08-06-2014, 21:46
Zitat:Ich hatte mal ueber die Mormonen gehoert, dass die Bekehrungsrate ihrer Missionare in Europa so gut wie bei Null liegt. Trotzdem machen sie es immer wieder, weil die Bekehrung eigentlich nur ein Nebenziel ist, und es mehr um die Entwicklung des Selbstverstaendnisses geht.
Wenn man als Sektenmitglied hundertprozentig davon überzeugt ist, dass nur diejenigen Menschen ins Paradies dürfen, die an das gleiche glauben wie man selbst, dann missioniert wahrscheinlich mancher allein deswegen weiter, um nicht später ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wenn Kollege Meier oder Nachbarin Müller in die Hölle muss, nur weil man keine Lust hatte, mit ihnen zu diskutieren.
Die beiden großen Kirchen scheinen sich von solchen Überzeugungen gelöst zu haben, was ich persönlich als Fortschritt ansehe. Wie es früher zuging, ist ja bekannt.
Extrem fromme Sekten zeichnen sich oft nicht nur durch sehr rigide Vorschriften aus, die vor allem zu Lasten ihrer Kinder gehen, sondern können auch ziemlich gefährliche Ideen entwickeln. So bieten gewisse christliche Kirchen in Nigeria Teufelsaustreibungen an. Oder (um bei der westlichen Kultur zu bleiben) man denke an das Jesus-Camp in den USA!
Da sind mir doch unsere mitteleuropäischen Großkirchen, die wenig Zulauf haben aber (vielleicht schon deswegen zwangsweise) tolerant sind, lieber als charismatische Gottesdienste, wie man sie aus dem amerikanischen Fernsehen kennt. Mag sein, dass man sich in solchen Gottesdiensten "angenommener" fühlt, weil das Gefühl angesprochen wird. Aber gleichzeitig wird auch das selbstständige Denken eingeschränkt.