26-08-2010, 21:32
(25-08-2010, 21:39)agnostik schrieb: Mir ging es ... darum, ob jemand Christ - wie man das auch immer versteht - oder Moslem oder ... Jude sein muss, um zu dem jeweiligen Gott zu gelangen. Im Falle der abrahamitischen Religionen halt: um überhaupt zu Gott zu gelangen.Es gibt Fragen, auf ich gar nicht kommen würde. Diese ist so eine:
Dante hat das doch sehr schön illustriert: Er war so traurig, dass Vergil von dem Gottesbereich ausgeschlossen war.
1. Man muss sich schon als allzuständiger Weltbürger empfinden, um sich Gedanken über das Seelenheil anderer Kulturen zu machen.
2. Zugleich muss man die eigene Lehre (Religion) so verinnerlicht haben, dass einem fremde Heilsvorstellungen als nichtig und falsch erscheinen.
3. Man muss die gemeinschaftsbildenen (mythischen) Vorstellungen dermaßen absolut setzen, als wären sie objektivierbar.
Die Nr. 1 ist bestenfalls eine Idealisierung. Man kann nicht für alle Menschen einstehen, mitleiden und sich um deren Seelenheil sorgen. Dazu sind wir nicht da, weil uns dies überfordert. Man muss einer anderen Kultur die eigenen Wege zu einem verantwortungsvollen Leben zugestehen.
Die Nr. 2 ist schon schwieriger und das eigentliche Threadthema. Wenn die eigene Religion sinnvoll und verbindlich sein soll, dann definiert sie die Urteilsfähigkeit innerhalb der eigenen Kultur und innerhalb der eigenen Gemeinschaft. Wir werden einfach lernen müssen, dass unsere Zuständigkeit an den Kulturgrenzen defintiv endet. Unsere Vorstellungen sind nicht universal, siehe Nr. 1!
Die Nr. 3 hängt unmittelbar mit den Begrenzungen der Nrn. 1 und 2 zusammen. Die jüdische Religion hat immer nur das "auserwählte Volk" im Blick gehabt. Erst Paulus hat den Christus den Völkern (Nichtjuden) verkündet, eigentlich ein geistiger Gewaltakt! Wir selbst sind gerade deshalb so empfindlich, wenn hier "missioniert" wird.
Wer oder was Gott genau ist, weiß niemand. Unsere Kulturkreise sammeln darunter die mythischen Eigenschaften einer Persönlichkeit, die am Sinai das mosaische Gesetz erlassen, in Jesus erneuert hat, und sich in Mohammed (ursprünglich) an die arabische Welt gewandt hat.
Wenn man seinen Horizont nicht allzu eng zieht, lässt sich leicht erkennen, dass bereits zwischen Judentum, Christentum und Islam erheblich verschiedene Akzente gesetzt werden, obwohl es sich formal um denselben Gott handelt (manche wiedererweckte Christen bestreiten selbst das!).
Wie anders müssen erst die mythischen Figuren und deren Heilswege in anderen Kulturen sein!
Wir können und dürfen nicht glauben, dass unsere religiösen Vorstellungen der einzige Weg zum Heil ist. Kein (auf seinen Kulturkreis bezogen relativ) 'Gerechter' auf der Welt ist demnach vom Heil ausgeschlossen, auch gewisse römische Dichter nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard