16-05-2010, 12:15
Zitat:Diese Zwischenform, Gott als Gedankenkonstrukt, das dadurch "belebt" und "existent" gemacht wird, dass Milliarden
Menschen daran glauben und ihre Handlungen danach ausrichten, wird so lange nicht aussterben, solange es
Gläubige gibt. Und das wird zumindest noch ein paar hundert Jahre der Fall sein, denke ich. Versteht ihr? Wenn
ich einem Menschen gegenüberstehe, der fest an Gott glaubt, dann wird er auch seine Handlungen (auch mir
gegenüber) an seine Gottesvorstellung knüpfen. Ein Gläubiger handelt in vielen Situationen anders als es ein
Atheist täte, allein deshalb weil er vielen Dingen andere Prioritäten zuordnet und seine Handlungen vor Gott
vorzeigbar sein sollten.
Wenn mein gläubiges Gegenüber also nun auf Situation A mit der Handlung X reagiert, was er ohne seinen Glauben
nicht getan hätte, dann ist sein Gott durchaus existent, da er unter der Annahme seiner Existenz handelt und
das vermeintliche Gedankenkonstrukt Gott damit in die Realität überträgt. Man verzeihe mir diese Formulierung.
Lieber elwaps,
erstmal wieder herzlichen Dank für Deine ruhige und fundierte Argumentation.
Du hattest einen faszinierenden Gedanken, daß Gottgläubige anders handeln, als wenn sie Atheisten wären und somit das Phänomen Gott durch ihre andersartigen Handlungen existent machen.
Was unterscheidet diesen zugegeben hinreissenden Gedanken von meiner Visison, daß Gott tief in uns eine kleine bescheidene Unterkunft bewohnt, klein und bescheiden deshalb, weil unser Gewissen nicht so groß und mächtig ist, wie wir es gern hätten.
Die andersartigen Handlungen der Gläubigen machen Gott existent. Nun müssen wir aber zugeben, daß zum Beispiel in den Kreuzzügen viele Grausamkeiten geschehen sind, die, und jetzt kommt meine vorläufige Formulierung ins Spiel, sich als Gottes Irrtum herausgestellt haben.
Und jetzt gerate ich vollends in den Sog Deiner und meiner Gedanken, wenn ich nur für mich annehme, daß Gott eine kleine Notunterkunft in allen Lebewesen bewohnt und ich mit dieser Vorstellung in die Versuchung gerate, die Handlungen der Menschen und Tiere als Seine Handlungen anzusehen.
Zugegeben, ein gefährlicher Gedanke, aber ausgebremst durch die Vorstellung, daß die Natur und Gott sich irren können , indem die Natur vielversprechende Entwicklungen gegen die Wand gefahren hat, zum Beispiel hat das bislang erfolgreichste Lebewesen in der Milchstraße tausende Arten von Lebewesen zum Aussterben verurteilt, was ich ohne zu zögern als Irrtum Gottes bezeichne.
Frage: Sind wir Menschen ein Irrtum Gottes ?
Antwort: Nur die Verbrecher unter uns, nicht aber Menschen wie Du und ich.
Danke Dir,
Volker

