(26-09-2017, 14:01)Horacker schrieb: Ich mag das alles nicht zu ende führen. Wofür wäre dann Gott eigentlich zuständig, nach Schrift und Verküdung, wenn nicht für die Leidminderung, vielleich auch wenn er einen guten Tag hat für die Leidverhinderung.
Das ist aus meiner Sicht nicht die Aufgabe Gottes - das wäre für uns Menschen einfach. Wir produzieren Leid und Gottes Aufgabe wäre, dieses Leid aufzufangen. Meinem Eindruck nach sind die verschiedenen Religionen eher Ansätze, um den Menschen zu erziehen.
Wenn ich davon ausgehe, dass Leid erzieherische Funktionen beim Menschen erfüllen kann, dann ist es für mich auch nicht verwunderlich, dass Gott den Menschen nicht vor diesem Leid bewahrt. Einen Teil des Leides liegt ja im Alterungsprozess unseres Körpers, ein ganz anderer, großer Teil des Leides entsteht aus unseren "Leidenschaften" und unserem freien Willen. Wäre es Gottes Ziel, uns vor jedem Leid zu befreien, dann hätte er uns vermutlich ganz anders konstruiert. Er würde nicht zulassen, dass wir etwas anderes als etwas Gutes tun, womit wir im eigentliche Sinne nicht Gutes mehr tun.
Wenn wir uns die Geschichte von Judentum und Christentum ansehen, gehört Leid sogar zur expliziten Erwähltheit. Das Volk Israel als Knecht Gottes, im Christentum wurde diese Vorstellung vom Knecht Gottes auf Jesus übertragen, im Kern bleibt aber die Verbindung von göttlicher Erwähltheit und Leid. In meinem persönlichen Leben würde ich sogar sagen, dass die Lektionen, die mit Leid verbunden waren, für mich an nachhaltigsten prägend waren.
Zitat:Es bleibt also dabei, nach Auschwitz hat Gott keine Ausrede mehr.
Möglich. Der Mensch aber auch nicht. Von daher sind wir wieder beim Anfangsproblem.

