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"Die Wissenschaft"
#1
"Die Wissenschaft" ist der kollektive Erkenntnishorizont der Gegenwart über die Wirklichkeit

Die Redewendung "Die Wissenschaft" ist meines Erachtens, eine ideologische Interpretation des kollektiven Erkenntnishorizontes der Gegenwart über die Wirklichkeit, und wird sehr häufig von Menschen verwendet , welche diesen kollektiven Erknntnishorizont, als eine rein materielle Weltanschauung kategorisieren, um eine andere, die ihre, als eine zumindest gleichwertige, aber in der Regel als eine höherwertige zu postulieren.

Die Natur ist ein Gebilde aus unendlich vielen Strukturen und und Strukturmuster von denen sehr viele mit einander wechselwirken und aber auch sehr viele mit einander gar nichts zu tun haben.
Es gibt unendlich viele gleichzeitige Koninzidenzen (zufällige Begegnungen oder Erscheinungen - Emergenzen) die aus zufälligen neuen Begegnungen und ihren Wechselwirkungen, (ähnlicher Strukturen und Strukturmuster) durch Überlagerung mit einander interferieren und wieder völlig neue Strukturen und Ihre Muster hervorbringen. 

Das alles ist die Wirklichkeit und es bedarf daher sehr vieler bedachter und intelligenter Menschen, die von einander unabhängig oder auch gemeinsam und je nach dem, wie nach und nach, aus den brauchbarsten Mustern ein für uns alle nützliches Gesamtbild der Wirklichkeit erstellen.

"Die Wissenschaft" war also eigentlich gestern und ist meist nur eine einfache, fast schon naive Zusammenfassung des Erkenntnishorizontes der Vergangenheit. Die Wissenschaft muss sich daher ständig neu an die Gegenwart anpassen und ist daher die gewaltigste Leistung des menschlichen Geistes überhaupt.

Vielleicht sieht jemand das anders und ich würde mich über eine rege Diskussion freuen..
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Geo
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#2
Yep! Mich ärgert die inflationäre Verwendung des Begriffs "Die Wissenschaft", als könne die Wissenschaft der menschlichen Gesellschaft Heil bescheren (salopp ausgedrückt). Sie liefert nicht einmal Erkenntnisse, sondern nur Kenntnisse und das auch nur gemäß den momentanen Grenzen des wissenschaftlichen Instrumentariums.

Um aus Kenntnissen Erkenntnisse zu machen bedarf es weiterer Schritte, nämlich der Strukturierung, der Mustererkennung, der Modellbildung und schließlich der Bedeutungsfindung. Letzere Schritte sind u. U. interessengeleitet. Es bedarf großer Anstrengungen, die individuellen Erkenntnisse überindividuell zu gestalten.

Ich stimme deshalb gerne zu, wenn du schreibst ...
(21-09-2015, 15:40)Geobacter schrieb: ... es bedarf daher sehr vieler bedachter und intelligenter Menschen, die von einander unabhängig oder auch gemeinsam und je nach dem, wie nach und nach, aus den brauchbarsten Mustern ein für uns alle nützliches Gesamtbild der Wirklichkeit erstellen.

(21-09-2015, 15:40)Geobacter schrieb: "Die Wissenschaft" war also eigentlich gestern und ist meist nur eine einfache, fast schon naive Zusammenfassung des Erkenntnishorizontes der Vergangenheit. Die Wissenschaft muss sich daher ständig neu an die Gegenwart anpassen und ist daher die gewaltigste Leistung des menschlichen Geistes überhaupt.
Die ständige Selbstanpassung des Erkenntnisprozesses, du subsummierst diesen unter "Die Wissenschaft", ist tatsächlich eine gewaltige Anstrengung, die auch nicht durchgängig von Erfolg gekrönt ist.

Nur mit dem Begriff "Wirklichkeit" bin ich sehr vorsichtig geworden. Der Erkenntnisprozess liefert Beziehungen zwischen den untersuchten Dingen, den Beobachter eingeschlossen. Er gibt keineswegs Auskunft über die Dinge selbst.

Zurück zum „kollektiven Erkenntnishorizont“ namens „die Wissenschaft“: Wie beschrieben, ist dieser Erkenntnishorizont offensichtlich vom Kollektiv und seinem Instrumentarium abhängig. Und ja, die ständige Rede: „Ich halte mich an die Wissenschaft“, suggeriert einmal mehr die Zugehörigkeit zu den „Erkenntnisträgern“, ohne zu bedenken, dass morgen schon ganz andere Erkenntnisse wichtig sein können und „Wirklichkeit“ ein sehr unklarer Begriff ist.
Soweit ich deine Ausführungen verstanden habe, stimme ich ihnen also zu.

Ich habe aber die folgende Argumentation leider nicht verstanden:
(21-09-2015, 15:40)Geobacter schrieb: Die Redewendung "Die Wissenschaft" ist meines Erachtens, eine ideologische Interpretation des kollektiven Erkenntnishorizontes der Gegenwart über die Wirklichkeit, und wird sehr häufig von Menschen verwendet , welche diesen kollektiven Erkenntnishorizont, als eine rein materielle Weltanschauung kategorisieren, um eine andere, die ihre, als eine zumindest gleichwertige, aber in der Regel als eine höherwertige zu postulieren.
Nach meiner Meinung ist es falsch, „die Wissenschaft“ als eine Art materialistische Weltanschauung zu betrachten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(21-09-2015, 23:09)Ekkard schrieb: Nach meiner Meinung ist es falsch, „die Wissenschaft“ als eine Art materialistische Weltanschauung zu betrachten.
Jep, Wissenschaft stellt einfach die Erkenntnisse der Zeit fest und arbeitet an der Optimierung.
Hat mit Weltanschauung nichts zu tun, reines Handwerk.

Was sich da einer reindenkt, sein Problem.
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#4
Wenn man von den sogenannten "exakten Wissenschaften" absieht, hat Wissenschaft natürlich auch etwas mit "Weltanschauung" zu tun. In der Philosophie, beispielsweise,  eröffnen sich weltanschauungsbedingt verschiedene Erkenntniswege, die mitunter zwangsläufig zu voneinander abweichenden Ergebnissen führen.

Die konsensfähigen Basissätze der Naturwissenschaften sind in den Geisteswissenschaften (zumindest in vergleichbarem Ausmaß) nicht vorhanden, das gilt insbesondere für die  Geschichtswissenschaft, die eben nicht immer weltanschauungsbefreit betrieben wird, und für die Theologie gilt das in noch höherem Ausmaß, wenn man sie als Wissenschaft anerkennen will.
MfG B.
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#5
Die Frage ist natürlich, wie weit die weltanschauliche Bindung des Berichterstatters gehen darf. Menschen machen Geschichte und leben in ihr. Folglich ist deren weltanschauliche Bindung eine quasi-Tatsache mit Konsequenzen, die man berücksichtigen muss.
Anders vielleicht der Philosoph der Gegenwart, der selbst Teilnehmer seines gesellschaftlichen Umfelds ist.
?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#6
(21-09-2015, 23:09)Ekkard schrieb: Ich habe aber die folgende Argumentation leider nicht verstanden:
(21-09-2015, 15:40)Geobacter schrieb: Die Redewendung "Die Wissenschaft" ist meines Erachtens, eine ideologische Interpretation des kollektiven Erkenntnishorizontes der Gegenwart über die Wirklichkeit, und wird sehr häufig von Menschen verwendet , welche diesen kollektiven Erkenntnishorizont, als eine rein materielle Weltanschauung kategorisieren, um eine andere, die ihre, als eine zumindest gleichwertige, aber in der Regel als eine höherwertige zu postulieren.
Nach meiner Meinung ist es falsch, „die Wissenschaft“ als eine Art materialistische Weltanschauung zu betrachten.

Wollte damit eigentlich sagen, dass es "die Wissenschaft" als eine solche Instanz ja gar nicht gibt, und der Begriff korrekter Weise als Synonym für "die Wissenschaften" verstanden werden muss. 

Die Wissenschaften selbst, haben ansonsten als Weltanschauung den gleichen Rang wie jede andere Weltanschauung auch.

Das hat ja damit zu tun, dass unser Gehirn sich "Wahrheit" aus den Strukturen und Mustern (Informationen) der Wirklichkeit erzeugt, die ihm dafür am zweckmäßigsten erscheinen.

"Die Wissenschaft" ist daher immer eine beliebte und daher häufige Redewendung von Leuten, welche die naturwissenschaftliche Weltanschauung als Rang-niedriger gegenüber ihrer eigenen "tranzendenten" wissen und verstanden haben wollen.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#7
(02-10-2015, 20:18)Geobacter schrieb: Die Wissenschaften selbst, haben ansonsten als Weltanschauung den gleichen Rang wie jede andere Weltanschauung auch.

Hm Icon_question
Ich bin schon auch deiner Meinung. Allerdings kann ich mich nicht mit dem Begriff der Weltanschauung im Zusammenhang mit den Wissenschaften anfreunden. Weltanschauungen sind vorgefasste Denkmuster bzw. Wahrnehmungsfilter, kurz: Überzeugungen, die sich nicht oder nur bedingt auf Wissen beziehen.

Dass die Wissenschaften als Weltanschauung betrachtet werden ...
(02-10-2015, 20:18)Geobacter schrieb: Das hat ja damit zu tun, dass unser Gehirn sich "Wahrheit" aus den Strukturen und Mustern (Informationen) der Wirklichkeit erzeugt, die ihm dafür am zweckmäßigsten erscheinen.
Wie bereits bestätigt, denke ich, das auch. Nur ist die Wahrheit weder Wissenschaft noch unmittelbare Folge der Wahrnehmungen, sondern Folge der Filterung (durch innere Prozesse).

(02-10-2015, 20:18)Geobacter schrieb: "Die Wissenschaft" ist daher immer eine beliebte und daher häufige Redewendung von Leuten, welche die naturwissenschaftliche Weltanschauung als Rang-niedriger gegenüber ihrer eigenen "tranzendenten" wissen und verstanden haben wollen.
Ich glaube zwar auch an allerlei menschliche Unzulänglichkeiten in Bezug auf die Beurteilung eigener Überzeugungen. Aber eine Abwertung eines bestimmten Wissenschaftsbereiches vermag ich nicht fest zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
(21-09-2015, 15:40)Geobacter schrieb: "Die Wissenschaft" ist der kollektive Erkenntnishorizont der Gegenwart über die Wirklichkeit

ja, ich seh das anders

wissenschaft ist eine formalisierte art des erkenntnisgewinns - formalisiert, weil dadurch die gewonnene erkenntnis intersubjektiv bestand hat

gegenstand wissenschaftlicher betrachtung ist  die Wirklichkeit, also das, was uns umgibt und was wir wahrnehmen können. und nicht etwa freie fantasie

als ergebnis der wissenschaft gibt es so was wie einen "stand des wissens", also die gesamtheit der auf wissenschaftlichem wege gewonnen erkenntnisse. das meinst du wohl, wenn du von "Die Wissenschaft" sprichst. dabei darf man aber nicht übersehen, daß es sich je nur um eine momentaufnahme handelt, wissenschaftliche ergebnisse nicht immer eindeutig interpretierbar sind, und eben alles nur bis zum beweis des gegenteils "gilt"

dabei allerdings haben sich doch so einige bereiche herauskristallisiert, deren widerlegung schon sehr lange aussteht (nicht, daß man das nicht versucht hätte). sodaß wir davon ausgehen dürfen, daß sie die Wirklichkeit recht gut abbilden

Die Redewendung "Die Wissenschaft" ist meines Erachtens, eine ideologische Interpretation des kollektiven Erkenntnishorizontes der Gegenwart über die Wirklichkeit, und wird sehr häufig von Menschen verwendet , welche diesen kollektiven Erknntnishorizont, als eine rein materielle Weltanschauung kategorisieren, um eine andere, die ihre, als eine zumindest gleichwertige, aber in der Regel als eine höherwertige zu postulieren.

das ist interessant - bist doch du es, der hier dieses verständnis von "Die Wissenschaft"  einführt

Die Natur ist ein Gebilde aus unendlich vielen Strukturen und und Strukturmuster von denen sehr viele mit einander wechselwirken und aber auch sehr viele mit einander gar nichts zu tun haben

korrekt, wie auch das übrige in diesem absatz

und es gibt ja auch genügend bereiche vor allem unserer sozialen wirklichkeit, die sich (vielleicht noch, vielleicht aber auch überhaupt) wissenschaftlich nicht erklären, ja vielleicht sogar nicht mal sinnvoll betrachten lassen

"Die Wissenschaft" war also eigentlich gestern und ist meist nur eine einfache, fast schon naive Zusammenfassung des Erkenntnishorizontes der Vergangenheit

vom augenblick des "jetzt" aus betrachtet ist alle erfahrung vergangenheit

so what, und wie könnte es auch anders sein?

Die Wissenschaft muss sich daher ständig neu an die Gegenwart anpassen

das ist ja auch der fall. gilt aber nicht nur für die wissenschaft
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#9

Die Wissenschaften selbst, haben ansonsten als Weltanschauung den gleichen Rang wie jede andere Weltanschauung auch


nein, weil sie keine weltanschauung sind, oder sein (sollen) wollen. sie mögen bestimmte grundlagen für bestimmte weltanschauungen liefern (wobei mir weltanschauungen, die "wissenschaftliche wahrheit" für sich beanspruchen, immer unheimlich sind). und natürlich sind auch bestimmte (vor allem geistes-)wissenschftaen, worauf bion ja richtigerweise hingewiesen hat, für ideologischen bias anfällig

trotzdem ist die welt und deren persönliche anschauung einfach zu komplex, um einem werkzeug du deren erarbeitung gleichen rang zuzuweisen

"Die Wissenschaft" ist daher immer eine beliebte und daher häufige Redewendung von Leuten, welche die  als Rang-niedriger gegenüber ihrer eigenen  und verstanden haben wollen[

ich halte schon die "naturwissenschaftliche Weltanschauung" weitgehend für einen popanz der sich "auf "tranzendentes" wissen" berufenden
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#10
Na, das ist aber ein erfreulicher Besuch.
(15-10-2015, 12:32)petronius schrieb: ich halte schon die "naturwissenschaftliche Weltanschauung" weitgehend für einen popanz der sich "auf "tranzendentes" wissen" berufenden
Das sehe ich auch so. Da schwingt so etwas wie Neid darin. Wissenschaft als Methode ist, wenn sie denn auf die Fragestellung anwendbar ist, immer (?) ueberlegen. Natuerlich ist sie nicht immer anwendbar, teils aus theoretischen, teils aus praktischen Gruenden.

Solche Aussagen bezueglich Ueberlegenheit kommen nie gut an, obwohl da die notwendigen Grenzen gleich mitgenannt sind. Dabei geht es dabei nur darum, dass es eine Methode ist, die mit den wenigsten, willkuerlichen Annahmen arbeiten muss. Und je weniger willkuerliche Annahmen man hineinstecken muss, desto groesser kann das Vertrauen in das Ergebnis ausfallen.
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#11
(15-10-2015, 16:38)Ulan schrieb: Dabei geht es dabei nur darum, dass es eine Methode ist, die mit den wenigsten, willkuerlichen Annahmen arbeiten muss. Und je weniger willkuerliche Annahmen man hineinstecken muss, desto groesser kann das Vertrauen in das Ergebnis ausfallen.

das halte ich für eine sehr gute, weil anschauliche, definition von wissenschaft"
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#12
Wissenschaft kann doch eigentlich nichts mit Weltanschauung zu tun haben, da Wissenschaft u.a. einem ständigem Wandel unterworfen ist, was meinem Dafürhalten der Vorstellung von Weltanschauung asl sich allmälich entwicklend wiederspricht. Außerdem ergeben sich aus der Wissenschaft weder Wertvorstellungen, noch direkte kulturelle oder philosophische Vorstellungen. Wobei man diese natürlich aus wissenschaftlichen Erkenntnissen entwicklen können vermag. Eine Weltanschauung impliziert das vorhandensein anderer Weltanschauungen, wären Wissenschaft zwar natürlich das Hinterfragen von wissenschaftlichen Erkenntnissen forciert, jedoch letztendlich nur eine als richtig betrachtet. Wisseschaft ist stringent und formal. Damit ist Wissenschaft soviel weniger als eine Weltanschauung wie ein Baum ein Wald ist.
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#13
Eine Weltanschauung ist eine Betrachtungsweise der Wirklichkeit, die von Mensch zu Mensch immer ein bisschen variiert.
Eine wissenschaftliche Weltanschauung ist eine Betrachtungsweise der Wirklichkeit nach Prämissen, die wissenschaftlich fundiert sind.
Die Wirklichkeit besteht nur aus Strukturen, die wir nach und nach Begriffen zu ordnen lernen und in zweckmäßigen Beziehungen zu einander bringen.
Der Mensch ist ja nicht nur sein eigenes Bewusstsein und kann von daher auch die Intelligenz und die Erfahrungen anderer nutzen, ohne selber etwas vom "Kochen" zu verstehen...
Ob nun die "Wissenschaft" dabei einen ständigem Wandel unterworfen ist, ist von daher für den einzelnen und seine persönliche "Weltanschauung" völlig irrelevant..
Zumal ein Physiker genauso wenig wissenschaftliche Ahnung von Medizin hat, wie ein Wirtschaftsinformatiker von Biologie, oder ein Geologe von Halbleitertechnologie.

Wer also behauptet Wissenschaft ist streng formal, kann gerne noch mal darüber nachdenken.
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#14
(16-10-2015, 21:00)Geobacter schrieb: Eine Weltanschauung ist  eine Betrachtungsweise der Wirklichkeit, die von Mensch zu Mensch immer ein bisschen variiert.
Eigentlich nicht; sondern die (in einer Gesellschaft kursierende) Weltanschauung umfasst Urteile über Wechselwirkungen der Gesellschaft in sich und mit der Welt. Du hast insofern Recht, als zwischen Weltanschauung (Vorstellungen) und Weltwissen im allgemeinen kein Unterschied gemacht wird.

(16-10-2015, 21:00)Geobacter schrieb: Eine wissenschaftliche Weltanschauung ist eine Betrachtungsweise der Wirklichkeit nach Prämissen, die wissenschaftlich fundiert sind.
Welche Prämissen wären das?

(16-10-2015, 21:00)Geobacter schrieb: Die Wirklichkeit besteht nur aus Strukturen, die wir nach und nach Begriffen zu ordnen lernen und in zweckmäßigen Beziehungen zu einander bringen.
Wie schon früher erwähnt, handelt es sich nicht um "die Wirklichkeit" sondern ausschließlich um zweckmäßige Modellvorstellungen jener Strukturen.

(16-10-2015, 21:00)Geobacter schrieb: ...
Wer also behauptet Wissenschaft ist streng formal, kann gerne noch mal darüber nachdenken.
Es kommt bei alledem darauf an, was man unter dem Begriff "Wissenschaft" summiert. Ich persönlich neige dazu, nur formale Methodenlehren als Wissenschaft (also reines Gegenstandswissen schaffend) zu betrachten.

Hingegen kann man sehr viel mehr wissen, als an den Dingen entlang festgestellte Tatsachen. Insofern können auch in der Gesellschaft vorhandene Vorstellungen gewusst und bewusst angewendet werden, so dass sich Vorstellungen und formales, strukturelles Sachwissen mischen. (Wenn's nicht stimmt, habe ich dich leider nicht verstanden!)

Bleibt tatsächlich die Frage, unter welchen Prämissen eine Weltanschauung zur "wissenschaftlichen Weltanschauung" wird.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#15
(16-10-2015, 21:00)Geobacter schrieb: Eine Weltanschauung ist  eine Betrachtungsweise der Wirklichkeit, die von Mensch zu Mensch immer ein bisschen variiert.
Eine wissenschaftliche Weltanschauung ist eine Betrachtungsweise der Wirklichkeit nach Prämissen, die wissenschaftlich fundiert sind

ich würde eher sagen, eine weltanschauung ist eine interpretation der wirklichkeit nach bestimmten mustern - nämlich einem spezifischen wertekanon. und interessiert sich dabei vor allem für jene dinge des zwischenmenschlichen, die der wissenschaft höchstens beobachtend, weniger aber stringent erklärend zugänglich sind

der marxismus als weltanschauung etwa hat zwar von sich behauptet, wissenschaftlich zu sein - und daraus eine zwangsläufigkeit der von ihm erwarteten bzw. herbeigeredeten gesellschaftlichen entwicklung behauptet. wie wir alle wissen, ist er damit gescheitert. er ist zwar gegenstand der (geistes)wissenschaft geworden, die ihn betrachtet und anlysiert, aber nicht selbst wissenschaft

der mensch ist mensch und kann die welt nie nur "nach Prämissen, die wissenschaftlich fundiert sind" anschauen, sondern immer durch die brille seiner persönlichen werte und vorlieben

(16-10-2015, 21:00)Geobacter schrieb: Die Wirklichkeit besteht nur aus Strukturen, die wir nach und nach Begriffen zu ordnen lernen und in zweckmäßigen Beziehungen zu einander bringen.  
Der Mensch ist ja nicht nur sein eigenes Bewusstsein und kann von daher auch die Intelligenz und die Erfahrungen anderer nutzen, ohne selber etwas vom "Kochen" zu verstehen...


die - vor allem soziale - wirklichkeit besteht vor allem aus strukturen, die sich selbst laufend wandeln und deren komplexität es oft unmöglich macht, gerade gefunden zu haben gemeinte strukturen auf andere(s) zu übertragen. die struktur, die man sich selbst bzw. der eigenen sichtweise auf die welt qua weltanschauung gibt, simplifizieren notwendiger weise und sind eher subjektives konstrukt als objektiv vorgefundenes. letzteres aber ist gegenstand der wissenschaft
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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