18-12-2021, 11:25
(15-12-2021, 19:52)petronius schrieb: werter thomas,
da du dich im besonderen von mir angegriffen zu fühlen scheinst, hier eine klarstellung:
wenn ein gläubiger meint, die evolution sei von einem gott eingesetzt und gestartet worden, um fürderhin selbsttätig die arten sich entwickeln zu lassen, so habe ich damit kein problem
ich teile diesen glauben zwar nicht, weil er sich weder auf plausibilität noch gar evidenz berufen kann, aber respektiere ihn. widerlegen könnte ich ihn sowieso nicht, schon weil dieser glaube ja nicht falsifizierbar ist
und genau deshalb erfüllt er auch nicht das oberste kriterium einer wissenschaftliche hypothese. ist aber auch nicht schlimm, denn glauben und wissen sind nun mal zwei völlig verschiedene paar schuh - der philosoph sagt dazu "kategorien". um einen kategorienfehler handelt es sich also, wenn beides miteinander vermengt, verglichen und gegenseitig abgewogen wird
habe ich mich jetzt klarer ausgedrückt?
Mit diesem Beitrag oben habe ich keine Probleme. Du beschreibst ja nur, dass man Glaubens- und Wissenschaftsfragen
sowie Seins- und Sollensfragen nicht durcheinander werfen soll. Da sind wir uns einig.
Aber aus deinen früheren Beiträgen wird jedoch deutlich, dass du meinst, dich selbst von allen Glaubensvorstellungen befreit zu haben.
Daraus leitest du dann ein Überlegenheitsgefühl ab, wie aus vielen abwertenden Formulierungen deutlich wird.
Zum Beispiel dein Beitrag #219:
Die unwissenschaftliche Aussage "Man soll sich mit Wissenschaft beschäftigen" begründest du schlicht mit dem gesunden
Menschenverstand. Was ist das für ein Argument? Ein Hinweis: Es geht in diesem Zusammenhang ja nicht
darum, ob man als Realschüler im Physikunterricht aufpassen sollte. Die Frage wird hier ganz grundsätzlich gestellt.
Dann scheinst du die ethische Dimension des Unterschieds zwischen Kreationismus und Evolutionstheorie nicht
zu begreifen. Dazu empfehle ich dir mal ein Geschichtsbuch zur Hand zu nehmen. Die Zusammenhänge sind zB
in Hararis "Ein kurze Geschichte der Menschheit" sehr anschaulich beschrieben.
Zudem zeigt deine Frage, dass du offenbar nicht über die Phantasie verfügst, dich in die Denkweise deiner Mitmenschen
hineinzuversetzen: Weil es für dich keinen Unterschied macht, gibt es auch keinen Unterschied.
Als nächstes scheinst du mit der Vorstellung überfordert, dass Dinge kontextabhängig im religiösen Sinne wahr sein
können. Nimm als Beispiel Geld. Geld ist im religiösen Sinne wahr: Die Zentralbank bedruckt Papier mit Zahlen,
Wasserzeichen und Metallfäden, behauptet dann, das Papier habe eine bestimmten Wert.
Alle glauben es. Und - Hokuspokus - das Papier hat wirklich diesen Wert.