28-08-2010, 00:52
(27-08-2010, 23:25)Karla schrieb: Wieso braucht eine Religionsgemeinschaft den Anspruch, die einzige Wahrheit zu haben, für ihre Existenz?Kurz: Religion definiert (implizit), was als wahr zu beurteilen ist. Und was bei uns wahr ist, kann anderswo nicht falsch sein. Das hat nichts mit Hass zu tun (dein Beispiel), sondern mit einer einfältigen Logik.
(27-08-2010, 23:25)Karla schrieb: Und genausowenig, wie England 'wahrer' ist als Frankreich, oder Fußball 'wahrer' ist als Weitsprung, genauso wenig ist eine Religionsgemeinschaft - als Religionsgemeinschaft - wahrer als eine andere.Nun, dies Argument ist nicht stichhaltig, auch wenn es mir gut gefällt. Implizit vorhandene (religiöse) Wahrheiten bedingen bei oberflächlicher Betrachtung, dass andere etwas Falsches zugrunde legen.
Man muss schon genauer hinsehen, um zu erkennen, dass diese simple, aber offensichtliche Logik einen Denkfehler enthält: Dass nämlich eine religiöse Wahrheit nichts anderes ist als ein intersubjektiver Konsens der betreffenden Gesellschaft (Gemeinde, Kirche).
Beispiel Mathematik: Euklidische / sphärische Geometrie. Beide Axiomensysteme können sauber nebeneinander bestehen. Ihre Erkenntnisse gelten aber nur im jeweiligen System. Und das ist bei Religionen natürlich genauso.
Aber die religiösen Lehren selbst nehmen für sich Allgemeingültigkeit in Anspruch, nicht bemerkend, dass es sich um Vereinbarungen in und für einen bestimmten Kulturraum handelt!
(27-08-2010, 23:25)Karla schrieb: Wenn da der Absolutheitsanspruch auftritt, liegt in allen drei Beispielen ein ruiniöses Ich zugrunde, das ohne Hass nicht existieren kann.Nein, das ist nicht zwingend. Hass kann sich natürlich bilden, wenn sich Konsensgemeinschaften berühren. Denn "wir" sind die Guten, die Wahrheitsliebenden, die anderen sind falsch und daher böse.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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