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Absolutheitsanspruch der Religionen
#16
(24-08-2011, 03:50)Theist schrieb: Welche "Grundideen abrahamitischer Religionen" sollen diese bitte sein?
In Europa finden sich unter verschiedenen Etiketten eine Vielzahl von Verhaltensnormen, die aus jüdisch-christlichen Vorstellungen stammen. Möglicherweise sind sie sogar älter und wurden nur über Juden, Christen und das römische Reich nach Europa gebracht:
(Gesellschaftlicher) Schutz des Eigentums, Schutz der Familie/Ehe, Schutz des Lebens und der Lebensumstände, Gerechtigkeit/sozialer Ausgleich, Gesetze für alle, auch die Herrscher, Achtsamkeit dem Leiden gegenüber (Nächstenliebe), Schutz von Minderheiten, Gewaltfreiheit (Sanftmut), um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen. Nicht zu verschweigen: Ablehnung der Homosexualität (andere Baustelle, hier nur Beispiel).

(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: Offenbar bist du selbst religiös (falls nicht, muss ich dich falsch verstanden haben), daher erkennst du den wirklichen Sinn und Charakter des Atheismus gar nicht.
Auch der Atheismus stellt nicht jene universal gültige Weltanschauung dar, die "jeden Götterglauben (der Religionen) ablehnt". Die "Götter" sind nur anders, z. B.: Nutzen, Naturverbundenheit, bewusste Sinnleere bzw. Eigensinn, (absolut gesetzte) Freiheitlichkeit, betonte Sachlichkeit, Mensch als Maß der Dinge.
Die Ablehnung "jeden Götterglaubens" ersetzt keine Götter, sondern muss im schlimmsten Fall ständig neue erfinden.

Fehlender Wertekanon beim Atheismus …
(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: ... Das ist aber genauso absurd, als würde man von der Religion verlangen, ihre Annahmen durch die überall geltenden Naturgesetze nachzuweisen.
Religion und sonstige Weltanschauungen haben ein Problem gemeinsam: Die gesellschaftlichen Beziehungsproblem ergeben sich aus den Systemeigenschaften des politisch vernetzten Menschen (Rudelwesen Mensch) und nicht aus den Naturgesetzen. Der Wertekanon ist demnach ein Geflecht von Konventionen. Der Unterschied zwischen Gläubigen und Atheisten besteht allein darin, wie diese Konventionen aufgehängt werden. Als tiefreligiöser Mensch bin ich der Meinung, dass manche Konventionen z. B. der Erhalt der Lebensgrundlagen (Du sollst nicht Töten) dem Willen Gottes gleich zu stellen sind.

(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: Atheismus ... lehnt gerade den Absolutheitsanspruch der Religionen ab.
Das ist wohl individuell unterschiedlich. Aufgeklärte aller Couleur wissen darum, dass man allein mit Ethos auch gegen den Mitmenschen agieren kann. Darum setzt gerade der aufgeklärte, emanzipierte Mensch (gläubig oder Atheist) auf so etwas wie Liebe oder allgemeiner auf eine gewisse mitmenschliche Bindung, die aufmerkt, wenn andere unter Konventionen leiden. Theologisch mag im Überbau ein Absolutheitsanspruch bestehen. Auf der mitmenschlichen Ebene bedeutet die Liebe zu Gott auch: Liebe deinen Nächsten! Und da kann es nicht angehen, dass Letzterer unter gesellschaftlichen Normen ungerechtfertigt leidet.

(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: Der Atheismus wäre aber sofort in Nichts aufgelöst, würde es einen einzigen aber unwiderlegbaren Nachweis für eine göttliche Existenz geben.
Der Atheismus sucht die Götter an der falschen Stelle, wie im Übrigen viele Gläubige auch - selbst dann, wenn sie zutiefst von der Existenz Gottes (oder ihrer Götter) überzeugt sind. Die wahren Götter zeigen sich daran, woran man "sein Herz hängt" - ein uraltes Problem, welches bereits von der Hiob-Parabel des Langen und Breiten erörtert wird.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#17
@ekkard

dann fehlt deinem gott alles uebernatuerliche?
ich fuerchte, mit einem so vernuenftigen gottesbild bist du eine ausnahme unter den christen.
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#18
Natürlich fehlt "meinem Gott" das Übernatürliche. Für mich gibt es nichts jenseits dieser Welt. Dafür gibt es jede Menge innerweltliche (eigentlich "innerkosmische") Transzendenz. Mehr dazu an anderen Stellen im Forum z. B. "Gott, Innenansichten eines Zeitgenossen" (Link).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#19
(25-08-2011, 11:28)Tyko schrieb: @ekkard

dann fehlt deinem gott alles uebernatuerliche?
ich fuerchte, mit einem so vernuenftigen gottesbild bist du eine ausnahme unter den christen.


Aber nein. Es ist ganz normal für viele Richtungen der heutigen Theologie. Und das mindestens seit hundert Jahren. Im Prinzip noch länger. Wir sollten vielleicht einmal einen Thread über die - evangelischen - Theologen der letzten hundert Jahre aufmachen und deren Ansichten skizzieren.

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#20
ein problem ist, dass auch diese aufgeklärten theologen mit abstrakten gottesbildern(das von ekkard wuerde ich als atheistisch und pantheistisch bezeichnen) trotzdem, wenn sie zb eine predigt halten so sprechen, dass der normalchrist alles wunderbar mit seinem "supernaturalistischen, persönlichen schöpfergott" vereinbaren kann und garnicht merkt, dass von diesem nicht die rede ist.
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#21
Im Gegensatz zum 19. Jh. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden protestantischerseits heute soziale Probleme behandelt, gegeißelt und beschworen und weniger theologische.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#22
(25-08-2011, 12:20)Tyko schrieb: ein problem ist, dass auch diese aufgeklärten theologen mit abstrakten gottesbildern(das von ekkard wuerde ich als atheistisch und pantheistisch bezeichnen) trotzdem, wenn sie zb eine predigt halten so sprechen, dass der normalchrist alles wunderbar mit seinem "supernaturalistischen, persönlichen schöpfergott" vereinbaren kann und garnicht merkt, dass von diesem nicht die rede ist.


Woher meinst Du das zu wissen? Baust Du Dir Dein Feindbild nicht so zurecht, wie Du es brauchst? In dem kirchlichen Gemeindeblatt, das alle paar Monate in meinem Briefkasten als Wurfsendung liegt, spricht man offen von Legenden - der übernatürlichen Jesusgeburt z.B. -, an die natürlich nicht zu glauben sei.

Und die Gemeindemitglieder, die unten sitzen - ob die überhaupt ein Gottesbild haben, wage ich zu bezweifeln. Mir ist nie jemand ein socher begegnet.

Konntest Du mal "natürlich" und "übernatürlich" definieren - was Du selber unter diesem Geensatz verstehst?
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#23
(25-08-2011, 12:45)Karla schrieb: Woher meinst Du das zu wissen? Baust Du Dir Dein Feindbild nicht so zurecht, wie Du es brauchst?

mein jetziges bild von dem, was die christen heute glauben entstand hauptsächlich in religionsunterricht und konfirmandenkurs; in beiden wurde diese jämmerliche form des theismus gelehrt, die ich immer kritisiere.
mit wundern, schutzengeln, himmel und hölle.
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#24
In welchem Land war dieser Unterricht?
Mir ist das in Deutschland nie begegnet.

Und was mir Schüler vom heutigen Religions- und Konfirmandenunterricht erzählen, ist noch weiter davon entfernt als bei uns damals.

Der heutige Religionsunterricht ähnelt offenbar einem Soziologieunterricht mehr als alles anderem.

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#25
hier in deutschland.
ich bin mir sicher, dass das alles fast ausschliesslich vom lehrer abhängt, doch meine eigenen erfahrungen könnten deiner beschreibung nicht mehr widersprechen.
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#26
Da hat Tyko recht. Das hab ich auch schon gehört.
Bei den Evangelen könnte man schon fast meinen, sie meinen das alles metaphorisch und sind in Wirklichkeit Patheisten.
Sogenannte "Kulturchristen".
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#27
(25-08-2011, 12:51)Tyko schrieb: mein jetziges bild von dem, was die christen heute glauben entstand hauptsächlich in religionsunterricht und konfirmandenkurs; in beiden wurde diese jämmerliche form des theismus gelehrt, die ich immer kritisiere.
mit wundern, schutzengeln, himmel und hölle.
Verständlich! Aber beim protestantischen Mainstream völlig out. So etwas ist buchstäblich nicht mehr vermittelbar, zumal es wirklich schlimme Probleme in der Gesellschaft gibt z. B. die zunehmende Gewalt und ihre Ursachen. Natürlich gibt es daneben auch die Kranken und Alten, die Kinder und Eltern, die Arbeit und die zweifelhaften Freizeitvergnügungen. Natürlich, es geht auch um das Verhältnis zu Gott und Jesus gewissermaßen als Stifter unserer Werteordnung. Aber alles Zwanghafte wurde aufgelöst durch die Notwendigkeiten, in unserer Gesellschaft zurecht und zu Recht zu kommen.

Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#28
(25-08-2011, 10:51)Ekkard schrieb:
(24-08-2011, 03:50)Theist schrieb: Welche "Grundideen abrahamitischer Religionen" sollen diese bitte sein?
In Europa finden sich unter verschiedenen Etiketten eine Vielzahl von Verhaltensnormen, die aus jüdisch-christlichen Vorstellungen stammen. Möglicherweise sind sie sogar älter und wurden nur über Juden, Christen und das römische Reich nach Europa gebracht:
(Gesellschaftlicher) Schutz des Eigentums, Schutz der Familie/Ehe, Schutz des Lebens und der Lebensumstände, Gerechtigkeit/sozialer Ausgleich, Gesetze für alle, auch die Herrscher, Achtsamkeit dem Leiden gegenüber (Nächstenliebe), Schutz von Minderheiten, Gewaltfreiheit (Sanftmut), um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen. Nicht zu verschweigen: Ablehnung der Homosexualität (andere Baustelle, hier nur Beispiel).
[...]

Und das oben sollen jüdische Werte sein? Sollen das die "Grundideen abrahamitischer Religionen" sein und sollen sie originär im Judenland und aus dem Geiste des Juden erstmalig der Welt vorgestellt worden sein?
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#29
(25-08-2011, 13:45)humanist schrieb: Da hat Tyko recht. Das hab ich auch schon gehört.
Bei den Evangelen könnte man schon fast meinen, sie meinen das alles metaphorisch und sind in Wirklichkeit Patheisten.
Sogenannte "Kulturchristen".

Sehe ich ähnlich. In den letzten Jahren habe ich keinen Christen angetroffen, der nicht eher dem Pantheon zuzurechnen wäre. Nun, wenn man die Unterschiede nicht kennt, in den Tag hineinlebt, und meint, etwas vortragen zu müssen, was nahezu alle Christen sagen, dann kann es nur darin münden.
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#30
(24-08-2011, 21:47)indymaya schrieb: Jesus sprach in Gleichnissen, damit die Menschen Gott erst verstehen lernen wenn sie ihn auch suchen

du verklausulierst wieder mal nur den vom threadersteller beklagten absolutheitsanspruch, bzw. formulierst eine immunisierungsstrategie

denn selbstverständlich entscheidest du, wer den nun gott qua jesu gleichnisse richtig versteht, weil er ihn sucht, nicht wahr? nämlich die, die das ganze so verstehen wie du - hab ich recht?

die anderen suchen eben nicht und können daher auch nicht verstehen Icon_cheesygrin

jeglicher selbstzweifel ("es könnte ja auch anders sein") ist dir in glaubensdingen fremd, wie wir aus deiner forengeschichte wissen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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