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atheistische Pfarrer - Sonne - 08-04-2008

Hallo zusammen!

Kenne einige Leute aus der Uni die Theologie studieren und Ahteisten sind. Ziel: Pfarramt.
Gibt es hier jemanden, der mir erklären kann, wie man als Ahteist parrer sein kann? Würd mich echt interessieren. NIcht mal als "nur" Agnostiker kann ich mir das für so ein Amt vorstellen.

Sonnengrüße


RE: atheistische Pfarrer - Fritz7 - 08-04-2008

Sonne schrieb:Kenne einige Leute aus der Uni die Theologie studieren und Ahteisten sind. Ziel: Pfarramt.
Gibt es hier jemanden, der mir erklären kann, wie man als Ahteist parrer sein kann?
Würdest DU zunächst mal erklären, woher genau die Info "Atheist" und "Berufsziel Pfarramt" kommt? Man kann ja auf alle mögliche Weisen zu Gott stehen, nicht nur auf die ganz naive ...


RE: atheistische Pfarrer - Sonne - 08-04-2008

von Studierenden der evangelischen Theologie.... Sie konnten mir allerdings auch nicht exakt beschreiben wie das mal im Berufsleben sein soll, da die ja noch studieren....


RE: atheistische Pfarrer - Fritz7 - 08-04-2008

Sonne schrieb:von Studierenden der evangelischen Theologie.... Sie konnten mir allerdings auch nicht exakt beschreiben wie das mal im Berufsleben sein soll, da die ja noch studieren....
Klingt irgendwie alles seltsam ... Sie müssen ja irgendwie einer Landeskirche zugehören und von dieser auf die Studierendenliste gesetzt worden sein.
Zweifel gehören wohl zum Theologiestudium dazu, aber festgefügte Selbstidentifikation als Atheist? Glaube lässt sich kaum prüfen ... und das ist auch gut so ... aber mit der Glaubwürdigkeit könnte es kompliziert werden. Und das scheint mir WICHTIGSTES Berufskapital für Pfarrer.

Fritz


RE: atheistische Pfarrer - Sonne - 08-04-2008

die Frage ist halt, wie kritisch darf mal als Pfarrer selbst sein?


RE: atheistische Pfarrer - K - G - B - 08-04-2008

Würde mich nicht wundern, wenn die das Pfarramt anstreben, um ein sicheres Auskommen mit sehr genau geregelten Arbeitszeiten und festem Einkommen zu haben. Es gibt wohl nicht viele Berufe, die sicherer sind. Außerdem hat man genügend Freizeit, um Hobbies und Studien zu frönen, denen man sonst vielleicht nicht nachgehen könnte.

Hat es schon oft gegeben, siehe z. B. Gregor Mendel, dem Entdecker der Vererbungslehre. Auch Charles Darwin hat in seiner Jugend das Priesteramt angestrebt, da es ihm jede Menge Zeit für seine Forschungen gelassen hätte. Bezahlt, versteht sich. Glücklicherweise ist er dann doch mit auf die Forschungsreise der "Beagle" mitgegangen...


RE: atheistische Pfarrer - Fritz7 - 09-04-2008

K - G - B schrieb:Würde mich nicht wundern, wenn die das Pfarramt anstreben, um ein sicheres Auskommen mit sehr genau geregelten Arbeitszeiten und festem Einkommen zu haben. Es gibt wohl nicht viele Berufe, die sicherer sind. Außerdem hat man genügend Freizeit, um Hobbies und Studien zu frönen, denen man sonst vielleicht nicht nachgehen könnte.

Hat es schon oft gegeben, siehe z. B. Gregor Mendel, dem Entdecker der Vererbungslehre. Auch Charles Darwin hat in seiner Jugend das Priesteramt angestrebt, da es ihm jede Menge Zeit für seine Forschungen gelassen hätte. Bezahlt, versteht sich. Glücklicherweise ist er dann doch mit auf die Forschungsreise der "Beagle" mitgegangen...
Entspricht aber nicht heutiger und wohl noch viel weniger zukünftiger Realität:
Mieses Berufsimage
Miesere manipulative und subpressive Arbeitgeberin
Ganz mieses Betriebsklima infolge immer weitergehenden Stellenabbau und weltfremde Ansprüche an Leistungsumfang

Wenn ich als junger Mensch auch nur die Chance auf Alternativen hätte und nicht unbedingt (aus Berufung) Pastor werden wollte, würde ich mir ganz schnell ein anderes Berufsziel suchen. Theologiestudium als (teures) Hobby bleibt OK.


RE: atheistische Pfarrer - Mandingo - 09-04-2008

Sonne schrieb:die Frage ist halt, wie kritisch darf mal als Pfarrer selbst sein?
So kritisch, wie man dazu in der Lage ist.
Wer derart intensiv mit Worten arbeitet, auf uralte Bilder, Mythen und Botschaften zurückgreift, die er in seine Zeit übertragen muss, der kann das nur, wenn er alle Register der Kritik in allen betroffenen Bereichen seiner Botschaft zieht. Ansonsten kann er mit der wörtlichen Übernahme gefährlich daneben liegen und im Hinblick auf die Relevanz für seine Zeit versagen, so wie die Kirche in der Zeit der Kreuzzüge, Hexenverbrennungen usw., die alle auf das alte mythische Gottesbild zurückgriffen.

Ich kann mir nur vorstellen, Sonne,
dass deine Theologiestudenten sich als "Atheisten" im Hinblick auf die mythischen Gottesbilder sehen, die ohne Entmythologisierung einen Fetisch entstehen lassen, aber keine Urquelle unseres Lebens, das uns Orientierunghilfe und Lebenskraft bringt. Vielleicht war ihr Ausdruck "Atheisten" auch nur ein Zitat, das sie oft von "frommen Gemütern" zu hören bekommen.

Ich höre immer wieder von Konservativen,
dass sie Theologen heute weitgehend als "Atheisten" betrachten, die durch ihr Studium "verdorben" und um ihren "Glauben" gebracht werden.
Solche Leute haben nicht begriffen, dass die Wiederholung alter Texte keine Theologie sein kann und dass man ohne Entmythologisierung nicht zu den wahren Glaubens-Aussagen vorstoßen kann.


RE: atheistische Pfarrer - Fritz7 - 09-04-2008

Mandingo schrieb:Ich höre immer wieder von Konservativen,
dass sie Theologen heute weitgehend als "Atheisten" betrachten, die durch ihr Studium "verdorben" und um ihren "Glauben" gebracht werden.
Solche Leute haben nicht begriffen, dass die Wiederholung alter Texte keine Theologie sein kann und dass man ohne Entmythologisierung nicht zu den wahren Glaubens-Aussagen vorstoßen kann.
Gut und schön, aber die sog. "Konservativen" oder eher Traditionalisten finden sich sowohl an kirchlichen Schaltstellen wie Prüfungsgremien wie in Kirchenvorständen und Gemeinden und können jungen Theologen schon ziemlich effektiv ihren kritischen Geist, so er über die stillen theologische Arbeit hinausgeht, madig machen.
So wie jenem Ex-Pfarrer, der an die Schule flüchtete, weil ihm das ständige Bebeten durch Haus-Betkreise( "Gott möge den Pfarrer doch bitte auch zum Glauben finden lassen") zu nervig wurde ...
Oder jenen Pfarrer im sächsischen Falkenstein, der sich in seiner Verzweiflung und Verlassenheit gegenüber der Liga der Frömmler selbst verbrannte. http://evlks.de/forum/index.php?topic=77.msg819#msg819

Von der Kirchenleitung wird man meistens vergeblich auf ein ordnendes Wort gegen solchen Firlefanz und zugunsten betroffener Pfarrer warten ...

Das ist dann eine Facette dessen, was ich mit mieser Arbeitgeberin meinte.


RE: atheistische Pfarrer - freiheit - 09-04-2008

Ich hätte mir das echt nicht so schlimm vorgestellt.
Da gehen einem wiedermal die Augen auf !


RE: atheistische Pfarrer - Fritz7 - 10-04-2008

freiheit schrieb:Ich hätte mir das echt nicht so schlimm vorgestellt.
Es sind auch die Ausnahme-High-Lights dessen, was einem Normalo-Gemeindeglied wie mir davon bekannt wird. Das tagtägliche ist weniger spektakulär ...


RE: atheistische Pfarrer - Sonne - 22-04-2008

Ich danke für eure Gedanken zum Thema. Kann die Innenperspektive halt nicht nachvollziehen. Kannn mir aber durchaus vorstellen, dass ein Theologiestudium den Glauben zerstört. Das kritisiere ich wiederrum an den Kirchen: die innere und die äußeres Wahrheit. Denn die Gläubigen bekommen von den theologischen Bewegungen in den Universitäten nichts mit, ausser man beschäftigt sich gezielt mit Fachliteratur. Zum anderen wird eine Fundamentalisierung/Evangelikalisierung der Kirchen nicht abgelehnt, vielleicht sogar insgeheim befürwortet. Auf der anderen Seite hatte fast jede philosophische Bewegung auch Auswirkungen auf die Theologie. Es gab Materialisten, Rationalisten und anscheinend sogar Nihilisten. Das ist halt nur meine Frage: Wie kann man als "gebildeter" Theologe, der eigentlich Atheist ist (weil man ja weiß, wie's wirklich aussieht mit dem Christentum) noch Pfarrer machen???
Leider (oder vielleicht glücklicherweise) treffe ich diese Spezies Studenten nie. Aber wenn es mal dazu kommt, frag ich das garantiert.

Viele Grüße
Sonne


RE: atheistische Pfarrer - Fritz7 - 22-04-2008

Sonne schrieb:Kannn mir aber durchaus vorstellen, dass ein Theologiestudium den Glauben zerstört.
Schwachfug ...

Wenn sich jemand während des Theologiestudiums dessen bewusst wird, wars vorher wohl damit schon nicht weit her ... mit dem Glauben ... Kindergartenglaube muss auch mal erwachsen werden dürfen.
Wenn alles gleich weg buchstabengetreu glauben das Einzige ist, DANN kann Mensch natürlich beim Reflektieren irre werden ... an seinem Verstand ... und wohl auch an seinem Kleinkinderglauben ...

Das scheint mir aber wenig mit Theologiestudium als "schuldige" Einrichtung zu tun zu haben, sondern an Versäumnissen vorher - selbst, in Familie ... und möglicherweise auch in Kirchengemeinde ...

Ich sehe keine Alternative dazu, als Erwachsener auch bisweilen mit dem (Glaubens-)Zweifel zu leben. Die Selbstverweigerung rational-religiöser Reflexion ist keine, die Flucht in den Agnostizismus/ Atheismus auch nicht ... Für mich waren Einblicke in die Theologie eher hilfreich für das persönliche Glauben, sie haben einiges an vorher unbeantworteten und für mich unbeantwortbaren Fragen beantwortet.

Fritz


RE: atheistische Pfarrer - Sonne - 22-04-2008

@Fritz
ich komme aus einem evangelikalen Umfeld... Glaub mir, dieser Glaube ist theologisch nicht haltbar. "Einblicke", wie du sie benennst, um Fragen zu klären ist denke ich auch etwas anderes als ein Studium. Ich mein damit nicht dich jetzt, aber deshalb hasse ich Diskussionen mit Seniorenstudierenden.
Zum Thema zerstörter Glaube durch das Studium und "agnostischer Glaube an Gott" kann ich Christian Nürnberger "Jesus für Zweifler" empfehlen. Ist kein Sachbuch, wie ichs erwartet hatte, aber dennoch interessant.

Viele Grüße
Sonne


RE: atheistische Pfarrer - Fritz7 - 23-04-2008

Sonne schrieb:ich komme aus einem evangelikalen Umfeld... Glaub mir, dieser Glaube ist theologisch nicht haltbar.
Evangelikale "Jesus"-Idolisierung ist für mich auch kein akzeptabler christlicher Glaube für Erwachsene nach der Aufklärung ... Diese eher naive Glaubensrichtung wird bei nachdenklichen Menschen auch OHNE Theologiestudium irgendwann in die Krise geraten ... und da ist auch gut so, meine ich ... Schade nur, wenn dann alle Resigiösität in den gleichen Topf geworfen wird ... und nur noch Atheismus bleibt ... DAS sind für mich Kollateralschäden evangelikaler Erziehung, nichts anderes ...