Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Können Milliarden (mehrere 1000 Millionen) sich irren?
#36
(22-10-2011, 12:19)Unschlagbarer schrieb:
(21-10-2011, 12:16)Karla schrieb: Ja, das habe ich sinngemäß Christen oft erklären hören. Dass dies historisch-wahre Ereignisse sein sollen, glauben lediglich die Evangelikalen. Das ist nur ein geringer Prozentsatz der Christen.
Es sind Legenden. Das wissen Christen heute. Mir persönlich ist noch nie ein Theologe im realen Leben begegnet, der die Bibel so wörtlich liest wie Du Christen offenbar kennst.

Würdest Du von Franz Kafka sagen: "Seine Erzählungen sind unwahr?"

Und ich habe von Christen oft hören oder lesen müssen:

Die Bibel hat Recht, alles darin ist wahr, weil es Gottes Wort ist.

Darwin und die gesamte Evolutionswissenschaft haben Unrecht.

Gott gibt es, ich kann es beweisen...


Das habe ich durchaus auch oft gelesen, in entsprechenden Foren. Aber Du hast ja geschrieben:

(22-10-2011, 12:19)Unschlagbarer schrieb: Oder hat man einen Christen oder einen Moslem bisher jemals erklären hören:

Die Schöpfungsgeschichte der Bibel ist unwahr, sie ist eine Erfindung, eine Erklärung aus früheren Jahrtausenden, sie ist inzwischen widerlegt, denn Darwin & Co. haben sie widerlegt, und Darwin & Co. sind bisher nach immerhin 150 Jahren noch nicht widerlegt worden.

Oder auch:

Die Himmelfahrt kann es nicht gegeben haben, oder ein Gott kann keine Jungfrau schwängern und in ihr ein menschliches Leben erzeugen.


Und ich habe geantwortet: ja, ich habe das schon oft gehört. Im Gemeindeblättchen letzten Weihnachten - das in unserem Kirchenkreis in alle Briefkästen geworfen wurde - stand, dass die Jungerngeburt selbstverstandlich eine Legende sei, dass sie uns aber dennoch etwas sagen könne.

Insofern kann ich daraus das Fazit ziehen, dass Christen in dem Punkt unterschiedlicher Meinung sind.


(22-10-2011, 12:19)Unschlagbarer schrieb: Der Vergleich mit einem Dichter ist übrigens ziemlich sinnlos. Ein Dichter oder Schriftsteller, der behauptet, alle seine dichterischen Erfindungen seien absolut wahr, ist ein Lügner. Es sei denn, er berichtet über wahre Begebenheiten.


Richtig. Und wo behauptet der Verfasser der Schöfpungsgeschichten, dass seine Erzählungen historisch wahr sind?
Nirgends, so weit ich das überblicken kann. Außerdem sind die Verfasser überhaupt nicht bekannt. Und noch außerdem: das heutige historische Denken existierte damals noch gar nicht. Also konnte es damals gar nicht so gemeint sein, wie es der heutige historisch geschulte Mensch dann zu deuten meint.


(22-10-2011, 12:19)Unschlagbarer schrieb: Die Brüder Grimm haben auch nicht behauptet, die Märchen ihrer Sammlung seien wahr.
Das ist der Hauptunterschied von Dichtern/Schriftstellern/Märchensammlern und Bibel- oder Gott-Gläubigen.
Letztere sind überzeugt, dass ihr Glaube auf Wahrheiten beruht.
Jesus ist in den Himmel aufgestieegen etc. pp.


Der Schriftsteller J.R.R. Tolkien hat auch nie behauptet, dass seine erfundenen Erzählungen wahr sind. Dennoch gibt es ein paar Fans, die behaupten, Tolkien habe das alles selber erlebt.
Merkst Du was? Was die Fans behaupten, ist nicht dem Autor vorzuwerfen.
Die Schöpfungserzählungen können durchaus genauso wie die Volksmärchen lange von Mund zu Mund weitererzählt worden sein, bis sie jemand aufschrieb.


(22-10-2011, 12:19)Unschlagbarer schrieb: Behaupten deine christlichen Bekannten auch, dies sei nur eine Legende?


Ja. Siehe oben. Es stand im Gemeindeblättchen der örtlichen Kirche. Aber auch sonst: jeder, der Theologie studiert hat, lernt, was man bis heute über die Entstehung der verschiedenen biblischen Schriften herausgefunden hat. Und so mancher kindicher Glaube ging bei diesen Studenten verloren. Ich weiß von einer Theologiestudentin, die dadurch den Glauben ganz verloren hat und das Studium abbrach. Andere hingegen fanden den Glauben auf eine andere Weise wieder.


(22-10-2011, 12:19)Unschlagbarer schrieb: Einer meiner Bekannten aus meinen Kindertagen, den ich noch heute kenne, versuchte mir letztens zu beweisen, dass es Gott gäbe. Er hatte sich von einem Wunderheiler besprechen lassen, hatte mit ihm gebetet und war auf seinen "göttlichen Rat" hin ein paarmal um den Block gerannt und - schwupps - sein Knie war geheilt! Du hättest seine kindlich glänzenden Augen und seinen verzückten Gesichtsausdruck sehn sollen.

Ein anderer Bekannter allerdings - evangelischer Christ, offiziell angestellter Jugendbetreuer - erklärte mir, dass Jesus die 10 Gebote aus dem AT für ungültig erklärt hätte. Der Mann spricht mit mir nicht mehr gern, seit ich den Nachweis für diese Behauptung verlangt habe.

Die Bibelstelle, auf die sich Dein Bekannter beruft, ist wohl die, dass Jesus das Gesetz aufgelöst habe und nur noch das Liebesgebot gelte.


Insgesamt aber kann ich Deine Wut und Deine Allergie schon verstehen. Zumal ich beobachtet habe, dass durch das Wörtlichnehmen der Bibel - wenn sie schon in jungem Alter anfängt - Psychosen entstehen können.

Nur ist es eben so, dass die Bibel keineswegs so verstanden werden muss und erst neuerdings gehäuft wieder so verstanden wird. Die treten dann oft aus den großen Kirchen aus, weil in den großen Kirchen diese Art Bibelverständnis oft eben nicht gelehrt wird.

Nicht einmal Luther lehrte das so. Er hätte am liebsten das Buch der Offenbarung aus der Bibel geschmissen, weil er es für schlecht hielt - das Buch der Offenbarung ist aber für viele Evangelikale geradezu das Zentrum der Bibel: weil dort so schön vom Weltuntergang die Rede zu sein scheint.

In der Theologie ist aber bekannt, dass das Buch der Offenbarung ganz anders gemeint ist. Darum sagen viele Evangelikale ja auch, dass die großen Kirchen und die Theologen von Satan besessen seien, weil sie die Bibel nicht wörtlich läsen.

Meiner Beobachtung nach ist der neuerwachte Satansglaube das Zentrum der neuen Evangelikalen. Ich habe den Verdacht, dass man nur darum eine historisch-kritische Deutung ablehnt, weil Satan dann nur ein Bild für innere Schweinereien ist. Der Evangelikale aber will sich rein wissen - durch den Glauben gereinigt -, aber der böse Satan will sie andauernd auf den falschen Pfad führen.

Unschlagbarer, ich hab keine Ahnung, was man dagegen tun kann, dass so viele Neuchristen in ihrem Zentrum den Satan haben. Aber da er für sie so wichtig ist, werden sie sich mit Händen und Füßen sträuben, die Bibel so zu deuten wie in der modernen Theologie.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Können Milliarden (mehrere 1000 Millionen) sich irren? - von Karla - 22-10-2011, 13:52

Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Geobacter 47 54948 15-06-2014, 13:30
Letzter Beitrag: Geobacter
  Inwiefern müssen Religionen sich weiterentwickeln? (Bsp. Beschneidung) Keksdose 58 81303 22-08-2012, 16:29
Letzter Beitrag: d.n.
  die "Religion [i]an sich[/i]" petronius 196 341474 11-04-2012, 20:54
Letzter Beitrag: Noumenon

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste