Hallo Sonne,
es widerspricht sich eigentlich nicht, wenn atheistisch orientierte Menschen das Fach Theologie studieren. Wenn daraus ein Beruf wird, also nicht nur rein theo-retisch über Religion und Glauben spekuliert wird usw..., sind andere Fähigkeiten und Qualitäten an den entsprechenden Menschen gestellt.
Einer Gemeinde vorzustehen, das verlangt mehr als reines akademisches Wissen.
Welche Motive Menschen (dazu) befähigen, das Amt/Aufgabe eines Pastors zu erfüllen, bleibt ja Aussenstehenden unzugänglich und bleibt im Bereich des Persönlichen. Am Zustand einer Gemeinde kann aber abgelesen werden, ob das/die Motiv(e) dazu gereichen, diese Aufgabe zu erfüllen.
Gleiches gilt auch in anderen religiösen Gemeinschaften (kath. Pfarrer, Rabbiner usw...).
Ein atheistischer Pastor, ein Paradoxon? Eine durchaus nachdenkenswerte Frage.
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Lea schrieb:es widerspricht sich eigentlich nicht, wenn atheistisch orientierte Menschen das Fach Theologie studieren. Wenn daraus ein Beruf wird, also nicht nur rein theoretisch über Religion und Glauben spekuliert wird usw..., sind andere Fähigkeiten und Qualitäten an den entsprechenden Menschen gestellt. DU verlängerst den gleichen Unfug ... Es ist bisher durch NICHTS erwiesen, dass Theologiestudenten atheistisch werden durchs Studium. Ich halte es auch für irreführend und von einigem Unverstand zeugend, Theologiestudium im Kern als rein theoretisch über Religion und Glauben SPEKULIEREND darzustellen. Zum Dritten wäre noch zu klären, WAS denn die Berufe nach dem Theologiestudium sind. In der gegenwärtigen Situation der Kirchen ist das mehrheitlich wohl NICHT das Pfarramt, sondern von Uni-Laufbahnen bis Lehrberufe zu Tätigkeiten in der freien Wirtschaft alles mögliche. ... und dies WEGEN der im Theologiestudium erworbenen Qualifikationen, NICHT trotz ...
Lea schrieb:Einer Gemeinde vorzustehen, das verlangt mehr als reines akademisches Wissen.
Welche Motive Menschen (dazu) befähigen, das Amt/Aufgabe eines Pastors zu erfüllen, bleibt ja Aussenstehenden unzugänglich und bleibt im Bereich des Persönlichen. Nun, hoffentlich gibt es einigermaßen trennungsscharfe rationale Auswahlkriterium, BEVOR Gemeinden infolge Scheiterns ihres Pfarrers zerlegt werden. Selbstverständlich gibts einen Anspruch an die Theologen, von außen zugänglich ihre Qualifikationen, Motive, Eignung abschätzen zu lassen.
Sonst sind Fehlberufungen ungeeigneter Kandidaten zwangsläufig die Regel, nach einem Fehlstudium ... Eine volkswirtschaftlich wie menschlich traurige Bankrott-Erklärung.
Ähnliches wird ja bisweilen auch hinsichtlich der Lehrerberufe analysierend behauptet. Die falschen kommen erst ins Studium und dann an die Schulen ... Ich weiss nicht, obs so radikal richtig sein kann ...
Fritz
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23-04-2008, 23:28
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23-04-2008, 23:31 von Sonne.)
Lieber Fritz,
ich warte heute noch auf die "Erleuchtung" meiner alten evangelikalen Freunde. Ich habe mich verstandesmäßig darüber hinweggesetzt und weiterentwickelt zum kritischen Frager.
Dann wollte ich nochmal ein Beispiel bringen: Ein Pfarrer predigt regelmäßig und er vermittelt in dieser Predigt, dass das wahr ist, was in der Bibel steht. Zumindest kann ein Pfarrer sich nicht leisten, der gläubigen Gemeinde zu erzählen: "Das ist ja alles nur Widerstandsliteratur, nie so passiert, man muss es halt symbolisch sehen...". Da würden ihm die Gläubigen (und auch warscheinlich die Kirche) aufs Dach steigen.
Aber wie kann ein Pfarrer von beispielsweise Mose im Binsenkörbchen erzählen, wenn das nie so war. Das ist nämlich nachgewiesernerweise abgeschrieben (und zwar wortwörtlich) von der Chronik des Assyrischen Großkönigs Akkad ("Sargonlegende"). Das wäre meiner Ansicht nach eine Pattsituation für den Pfarrer.(Quelle: OTTO, Eckard "Mose" aus der Beckschen Reihe)
Es ist mir ausserdem bewusst, dass nicht alle Theologiestudenten Pfarrer werden. Ich habe aber gezielt nach den Pfarrern gefragt, weil das für mich einer Situation des "Selbstbelügens" oder vielleicht auch des "Wahrheit verschweigens" oder dem "Arbeitgeber nach dem Mund reden" darstellen würde. DA gibts es eigentlich nur noch die evangelikale Position: alles ausblenden, verwerfen und vergessen und dem (irrationalen) Glauben frönen.
Oder wie seht ihr das?
Schönen Abend
Sonne
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Hallo liebe Sonne,
wie verlogen die katholische Kirche ist, weiss sicherlich jeder. Kein Pfarrer
glaubt an die Authenzität der Bibel, predigt aber fleissig und will seinen
Schäfchen weiss machen, dass alles was dort steht wahr ist.
Daher sehe ich das so ähnlich wie Du.
Nicht nur die Mosesgeschichte ist abgekupfert worden, auch die Sintflut ist
abgekupfert (wer kennt nicht das wunderschöne Gilgamesch-Epos?) und auch
die Jungferngeburt usw. usw. usw.
Ich habe mal einen sehr regen PN Austausch mit einem Theologiestudenten
gehabt und der sagte mir einmal das es zwei Sorten von Theologiestudenten
gibt: Nummer 1 ist brav und redet dem Arbeitgeber nach dem Mund. Das
ist der, welcher den Aufstieg schafft (egal wohin er will) und Nummer 2. Das
ist der, welcher auch schon mal unbequeme Fragen stellt oder bei dem
sich dummerweise herausstellt, das er Homosexuell ist und das ist der,
welcher irgendwo in eine Pfarre reingesteckt wird, die eh niemand haben will
und da darf er dann vegetieren...
() Tao-Ho
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Tao-Ho schrieb:der sagte mir einmal das es zwei Sorten von Theologiestudenten gibt:
Nummer 1 ist brav und redet dem Arbeitgeber nach dem Mund. Das ist
der, welcher den Aufstieg schafft (egal wohin er will) und Nummer 2.
Das ist der, welcher auch schon mal unbequeme Fragen stellt... Hm - dann muss sich das aber sehr verändert haben seit der Zeit wo ich
Kontakt mit Theologiestudenten hatte - oder/und es es auch je nach Ort
verschieden. Damals - vor ca. 40 Jahren - war es bei Theologiestudenten
allgemein ganz klar, dass Vieles, was in der Bibel steht, nicht wortwörtlich
genommen werden darf, und Manches mit großer Vorsicht zu genießen ist.
Dieses Wissen ist bei jenen die eine wissenschaftliche Laufbahn einschlugen
auch erhalten geblieben - bei denen, die Pfarrerstellen bekommen haben,
scheint es verdunstet zu sein - oder eher versunken. Jedenfalls kommt's
bei den Meisten nicht mehr an die Oberfläche... :shifty:
() qilin
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Naja,
mein Dozent ist in der kath. Kirche aus rausgeflogen, weil er schwul ist....
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Meine Erfahrungen mit Theologen und Theologinnen sind sehr gut und erfreulich - daher mit viel Anerkennung verbunden; besonders auf der menschlichen Ebene. Vieles wurde mir eröffnet, indem ich mich mit (vorallem) Theologinnen austauschen konnte bzw. sie mir auf einem ganz speziellen Weg weitergeholfen haben.
Dabei ist mir besonders aufgefallen (wie Schuppen von den Augen), wie mit profundem Wissen (plus Exegese), Herzensgüte, Ernsthaftigkeit und wiederum Heiterkeit, Glauben glaubhaft wird.
Der Begriff "Atheismus" verdunstet wie Wasser auf einem heissen Stein. :)
Was bleibt, ist die Ursubstanz "Leben". Das zählt.
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hm... ich glaub, ich versteh dich nicht, Lea.
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Der heisse Stein etwa? ;)
Was bzw. wer in der gesamten Diskussion fehlt, wäre ein Statement oder Befragung/Antwort der entsprechenden Theologiestudenten; die, trotz Atheismus, ein Pfarramt anstreben. Spannende Sache. Was bleibt, sind unsere Hypothesen, Spekulationen zum Thema.
Ein vordergründig paradoxes Ansinnen. Ich werde z. B. Lehrer und bin davon überzeugt, dass es sowas wie ein Lernen überhaupt nicht gibt oder ein geistiges Potential.
Was wollen diese Anwärter (Pfarramt) der Gemeinde predigen? Glauben, trotz Atheismus?
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Ich habe gerade einige getroffen, die Theol. studiert haben. Einer hat mir erzählt, dass manche seiner Studenkollegen sogar rcht imun gegen die Zerlegung des Glaubens waren... ja jetzt sogar schon fast etwas zu konservativ auftreten.... also warscheinlich doch einfach nur Ausblenden der Fakten.
Ja, den heißen Stein  Meinst du etwa, der Atheismus hat keinen Inhalt? Das räume ich ein. Atheismus ist einfach nur einen Verneinung und keine WEltsicht meiner Ansicht nach.
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Sonne schrieb:Ich habe gerade einige getroffen, die Theol. studiert haben. was denn nun? Abegebrochen? Wegen Inkompatiblität mit evangelikalen Vorstellungen? Vielleicht gut so, dass diese uns als Pfarrer erspart bleiben. Schlimmer und unglaubwürdiger finde ich die "Untertunneler". Alle persönlichen Einwände zurückstellen, unterdrücken, verstecken - historisch-kritisch alle Prüfungsleistungen erbringen und dann die Fassade wieder fallen lassen oder den Schafspelz ... und ordiniert als evangelische Pfarrer (wegen der besseren Bezahlung) ihren Fundi-Mist predigen, als ob sie nie Theologie studiert hätten.
Sonne schrieb:Einer hat mir erzählt, dass manche seiner Studenkollegen sogar rcht imun gegen die Zerlegung des Glaubens waren... ja jetzt sogar schon fast etwas zu konservativ auftreten.... also warscheinlich doch einfach nur Ausblenden der Fakten. Ich frag mich, wo da die persönliche Glaubwürdigkeit bleibt und eine ernstzunehmende Vorselektion durch Studium, Vikariat, Praktika, Prüfungsleistungen. Aber gegen Täuschen, Tarnen und Lügen, was das Zeug hält, ist wohl kein Mittel gewachsen ...
Das was DU Zerlegung des Glaubens nennst, ist wohl eigentlich ein Reifungsprozess, ohne den ich mir keinen erwachsenen Glauben und keine beauftragte Glaubensvermittlung und Lehre vorstellen mag. Wer vorgeblich "immun" zu sein dagegen vorgibt, versperrt sich wohl eher dem eigenen Reifen in seinem Verhältnis zu Gott und biblischen Lehren ... und kommt natürlich nur unreif raus und wird so auf Gemeinden losgelassen, wenn nicht rechtzeitig abgefiltert ...
Fritz
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25-04-2008, 21:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25-04-2008, 21:16 von Mandingo.)
Fritz7 schrieb:...Aber gegen Täuschen, Tarnen und Lügen, was das Zeug hält, ist wohl kein Mittel gewachsen ... Ich glaube, wir sind uns einig, lieber Fritz,
was die Wertschätzung der kritischen Theologie angeht und auch den Ärger über die Feigheit der meisten Pfarrer und Pfarrerinnen, die Texte als das zu charakterisieren, was sie sind, z.B. Mythen, Legenden usw..
Dennoch wäre ich mit dem Vorwurf der Täuschung und der Lügen vorsichtig.
Zu denken gab mir ein Internet-Auftritt der "Päpstlichen Bibelkommission" zur Auslegung der Bibel.
Sie ist zu finden unter:
http://www.vatican.va/roman_curia/congre...ne_ge.html
Dort liest man eine sehr differenzierte und stellenweise kritische Darstellung, wie die Auslegung der Bibel sich im Laufe der Kirchengeschichte entwickelt hat.
Zu meinem Erstaunen erfährt die historisch-kritische Methode eine profunde Würdigung und wird für jeden Theologen und Bibelausleger für unerlässlich erklärt. Ähnlich sachlich wird mit protestantischen Theologen umgegangen, auch solchen, die die kath. Tradition in Frage gestellt haben.
Dann aber kommt der Hammer, um den es hier auch im Thread geht:
Nachdem der Pfarrer u.a. alle Exegese hinter sich gebracht hat, kommt die entscheidende Phase seiner Auslegung vor der Gemeinde, nämlich die "seelsorgerliche".
Und da stellt er dann die Dinge dar, wie er sie glaubt, seinen Schäfchen zu deren Erbauung weitergeben zu müssen, damit sie nicht verunsichert werden oder die Lehren für ihr Leben zu ziehen vergessen.
Dann wird die Deutung, die die Funktion und Lehre einer Legende sein müsste, zum realen Inhalt derselben. Dann landet der Auslegende wieder in der traditionellen Kiste und behält den textkritischen Teil für sich.
Ich lehne ein solches Vorgehen ab, will aber niemanden verurteilen,
der glaubt, so seiner Gemeinde mehr zu dienen und ihr Orientierungshilfe im Leben zu geben, als wenn er erst einmal die Texte historisch-kritisch analysierte, was sie bei Laien sachfern entwertet. Jeder soll sein Vorgehen selbst verantworten.
Lügen würde ich deshalb die von mir nicht geschätzte Predigtweise nicht nennen.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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Mandingo schrieb:Fritz7 schrieb:...Aber gegen Täuschen, Tarnen und Lügen, was das Zeug hält, ist wohl kein Mittel gewachsen ... ... Dann landet der Auslegende wieder in der traditionellen Kiste und behält den textkritischen Teil für sich.
Ich lehne ein solches Vorgehen ab, will aber niemanden verurteilen, der glaubt, so seiner Gemeinde mehr zu dienen und ihr Orientierungshilfe im Leben zu geben, als wenn er erst einmal die Texte historisch-kritisch analysierte, was sie bei Laien sachfern entwertet. Jeder soll sein Vorgehen selbst verantworten.
Lügen würde ich deshalb die von mir nicht geschätzte Predigtweise nicht nennen. Mit Täuschen, Tarnen und Lügen meine ich gar nicht eine Predigtweise, welche auch immer, sondern das "ergebnisorientierte" Durchlavieren durch Studium und Prüfungen allein um des Resultates "Ordination" Willen"
bei bleibender persönlicher Ablehnung der Inhalte wissenschaftlicher Theologie, ihrer Methoden und Erkenntnisse als "Zersetzung des Glaubens".
Wer da schon fälscht, wie soll der auf der Kanzel glaubwüriger werden? Und Pfarrer ohne Glaubwürdigkeit stehen ziemlich verloren da ... "Himmelskomiker"
Fritz
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