 5% unseres Gehirns erkundet zu haben!
Pascals Gehirn ist also ebenfalls nur ungenügend erforscht! Was also soll man von seiner Wette schon groß halten?
Diese und jede ähnliche Wette ähnelt dem Versuch von Tieren, welche einen Menschen vorübergehen sehen und nun mittels ihrer "Sprache" entsprechende "Signale" austauschen, um diese seltsame "zweibeinige Erscheinung" mit den ihnen gegebenen Mitteln einzuordnen.
Schlussfolgerungen lassen sich zudem leicht kritisieren:
- Glaube und Existenz führen zu Belohnung
- Es gibt nicht den einen fest definierten erfassbaren Gott, wie Pascal es selbst bereits feststellt. So kann es theoretisch unendlich viele Gottesversionen von unendlich vielen Religionen mit unendlich vielen Regelwerken geben, wobei alle Absolutheitsanspruch hegen und sich gegenseitig widersprechen. Die Wahrscheinlichkeit an den ,,richtigen” Gott zu glauben und daher belohnt zu werden geht somit gegen null.
- Gott belohnt nicht nur die Gläubigen, sondern in seiner Barmherzigkeit jeden oder gar niemanden
- Die Belohnung ist nicht vom Glauben, sondern den Taten abhängig
- Gott belohnt besonders die Agnostiker und Atheisten für ihr kritisches Denken und bestraft den blinden Glauben nach Kalkül und eigenem Profit.
- Es gibt nicht den einen fest definierten erfassbaren Gott, wie Pascal es selbst bereits feststellt. So kann es theoretisch unendlich viele Gottesversionen von unendlich vielen Religionen mit unendlich vielen Regelwerken geben, wobei alle Absolutheitsanspruch hegen und sich gegenseitig widersprechen. Die Wahrscheinlichkeit an den ,,richtigen” Gott zu glauben und daher belohnt zu werden geht somit gegen null.
- Kein Glaube bei Existenz führt zu Nachteilen
- Die Aspekte aus 1. gelten weiterhin, Unglaube muss nicht unbedingt zur Bestrafung führen
- Die Aspekte aus 1. gelten weiterhin, Unglaube muss nicht unbedingt zur Bestrafung führen
- Der Glaube ohne Existenz bringt keinen Nachteil
- Durch den Glauben könnte man das irdische Leben in seinen Freuden einschränken (Askese) und das auf einen nicht existenten Zweck
- Durch den Glauben könnte man das irdische Leben in seinen Freuden einschränken (Askese) und das auf einen nicht existenten Zweck
- durch den Nichtglaube gewinnt man nichts
- eventuell freieres Leben, weniger Einschränkungen
- Zuletzt sei noch erwähnt, dass in all diese Argumente die Annahme eines gegen den Menschen nicht gleichgültigen Gottes eingeht. Wenn ich eine Populationssimulation von Ameisen entwickle, so ist mir wahrscheinlich wenig an jenen Kreaturen gelegen, da sie zu mir wesensfremd sind.
- eventuell freieres Leben, weniger Einschränkungen
Um Feuerbach zu zitieren:
“Jede Religion, die auf diesen Namen Anspruch hat, setzt nämlich voraus, daß Gott nicht gleichgültig ist gegen die Wesen, die ihn verehren, daß also Menschliches ihm nicht fremd, daß er als ein Gegenstand menschlicher Verehrung selbst ein menschlicher Gott ist.”
“Wenn ich aber die Liebe liebe und anbete, mit welcher Gott den Menschen liebt, liebe ich nicht den Menschen, ist meine Gottesliebe nicht, wenn auch indirekte, Menschenliebe? Ist denn nicht der Mensch der Inhalt Gottes, wenn Gott den Menschen liebt? Ist nicht das mein Innigstes, was ich liebe? Habe ich ein Herz, wenn ich nicht liebe?”
(Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums)
Gruß von Reklov