22-07-2012, 00:18
Ekkard:
Ich habe mir gerade diesen Thread durchgelesen. Bisher habe ich es auch immer so verstanden, dass die christliche Meinung ist, Jesus wäre gekreuzigt worden, weil Gott einen Stellvertreter brauchte, um seine Wut auf die sündigen Menschen abzureagieren. Jesus wäre also eine Art Sündenbock gewesen, und um das nicht ganz so böse und unmenschlich aussehen zu lassen, hieß es, er habe sich „freiwillig“ geopfert. Das Wort „freiwillig“ setze ich in Anführungszeichen, weil es sich dann um eine Freiwilligkeit aufgrund von moralischem Druck (durch Gottvater) gehandelt hätte - nach dem Motto: „Du brauchst dich nicht kreuzigen zu lassen, wenn du nicht willst. Aber wenn du es nicht tust, kommen alle Menschen in die Hölle, und durch deine Kreuzigung kannst du wenigstens ein paar von ihnen retten.“ Worauf der menschlich gewordene Sohn aus Gewissensnöten zähneknirrschend zugestimmt hätte, weil er den Gedanken nicht ertragen hätte, dass aufgrund seiner Weigerung ALLE Menschen in die Hölle gekommen wären.
Dass Gott sich sich selbst opfert, habe ich nie so gesehen, weil für mich keine Einheit zwischen Gott und Jesus besteht, sondern Gott Gottvater und Jesus Jesus ist. Gott(vater) hätte also bei Jesu Kreuzigung nicht selbst mitgelitten, sondern wäre nur ein Zuschauer gewesen, was immer er oder die Gläubigen auch behauptet hätten.
Das waren immer meine Gedanken zu diesem Thema. Als Kind habe ich das noch für bare Münze genommen und hatte Jesus gegenüber ein schlechtes Gewissen. Später hat es mich nur noch abgestoßen.
Nun sagst du (wenn ich es richtig verstehe), dass das alles ganz anders gemeint gewesen wäre, und Jesus´ Kreuzigung nicht etwa das Ziel des Ganzen gewesen wäre, sondern nur ein unglückliches Ende, während der eigentliche Sinn Jesu Leben als Vorbild gewesen wäre. Das würde beispielsweise bedeuten: Wenn Gott einen anderen Zeitpunkt erwählt hätte und Jesus in einer Zeit erschienen wäre, wo keine Folterungen und Hinrichtung üblich waren (z.B. heute), wäre er auch nicht gefoltert und hingerichtet worden. Er war demnach, genau wie jeder andere, ein Opfer seiner Zeitumstände.
Habe ich das richtig verstanden?
Dafür, dass Gott auch ohne Folteropfer bereit ist, Sünden zu vergeben, spricht ja immerhin, dass Jesus in der Bibel mindestens zweimal Sünden vergeben hat, als er noch nicht gekreuzigt war (also noch nicht für diese Sünden gestorben war). Und zwar mit der Begründung, dass diese Personen entweder selbst viel geliebt hatten (Sünderin) oder von anderen Leuten sehr geliebt wurde (Gelähmter). Davon, dass sie eigentlich bestraft werden müssten, er das aber in seiner Güte für sie übernehmen würde, war in beiden Fällen nicht die Rede.
Wenn das so ist: Die „Versöhnung“ zwischen Gott und den Menschen geschieht nicht durch einen möglichst grauenhaften Tod Jesu (dann hätte Gott auch besser das Mittelalter mit den Scheiterhaufen gewählt, denn das war sicher noch schlimmer als die Kreuzigung), sondern durch sein vorbildliches Leben...
... dann frage ich mich, warum das nicht so von der Kanzel her verkündigt wird! Dann würden nicht nur viele Gläubige von ihren Schuldgefühlen („Jesus wurde grausam umgebracht, weil ich immer so böse bin“) befreit, sondern Gott würde endlich human wirken und nicht mehr wie ein selbstgerechter, brutaler Despot.
Ich habe mir gerade diesen Thread durchgelesen. Bisher habe ich es auch immer so verstanden, dass die christliche Meinung ist, Jesus wäre gekreuzigt worden, weil Gott einen Stellvertreter brauchte, um seine Wut auf die sündigen Menschen abzureagieren. Jesus wäre also eine Art Sündenbock gewesen, und um das nicht ganz so böse und unmenschlich aussehen zu lassen, hieß es, er habe sich „freiwillig“ geopfert. Das Wort „freiwillig“ setze ich in Anführungszeichen, weil es sich dann um eine Freiwilligkeit aufgrund von moralischem Druck (durch Gottvater) gehandelt hätte - nach dem Motto: „Du brauchst dich nicht kreuzigen zu lassen, wenn du nicht willst. Aber wenn du es nicht tust, kommen alle Menschen in die Hölle, und durch deine Kreuzigung kannst du wenigstens ein paar von ihnen retten.“ Worauf der menschlich gewordene Sohn aus Gewissensnöten zähneknirrschend zugestimmt hätte, weil er den Gedanken nicht ertragen hätte, dass aufgrund seiner Weigerung ALLE Menschen in die Hölle gekommen wären.
Dass Gott sich sich selbst opfert, habe ich nie so gesehen, weil für mich keine Einheit zwischen Gott und Jesus besteht, sondern Gott Gottvater und Jesus Jesus ist. Gott(vater) hätte also bei Jesu Kreuzigung nicht selbst mitgelitten, sondern wäre nur ein Zuschauer gewesen, was immer er oder die Gläubigen auch behauptet hätten.
Das waren immer meine Gedanken zu diesem Thema. Als Kind habe ich das noch für bare Münze genommen und hatte Jesus gegenüber ein schlechtes Gewissen. Später hat es mich nur noch abgestoßen.
Nun sagst du (wenn ich es richtig verstehe), dass das alles ganz anders gemeint gewesen wäre, und Jesus´ Kreuzigung nicht etwa das Ziel des Ganzen gewesen wäre, sondern nur ein unglückliches Ende, während der eigentliche Sinn Jesu Leben als Vorbild gewesen wäre. Das würde beispielsweise bedeuten: Wenn Gott einen anderen Zeitpunkt erwählt hätte und Jesus in einer Zeit erschienen wäre, wo keine Folterungen und Hinrichtung üblich waren (z.B. heute), wäre er auch nicht gefoltert und hingerichtet worden. Er war demnach, genau wie jeder andere, ein Opfer seiner Zeitumstände.
Habe ich das richtig verstanden?
Dafür, dass Gott auch ohne Folteropfer bereit ist, Sünden zu vergeben, spricht ja immerhin, dass Jesus in der Bibel mindestens zweimal Sünden vergeben hat, als er noch nicht gekreuzigt war (also noch nicht für diese Sünden gestorben war). Und zwar mit der Begründung, dass diese Personen entweder selbst viel geliebt hatten (Sünderin) oder von anderen Leuten sehr geliebt wurde (Gelähmter). Davon, dass sie eigentlich bestraft werden müssten, er das aber in seiner Güte für sie übernehmen würde, war in beiden Fällen nicht die Rede.
Wenn das so ist: Die „Versöhnung“ zwischen Gott und den Menschen geschieht nicht durch einen möglichst grauenhaften Tod Jesu (dann hätte Gott auch besser das Mittelalter mit den Scheiterhaufen gewählt, denn das war sicher noch schlimmer als die Kreuzigung), sondern durch sein vorbildliches Leben...
... dann frage ich mich, warum das nicht so von der Kanzel her verkündigt wird! Dann würden nicht nur viele Gläubige von ihren Schuldgefühlen („Jesus wurde grausam umgebracht, weil ich immer so böse bin“) befreit, sondern Gott würde endlich human wirken und nicht mehr wie ein selbstgerechter, brutaler Despot.

