@ melek: wenn jemand ein Weltbild annimmmt und danach lebt, beginnt Religion?
@ Lieber Romero, willkommen als Bruder in der Welt der Religiösen! (außer natürlich, du behauptest, dass der Atheismus in Wirklichkeit kein Weltbild ist, dann könnten wir den Titel dieses Threads umändern: Unterschied zwischen Atheismus und Weltbild)
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Liebe Alma, vielen Dank. Wenn du Atheismus als Religion bezeichnen willst, habe ich absolut nichts dagegen Ich bin nicht Areligionist, sondern Atheist. Religion kommt auch ohne den Gott der Bibel aus.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-10-2009, 10:23 von petronius.)
(29-10-2009, 14:03)melek schrieb: Ich denke, daß diese Unterscheidung nur eine Erfindung der Evangelikalen ist, um sich von anderen Religionen abzuheben
gewisse juden machen es ja nicht anders, bloß umgekehrt, wenn sie darauf beharren, ihre religion sei kein glaube
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(30-10-2009, 10:10)AlmaTlust schrieb: @ melek: wenn jemand ein Weltbild annimmmt und danach lebt, beginnt Religion?
@ Lieber Romero, willkommen als Bruder in der Welt der Religiösen! (außer natürlich, du behauptest, dass der Atheismus in Wirklichkeit kein Weltbild ist, dann könnten wir den Titel dieses Threads umändern: Unterschied zwischen Atheismus und Weltbild)
ich denke doch, daß melek da ein religiöses weltbild meint. um (organisierte bzw. strukturierte) religion von persönlichem glauben abzugrenzen
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Ich meine es genau so, wie ich es geschrieben habe, und es gilt auch für Atheisten.
Über diese Religionsdefinition kann man sicherlich streiten, aber ich finde sie sehr sinnvoll.
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(30-10-2009, 10:39)melek schrieb: Ich meine es genau so, wie ich es geschrieben habe, und es gilt auch für Atheisten.
Über diese Religionsdefinition kann man sicherlich streiten, aber ich finde sie sehr sinnvoll.
ich nicht
der ständige gebrauch von dem allgemeinen sprachverständnis widersprechenden privatdefinitionen ist für eine konstruktive diskussion imho nicht zielführend
Versuch einer
Definition von Religion
Eine Religion ist
ein Symbolsystem von sakralen (heiligen) Überzeugungen und Praktiken (Riten, Kult),
die vom Alltäglichen (Profanen) abgesondert sind,
von ausgewählten Amtsträgern (Priestern, Schamanen) an heiligen Stätten (Tempeln, Kirchen, Moscheen, Wallfahrtsorten usw.) vermittelt bzw. durchgeführt werden und
die Menschen zu einer Gemeinschaft (christlich: 'Kirche', islamisch: 'Umma', usw.) zusammenführen und zusammenhalten.
Dieses Symbolsystem zielt darauf ab, starke, umfassende und dauerhafte Stimmungen (Staunen, Faszination und Ehr-Furcht) und Motivationen in den Menschen zu schaffen,
indem es unhinterfragbare Vorstellungen einer allgemeinen, verpflichtenden Seinsordnung sowie Verbote (Tabus) formuliert und Übertretungen mit Sanktionen (Strafen) bedroht,
damit das Chaos bändigt , und die Moral (das richtige Verhalten) festigt und
das Unkontrollierbare (Angst auslösende!) in eine Art von Kontrolle überführt, aber letzlich doch auch wieder unkontrollierbar beläßt.
Sie umgibt diese Vorstellungen mit einer solchen Aura (Ausstrahlung) von Faktizität (Tatsächlichkeit), daß
die Stimmungen und Motivationen völlig der Wirklichkeit zu entsprechen scheinen, so daß
sie von den Menschen als ebenso wahr angenommen werden (Glauben), wie im Alltag nachprüfbare Erfahrungen.
In dieser Definition [Begriffserklärung] habe ich versucht, die wesentlichen Aspekte von Religion zusammen zu fassen, wie sie von verschiedenen Religionswissenschaftlern des 20. Jahrhunderts (Emile Durkheim, Clifford Geertz, Fritz Stolz, Rudolf Otto) formuliert worden sind. Es erscheint mir dabei gerade wesentlich, sowohl substanzielle (d.h. das 'Wesen' der Religion beschreibende) wie auch funktionale (d.h. an den 'Auswirkungen' der Religion auf die Gesellschaft interessierte) Elemente miteinander zu kombinieren
...
Ich lasse hier die wichtigsten verwendeten Definitionen im originalen Wortlaut folgen:
Clifford Geertz
"Eine Religion ist
(1) ein Symbolsystem, das darauf zielt
(2) starke, umfassende und dauerhafte Stimmungen und Motivationen in den Menschen zu schaffen,
(3) indem es Vorstellungen einer allgemeinen Seinsordnung formuliert und
(4) diese Vorstellungen mit einer solchen Aura von Faktizität umgibt, daß
(5) die Stimmungen und Motivationen völlig der Wirklichkeit zu entsprechen scheinen."
(Clifford Geertz, Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, 1983).
Emile Durkheim
"Eine Religion ist ein solidarisches System von Überzeugungen und Praktiken, die sich auf heilige, d.h. abgesonderte und verbotene Dinge, Überzeugungen und Praktiken beziehen, die in einer und derselben moralischen Gemeinschaft, die man Kirche nennt, alle vereinen, die ihr angehören. Das zweite Element, das in unserer Religion auftaucht, ist nicht weniger wichtig als das erste; denn wenn man zeigt, dass die Idee der Religion von der Idee der Kirche nicht zu trennen ist, dann kann man ahnen, dass die Religion eine im wesentlichen kollektive Angelegenheit ist."
(Emile Durkheim, Die elementaren Formen des religiösen Lebens, (franz. 1912), Frankfurt: Suhrkamp 1994, S. 75)
(Klassische funktionale Definition von Religion)
Fritz Stolz (Zürich, 1942)
"Überall steht der Mensch vor der Aufgabe, seine Welt, die offen und nicht festgelegt ist, zu ordnen und zu kontrollieren; überall ist er mit Mächten konfrontiert, die sich dieser Kontrolle entziehen (seien es nun Mächte der Natur, einer entgegengesetzten politischen Ordnung, des unkontrollierbaren kontingenten (zufälligen) geschichtlichen Ablaufs oder auch innerpsychischer Erfahrung); an dieser Stelle sind die religiösen Probleme angesiedelt. Es geht darum, dem Bereich des Unkontrollierbaren eine Form zu geben, mit der sich umgehen lässt. Dabei wird einerseits Unkontrollierbares in die Kontrolle überführt, andererseits aber auch wieder belassen; Religion leistet also eine gleichzeitige Darstellung der unkontrollierbaren lebensbestimmenden Mächte und der kontrollierbaren Lebensordnung, die darin gründet. Dadurch ergibt sich eine grundlegende und umfassende Orientierung des Menschen - eine Orientierung, derer er als 'Mängelwesen' bedarf. Religion gehört also zum Wesen des Menschen."
(Grundzüge der Religionswissenschaft, 1988, S. 32-33)
http://religion.geschichte-schweiz.ch/religion.html
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Ich hänge noch die Definition von Gerhard Bellinger an :
"In dem Augenblick , wo Menschen aus einer Weltanschauung die Konsequenzen für ihre Lebensführung ziehen , wo sie aus gemeinsamen Wert- und Zielvorstellungen , die für sie sinnstiftenden Charakter haben , ihr Leben normativ gestalten , beginnt Religion ."
Weißt du, ich sehe nicht ein, wieso Menschen, die exakt das gleiche tun (eine Weltanschauung für plausibel halten) , in einem Falle religiös sein sollen, und im anderen Falle nicht.
Im übrigen liegen die von dir zitierten Definitionen da gar nicht so weit weg.
Eine moralische Gemeinschaft bilden auch die Menschen, die sich an die Menschenrechte halten.
Und dem Unkontrollierbaren eine Form zu geben, mit der sich umgehen lässt, versuchen doch auch Physiker.
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30-10-2009, 12:56
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-10-2009, 13:02 von petronius.)
(30-10-2009, 11:48)melek schrieb: Ich hänge noch die Definition von Gerhard Bellinger an :
"In dem Augenblick , wo Menschen aus einer Weltanschauung die Konsequenzen für ihre Lebensführung ziehen , wo sie aus gemeinsamen Wert- und Zielvorstellungen , die für sie sinnstiftenden Charakter haben , ihr Leben normativ gestalten , beginnt Religion ."
Weißt du, ich sehe nicht ein, wieso Menschen, die exakt das gleiche tun (eine Weltanschauung für plausibel halten) , in einem Falle religiös sein sollen, und im anderen Falle nicht.
Im übrigen liegen die von dir zitierten Definitionen da gar nicht so weit weg
finde ich schon. sie nehmen alle bezug auf transzendente höhere mächte (am deutlichsten natürlich in der vorangestellten zusamemnfassung, die ich auch für wesentlich halte) - das ist religion, und nicht das für plausibel halten irgendeiner bzw. jeder weltanschauung, selbst wenn sie völlig ohne solchen transzendenzbezug auskommt
siehe auch http://www.duden-suche.de/suche/abstract...ortname=fx&artikel_id=133259&verweis=1 :
Re|li|gi|on, die; -, -en [lat. religio = Gottesfurcht, H. u.; in der christlichen Theologie häufig gedeutet ...
Zitat:Eine moralische Gemeinschaft bilden auch die Menschen, die sich an die Menschenrechte halten
richtig. aber sie berufen sich dabei nicht auf einen gott oder sonstwelche geister ("Mächte, die sich dieser Kontrolle entziehen")
Zitat:Und dem Unkontrollierbaren eine Form zu geben, mit der sich umgehen lässt, versuchen doch auch Physiker
inwiefern?
ums unkontrollierbare geht es doch in der physik gerade nicht
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Ich finde nunmal, daß sich bei der von dir eingeforderten Definition zu viele Ungereimtheiten ergeben, und weite den Religionsbegriff deshalb aus.
Mir erschließt sich nicht, wieso es unbedingt einen Bezug zu transzendenten Mächten geben muss.
Damit würde ganz viel, was für mich eindeutig religiös ist, wegfallen; angefangen von Naturanbetung bis hin zu Personenkulten.
(30-10-2009, 12:56)petronius schrieb: ums unkontrollierbare geht es doch in der physik gerade nicht
Nun,z.B. die Naturkräfte können wir nicht kontrollieren. Du meinst, darum geht es in der Physik nicht ?
Die Physik tut doch nichts anderes, als diesen Kräften eine Form zu geben, um sie beschreibbar zu machen.
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30-10-2009, 14:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-10-2009, 14:21 von petronius.)
(30-10-2009, 14:04)melek schrieb: Ich finde nunmal, daß sich bei der von dir eingeforderten Definition zu viele Ungereimtheiten ergeben
die da wären?
Zitat:Mir erschließt sich nicht, wieso es unbedingt einen Bezug zu transzendenten Mächten geben muss
damit religion (grob gesagt: weltsanschuung mit bezug aufs nicht rationale) nicht mit einer auf rationalen ansätzen begründeten weltanschauung verwechselt wird
Zitat:Damit würde ganz viel, was für mich eindeutig religiös ist, wegfallen; angefangen von Naturanbetung bis hin zu Personenkulten
sobald ich natur anbete, schreibe ich ihr eine das faktische transzendierende rolle zu. ergo: transzendenzbezug
Zitat:Nun,z.B. die Naturkräfte können wir nicht kontrollieren. Du meinst, darum geht es in der Physik nicht ?
Die Physik tut doch nichts anderes, als diesen Kräften eine Form zu geben, um sie beschreibbar zu machen.
um sie damit anwendbar und (zumindest im prinzip, also in weiterem sinne) kontrollierbar zu machen. transzendente vorstellungen aber schließen ja oft schon "formgebung" und "beschreibbarkeit" aus, was wesentlich fundamentalere "unkontrollierbarkeit" bedingt. auf die ich mich hier bezogen habe
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(30-10-2009, 14:19)petronius schrieb: die da wären?
Habe ich ja schon genannt :
Bei zwei Menschen, die das gleiche tun, soll einer religiös sein und der andere nicht ?
Oder weiter zugespitzt :
Gesetzt dem Fall, die Wissenschaft würde das Religionsbild des einen plötzlich bestätigen, würde die zwei Menschen auch noch das gleiche Weltbild im Kopf haben, und der eine wäre religiös, der andere aber nicht...
Außerdem wären wie gesagt viele Dinge plötzlich nicht mehr religiös, die es eindeutig sind.
(30-10-2009, 14:19)petronius schrieb: damit religion (grob gesagt: weltsanschuung mit bezug aufs nicht rationale) nicht mit einer auf rationalen ansätzen begründeten weltanschauung verwechselt wird
Damit unterstellst du, daß Religion und Ratio sich gegenseitig ausschließen.
Aber nicht nur die Religionsgeschichte zeigt uns, daß sie sehr wohl einher gehen können, auch die meisten heutigen Religiösen würden dir da widersprechen.
(30-10-2009, 14:19)petronius schrieb: sobald ich natur anbete, schreibe ich ihr eine das faktische transzendierende rolle zu. ergo: transzendenzbezug
Eine komische Ansicht von Transzendenz hast du da.
Bei den von mir genannten Beispielen (und da gibt es noch etliche andere) besteht eindeutig kein Transzendenzbezug.
(30-10-2009, 14:19)petronius schrieb: um sie damit anwendbar und (zumindest im prinzip, also in weiterem sinne) kontrollierbar zu machen. transzendente vorstellungen aber schließen ja oft schon "formgebung" und "beschreibbarkeit" aus, was wesentlich fundamentalere "unkontrollierbarkeit" bedingt. auf die ich mich hier bezogen habe
Du drehst dir halt Transzendenz und Kontrollierbarkeit zurecht wie du sie gerade brauchst...
Götter werden durchaus beschrieben, um den Menschen eine Vorstellung zu geben, auch wenn man diese Vorstellung dann aufgrund der Unbeschreibbarkeit nicht als absolut nehmen darf.
Ähnlich ist es in der Physik, wenn Modelle aufgestellt werden, um sich eine Vorstellung von etwas zu machen, was in Wirklichkeit ganz anders aussieht,nämlich für den Menschen unvorstellbar.
Ich sehe da deutliche Parallelen.
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(30-10-2009, 14:46)melek schrieb: (30-10-2009, 14:19)petronius schrieb: die da wären?
Habe ich ja schon genannt :
Bei zwei Menschen, die das gleiche tun, soll einer religiös sein und der andere nicht ?
wer an die existenz und wirkmächtigkeit höherer, rational bzw. naturwissenschaftlich nicht zugänglicher mächte glaubt, tut nicht dasselbe wie jemand, der keine solchen mächte voraussetzt
für mich (und wohl für die allermeisten) sind "religiös" und "profan" ein gegensatzpaar
Zitat:Oder weiter zugespitzt :
Gesetzt dem Fall, die Wissenschaft würde das Religionsbild des einen plötzlich bestätigen, würde die zwei Menschen auch noch das gleiche Weltbild im Kopf haben, und der eine wäre religiös, der andere aber nicht...
da aber religion sich eben nicht auf wissenschaftlich faßbares beruft, ist dieser satz im konjunktiv hinfällig
Zitat:Damit unterstellst du, daß Religion und Ratio sich gegenseitig ausschließen
nein, so grob habe ich das nicht gesagt. auch der eeligiöse ist natürlich zur ratio fällig. nur hat seine religiosität damit insofern nichts zu tun, al sie sich eben nicht auf das rational faßbare beruft
Zitat:Aber nicht nur die Religionsgeschichte zeigt uns, daß sie sehr wohl einher gehen können, auch die meisten heutigen Religiösen würden dir da widersprechen
geschenkt - siehe oben
Zitat: (30-10-2009, 14:19)petronius schrieb: sobald ich natur anbete, schreibe ich ihr eine das faktische transzendierende rolle zu. ergo: transzendenzbezug
Eine komische Ansicht von Transzendenz hast du da
wie seiht denn dine nichtkomische ansicht von "transzendenz" aus?
Zitat:Bei den von mir genannten Beispielen (und da gibt es noch etliche andere) besteht eindeutig kein Transzendenzbezug
daß du das so glaubst, glaube ich wiederum dir...
Zitat:Du drehst dir halt Transzendenz und Kontrollierbarkeit zurecht wie du sie gerade brauchst...
jo mei
ich lerne halt, nicht zuletzt von dir
Zitat:Götter werden durchaus beschrieben, um den Menschen eine Vorstellung zu geben, auch wenn man diese Vorstellung dann aufgrund der Unbeschreibbarkeit nicht als absolut nehmen darf.
Ähnlich ist es in der Physik, wenn Modelle aufgestellt werden, um sich eine Vorstellung von etwas zu machen, was in Wirklichkeit ganz anders aussieht,nämlich für den Menschen unvorstellbar.
Ich sehe da deutliche Parallelen
und negierst den deutlichen untersched: naturwissenschaftliche modelle müssen grundsätzlich falsifizierbar sein und sind der empirischen bestätigung zugänglich
ich begreife nicht, warum religiöse mit gewalt darauf beharren, ihr glaube sei etwas der naturwissenschaft vergleichbares. das würde ja auch kein theaterliebhaber für seine ästhetischen orientierung in anspruch nehmen, und sähe diese dadurch trotzdem nicht entwertet
wenn wir sagen, glaube, religion, sakralbezug sind etwas ganz anderes als rational begründete und der überprüfung wie falsifizierung zugängliche überlegungen und modellbildungen, dann müßt ihr euch doch deshalb nicht auf die zehen getreten fühlen
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(30-10-2009, 15:06)petronius schrieb: wer an die existenz und wirkmächtigkeit höherer, rational bzw. naturwissenschaftlich nicht zugänglicher mächte glaubt, tut nicht dasselbe wie jemand, der keine solchen mächte voraussetzt
Die Gemeinsamkeit besteht darin, daß sie an das Weltbild glauben, welches ihnen am plausibelsten erscheint.
Unterschiede im Inhalt liegen bei Weltbildern in der Natur der Sache.
(30-10-2009, 15:06)petronius schrieb: da aber religion sich eben nicht auf wissenschaftlich faßbares beruft, ist dieser satz im konjunktiv hinfällig
Vielleicht habe ich mich undeutlich ausgedrückt.
Das Ergebnis wäre, daß du bei Menschen mit gleichem Weltbild im Kopf den einen als religiös und den anderen nicht religiös bezeichnen würdest.
Eine Ungereimtheit, wie ich finde.
(30-10-2009, 15:06)petronius schrieb: nein, so grob habe ich das nicht gesagt. auch der eeligiöse ist natürlich zur ratio fällig. nur hat seine religiosität damit insofern nichts zu tun, al sie sich eben nicht auf das rational faßbare beruft
Wie gesagt : Die Religionsgeschichte zeigt uns, daß religiöse Weltbilder durchaus das Ergebnis vollkommen rationaler Überlegungen waren.
Und bei vielen religiösen Menschen ist dies heute noch der Fall. Sie kommen durch völlig rationale Überlegungen zu dem Schluß, daß es ihren jeweiligen Gott geben muss.
(30-10-2009, 15:06)petronius schrieb: wie seiht denn dine nichtkomische ansicht von "transzendenz" aus?
Mit Transzendenz beizeichnet man für gewöhnlich Grenzüberschreitungen, wie z.B. die Überschreitung sinnlicher Wahrnehmung.
Bei den von mir genannten Beispielen ist dies nicht der Fall.
Im Gegenteil : Bei Naturkulten steht die sinnliche Wahrnehmung der Natur und ihrer Kräfte sogar im Vordergrund.
(30-10-2009, 15:06)petronius schrieb: und negierst den deutlichen untersched: naturwissenschaftliche modelle müssen grundsätzlich falsifizierbar sein und sind der empirischen bestätigung zugänglich
Nein, ich negiere keine möglichen Unterschiede, sondern stelle Gemeinsamkeiten fest.
Wenn ich dich erinnern darf :
Es ging darum ,dem Unkontrollierbaren eine Form zu geben, mit der sich umgehen lässt.
Und dies macht die Naturwissenschaft sehr wohl, da kannst du dem Wort "unkontrollierbar" noch so viele Bedeutungen andichten.
(30-10-2009, 15:06)petronius schrieb: ich begreife nicht, warum religiöse mit gewalt darauf beharren, ihr glaube sei etwas der naturwissenschaft vergleichbares.
Ich sehe es genau umgekehrt :
Ähnlich wie Evangelikale ihr Weltbild nicht als Religion bezeichnen wollen, bestreiten auch wissenschaftsgläubige Atheisten, daß ihr Weltbild etwas mit Religion zu tun hätte.
Die Beweggründe sind die gleichen : Sie wollen ihr Weltbild über alle anderen hervorheben und als extra-richtig hinstellen.
Meine Beweggründe liegen wo anders :
Mir geht es um die Funktionsweisen von Religion, und diese sind mit deiner Definition nunmal völlig unzureichend dargestellt.
In heutiger Zeit reicht es nicht, einfach nur die altbekannten Religionen als solche hinzustellen.
Heute findet sowas in unterschiedlichsten Formen statt.
Von der religiösen Verehrung irgendwelcher Medienstars bis zur Zugehörigkeit zu irgendwelchen Szenen, die auch sowas wie religiöse Gemeinschaften mit eigenen Werten darstellen.
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31-10-2009, 12:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31-10-2009, 12:45 von petronius.)
(31-10-2009, 11:59)melek schrieb: (30-10-2009, 15:06)petronius schrieb: wer an die existenz und wirkmächtigkeit höherer, rational bzw. naturwissenschaftlich nicht zugänglicher mächte glaubt, tut nicht dasselbe wie jemand, der keine solchen mächte voraussetzt
Die Gemeinsamkeit besteht darin, daß sie an das Weltbild glauben, welches ihnen am plausibelsten erscheint.
Unterschiede im Inhalt liegen bei Weltbildern in der Natur der Sache
wo unterschiede "in der Natur der Sache" liegen, kann nicht von "dasselbe" gesprochen werden
der begriff der "religion" hat eben gerade diesen unterschied zum inhalt
Zitat:Das Ergebnis wäre, daß du bei Menschen mit gleichem Weltbild im Kopf den einen als religiös und den anderen nicht religiös bezeichnen würdest
wie kommst du jetzt auf sowas?
berufung auf transzendente mächte oder aber gerade nicht sind zwei verschiedene weltbilder, nicht das gleiche
das eine bezeichent man als "religiös", das andere wohl als säkular oder profan
Zitat:Eine Ungereimtheit, wie ich finde
was soll sich dabei nicht reimen?
Zitat:Die Religionsgeschichte zeigt uns, daß religiöse Weltbilder durchaus das Ergebnis vollkommen rationaler Überlegungen waren
ein beispiel bitte?
ich hab grad probleme, mir das vorzustellen
Zitat:Und bei vielen religiösen Menschen ist dies heute noch der Fall. Sie kommen durch völlig rationale Überlegungen zu dem Schluß, daß es ihren jeweiligen Gott geben muss
es ist auch mir schon aufgefallen, daß viele gläubige meinen, die existenz ihres gottes rational und logisch begründen zu können
Zitat:Bei Naturkulten steht die sinnliche Wahrnehmung der Natur und ihrer Kräfte sogar im Vordergrund
aber diesen kräften göttlichkeit oder ähnliches zuzuschreiben, transzendiert die bloße wahrnehmung
Zitat:Ich sehe es genau umgekehrt :
Ähnlich wie Evangelikale ihr Weltbild nicht als Religion bezeichnen wollen, bestreiten auch wissenschaftsgläubige Atheisten, daß ihr Weltbild etwas mit Religion zu tun hätte
da ich mit wissenschaftsgläubigkeit" nichts zu tun habe, kann ich zu deiner these keine aussage machen
Zitat:Die Beweggründe sind die gleichen : Sie wollen ihr Weltbild über alle anderen hervorheben und als extra-richtig hinstellen
ist das so?
ob du die ergebnisse naturwissenschaftlicher arbeit nun als "extra-richtig" oder sonst was bezeichnen möchtest, ist dir überlassen. daß sie eine andere qualität besitzen als spekulationen über nicht wissenschaftlich faßbares, wirst dennoch auch du nicht bestreiten können
Zitat:Meine Beweggründe liegen wo anders :
Mir geht es um die Funktionsweisen von Religion, und diese sind mit deiner Definition nunmal völlig unzureichend dargestellt
was sollen die "Funktionsweisen von Religion" denn sein?
mir geht es nicht um funktionsweisen, sondern um inhalte. und darüber definiert sich "religion" nun mal
Zitat:Von der religiösen Verehrung irgendwelcher Medienstars bis zur Zugehörigkeit zu irgendwelchen Szenen, die auch sowas wie religiöse Gemeinschaften mit eigenen Werten darstellen.
definiere "religiösen Verehrung irgendwelcher Medienstars" und "Szenen, die auch sowas wie religiöse Gemeinschaften mit eigenen Werten darstellen"
wie sieht so was aus?
nur weil vielleicht stars gelegentlich religiös verehrt werden, folgt daraus ja nicht, daß deren wertschätzung in nichtreligiösem sinn eine religion begründen würde
nicht jedes weltbild ist auch ein religiöses - punkt
welchen sinn soll der begriff "religiös" denn überhaupt haben, wenn er gar nichts spezifisches bezeichnet, sondern allem und jedem zugeschrieben werden kann?
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(29-10-2009, 13:39)petronius schrieb: (28-10-2009, 01:23)Artist schrieb: Denke das Religiösität unabhängig von der sogenannten "--Religion-- wie z.b Christentum" betrachten kann.
Religiösität ist in dem Sinne ist die Spiritualität und diese spirituelle Entwicklung.
Religiösität als tiefe erkentniss und dem handeln sich selbst und seiner Umwelt gegenüber.
Einheit von Körper und Geist. Liebe zu Gott, dem Schöpfer.. Respekt, nächstenliebe usw.
nicht so schnell mit den jungen pferden. der glaube an einen schöpfergott z.b. ist schon weider was recht spezifisches, und nicht jegliche spiritualität hat ihn nötig
(28-10-2009, 01:23)Artist schrieb: Z.B könnte sich einer Christ nennen, aber er wäre nicht Religiös.
Wie z.B Fundamentalisten. Wo Glaubensätze so radikal und agressiv formuliert
werden, das die eigentliche Religiösität (Lehre von Jesus), kein Ausdruck mehr findet.
religiosität hat auch nicht zwingend mit der lehre jesu zu tun
wiedersprechen ist einfach, begründe mal lieber - führe aus. du bist nur am wiedersprechen im selben atmemzug erzählst du von spiritualität und deinem ultimativen warheitsgehalt.
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