05-12-2016, 01:35
Hallo Adamea,
Ja, natürlich gibt es bei Diskussionen die sachliche und die gefühlsmäßige Ebene. Wenn letztere gestört ist, werden die Sachvorträge verzerrt wahrgenommen – richtig! Ich persönlich bin weniger von jenem „mentalen Feedback“ abhängig und kann vermutlich deshalb dein Bedürfnis nach mentalem Feedback nicht oder nicht gut abschätzen. Sorry!
Nun, Lob ist es doch auch, wenn sich dein Gegenüber mit deinen Sätzen/Thesen auseinandersetzt. Ich habe z. B. große Mühe, deinen Gedankensprüngen zu folgen. Gewiss, ich setze mich damit auseinander, aber sie ausdrücklich zu loben, fällt mir ausgesprochen schwer.
Hier zum Beispiel schreibst du über Diskussionsstil und deine Wünsche nach mentalem Feedback insbesondere nach Wahrheit. Dann folgt unvermittelt:
Zu deiner Abhandlung über das vor allem politische Verschweigen kann ich nur sagen: Das ist ein Instrument des Herrschens, dessen sich die Herrscher gerne bedienen – namentlich bei Großprojekten.
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Thema: Sein und Sollen
Mein Kritikpunkt ist folgender: Du hast zwei ganz unterschiedliche Welten vor dir. Die eine findet ihre Urteile im Ausprobieren, Messen, Tasten. Ob etwas größer oder kleiner als etwas anderes ist (zwei Personen z. B.) kann man durch Messen und nur durch Messen feststellen. Welt des Seins (kein zeitliches).
Die andere Welt ist die des Definierens und Folgerns. Beispiel: Wenn man die Rechenregeln kennt und a = 5 und b = 1 ist, dann findet diese (Denk-) Welt ihr Urteil durch Analyse des Problems, also hier der Addition zur 6. Dieses Urteil steht unter den genannten Bedingungen „von vorneherein“ fest und braucht kein Ausprobieren oder Nachmessen
Es ist nun eindeutig so, dass Religion (wie bei Mathematik oder Recht) zur Welt des Definierens und Folgerns gehört. Grundlage sind gemeinsame, intersubjektive Vorstellungen und Annahmen über den Menschen und im weitesten Sinne ethische Regeln. Daraus werden Urteile gebildet, die aufgrund der geltenden Regeln von vorneherein feststehen. Im Hinblick auf die gesellschaftlichen Regeln haben ich dies „Sollen“ genannt.
Zwischen der Welt des Sollens und des (nur empirisch nachprüfbaren) Seins gibt es keine Verbindung. Folglich steht Religion nicht im Gegensatz zur Welt. Und das empirisch gewonnene Weltwissen hat keine Wirkung auf die Religion. Das ändert sich erst, wenn danach gefragt wird, was erforscht werden und was damit gemacht werden soll.
Ich hoffe, wir kommen mit dem Vokabular mal irgendwann auf einen Nenner?!
Ja, natürlich gibt es bei Diskussionen die sachliche und die gefühlsmäßige Ebene. Wenn letztere gestört ist, werden die Sachvorträge verzerrt wahrgenommen – richtig! Ich persönlich bin weniger von jenem „mentalen Feedback“ abhängig und kann vermutlich deshalb dein Bedürfnis nach mentalem Feedback nicht oder nicht gut abschätzen. Sorry!
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Wenn Gutes nicht ebenso erwähnt wird, kann während einer Diskussion kein echtes Vertrauen aufgebaut werden, da ja nur Meinungs-Unterschiede im Raum stehen, …Ich denke, du meinst Lob?
Nun, Lob ist es doch auch, wenn sich dein Gegenüber mit deinen Sätzen/Thesen auseinandersetzt. Ich habe z. B. große Mühe, deinen Gedankensprüngen zu folgen. Gewiss, ich setze mich damit auseinander, aber sie ausdrücklich zu loben, fällt mir ausgesprochen schwer.
Hier zum Beispiel schreibst du über Diskussionsstil und deine Wünsche nach mentalem Feedback insbesondere nach Wahrheit. Dann folgt unvermittelt:
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: MIT der Zeit zu gehen bedingt IN der Zeit zu leben!!!Mag ja sein, dass es so ist, hat aber nichts mit Wahrheiten zu tun, die deiner Meinung nach „ans Licht müssen“. Deine Texte würden sich angenehmer lesen, wenn solche „Sprengsel“ unterblieben. Manchmal gewinnt eine Darstellung, indem man solche Sätze streicht.
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Die Wahrheit setzt sich immer durch! Die Wahrheit ist eine Kraft auf der man sich verlassen kann, auch wenn man an so manchen Dingen zweifelt.Du behauptest das. Allein, ich glaube es nicht. Ich halte solche Sätze für Wunschdenken. Es wäre schön, wenn sich Menschen mit mehr Wahrhaftigkeit begegneten. In der Tat muss man dafür (mental) kämpfen.
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Es ist immer besser IN der Wahrheit zu leben als in der Lüge des Verschwiegenen.Ja, gewiss! Aber das bedeutet zugleich, dass auch du keinen Automatismus erkennst à la „Die Wahrheit setzt sich immer durch“, wie du oben sagtest.
Zu deiner Abhandlung über das vor allem politische Verschweigen kann ich nur sagen: Das ist ein Instrument des Herrschens, dessen sich die Herrscher gerne bedienen – namentlich bei Großprojekten.
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Thema: Sein und Sollen
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Ich verstehe nicht, was du mir sagen wolltest, und habe zudem leider auch den Bezug, also den Gedanken um was es ging verloren.Sorry, das war ein Gedankensprung meinerseits ausgelöst von deiner Zuordnung von Wissen und Religion oder ihr Gegensatz.
Mein Kritikpunkt ist folgender: Du hast zwei ganz unterschiedliche Welten vor dir. Die eine findet ihre Urteile im Ausprobieren, Messen, Tasten. Ob etwas größer oder kleiner als etwas anderes ist (zwei Personen z. B.) kann man durch Messen und nur durch Messen feststellen. Welt des Seins (kein zeitliches).
Die andere Welt ist die des Definierens und Folgerns. Beispiel: Wenn man die Rechenregeln kennt und a = 5 und b = 1 ist, dann findet diese (Denk-) Welt ihr Urteil durch Analyse des Problems, also hier der Addition zur 6. Dieses Urteil steht unter den genannten Bedingungen „von vorneherein“ fest und braucht kein Ausprobieren oder Nachmessen
Es ist nun eindeutig so, dass Religion (wie bei Mathematik oder Recht) zur Welt des Definierens und Folgerns gehört. Grundlage sind gemeinsame, intersubjektive Vorstellungen und Annahmen über den Menschen und im weitesten Sinne ethische Regeln. Daraus werden Urteile gebildet, die aufgrund der geltenden Regeln von vorneherein feststehen. Im Hinblick auf die gesellschaftlichen Regeln haben ich dies „Sollen“ genannt.
Zwischen der Welt des Sollens und des (nur empirisch nachprüfbaren) Seins gibt es keine Verbindung. Folglich steht Religion nicht im Gegensatz zur Welt. Und das empirisch gewonnene Weltwissen hat keine Wirkung auf die Religion. Das ändert sich erst, wenn danach gefragt wird, was erforscht werden und was damit gemacht werden soll.
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Ich unterscheide grundsätzlich nicht nur aus "Einerseits und Andererseits", sondern ich will auch das Dazwischen erkennen, also das Verbindende. Der Unterschied zwischen Sein und Sollen liegt in der Zeit, das ist klar. Das Werden ist zwischen dem Jetzt so sein und dem Dann so sein sollen/wollen.Leider nicht! Dein „Dazwischen“ ist nur eine scheinbare Kenntnis oder Erkenntnis und hat schon gar nichts mit der Zeit zu tun. Das Bindeglied ist bestenfalls der Mythos (die Gottes- oder Göttergeschichte), der natürlich mit irgendwelchen Aussagen über die Welt daherkommt. Schönes Beispiel ist der Schöpfungsmythos (Schöpfungsgeschichte), der sich wie ein Sachbericht liest.
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Der Sollzustand wird AUS dem gegebenen Istzustand heraus erschaffen.Das scheint nur so. Tatsächlich hat das ethische Sollen nichts mit dem zu tun, was z. B. Arbeiter mit Hilfe ihrer Werkzeuge herstellen sollen. Das ethische Sollen folgt dem, wie die Gesellschaft über die Verwendung von z. B. Werkzeugen und Material (Ressourcen) denkt, welche Bedürfnisse sie hat, und ob es politisch opportun ist, das Gewünschte herzustellen.
Ich hoffe, wir kommen mit dem Vokabular mal irgendwann auf einen Nenner?!
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Es ist logisch dass das was sein SOLL auch irgendwie erschaffen werden MUSS, und nur das nehmen kann was da IST.Klar! Aber das ist nicht mit „Sollen“ gemeint gewesen, sondern die ethische Dimension.
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Da die Evolution immer weiter läuft, ist sie einerseits ein gegebener Zustand im Vorhandensein, sie IST da und andererseits muß sie eine Kraft besitzen um zu Tun, sie "Arbeitet" sozusagen ständig am Lebendigen Sein.Muss die Evolution überhaupt nicht. Die Evolution ist keine Person, keine Maschine und kein Akteur. Evolution heißt Entwicklungsgeschichte und ist die Beschreibung, wie sich die Welt und das Leben seit Urzeiten entwickelt hat – nicht entwickeln wird! Gewiss, es gibt einige Prinzipien, denen die Beobachtungen zugeordnet werden können, insbesondere: Variation – Auslese. Aber das passiert einfach, mehr nicht.
(04-12-2016, 11:26)Adamea schrieb: Eine Seinsbeschreibung hat 3 Zustände, eine die WAR, IST und eine die SOLL.Nun, das ist die übliche Teilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dabei kann Zukunft natürlich auch als menschliche Zukunft aufgefasst werden, auf die der Mensch mit seinen Vorstellungen und seinen Kenntnissen gestaltend einwirken kann. Bleibt nur die Frage, welche ethischen Grundlagen gelten sollen. (Schön trennen vom Plansoll!)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

