(24-07-2017, 12:50)scilla schrieb: ganz früher waren Religion, Kunst und Wissenschaft eins
Das ist die Sehnsucht nach einer heilen Welt, die da aus Dir spricht, die Glorifizierung einer Vergangenheit, die es so nie gab.
Aber das ist, fuer mich, mehr oder weniger, der Kern von Religion. Der Glaube an einen Gott, der sich um uns kuemmert, ist fuer mich der Ausdruck der Angst vor dem Erwachsenwerden und der sich daraus ergebenden Verantwortung. Wir stehen da, allein, und muessen entscheiden. Wer entscheidet, macht auch Fehler. Wegen dieser Angst vor der Entscheidung haben Menschen schon immer jemanden gesucht, der ihnen ihre Entscheidungen abnimmt, und dafuer ihre Freiheit aufgegeben. Das gilt so fuer die Sehnsucht nach dem starken Fuehrer in der Politik, aber auch fuer die Sehnsucht nach einem Gott, der dazu noch den Vorteil hat, unantastbar zu sein, und der natuerlich all die Eigenschaften hat, die man so schmerzlich an sich selbst vermisst: Er weiss alles, entscheidet deshalb immer richtig, und deshalb kann man ihm gedanken- und bedenkenlos folgen. Dass er auch noch das Beste fuer uns will, ist dann noch ein weitergehender Selbstbetrug, der uns auch noch den letzten Rest der Angst vor der eigenen Verantwortung nehmen soll.
Diese Sehnsucht nach der idealisiert ueberhoehten Vergangenheit ist auch ein Ausdruck davon. Sie blendet natuerlich alles Negative aus; Hauptsache, man muss sich nicht mit der komplexen Realitaet auseinandersetzen.