Beiträge: 59
Themen: 8
Registriert seit: Feb 2008
Viele Fragen...Ich würde mich über Resonanz freuen:
Thema: Selbstverständnis "vorbildlicher Christ"
Ist bei einem solchen Selbstverständnis, das nicht durch eine
offizielle Rollenerwartung gegeben ist (Pfarrerin/Pfarrer) bereits
ein notwendiger seelischer Mechanismus im Gang, um die Seele
vor eigenen Unzulänglichkeiten abzuschirmen (Sinngemäß:"Ich bin rein und zeige Euch die Wahrheit" )
Inwieweit denkt ihr, dass dies beispielsweise in schwierigen Umbruchsituationen psychisch dienlich sein kann selbst wenn wohl die meisten nicht so gerne mit derart dominanten
Charakteren zusammen sind ?
Welche Christen hier meinen eine Vorbildfunktion erfüllen zu müssen
in der Erwartung tatsächlich Nachahmer finden zu wollen ??
Wie ist das vereinbar mit einer Wertschätzung der Meinung des
Nächsten ohne ihn zum Kind zu degradieren ?
Zuguterletzt: Ist es überhaupt mit dem Christentum zu vereinbaren
sich selbst derart zu überhöhen, dass man sich als Vor- BILD sieht ???
Und wie geht man mit diesen Leuten um ohne sie zu kränken ?
Beiträge: 1473
Themen: 9
Registriert seit: Jun 2006
freiheit schrieb:Thema: Selbstverständnis "vorbildlicher Christ" Was unterscheidet denn nun dein Bild vom "vorbildlichen Christen" von dem eines Christen? "Selbstverständnis" ist vermutlich fremde und eigentlich doch kritische Zuweisung?
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Beiträge: 13999
Themen: 306
Registriert seit: Apr 2004
Ich finde, die Frage verliert sich in einem begrifflichen Nebel. Gewiss gibt es Menschen, die "eine Rolle spielen"; sei es in Glaubens- wie in Zivilgemeinschaften. Von diesen Rollen - häufig mit Ämtern verbunden - verlangt die Umgebung Vorbildfunktion, was natürlich einen Erwartungsdruck erzeugt.
Und schließlich gibt es noch jene Psyche mit Sendungsbewusstsein. Solche Leute gewähren zu lassen, kann ausgesprochen gefährlich werden. Typisch christlich verhalten sich diese Personen ganz sicher nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Beiträge: 59
Themen: 8
Registriert seit: Feb 2008
Ich spreche ganz gezielt nur von ganz gewöhnlichen
Mitbürgern.
(Also ohne "Tracht " einer Glaubensgemeinschaft.
Beiträge: 59
Themen: 8
Registriert seit: Feb 2008
Fritz7 schrieb:freiheit schrieb:Thema: Selbstverständnis "vorbildlicher Christ" Was unterscheidet denn nun dein Bild vom "vorbildlichen Christen" von dem eines Christen? "Selbstverständnis" ist vermutlich fremde und eigentlich doch kritische Zuweisung?
Ganz vereinfacht gesagt: Ein Christ ist jemand der durch die Taufe
einer Glaubensgemeinschaft angehört, der er ab dem 14. Lebensjahr freiwillig bewußt oder unbewußt Folge leisten kann.
Jemand der das eigene Verhalten als "vorbildlich" obendrein im Namen des Christentum sieht...gebraucht das "Christentum" für einen bestimmten (Selbst) Zweck.
Mich interessiert inwieweit das Bewerten des eigenen Verhaltens
als christlich überhaupt als solches bezeichnet werden kann !!!
Sprich: ist diese Überhöhung der eigenen Person überhaupt zulässig ?
Beiträge: 6971
Themen: 849
Registriert seit: Nov 2007
freiheit schrieb:Jemand der das eigene Verhalten als "vorbildlich" obendrein im Namen des Christentum sieht...gebraucht das "Christentum" für einen bestimmten (Selbst) Zweck.
Vorbildliche Christen
Mutter Theresa, Maximilian Kolbe, Dietrich Bonhoeffer, Franz Jägerstätter, Heinrich Mayer waren Christen und sind Vorbilder, ohne dass sie sich vorbildliche Christen nennen würden, könnte man sie heute noch fragen.
E.
Die erwähnten Persönlichkeiten wären selbst dann als Vorbilder für Christen zu nennen gewesen, wenn sie nicht explizit einer christlichen Kirche angehört hätten - sie hatten die Bergpredigt des Jesu von Nazareth gelebt. Insoweit könnte man auch Albert Schweizer dazu nehmen - und Mahatma Ghandi, der zwar nie einer christlichen Kirche angehörte und zeitlebens Hindu war, der aber die Bergpredigt besser gelebt hatte, als mancher seiner getauften Zeitgenossen.
Beiträge: 1473
Themen: 9
Registriert seit: Jun 2006
freiheit schrieb:Ich spreche ganz gezielt nur von ganz gewöhnlichen
Mitbürgern. (Also ohne "Tracht " einer Glaubensgemeinschaft. Ich denke, Vorbilder bleiben Menschen und dürfen menschliche Macken haben. Alles andere macht sie mir eher suspekt. Meine zeitweisen und partiellen Vorbilder sind meistens äußerlich Nicht die ganz glatten Heldenfiguren, sondern Persönlichkeiten mit Brüchen, die zu ihren Schwächen stehen und damit irgendwie leben. Sich selbst würde KEINE® davon als Vorbild anbieten.
Und ich sehe keinerlei Anlass, eine Sonderrubrik für Schwarzkittel einzuführen. Pfarrer sind Menschen wie Du und ich. Sie müssen auch nicht vorbildlicher als Du und ich sein. Jeder weitergehende Anspruch ist letztlich irgendwann nicht mehr zu erfüllen und würde enttäuscht werden ... oder die Menschen, die derart von ihren Mitchristen mit Erwartungen überfrachtet werden, zerbrechen menschlich dran oder geben auf oder fangen an zu tarnen und täuschen ... Alles nichts, was Umgang mit ihnen leichter oder erfüllender macht.
Ich bestreite zunächst mal Deine Ausgangshypothese, dass christliche Vorbilder sich absichtlich und selbst in diese Rolle mit dran gebundenen Rollenerwartungen begeben, dass Eitelkeit und Überheblichkeit und Führungsanspruch zu ihren Charaktereigenschaften gehören.
Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Beiträge: 59
Themen: 8
Registriert seit: Feb 2008
Fritz7 schrieb:freiheit schrieb:Ich spreche ganz gezielt nur von ganz gewöhnlichen
Mitbürgern. (Also ohne "Tracht " einer Glaubensgemeinschaft. Ich denke, Vorbilder bleiben Menschen und dürfen menschliche Macken haben. Alles andere macht sie mir eher suspekt. Meine zeitweisen und partiellen Vorbilder sind meistens äußerlich Nicht die ganz glatten Heldenfiguren, sondern Persönlichkeiten mit Brüchen, die zu ihren Schwächen stehen und damit irgendwie leben. Sich selbst würde KEINE® davon als Vorbild anbieten.
Und ich sehe keinerlei Anlass, eine Sonderrubrik für Schwarzkittel einzuführen. Pfarrer sind Menschen wie Du und ich. Sie müssen auch nicht vorbildlicher als Du und ich sein. Jeder weitergehende Anspruch ist letztlich irgendwann nicht mehr zu erfüllen und würde enttäuscht werden ... oder die Menschen, die derart von ihren Mitchristen mit Erwartungen überfrachtet werden, zerbrechen menschlich dran oder geben auf oder fangen an zu tarnen und täuschen ... Alles nichts, was Umgang mit ihnen leichter oder erfüllender macht.
Ich bestreite zunächst mal Deine Ausgangshypothese, dass christliche Vorbilder sich absichtlich und selbst in diese Rolle mit dran gebundenen Rollenerwartungen begeben, dass Eitelkeit und Überheblichkeit und Führungsanspruch zu ihren Charaktereigenschaften gehören.
Fritz
Beiträge: 59
Themen: 8
Registriert seit: Feb 2008
Meine zeitweisen und partiellen Vorbilder sind meistens äußerlich Nicht die ganz glatten Heldenfiguren, sondern Persönlichkeiten mit Brüchen, die zu ihren Schwächen stehen und damit irgendwie leben. Sich selbst würde KEINE® davon als Vorbild anbieten.
Und ich sehe keinerlei Anlass, eine Sonderrubrik für Schwarzkittel einzuführen. Pfarrer sind Menschen wie Du und ich.
Ich bestreite zunächst mal Deine Ausgangshypothese, dass christliche Vorbilder sich absichtlich und selbst in diese Rolle mit dran gebundenen Rollenerwartungen begeben"
Sie machen es denke ich überwiegend aus anderen Gründen
des Glaubens. Ordensleute beispielsweise sind außergewöhnliche Menschen.
Das ist ja eben NICHT gemeint.
Ich habe die "Schwarzkittel" herausgenommen, weil diese in der Regel
bescheiden sind im Gebaren .
Anders das Fußvolk (Beispiel Bush) etc.
Das Selbstverständnis ziviler Christ-Auftritte ist nun mal oft
haarsträubend und mienes Erachtens grundsätzlich deplaziert.
Denn diese Wertung können sie gar nicht machen- außer ein
Bekenntnis.
Beiträge: 59
Themen: 8
Registriert seit: Feb 2008
ABER LASSEN WIR DAS.
DANKE FÜR DIE ANTWORTEN.
ICH STAUNE IM PRIVATEN EBEN MANCHMAL
DARÜBER WAS SICH ALLES CHRISTLICHES DENKEN NENNT !
(Ziemlich archaisch inklusive Teufel und Jungfräulichkeit)
Beiträge: 1473
Themen: 9
Registriert seit: Jun 2006
freiheit schrieb:Ordensleute beispielsweise sind außergewöhnliche Menschen.
Das ist ja eben NICHT gemeint.
Ich habe die "Schwarzkittel" herausgenommen, weil diese in der Regel
bescheiden sind im Gebaren . Sie mögen das sein oder auch nicht. Sie bleiben MENSCHEN mit Ecken und Kanten und sind noch nicht automatisch gleich auf Denkmale als unhinterfragbare Vorbilder zu verfrachten. Es gibt auch ziemlich fragwürdige Gestalten darunter im Kirchendienst.
Gerade die kirchenamtlich vorgesetzten Vorbildlisten in Heiligenkalendern usw. geben mir oft Anlass zu gehöriger Distanz, zu doppeltem Sicherheitsabstand und Frage nach den INTERESSEN dahinter für gerade diese Auswahl.
Im "Evangelischen Namenskalender" ist z.B. für den 7. Februar der Berliner Hofprediger Adolf Stöcker verzeichnet, neben seinen Verdiensten für Berliner Stadtmission ein übler Wegbereiter politischen Antisemitsmus und der Nazis ...
Ist DAS nun so vorbildhaft an chr. Pfarrern?
Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Beiträge: 176
Themen: 8
Registriert seit: Jun 2007
[quote=Ekkard]
Ich finde, die Frage verliert sich in einem begrifflichen Nebel. Gewiss gibt es Menschen, die "eine Rolle spielen"; sei es in Glaubens- wie in Zivilgemeinschaften. Von diesen Rollen - häufig mit Ämtern verbunden - verlangt die Umgebung Vorbildfunktion, was natürlich einen Erwartungsdruck erzeugt.
Hallo Ekkard,
um die Erwartungen seiner Umgebung zu erfüllen, muss sich ein Geistlicher also auf ein christliches Rollenspiel einlassen.
Je höher das Amt, umso größer die schauspielerische Leistung?
Ich habe schon oft diesen Eindruck gewonnen.
Fromme Heuchler, von denen es leider genug in der Kirche gibt, mögen sich ja als Vorbilder fühlen, aber gerade sie sind meiner Ansicht nach Schuld, dass sich so viele Menschen von der Kirche abwenden.
"Christ SEIN" bedeutet meiner Ansicht nach: sich aus innerer Überzeugung der christlichen Gemeinschaft zugehörig fühlen.
Das ist doch eine völlig wertfreie Aussage. Was soll eine Aufteilung in schlechte, gute und vorbildliche Christen???
Gruß - Gudrun
Jedes Mal, wenn ein Traum in Erfüllung geht, geht er verloren.
Es kommt dann nur auf die innere Haltung und Wahrheit an.
Lebt Jesus in mir oder nicht. Nicht die Perfektion (die ist unmenschlich) macht Menschen vorbildlich, sondern ihre Unbestechlichkeit, Wärme, die wiederum anderen Menschen Geborgenheit, Mut und Kraft schenkt - vorallem in den Wirrnissen der Zeit. Für mich sind vorbildliche Menschen, wahrhafte Freunde des Lebens. Freundschaft in ihrer tiefsten Wahrheit und Beziehung.
Christsein ist mehr, als sich zu einer (christlichen) Gemeinschaft zugehörig zu fühlen. Christsein bedeutet uneingeschränkte Liebe und Freundschaft.
Beiträge: 13999
Themen: 306
Registriert seit: Apr 2004
Hallo Gudrun,
Vorweg: "freiheit" hat sich auf ganz normale Christen beschränkt, auch wenn andere Teilnehmer die Priester, Pfarrer und andere Mandatsträger einbezogen haben. Bleiben wir also bei den "normalen Christen". Bei denen kann es durchaus vorkommen, dass sie sich in die Vorbildrolle gedrängt sehen - und mit einem Mal die Vorteile erkennen z. B. beim Spendensammeln (Mutter Theresa in ihren späten Jahren). Die Ambivalenz dieser Rollenspiele steht uns deutlich vor Augen. Ich meine, wir "normalen Leute" sollten uns nicht von prominentem Ruhm blenden lassen. Gleichwohl kann eine prominente Person oder eine an den Schalthebeln großer Organisationen wesentlich effektiver helfen, als jeder einzelne. Gleichwohl müssen für sie die gleichen demokratischen Kontrollen gelten wie für jeden anderen.
Hallo Lea,
ich denke, du idealisierst genau die Charaktereigenschaften, die dir wünschenswert erscheinen. "Wahrhafte Freunde des Lebens" zu sein, hält man nicht auf Dauer aus, ohne innerlich auszubluten und irgendwann ent-täuscht aufzuwachen. Wenn ich "freiheit" richtig verstanden habe, geht es ihr/ihm um den Widerspruch zwischen "herausragender Rolle" und "christlicher Ethik". Gudrun meint sogar, dass viele Kirchenaustritte aus solchem Widerspruch resultiert.
Ich bin nicht dieser Meinung. Soweit Kirchenaustritte nicht aus rein finanzieller Not heraus erfolgen (Notleidende zahlen i.d.R. gar keine Kirchensteuern) folgen sie aus einer Diskrepanz zwischen mittelalterlich geprägtem Gottes- und Kirchenbild und einem (ganz falschen, scheinbar) naturwissenschaftlich geprägten Weltbild.
Denn unangenehm herausragende Persönlichkeiten, die meinen, sich irdischer Kontrolle nicht mehr stellen zu müssen, gibt es in der säkularen Gesellschaft zu Hauf! Der Kirche aus diesem Grund davon zu laufen, stellt also gar keine Alternative dar.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
|