23-08-2010, 20:52
(23-08-2010, 17:43)Karla schrieb:(23-08-2010, 14:32)agnostik schrieb: Später habe ich versucht, eine andere Deutung zu finden - ist mir aber nicht gelungen.
Mein Deutungsversuch ist auch noch nicht perfekt, agnostik. Ich habe da selber noch so einige Fragezeichen. Ganz sicher bin ich zumiindest in der Kontextfrage: Gegenüber steht sich: Wo ist der Weg - Ich bin der Weg. Also konkrete Antwort auf die konkrete Frage eines konkreten Menschen. Ich verstehe das so: Der Weg liegt nicht im Räumlichen oder Zeitlichen, sondern in einem Zustand.
Bions Hinweis oben ist in der Sache auch verflixt wichtig: dieser Disput steht im Johannesevangelium. Und Johannes sah Jesus als Verkörperung des Logos, vergleiche Anfang des Johannesevangeliums. Logos ist mehrdeutig, bedeutet das schöpferische Wort, die Vernunft, das ordnende Prinzip und vielleicht noch einiges mehr.
Und der Punkt ist, dass das alles nun im Menschen inkarniert war. Nicht mehr hoch oben, unerreichbar, sondern im Menschen selber realisiert.
Weiß nicht, ob das stimmt, was ich jetzt denke, vielleicht hat Bion oder ein anderer da mehr Deutungsmaterial als ich:
aber es schaut mir so aus, als ob hier die Jesusfigur wie jemand gsehen wird, der den Auftrag hatte, das Göttliche sozusagen ins Menschliche hereinzuziehen, und seitdem können andere das auch schaffen. Der Weg ist sozusagen freigeschaufelt worden.
Am liebsten würde ich so übersetzen, aber ich kann kein Griechisch, um überhaupt auch nur einschätzen zu können, ob das so ginge:
'Das Ich ist der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater außter durch das Ich.'
Wobei ich mit 'Ich" hier nicht das Ego meine, sondern das Selbst, das sozusagen die Stätte ist für das sogenannte Göttliche.
Oder, um Bions Begriff "Tür" aufzugreifen, den Johannes in 10, 9 benutzt:
das eigene Ich, das eigene Menschsein kann nur die Tür sein zum Göttlichen.
Mal gespannt, was bion sagt, ob es so heißen könnte.
Für meine Interpretation des Christentums, also daß es eine Religion ist, deren Grundlagen aus der indischen Mystik kommen (habe ich bei einem Strang mal angesprochen), wäre diese Deutung genau richtig :icon_wink:
Sie könnte von Ramana Maharishi sein, einem der relativ modernen indischen Weisen (gestorben 195x). Er nennt das Ich, das Du meinst, (einach als terminus technicus aufzufassen) "ich-ich", soz. das Ich, das verbunden ist mit dem Absoluten. Das Ego-ich nennt er das falsche ich, und sagt, dass es eigentlich gar nicht existiert.