18-05-2010, 15:16
(17-05-2010, 17:45)VolkersList schrieb: Du sagst, daß Gott nur in das Handeln der Gläubigen eingreift, sofern sie dies durch Glauben zulassen.Mein Satz war blöd formuliert und irgendwie doppelt gemoppelt. Ich meinte, dass Gott (und ich als nicht gläubiger
Bist Du wirklich der Meinung, daß diese Annahme nicht vordergründig und viel zu einfach ist ?
verstehe unter Gott das, was sich aus den Handlungen und Haltungen der Menschen, die an ihn glauben, ergibt)
auf die Menschen einwirken kann, die an ihn glauben. Dabei ist die Existenz oder Nichtexistenz Gottes relativ egal:
wer meint, direkt im Auftrag seines Gottes zu handeln oder durch seine Glaubensgrundsätze indirekt anders
handelt als der nicht durch Glauben beeinflusste Mensch, trägt damit die Auswirkungen Gottes, existent oder nicht,
in die Realität hinaus.
Zitat:Bist Du tatsächlich der Meinung, daß Gläubige und Nichtgläubige sich so fundamental unterscheiden ?Jein. Zunächst einmal "Ja": wenn ich eine Entscheidung zu treffen habe, versuche ich, ihre Auswirkungen in der
Zukunft abzuwägen und möglichst objektiv die vermeintlich beste Entscheidung zu treffen. Dabei ist es ganz
natürlich, wenn mir diese Entscheidung in irgendeiner Art einen direkten oder indirekten Vorteil bringt.
Ein Gläubiger kann in bestimmten Situationen von seinem Glauben einen Riegel vorgeschoben bekommen, Alternativen
fallen weg, Prioritäten verändern sich aufgrund des Glaubens. Um das alles anschaulich zu machen, nehmen wir doch
das Beispiel der ungewollten Schwangerschaft in einer schwierigen Lebenssituation und die Überlegung,
ob abgetrieben werden sollte oder nicht.
Der (streng) Gläubige (Katholik) handelt in dem Fall anders. Aufgrund der Überzeugung, sein Glaube weise ihm die
richtige Richtung, würde er sich definitiv gegen die Abtreibung entscheiden. Keine rationale Entscheidung.
"Nein" deswegen, weil abgesehen von dem "blind in eine höhere Instanz, die mir manche Entscheidungen erleichtert
oder abnimmt" keine großartigen Unterschiede bestehen und wir unterm Strich doch alle Menschen sind.
Zitat:Bist Du wirklich der Meinung, daß die Splitter im Unterschied von Mensch zu Mensch eher sichtbar sind, als der Balken im eigenen Auge ?Erklärst Du mir hier nochmal, was Du genau meintest?
Zitat:Hälst Du es nicht für möglich, daß in der Bibel auch mal was fundamental Richtiges steht ?Definiere "fundamental" richtig. Verneinen will ich hier aber natürlich nicht. Es erleichtert uns definitiv das Zusammen-
leben, wenn beispielsweise Töten als etwas absolut schlechtes und verachtenswertes angesehen wird.
Solche Grundsätze, kommen sie nun aus der Bibel oder aus einem ethischen Konsens, beeinflussen das Sozialleben
ganz grundlegend. Beispiel: Person A hat einen überaus wertvollen Gegenstand, der meine Erfolgschancen
stark erhöhen würde. Will ihn mir aber nicht geben. Ohne die in der Gesellschaft festgelegten Regeln und Normen
würde ich Person A den Gegenstand wegnehmen und sie bei Gegenwehr töten. In unserer Gesellschaft würde
so etwas allerdings a) per Gesetz hart bestraft werden und aus meinem Vorteil würde ein Nachteil und b) würde
mich die Gesellschaft auch nach Absitzen der offiziellen Strafe verachten, mir mit einer deutlich geringeren
Wahrscheinlichkeit zur Seite stehen, mich nicht mehr unterstützen. Unterm Strich würde aus der gewaltsamen
Beschaffung des tollen Gegenstands also ein gewaltiger Nachteil werden, ich lasse die Aktion also lieber bleiben.
Natürlich überlegt sich heutzutage kaum noch einer, ob er den anderen töten sollte und wie der Rest der
Gesellschaft wohl darauf reagieren würde. Vielmehr sind uns diese Regeln mittlerweile so in Fleisch und Blut
übergegangen, dass die Überlegung töten/nicht töten meist gar nicht erst stattfindet.
Zitat:Paulus sagt in seinem zweiten Brief an die Römer, daß Heiden, die ja das Gesetz Gottes nicht kennen können, weil sie Heiden sind und trotzdem seine Gesetze befolgen, daß also diese gottlosen Heiden sich selbst Gesetz sind und damit meistens Gutes tun ?Was willst Du damit genau sagen? Willst Du vielleicht darauf hinaus, dass auch die nicht gläubigen durch Gott
Wenn wir diesen über 2000 Jahre alten Brief nicht anerkennen wollen, dann kehren wir doch zurück in die Gegenwart des Hans Küng, der als gläubiger Christ nicht vom Christentum spricht, sondern vom Weltethos .
Was sagst Du dazu, wenn ich behaupte, daß vielleicht 95 Prozent der Atheisten Gutes tun, in dem sie Gesetze befolgen, die denen der Gläubigen verdammt ähnlich sehen ?
gelenkt werden, dass ihnen ohne ihr Wissen von Gott Regeln mitgegeben werden, damit sie richtig handeln?
Ich bin der Meinung, dass der Mensch zu dieser Leistung auch ohne Glauben durchaus in der Lage ist.
Zitat:Lautet Deine Botschaft, daß alle Geschenke wie Fleiß, Ausdauer, Beharrlichkeit, Fairness, Vorsicht, Mut, Voraussicht, Bescheidenheit, Höflichkeit, Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Urvertrauen zu sich selbst, daß Du alle diese Geschenke Dir selbst geschenkt hast ?Einen Teil hat jeder Mensch von Beginn an im Erbgut um überleben zu können, unvorsichtige Lebewesen z.B. gehen
gern mal drauf :icon_cheesygrin: den Rest zu erörtern würde wohl zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Die Kombination
aus all diesen Eigenschaften würde ich aber ganz schlicht als den Charakter meiner Person zusammenfassen, der sich im
Laufe der Jahre aus Veranlagung und Umwelteinflüssen ergeben hat.
Zitat:Oder ziehst Du zu Felde gegen meine Botschaft, daß ich die gleichen Geschenke vielleicht jeweils möglicherweise zur Hälfte von einem geschenkt bekommen habe, der dazu die Macht besitzt ?Es gibt einige Menschen in meinem Leben, die mich auf solche Art bereichert haben. Falls Du auf Gott
hinauswillst, den Weg gehe ich nicht mit.
Zitat:Und wo bitte, ist denn der großartige Unterschied, wenn wir beide uns über diese Geschenke freuen und ihnen folgen ?Nur in der Ursache, die wir für diese "Geschenke" vermuten. Solange wir uns drüber freuen sollte das aber doch
relativ egal sein - oder?
Zitat:Bis Du wirklich der Meinung, daß die Natur den Unterschied zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen eher erkennt, als die Fähigkeiten und Talente aller Menschen ?Die Natur erkennt nichts. Oder wie war das gemeint?
Zitat:P.S. Die Zeit, in der der Religion ein Ghetto zugewiesen wurde, ist vorbei.Hast Du Lust, dazu noch ein paar Zeilen zu schreiben?
Der Wissenschaftler denkt über seine Umwelt nach, entwirft eine Theorie die sie erklären soll, überprüft seine Theorie anhand von Experimenten an der Realität, verwirft sie wenn sie sich als falsch erweist und sucht nach einer besseren Erklärung.

