26-08-2007, 17:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26-08-2007, 17:35 von Alanus ab Insulis.)
vates schrieb:Zudem habe ich ja auch geschrieben, daß diese meine Glaubensdefinition
rein theoretischen Bestand hat bzw. sehe ich diese Definition des Glaubens als so eine Art Ideal des Glaubens und daß ich durchaus auch Theologen, etc. die Fähigkeit zu denken und zu zweifeln zu gestehe habe ich getan.
Das ist schon ein wenig erstaunlich.
Du erschaffst eine Definition von Glauben, die du auch noch als Ideal ansiehst, und kritisierst diese von dir geschaffene theorteische Konstruktion von Glauben als blinden Fideismus!
Wie ich schon in meinem vorangegangen Beitrag ausführlich darlegte, bin ich überzeugt, dass deine Definition nicht haltbar ist. Daraus resultiert für mich, dass viele deiner kritischen Argumente ihren Bezugspunkt verlieren und im Kontext eines Glaubens der sich wirklich mit Verstand und Vernunft auseinandersetzt, wirkungslos werden und ihre Relevanz verlieren.
Mir scheint dafür programmatisch zu sein, dass du auf einem angebliches "gentleman-agreement" bezug nimmst, dass die Naturwissenschaft Gott nicht widerlege. Ich aber bin überzeugt davon, und die gängigen Wissenschaftshypotesen zur naturwissenschaftlichen Methodenlehre stützen dies, das die Naturwissenschaft weder einen Gegenstand noch ein Objekt von Gott hat. Sprich Gott ist weder methodisch zu beweisen, noch ist er zu widerlegen!
Das eine theologische Reflexion, als insgesamt einer systematische Reflexion des Glaubens immer von dem Axiom "Gott ist" unnd nicht von "Gott sei oder ist nicht" ausgeht, widerspricht weder der Vernunft noch dem kritischen Geist der Aufklärung. Denn wie sagt Kant so schön: "Wo will der angebliche Freigeist seine Beweise hernehmen, dass es kein höchstes Wesen gebe?"
Die Frage ob ich an einen Gott glaube ist und bleibt eine personale Entscheidung, die Frage ob Gott ist, ist methodisch nicht zu beweisen, wohl aber ist es nicht der Vernunft widersprechend, wenn man bekennt das Gott ist, jenen Glauben im Einklang mit der menschlichen ratio zu vollziehen.
vates schrieb:Jede Religion bzw. Teilgruppe/-kirche/etc. einer Religion, die überleben möchte bzw. eine hohe Volksnähe erreichen möchte, muß zumindest in unseren Breiten versuchen die Wissenschaft irgendwie mit ihren Glaubensgrundsetzen unter einem Hut zu bekommen, da sie sonst in Gefahr läuft an Glaubwürdigkeit zu verlieren, da das Zeitalter der Aufklärung doch gewisse Spuren hinterlassen hat und bestimmte Erkenntnisse der Wissenschaft im Moment einfach zu stark sind, als daß sie sich religiös abschmettern lassen [...]. Allerdings sind diese Versuche nur eine Modeerscheinung, denen die von dir genannten Ansätzen Rechnung tragen. Sollte sich die Welt ändern und zwar mehr zu Gunsten der Kreatonisten, werden die Denker der katholischen Kirche anderes veröffentlichen [...] und anders Denken müssen bzw. wird anderen Denkern eine ganz anderen Bedeutung geben als vorher, egal wie gut bewiesen die Evolutionstheorie ist bzw. was die Naturwissenschaft sagt,wenn die "Machtverhältnisse" sich verschieben,kann Unsinn als Wahrheit angesehen.
Mir scheint es eine müssige Aufgabe zu sein zu erörtern, ob und wie eine Kirche sich in das Gewand des Szientismus hüllen muss, um in der säkularen Welt anerkannt zu werden. Interessanter ist da viel mehr die Frage ob nicht der Evolutionismus, und der Szientismus zur Ideologie werden, wenn sie versuchen alle Dinge, auch jener ausserhalb ihrer Mehtode zu erklären. So beschreibt auch Frankl einen Gedanke aus eine Gespräch mit Konrad Lorenz:
"Wenn so viele sagen, die ganze Evolution sei nichts als Zufall, wir verdanken sie ausschließlich zufälligen Ereignissen ohne jeden Sinnzusammenhang wie den Mutationen, da gibt es keinerlei Teleologie (Ausrichtung auf ein Ziel), dann muss man sich doch fragen, ob diese Ebene der Biologie notwendigerweise die einzige Ebene ist, in der ich die Wirklichkeit sehen darf. Ist es denn nicht möglich, dass diese Ebene der biologischen Betrachtungsweise eben nur eine ist, und dass - etwa 'senkrecht' dazu - noch eine andere Ebene besteht? Und könnte es nicht sein, dass in dieser anderen Ebene, in diesem Koordinatensystem, sehr wohl ein Gedanke existiert, eine Verbindungslinie zwischen jenen Punkten, die in der rein horizontalen Ebene zusammenhanglos (eben zufällig) zu sein scheinen? So betrachtet (unter Einbeziehung dieser vertikalen Ebene) könnte auch hinter Mutationen Teleologie (Sinnverbindung und Zielausrichtung) stehen."
"Ich erwarte nicht von Konrad Lorenz", fuhr Frankl in seinem Vortrag fort, "dass er jetzt eintaucht in diesen Bereich und dann sagt: Ja gewiss, es gibt diese Zielausrichtung, diesen Sinn. Aber ich erwarte wohl, dass er nicht darauf besteht, es gebe notwendigerweise nur die Betrachtungsweise der rein horizontalen Ebene. Damals habe ich Konrad Lorenz gesagt: Wissen Sie, wenn Sie ganz einfach zugeben würden, dass es grundsätzlich möglich ist, dass - in einer anderen Ebene als der biologischen - doch eine Teleologie, ein Sinnzusammenhang, eine Sinnausrichtung existiert, dann haben Sie einen zweiten Nobelpreis verdient: einen Nobelpreis für Weisheit. Denn Weisheit ist Wissenschaft plus das Wissen um die eigenen Grenzen."
In diesem Sinne würde es uns gut tun, wenn wir weder die Evolutionstheorie, die immer noch eine wissenschaftliche Hypotese ist und jeder Zeit von einer neuen, anderen oder genaueren Theorie abgelöst werden kann, verteufeln, noch den Glauben an eine teleologische Sinnbestimmung des Menschen und der Schöpfung auf Gott hin.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

