09-04-2008, 12:14
Sonne schrieb:die Frage ist halt, wie kritisch darf mal als Pfarrer selbst sein?So kritisch, wie man dazu in der Lage ist.
Wer derart intensiv mit Worten arbeitet, auf uralte Bilder, Mythen und Botschaften zurückgreift, die er in seine Zeit übertragen muss, der kann das nur, wenn er alle Register der Kritik in allen betroffenen Bereichen seiner Botschaft zieht. Ansonsten kann er mit der wörtlichen Übernahme gefährlich daneben liegen und im Hinblick auf die Relevanz für seine Zeit versagen, so wie die Kirche in der Zeit der Kreuzzüge, Hexenverbrennungen usw., die alle auf das alte mythische Gottesbild zurückgriffen.
Ich kann mir nur vorstellen, Sonne,
dass deine Theologiestudenten sich als "Atheisten" im Hinblick auf die mythischen Gottesbilder sehen, die ohne Entmythologisierung einen Fetisch entstehen lassen, aber keine Urquelle unseres Lebens, das uns Orientierunghilfe und Lebenskraft bringt. Vielleicht war ihr Ausdruck "Atheisten" auch nur ein Zitat, das sie oft von "frommen Gemütern" zu hören bekommen.
Ich höre immer wieder von Konservativen,
dass sie Theologen heute weitgehend als "Atheisten" betrachten, die durch ihr Studium "verdorben" und um ihren "Glauben" gebracht werden.
Solche Leute haben nicht begriffen, dass die Wiederholung alter Texte keine Theologie sein kann und dass man ohne Entmythologisierung nicht zu den wahren Glaubens-Aussagen vorstoßen kann.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)