Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Was sind "geheiligte Räume"
#16
sweetyyy schrieb:Wie ich sehe sind hier die Meinungen zu "geheiligten Räumen" sehr verschieden ..
Das KANN auch gar nicht anders sein! "Räume", auch "virtuelle" oder "Zeiträume" werden ausschließlich durch Menschen geheiligt, bzw. durch das, was Menschen damit anstellen. Somit kommts dann auf die Perspektive der versammelten Menschen an, nicht eigentlich auf raumumschließende oder- ausstattende Bauteile der "RÄUME".
Ich neige zu Mandingos Ansicht: Es kommt darauf an, was geschieht mit den Menschen und auch durch die Menschen, ob Gott geschieht, ob die Menschen Gott geschehen lassen durch ihr Sein, Denken, Handeln.
Deswegen ist Konsens über geheiligte Räume auch so schwierig, bzw. gar nicht zu haben, solange es keinen Konsens Aller über die Gottesvorstellungen und das Reden von Gott gibt.

Irgendwie spielen doch bei allen Menschen ganz individuelle Sehnsüchte mit ... beim Geheiligten oder Heiligen.

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Zitieren
#17
Mal so ganz nebenbei, was die sogenannte Liebe Gottes anbelangt.
Gott kann niemand genau deffinieren. Die einen berufen sich auf die Bibel, andere auf den Koran, wieder andere auf mündliche Überlieferungen ihrer Vorfahren, und noch wieder andere auf ihren Geist und mit der damit verbundenen Logik.
Gott ist für mich die Schöpfung im ganzen, im positivem, wie im negativem Sinne. Ein alter gütiger Mann mit Strohhut ist mir bisher nicht begegnet.

Und was die christliche Nächstenliebe anbelangt, so wollte Jesus bestimmt keinen Personenkult haben, und schon gar nicht als ein Gott auf Erden (Dornenkrone) verunglimpft werden. Seine unbeugsame Liebe war der friedliche Kampf für soziale und juristische Gerechtigkeit. Weltliche Güter waren für ihn nur Mittel zum Zweck (Teilen), und die juristische Gerechtigkeit unabdingbar.

Leute im Nadelstreifenanzug, welche die Bibel in und auswendig kennen, sich die Taschen vollstopfen, und Werte vermitteln, an die sie sich selber nicht halten, die nannte Christus schon "Scheinheilige Pharisäer" und "Heuchlerische Schriftgelehrte".

Schaut euch nur den papst an, "Gottes Stellvertreter auf Erden", oder die Israelis, "das auserwählte Volk Gottes". Christus war nie arogant. Für ihn waren alle Menschen gleichermassen gewollt. Sie waren Brüder und Schwestern.
Wer zu begangenem Unrecht schweigt, der fügt ein weiteres Unrecht hinzu!
Freiheit ist die Meinung des Andersdenkenden!
http://glaubensportal.npage.de/
Zitieren
#18
Hi, Sweetyyy :)
Auch herzlich Willkommen bei uns :)
Die Formulierung, "geheiligte Raeume" ist, wie Du siehst schon unter uns paar Antwortern mal eng, mal weit ausgelegt.
Geh ich mal vom dt.Sprachgebrauch im Alltag aus, ist mir etwas "heilig", wenn ich nicht jedermann ungefragt dazu den Zugriff gewaehren wuerde.
Jeder kennt das wohl mit der "heiligen Ordnung auf dem Schreibtisch", ueber welche mehr oder weniger schoepferischen Ort ein Mensch aus mnemotechnischen Gruenden (um sich gut zu erinnern) eifersuechtig wacht, dass daran kein anderer etwas veraendert.
"heilig" hatte saekular auch die Bedeutung, Personen hervorzuheben, auf denen genau etwa eine wichtige Stiftung beruhte, wenn es welche anderen gleichen Namens gab, die man keinesfalls meinte.
Andere sehn im Wort "heilig" mehr auf das etwas weihevolle Erhabene, ein Gefuehl - wofuer sicherlich ein anderes Wort angemessener waere.

Biblisch, das ist ja urspruenglich ohnehin nicht auf deutsch geschrieben, steht das Wort "qadosch" = heilig eher im Sinne des erwaehnten Schreibtischs: dass mir da ja keiner ohne meine Einwilligung drangehe - sonst "funkt" es ! - und erhabene - numinose oder anderswie abgehobene Gefuehle haben nichts damnit zu tun, aber geschildert wird am ehesten, dass die Leute erschrecken oder etwas zittern, und sich erst vergewissern, dem Innehaber der Heiligkeit nicht in die Quere gekommen zu sein, ohne eingeladen gewesen zu sein.

Heiligkeit im biblischen Sinne ist etwas sehr Wichtiges, das erfordert, sich behutsm und abwartend zu verhalten. Man ist nicht auf offenem Boden und nicht auf dem eigenen Revier, wenn man an einem heiligen Ort eines anderen ist - kann man sagen.

Im Kleinen betrachtet, als wir sehr arm waren, war das Nachtschraenkchchen unserer Mutter und Grossmutter "heilig" als das Ihrige. Lag da ein Buch oder was auch immer und man haette es gerne gehabt, haetten wir unbedingt darum gefragt und uns nicht einfach bedient.
Sie wiederum liessen uns Kindern vergleichbare Stellen "heilig", in der Wohnung, davon haette sich auch niemand ohne Umstaende etwas weggenommen oder auch nur geputzt, da wurden wir aufgefordert, das selbst zu besorgen und wir mussten nicht zeigen, was wir da "gebunkert" hatten
Ich weiss noch genau, meins war in der Vorschulzeit ein Kuechen-Hocker mit einer roten Samtdecke darueber. Alles darunter ging ausschliesslich mich was an
- wir hatten ein Recht eingeraeumt bekommen, sogar sehr wuetend zu werden, wenn da jemand - etwa ein neugieriges Besuchskind oder ein achtloser Erwachsener ohne unsere Genehmigung drangegangen waere, auch nur zu gucken, was da drin ist. Man haette uns fragen muessen und wir haetten ehrlich geantwortet - mindestens das.

Ein "geheiligter" Ort ist so etwas, indem man es abmacht. Es gibt andere solche Heiligkeiten, die erklaeren sich anders, etwa wenn der Brauch so ist, dass man die Stelle markiert, auf der ein Mensch starb - ganz ohne dass daran etwas unheimlich sein muesste - es geschieht damit etwas, das sich letztlich den Zuschauern doch entzieht, und es ist richtig, das mit einer Scheu zu umgeben. Direkt auf dem Friedhof pflegt ja keiner zu sterben, aber dieser Platz bekommt es uebertragen mit den Toten, die man dort bettet, also ein Ritual widmet es um.
Meine Mutter starb in diesem Zimmer hier, das war ihr und uns sehr wichtig, da verhaelt es sich komplizierter, denn "ihr" Stuhl und Bett sind ja freigegeben, Tote besitzen nicht mehr im selben Sinne, was vorher ihr "Revier" war, aber ich habe das umgeraeumt, dort, wo sie starb, sind drei Bilder von ihr und ein Tisch. Schau ich da rueber, fuehl ich mich ihr nah genug zum Reden und Ueberlegen, wie sie etwas gefunden haette, denn ich vertret ja nun "uns" noch. Dafuer macht mich ihr schoenes Grab auf dem Friedhof etwas ratlos. Da faellt mir nicht viel zum Unterhalten mit ihr ein.

Gebetshaeuser sind objektiv geheiligte Raeume, im Ganzen, weil das G0TT zugewidmete Raeume sind. Manchmal ueberlege ich, zu einem Thema etwas intensiver mit G0TT reden zu wollen und habe festgestellt, dass man es bezeichnen kann als "Gehn wir zu DIR oder gehn wir zu mir?" Entscheidung. Wenn ich das Ergebnis etwas offizieller und weniger subjektiv brauche, gehn wir zu IHM, also hier weg in unser Gebetshaus oder ein vergleichbares, auch ein Wegkapellchen passt mal, und ich bin nicht geneigt, sowas alles zu vermischen.

Auf die Strassen zu ziehn und sich um Benachteiligte zu kuemmern, das definiere ich nicht als "geheiligte Raeume", denn das ist etwas, was ich doch sowieso soll, wenn die Situation anliegt, nach Kraeften bereit zu sein, zu helfen. Andern zu dienen ist man doch da.

Aber wenn mal eine Situation passiert, dass jemand mich bittet, zusammen etwas zu beten, dann entsteht um uns ein geheiligter Raum, je nach den Moeglichkeiten kann das sehr verblueffend aussehn
- ich erinnere mich, einmal mit einer Frau zu Ostern Lieder gesungen zu haben im Vorraum zum Klo einer Wachstation, weil das der einzige Raum ist, wo nicht dauernd alle andern auch rumkreuzen. Es gab an dem Tag keine Moeglichkeit, sich woanders hin zu begeben, aber sie wollte Ostern nicht alleine begehen. Also gingen wir dahin und sangen ganz leise eine ganze Serie Kirchenlieder. Warum auch nicht.
Da ist es doch "der Mensch, um dessentwillen der Sabbath geschaffen wurde", um was es geht. Also zum geheiligten Raum kann man immer etwas sofort bei Bedarf auch bestimmen. Es wird nicht unbedingt an dem Ort haften bleiben, dass er fuer einen Moment uns ein heiliger war.

Wenn es darum ginge, wo G0TT sich "aufhaelt", dann koennte man keinen Ort der Welt mehr als profan bezeichnen - ER ist allgegenwaertig, und wir sind von innen so nahe dran, sogar stumm zu IHM beten zu koennen, also ist der Mensch auch so ein "Tempel" - was ich am Menschen auch als besonders respektiere
- doch gibt es diese Unterscheidung trotzdem, dass es "hab-acht!"-Orte, -Stellen, -Tage und -Situationen gibt, und auch profane.

Im Judentum ist das ganz praktisch definiert. 4 Ellen weit Abstand sollte man fuer alle Taetigkeiten halten von Orten, die kultisch-Untauglichem dienen, also z.B.der erwaehnte Vorraum zum Klo war immerhin nicht das Klo selber, man konnte zum Fenster rausschauen und es ignorieren.

In der Volks-Religiositaet ohne bestimmte Konfession trifft man auch auf "Kraft-Orte", mitunter sind sie nichtmal sonderlich gekennzeichnet. Da spielt irgendwas aus Atmosphaere, Anblick, Weg dahin, zusammen, es hebt diesen Punkt heraus und man kann hier gut ueber Sachen nachdenken. Mit Einschraenkung wuerde ich sagen, dass das auch mal geheiligte Orte fuer einen Menschen ganz allein werden koennen. Es kann fuer mich einfach eine lediglich verborgene Stelle sein, gleich um die Ecke, oder halb durch die Stadt bis dahin, einfach dass man da spuert, ganz zur Ruhe zu kommen und sich selbst zu bemerken. So etwas gehoert aber wohl mehr zum Bereich des "Reviers" einer Person. So ein Ort gehoert einem ja nicht eigentlich, man findet das auf Zeit.
Hoechstenfalls wuerde man etwas List anwenden, dass der Platz nicht andern bekannt wird. Wenn man da jemanden traefe, wuerde man sich etwas Anderes suchen gehen. - Ich denk aber gern ab und zu an solche Orte zurueck, die ich hatte.

Einen "geheiligten Ort" wiederum wuerde man energischer verteidigen, meine ich. Die sind objektiv etwas.

mfG WiT :)
Zitieren
#19
Gelöscht.
Zitieren
#20
WiTaimre schrieb:...Auf die Strassen zu ziehn und sich um Benachteiligte zu kuemmern, das definiere ich nicht als "geheiligte Raeume", denn das ist etwas, was ich doch sowieso soll, wenn die Situation anliegt, nach Kraeften bereit zu sein, zu helfen. Andern zu dienen ist man doch da.
"Sowieso sollen"
ist in meiner Sicht kein Gegenargument für einen "geheiligten Raum", lieber WiTaimre.
Auch beten "sollst du sowieso" oder mal ein gottgefälliges Liedlein trällern.

Ist nicht auch wichtig,
dass man die Kraft Gottes spürt an einem sog. "geheiligten Ort"?
Und die spürt man doch wohl am ehesten, wenn man einen "Nächsten" liebt, der z.B. auf der Straße meine Hilfe braucht und an dem i.d.R. viele vorbei gehen, die das noch lange nicht für eine "Sowieso-Tat" halten.

Wenn wir als Christen hören "Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen", dann ist eine Hilfe auf der Straße in "seinem Namen" ein Zeichen seiner Anwesenheit, du kannst auch sagen, der Anwesenheit unseres himmlischen Vaters. Und die macht einen Ort ganz schön heilig.

Vielleicht liegt aber auch alles Unterschiedliche an solchen Sichtweisen an der Definition des Wortes "heilig", wie du oben sagst. Und gemessen an unserer Alltagssprache wäre dann die "heilige Straße" vielleicht hilfreich provokativ so bezeichnet, mit Appell-Charakter.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Alle Religionen sind Blödsinn APOSH 24 7276 27-11-2023, 16:11
Letzter Beitrag: Ekkard
  Sind die Religionen alle in etwa dasselbe? Georg05 38 17750 03-02-2022, 12:38
Letzter Beitrag: Bion
  Sind Engel und Teufel das gleiche? lernender 88 141664 18-11-2013, 21:44
Letzter Beitrag: Ekkard

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: