(14-12-2021, 14:05)Reklov schrieb: ... wie man ja lesen kann, ist dem Messias solches aber auch nur gelungen, weil er sein Leben "geopfert" hat. Er erfuhr zunächst keine Gnade, denn es musste (für die Sünden der Welt) "bezahlt" werden - und zwar vom "Besten", der sein Leben hinzugeben hatte, obwohl er im Garten Getsemani um das "Vorübergehen des Kelches" bat.
Ich habe das Geefuehl, nur weil man es oft genug gehoert hat, kann man sich einbilden, das wuerde irgendeinen Sinn machen. Wem gegenueber hier was warum vergeben wurde, dadurch, dass ein Sektenfuehrer - aus damaliger rechtlicher Sicht uebrigens vollkommen zurecht - hingerichtet wurde, erschliesst sich mir nicht, auch wenn ich die Opfersymbolik an sich sehe. Selbst wenn ich dafuer rein theoretisch, um des Gedankenspiels willen, mal akzeptiere, dass ein Gott hier seinen Sohn opfert, stellen sich mir nicht weniger Fragen.
Aber klar, nach lokalem Brauch gehoerte unter den Eckpfeiler eines neue Hauses der geopferte Erstgeborene - einfach, weil das so Sitte war. Und da ja Christus der Eckstein ist, auf dem die neue Kirche errichtet werden sollte, musste er, als Erstgeborener, unter deren Eckstein. Irgendeine andere Logik als "das gehoert sich halt so" - also letztlich gar keine Logik ausser gesellschaftlicher Konvention - sehe ich hier immer noch nicht.
Selbst wenn ich die eher abstrakte Logik meines ersten Absatzes und nicht die davon teilweise unabhaengige meines zweiten Absatzes anwende, so bleibt doch letztlich eine Schuld gegenueber Gott abzuloesen, die er aus irgendeinem Grund nicht in der Lage ist, zu vergeben, und stattdessen so ein atavistisches Opferritual abziehen muss.
Was fuer mich dann als letzte Moeglichkeit bleibt, ist der etwas verunglueckte Versuch, eine missverstandene Prophezeiung zu erfuellen. Das ist dann aus der atavistischen Interpretation heraus, die ich in Absatz zwei versucht habe, merkwuerdigerweise in einer neuen Religion geendet.