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Die Historizität der Apostelgeschichte
#71
helmut schrieb:…der Vorwurf sachlich falsch war.
…Aemilii Paulli und Sergii Paulli…
…nach der Erklärung von d.n. hab ich den Punkt fallen gelassen.

Du hast einiges fallenlassen, womit Du Paulus' fehlenden Gentilnamen zunächst erklären wolltest.

Beispielsweise, dass man zu Herodes nichts von einem dreiteiligen römischen Namen wüsste, wenn ich mich richtig erinnere.

Auch sonst hast so manches fallengelassen.

Beispielsweise, dass die Quellenlage zu Jesus der zu Caesar und zu Sokrates vergleichbar wäre.

helmut schrieb:Wir haben kein Indiz, wie Paulus bzw. sein Vorfahr an das römische Bürgerrecht gekommen ist. Also muss gefragt werden: wie konnte ein Jude im 1.Jh. v.Chr. oder n.Chr. römischer Bürger werden?

Nichts muss gefragt werden!

Das Problem, das vorliegt: Wen sollte man fragen? Sich selbst? Dann kommt es zu Antworten, die den eigenen Wünschen entsprechen!

helmut schrieb:Und da ist "Freilassung" nicht weit hergeholt.

Zur Frage, wie ein kilikischer Jude zum römischen Bürgerrecht gekommen war, ist alles, wofür weder Beleg noch Indiz vorliegt, weit hergeholt.

helmut schrieb:Freilassung lief formal über eine Adoption,…

Es gab für Römer auch noch andere Möglichkeiten, Sklaven in die Freiheit zu entlassen.

Offizielle Freilassungen vor einem Magistrat (per vindictam) oder durch (zumeist nachträgliche) Bestätigung einer Rechtshandlung durch einen Magistrat (zB per testamentum, per censum, per epistulam, etc.).

Offiziell Freigelassene erhielten zumeist die römischen Bürgerrechte übertragen.

Seit Augustus war die Freilassung von Sklaven erheblich erschwert (vgl. lex iunia; Gaius inst. 1. 9ff.) und das Bürgerrecht oftmals auch nur eingeschränkt erteilt worden.

Dazu gab es auch noch inoffizielle Freilassungen (per amicos, vgl. Plin. Ep. 7,16; per convivium, etc.).

Wenn Du ein Indiz dafür hast, dass Paulus (oder sein Vater) Sklave gewesen war und nach der gängigen Praxis freigelassen wurde, dann her damit.

Das Argument: "Es muss so gewesen sein. Wie käme Lukas sonst dazu, das römische Bürgerrecht für Paulus zu behaupten", reicht mir jedenfalls nicht aus.

Wenn Du das römische Freilassungs- oder das römische Namensrecht diskutieren willst, stehe ich dafür (in einem eigenen Thread) gerne zur Verfügung.

helmut schrieb:…deshalb hatte der Freigelassene auch den Praenomen und Gentilnomen seines Besitzers.

Ja, in der Regel trug der Freigelassene das praenomen und das nomen gentile des Freilassers.

Wenn Du eine Vermutung hast, was der Gentilname des Paulus und wer sein Patron gewesen sein könnte, dann lass mich das bitte wissen.

(12-07-2012, 15:16)helmut schrieb:
(03-07-2012, 19:16)Bion schrieb: Ebenso hätte er irgendeinmal bemerken können, dass er römischer Bürger sei.
In welchem Zusammenhang wäre diese Äußerung zu erwarten?

Solche Spekulation ist nicht meine Sache. Ich stellte nur fest, dass Paulus, nach dem Zeugnis seiner Texte, von einem römischen Bürgerrecht, das er besessen habe, nichts wusste.

Das heißt: Die Apg ist dafür die einzige Quelle.

Dazu habe ich berichtet, dass der Quellenwert der Apg in diesem Zusammenhang neuerdings in Zweifel gezogen wird und dass mich die Argumente jener, die an der römischen Bürgerschaft des Paulus zweifeln, durchaus überzeugen.

Und:

Es ist Dein gutes Recht, der Apg Glauben zu schenken, wie es meines ist, sie als Quelle anzuzweifeln.

helmut schrieb:Gallio als Statthalter von Achäa hab ich schon erwähnt, als Beispiel für etwas, das mal als Argument für die Unglaubwürdigkeit der Apg galt,…

Reicht das, oder soll ich noch mehr Beispiel bringen, z.B. geographische oder kulturhistorische Details?

Dir reicht das, mir nicht!

Die Gallio-Inschrift hatten wir schon einmal besprochen. Die ist Hilfe zur Datierung eines Paulustextes, als Beleg für die Geschichtlichkeit der Erzählungen der Apg taugt sie nicht!

Für mich sind es vor allem die vielen Wundergeschichten, die die Apg glaubhaft machen will, die ihren Wert als historisches Dokument insgesamt mindern.

Und:

Geographische und kulturhistorische Details, die in Erzählungen eingebunden sind, beweisen nichts. Die sind auch von Karl May als Beweis angemerkt worden, dass er die Dinge, von denen er erzählte, alle selbst erlebt habe.

helmut schrieb:Was, außer das das übernatürliche Ereignisse sind, spricht gegen die Tatsächlichkeit dieser Berichter?

Eben, dass die berichteten Ereignisse übernatürlich sind, und damit allem widersprechen, was unserer Erfahrung nach wahr sein kann, ist Grund genug, all die Wundergeschichten (nicht nur die aus der Apg) in die Reihe von Legenden, Sagen und Märchen zu stellen.
MfG B.
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RE: Die Historizität der Apostelgeschichte - von Regenbogen - 28-07-2012, 19:57
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