(26-08-2010, 21:32)Ekkard schrieb:(25-08-2010, 21:39)agnostik schrieb: Mir ging es ... darum, ob jemand Christ - wie man das auch immer versteht - oder Moslem oder ... Jude sein muss, um zu dem jeweiligen Gott zu gelangen. Im Falle der abrahamitischen Religionen halt: um überhaupt zu Gott zu gelangen.
Dante hat das doch sehr schön illustriert: Er war so traurig, dass Vergil von dem Gottesbereich ausgeschlossen war.
Es gibt Fragen, auf ich gar nicht kommen würde. Diese ist so eine:
1. Man muss sich schon als allzuständiger Weltbürger empfinden, um sich Gedanken über das Seelenheil anderer Kulturen zu machen.
Oder als Religionswissenschaftler?
(26-08-2010, 21:32)Ekkard schrieb: 2. Zugleich muss man die eigene Lehre (Religion) so verinnerlicht haben, dass einem fremde Heilsvorstellungen als nichtig und falsch erscheinen.
Ob "man" das muss, weiß ich nicht. Bei mir ist genau das Gegenteil der Fall. Mich interessieren alle Heilsvorstellungen. Ich selbst habe keine.
(26-08-2010, 21:32)Ekkard schrieb: 3. Man muss die gemeinschaftsbildenen (mythischen) Vorstellungen dermaßen absolut setzen, als wären sie objektivierbar.Ja - für jede einzelne Religion bzw. Glaubensgemeinschaft sehe ich das so.
Es ist genau diese "Objektivierung", die man auch Glauben nennen kann, die es da jeweils gibt, die mich interessiert: sei es nun Vedanta, Advaita, Buddhismus, Shivaismus und vieles mehr - darunter eben auch Christentum.
(26-08-2010, 21:32)Ekkard schrieb: Die Nr. 1 ist bestenfalls eine Idealisierung. Man kann nicht für alle Menschen einstehen, mitleiden und sich um deren Seelenheil sorgen. Dazu sind wir nicht da, weil uns dies überfordert. Man muss einer anderen Kultur die eigenen Wege zu einem verantwortungsvollen Leben zugestehen.
Ich sorge mich ja gar nicht - mich interessiert es nur
Sorgst denn Du Dich um die gesamte Physik, wenn Du Dich für ihre Teilgebiete unter bestimmten Aspekten interessierst? Und für die Meinung von Leuten in diesen Fachgebieten?
(26-08-2010, 21:32)Ekkard schrieb: Die Nr. 2 ist schon schwieriger und das eigentliche Threadthema. Wenn die eigene Religion sinnvoll und verbindlich sein soll, dann definiert sie die Urteilsfähigkeit innerhalb der eigenen Kultur und innerhalb der eigenen Gemeinschaft. Wir werden einfach lernen müssen, dass unsere Zuständigkeit an den Kulturgrenzen defintiv endet. Unsere Vorstellungen sind nicht universal, siehe Nr. 1![Überflüssige Quoting-Tags entfernt./Ekkard]
Die Nr. 3 hängt unmittelbar mit den Begrenzungen der Nrn. 1 und 2 zusammen. Die jüdische Religion hat immer nur das "auserwählte Volk" im Blick gehabt. Erst Paulus hat den Christus den Völkern (Nichtjuden) verkündet, eigentlich ein geistiger Gewaltakt! Wir selbst sind gerade deshalb so empfindlich, wenn hier "missioniert" wird.
Wer oder was Gott genau ist, weiß niemand. Unsere Kulturkreise sammeln darunter die mythischen Eigenschaften einer Persönlichkeit, die am Sinai das mosaische Gesetz erlassen, in Jesus erneuert hat, und sich in Mohammed (ursprünglich) an die arabische Welt gewandt hat.
Wenn man seinen Horizont nicht allzu eng zieht, lässt sich leicht erkennen, dass bereits zwischen Judentum, Christentum und Islam erheblich verschiedene Akzente gesetzt werden, obwohl es sich formal um denselben Gott handelt (manche wiedererweckte Christen bestreiten selbst das!).
Wie anders müssen erst die mythischen Figuren und deren Heilswege in anderen Kulturen sein!
Wir können und dürfen nicht glauben, dass unsere religiösen Vorstellungen der einzige Weg zum Heil ist. Kein (auf seinen Kulturkreis bezogen relativ) 'Gerechter' auf der Welt ist demnach vom Heil ausgeschlossen, auch gewisse römische Dichter nicht.
Danke. Die letzten 2 Abschnitte, besonders der letzte, zeigen mir wie Du es siehst - sicher repräsentativ für viele heutige Menschen.
Dante hat es offensichtlich anders gesehen - auch die meisten seiner Zeitgenossen.
Schade, dass keine Katholiken, Moslems, Juden, Zeugen Jehovas, Mormonen, Adventisten, Hindus, Buddhisten .. sich dazu äußern.
