25-05-2017, 12:57
(23-03-2017, 13:31)Adamea schrieb:(18-07-2014, 13:18)Sinai schrieb: 2.) Teilnahme in wirklichen Fachforen
Aber da kann nicht Hinz und Hunz mitreden, ist doch klar.
Da sind echte Forscher registriert, die auf universitärer Ebene diskutieren und einander namentlich kennen....
Ist doch klar, daß sich Forscher nicht mit irgendwelchen anonymen Stänkerern auf eine Stufe stellen. In einem solchen Forum ist man wirklich gut informiert, auf Letztstand, state of the art
Diese "echten" Forscher, sind ggf. leider betriebsblinde Adler die über ihre liebgewonnenen Ergebnisse einen Kreis nach dem anderen ziehen und dabei nioch meinen dass sie den besten Rundumblick haben.
Ja, da hast Du eigentlich Recht.

Ein altbekanntes und leider irreparables Dilemma der Forschung
Manchmal ist es so, daß die Forschung eine ganze Forschergeneration still steht, es werden bloß schön formulierte Tautologien hervorgebracht, gegen das "Popper-Kriterium" verstoßend.
Aber was sollte man tun?
Sicher fahren einzelne Forscher zweigleisig und diskutieren unter einem Pseudonym unerkannt in einem öffentlichen Forum, um einerseits immer wieder neue Anregungen zu bekommen (was extrem wertvoll ist), und um andererseits die eigene Meinung zu testen (welche Widersprüche auftauchen).
(20-05-2017, 11:59)Gundi schrieb:(18-05-2017, 14:53)melinchen schrieb: Ich denke, dass Wissenschaftler wirklich "lesbarer" schreiben müssten.
Das sehe ich nicht so. Wissenschaftler schreiben nicht für den Laien, sondern für Fachkollegen, welche die gleiche Sprache sprechen (Fachterminologie).
Wenn Wissenschaftler nun ihre Artikel so schreiben sollten, dass wirklich jeder sie ohne weiteres verstehen kann, müsste man viel viel weiter ausholen, man müsste Dinge mühsam erklären und das ganze auch in jedem Artikel immer wieder tun. Es wäre ein riesen Aufwand. Genau um diesen Aufwand zu reduzieren, gibt es doch eben die Fachsprachen der einzelnen Disziplinen.
Auch dies ist Richtig.

Und neben der Fachterminologie mit ihren Definitionen, die man aber innerhalb von wenigen Wochen lernen kann, ist noch die viel höhere Hürde: das Verständnisproblem der Zusammenhänge
Es gibt Vorlesungen, die behandeln ein derart komplexes Thema, daß man überhaupt den 1. Studienabschnitt hinter sich haben muß, um der Vorlesung folgen zu können !
Ein Erstsemestriger versteht nur Bahnhof (nicht wegen der Fachbegriffe, sondern weil er die Zusammenhänge gar nicht versteht) und läuft nach zehn Minuten raus.
Ich habe einen Freund, der ist Facharzt für Psychiatrie an einer großen Klinik. Da er in einem geschlossenen Forum (Wissenschaftlerkreis) publiziert, auf diesem Wege immer wieder seine Forschungsergebnisse vorstellt, und in ständiger Diskussion mit der Fachwelt steht, wird er demnächst zum Professor für Psychiatrie ernannt werden.
Einmal zeigte er mir stolz am Bildschirm so eine Publikation.
Viele mir unbekannte Fachbegriffe der Psychiatrie! Da ich Zeit hatte, nahm ich den Pschyrembel zur Hand und suchte mir jeden Fachbegriff heraus. Dennoch hatte ich keine Chance, das zu verstehen, da mir auch das Verständnis fehlt.
Und ein ander Mal nahm mich eine hübsche Bäckerin zu einem Fachvortrag bei der Gewerkschaft mit.
Sehr einfaches Publikum, sprachlich keineswegs anspruchsvoll. Keine langatmigen Schachtelsätze.
Es ging um ein neues Verfahren der Brotgärung bei Biobrot. Leider kam ich von Anfang an nicht mit, verlor alsbald restlos den Faden und wußte dann gar nicht mehr, worum es geht, worüber da genau gesprochen wird.
Ja, über Brot und Gärung und neuartige Hefepilze, die da offenbar gezüchtet worden sind, über ein besonders leichtverdauliches Brot, über eine rationelle Fertigungsmethode, wo viel weniger Schritte, damit viel weniger Reinigungsschritte, viel weniger Reinigungspersonal notwendig ist, über die Chance und Gefahr der Rationalisierung (je nachdem auf welcher Seite man steht, Fabriksbesitzer oder Maschinenstürmer), über weitgehende Vitaminerhaltung trotz Gärung, und bla bla bla
Als mich meine Begleiterin danach anredete, was ich zum Vortrag sage, wußte ich lediglich zu berichten, daß die Rednerin schöne rote Stöckelschuhe getragen hat
Um von so einem Vortrag was zu haben, muß man drei Jahre die Bäckerlehre besucht haben, und dann vier oder fünf Jahre in der Backstube gestanden haben

