15-10-2008, 19:57
Nächstenliebe ist im Christentum keineswegs anders definiert als im säkularen Bereich der Gesellschaft. Faranox hat es auf den Punkt gebracht: Nächstenliebe ist nicht gleich Liebe mit jenem hohen Grad an Bindung wie in Freundschaft und Ehe.
Gehe in der Nächstenliebe soweit du irgend kannst - mehr ist nicht verlangt. Du musst keine Sympathie empfinden, sondern nur jene Chancen einräumen, die der andere bei gutem Willen zum Leben braucht. Ich drücke es mal anders aus:
Das biblische Wort: "Liebe deinen nächsten wie dich selbst" wurde wie in einer Predigt gesprochen und durch Gleichnisse wie die Lazarusgeschichte oder die des barmherzigen Samariters untermauert. Das sind Minimalforderungen, die im Grunde leicht zu erbringen sind: Dem Lazarus wurde verweigert, sich auszukurieren (was gereicht hätte) und dem "unter die Räuber gefallenen" wurde genau dieser Platz zuteil. Der Samariter ist ja nicht dabei geblieben (er war Kaufmann und musste weiterziehen) - sprich: eine Liebesbeziehung hat er gar nicht aufgebaut!
... und unterschätze nicht den zweiten Teil des Gebotes: Liebe ..., wie dich selbst. Dies enthält ein gutes Stück Eigenverantwortung dir selbst gegenüber.
Petrus, du fragst nach dem Unterschied zu Atheisten: Wenn ich ehrlich bin: Es gibt keinen, außer dass der europäische Atheismus im Humanismus die gleichen Wurzeln findet, wie das Christentum. Als Christ habe ich viel von atheistisch eingestellten Menschen gelernt und bezeichne mich selbst als "atheistischen Christen", was mich nicht hindert, in meiner Kirchengemeinde mitzuarbeiten ("atheistisch", weil mir die verschiedenen Gottesbilder allzu menschengemacht erscheinen und Dinge behaupten, die niemand wissen kann, "Christ", weil ich mich zur Gotteskindschaft bekenne.)
Thema: Ideale so unerreichbar hoch aufhängen
Ich denke, darin besteht ein Trugschluss aus langer Übung und Gewöhnung! Dem Leidenden (Lazarus, dem unter die Räuber gefallenen) einen Platz zu gewähren, wo er sich auskurieren kann, ist im Grund leicht. Man muss nur an einigen wenigen gesellschaftlichen Stellschrauben drehen - und schon ist es möglich und im Übrigen an vielen Stellen unserer Gesellschaft auch vollzogen (Sozialversicherung, Versorgung von Arbeitslosen, von Unfallopfern). Wir dürfen uns nur nicht zurückziehen aus diesen Pflichten.
Schwieriger ist die Anwendung der "Gütekraft", der Sanftmut, der "aktiven Passivität", der Vergebung, Paradebeispiele: Mahatma Gandhi oder die Regel der "defensiven Fahrweise" im Straßenverkehr. Das alles funktioniert statistisch gesehen so gut wie die übliche Konfrontationstaktik. Die moderne Verhandlungsführung richtet sich etwas salopp gesprochen nach den Regeln der Seligpreisungen: Sanft sprechen, genau und aktiv zuhören, "reinen Herzens" sprechen, die eigene Position zurücknehmen, ergebnisoffen fragen usw. Und dies alles kann man (in teuren Seminaren) lernen und anwenden. Warum nicht auch bei den täglichen Auseinandersetzungen im eigenen Umfeld? (So schrecklich hoch hängen die Ideale gar nicht! Siehe auch unser Thema "Sachlich bleiben").
Gehe in der Nächstenliebe soweit du irgend kannst - mehr ist nicht verlangt. Du musst keine Sympathie empfinden, sondern nur jene Chancen einräumen, die der andere bei gutem Willen zum Leben braucht. Ich drücke es mal anders aus:
Das biblische Wort: "Liebe deinen nächsten wie dich selbst" wurde wie in einer Predigt gesprochen und durch Gleichnisse wie die Lazarusgeschichte oder die des barmherzigen Samariters untermauert. Das sind Minimalforderungen, die im Grunde leicht zu erbringen sind: Dem Lazarus wurde verweigert, sich auszukurieren (was gereicht hätte) und dem "unter die Räuber gefallenen" wurde genau dieser Platz zuteil. Der Samariter ist ja nicht dabei geblieben (er war Kaufmann und musste weiterziehen) - sprich: eine Liebesbeziehung hat er gar nicht aufgebaut!
... und unterschätze nicht den zweiten Teil des Gebotes: Liebe ..., wie dich selbst. Dies enthält ein gutes Stück Eigenverantwortung dir selbst gegenüber.
Petrus, du fragst nach dem Unterschied zu Atheisten: Wenn ich ehrlich bin: Es gibt keinen, außer dass der europäische Atheismus im Humanismus die gleichen Wurzeln findet, wie das Christentum. Als Christ habe ich viel von atheistisch eingestellten Menschen gelernt und bezeichne mich selbst als "atheistischen Christen", was mich nicht hindert, in meiner Kirchengemeinde mitzuarbeiten ("atheistisch", weil mir die verschiedenen Gottesbilder allzu menschengemacht erscheinen und Dinge behaupten, die niemand wissen kann, "Christ", weil ich mich zur Gotteskindschaft bekenne.)
Thema: Ideale so unerreichbar hoch aufhängen
Ich denke, darin besteht ein Trugschluss aus langer Übung und Gewöhnung! Dem Leidenden (Lazarus, dem unter die Räuber gefallenen) einen Platz zu gewähren, wo er sich auskurieren kann, ist im Grund leicht. Man muss nur an einigen wenigen gesellschaftlichen Stellschrauben drehen - und schon ist es möglich und im Übrigen an vielen Stellen unserer Gesellschaft auch vollzogen (Sozialversicherung, Versorgung von Arbeitslosen, von Unfallopfern). Wir dürfen uns nur nicht zurückziehen aus diesen Pflichten.
Schwieriger ist die Anwendung der "Gütekraft", der Sanftmut, der "aktiven Passivität", der Vergebung, Paradebeispiele: Mahatma Gandhi oder die Regel der "defensiven Fahrweise" im Straßenverkehr. Das alles funktioniert statistisch gesehen so gut wie die übliche Konfrontationstaktik. Die moderne Verhandlungsführung richtet sich etwas salopp gesprochen nach den Regeln der Seligpreisungen: Sanft sprechen, genau und aktiv zuhören, "reinen Herzens" sprechen, die eigene Position zurücknehmen, ergebnisoffen fragen usw. Und dies alles kann man (in teuren Seminaren) lernen und anwenden. Warum nicht auch bei den täglichen Auseinandersetzungen im eigenen Umfeld? (So schrecklich hoch hängen die Ideale gar nicht! Siehe auch unser Thema "Sachlich bleiben").
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard