(28-01-2010, 13:24)melek schrieb: (28-01-2010, 10:50)Romero schrieb: Doch, meist wenn sie nicht mehr weiterwissen. Aber da du von "Situationen" sprichst, "in denen man Logik nicht anwenden muss", nehme ich an, du hast dir Regeln aufgestellt, gemäss denen du solche Situationen definierst. Oder basiert das auch nicht auf Logik.
Lies doch bitte meine Beiträge genauer. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ein "Gotteswort" über die Logik stellen.
Ich würde es tun, wenn ich mir eines absoluten Gotteswortes sicher wäre, und ich sehe diesen Verhalten bei entsprechend Gläubigen.
Im Kontext der abrahamitischen Religionen ist es das "Gotteswort" das erschafft. Es steht am Anfang. Logos wird hier im griechischen Text verwendet, während hier von Logik die Rede ist.
Duree totale hat oben eine Formalität von zweiwertiger Logik mit "Schwarz oder Weiß" genannt. Für einen eingeschränkten Themenbereich ist zweiwertige Logik ein brauchbares Werkzeug.
In der Praxis findet diese spezielle Logik ihre technische Realisierung z.B.in einem Dämmerungs-Lichtschalter. Das Licht ist entweder an- oder es ist ausgeschaltet. Komplexere Lichtsteuerungsanlagen folgen einem anderen als dem zweiwertigen Logik-Konzept. Hier wird die Helligkeit und die Farbe des Lichtes anhand verschiedener und verschieden zu gewichtender Parameter - auch die "gefühlte Helligkeit" zählt dazu - durch Werte zwischen 0 und 1, zwischen Licht an und Licht aus immer neu errechnet.
Das menschliche Gehirn ist fähig, weit mehr als nur zweiwertige Logik zu bearbeiten. Jeder Autofahrer kann dies aus Erfahrung bestätigen.
In der christlich-jüdischen Religion gibt es nun eine Besonderheit des Denkens, die der von Duree Totale vorgestellten schwarz oder weiß-Logik so gar nicht entspricht.
Ich meine das " und", das in vielen Glaubensaussagen eine so entscheidende Rolle spielt.
Gut und Böse, Mann und Frau, Gestern und Heute, Jungfrau und Mutter, Mensch und Gott, ich und du, Tag und Nacht ...
In der Sprache des Theologen bedeutet dieses Und, daß das, was für den Logiker ein Widerspruch sein muß, in der Religion ein jeweils Ganzes benennt. Die zwei Seiten einer Münze, könnte man sagen.
Die mit einem so widerspruchbehafteten Gegensätze (unlogisch plärrt dann einer) führen zu einer nächsten, höheren Begriffsebene. Mann und Frau führen zum Begriff "Mensch".
Und auch hier danke ich allen teilnehmenden Atheisten für ihr Interesse und ihre Beiträge zum Thema Glaube und Gott.
Gruß Dornbusch
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Man kann bei Weltanschauungen sogar noch einen Schritt weiter gehen, als bis zur mehrwertigen Logik. Und zwar deshalb, weil das Meiste in weltanschaulichen Fragestellungen mit Wert und Sinn auf der Ebene der Verhaltenssteuerung zu tun hat. Dort orientieren sich die Überlegungen an Konsensforderungen, die situationsbedingt und damit mehrdimensional sein können. In der Sprache der Geometrie kann danach eine Figur (ein zu beurteilender Sachverhalt und seine Verhaltensantwort) sowohl ein Kreis als auch ein Dreieck sein, weil der Gegenstand ein (dreidimensionaler) Kreiskegel ist.
Die Dinge unserer Verhaltenssteuerung sind sogar noch komplexer, weil sie von unendlich vielen Varianten (Gefühle, Regeln, Erfahrungen, Umweltbedingungen, Vorräten, ...) abhängen.
Wir tun deshalb gut daran, in weltanschaulichen Diskussionen das Prinzip des "Sowohl-als auch" zu pflegen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
(28-01-2010, 08:34)petronius schrieb: wieso soll das universum von mir erschaffen sein?
jetzt wirds ja endgültig absurd...
??? Hat doch keiner behauptet.
(28-01-2010, 08:34)petronius schrieb: eben. so kann man genausogut annehmen, daß das universum keiner ursache bedarf, sondern einfach ist. wozu hier noch ohne not und sinn einen "schöpfer" vorschalten?
Mach ich doch gar nicht. Habe nie was von Schöpfer erzählt. Und wenn das Universum einfach ist und keine Ursache hat ist halt das Universum "Schöpfer".
(28-01-2010, 08:34)petronius schrieb: Zitat:Beides ist für unseren rationalen Verstand aber eigentlich nicht denkbar
du sollst nicht von dir auf andere schließen. ich habe kein problem mit der vorstellung, daß das universum ist
Du hast kein Problem mit der Vorstellung, dass das Universum einfach so da ist, ohne eine Ursache? Das es nie entstand, nie vergeht? Sorry, aber das kommt dem Glauben an etwas gleich, das rational nicht zu erklären ist.
(28-01-2010, 08:34)petronius schrieb: Zitat:Und dass, was unseren Verstand übersteigt und nicht logisch zu ergründen ist, nenne einige eben Gott
andere nennen so was unsinn
Was genau findest du denn jetz unsinnig. Das man dem einen Namen gibt?
(28-01-2010, 08:34)petronius schrieb: Zitat:Wie sollte man sich denn deiner Meinung nach dieser Problematik der Enstehung von allem annähern?
muß man das denn überhaupt? und wozu?
Der Mensch ist nun mal ein neugieriges Wesen und möchte gerne wissen woher er kommt. Einfaches Interesse.
(28-01-2010, 08:34)petronius schrieb: was genau hältst du jetzt für "vernünftig" daran, sich auf unlogisches zu stützen, und warum?
Ich stütze mich ja nicht auf unlogisches. Dass alles durch etwas anderes entstand (sei es Notwendigkeit oder Ursache) ist doch logisch. Das Problem ist nur, das man irgendwann auf etwas stößt, das eben nicht mehr logisch ist.
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-01-2010, 18:56 von Manuel.)
(28-01-2010, 17:40)Dornbusch schrieb: (28-01-2010, 13:24)melek schrieb: (28-01-2010, 10:50)Romero schrieb: Doch, meist wenn sie nicht mehr weiterwissen. Aber da du von "Situationen" sprichst, "in denen man Logik nicht anwenden muss", nehme ich an, du hast dir Regeln aufgestellt, gemäss denen du solche Situationen definierst. Oder basiert das auch nicht auf Logik.
Lies doch bitte meine Beiträge genauer. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ein "Gotteswort" über die Logik stellen.
Ich würde es tun, wenn ich mir eines absoluten Gotteswortes sicher wäre, und ich sehe diesen Verhalten bei entsprechend Gläubigen.
Im Kontext der abrahamitischen Religionen ist es das "Gotteswort" das erschafft. Es steht am Anfang. Logos wird hier im griechischen Text verwendet, während hier von Logik die Rede ist.
Duree totale hat oben eine Formalität von zweiwertiger Logik mit "Schwarz oder Weiß" genannt. Für einen eingeschränkten Themenbereich ist zweiwertige Logik ein brauchbares Werkzeug.
In der Praxis findet diese spezielle Logik ihre technische Realisierung z.B.in einem Dämmerungs-Lichtschalter. Das Licht ist entweder an- oder es ist ausgeschaltet. Komplexere Lichtsteuerungsanlagen folgen einem anderen als dem zweiwertigen Logik-Konzept. Hier wird die Helligkeit und die Farbe des Lichtes anhand verschiedener und verschieden zu gewichtender Parameter - auch die "gefühlte Helligkeit" zählt dazu - durch Werte zwischen 0 und 1, zwischen Licht an und Licht aus immer neu errechnet.
Das menschliche Gehirn ist fähig, weit mehr als nur zweiwertige Logik zu bearbeiten. Jeder Autofahrer kann dies aus Erfahrung bestätigen. Mehrwertige oder gar stetige Logik widerspricht aber doch nicht der zweiwertigen Logik. Sie bietet m.E. nur die Möglichkeit mit Aussagen zu arbeiten, denen sonst kein Wahrheitswert zugewiesen werden könnte.
(28-01-2010, 17:40)Dornbusch schrieb: In der christlich-jüdischen Religion gibt es nun eine Besonderheit des Denkens, die der von Duree Totale vorgestellten schwarz oder weiß-Logik so gar nicht entspricht.
Ich meine das "und", das in vielen Glaubensaussagen eine so entscheidende Rolle spielt.
Gut und Böse, Mann und Frau, Gestern und Heute, Jungfrau und Mutter, Mensch und Gott, ich und du, Tag und Nacht ...
In der Sprache des Theologen bedeutet dieses Und, daß das, was für den Logiker ein Widerspruch sein muß, in der Religion ein jeweils Ganzes benennt. Die zwei Seiten einer Münze, könnte man sagen.
Die mit einem so widerspruchbehafteten Gegensätze (unlogisch plärrt dann einer) führen zu einer nächsten, höheren Begriffsebene. Mann und Frau führen zum Begriff "Mensch". Seh die Widersprüche noch nicht. Vielleicht kannst Du das noch ausführen.
(28-01-2010, 17:40)Dornbusch schrieb: Und auch hier danke ich allen teilnehmenden Atheisten für ihr Interesse und ihre Beiträge zum Thema Glaube und Gott. Kein Thema. Man hilft doch wo man kann.
Thomas Paine: "As to the book called the bible, it is blasphemy to call it the Word of God. It is a book of lies and contradictions and a history of bad times and bad men."
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-01-2010, 19:09 von Ekkard.)
(28-01-2010, 18:56)Manuel schrieb: Mehrwertige oder gar stetige Logik widerspricht aber doch nicht der zweiwertigen Logik. Sie bietet m.E. nur die Möglichkeit mit Aussagen zu arbeiten, denen sonst kein Wahrheitswert zugewiesen werden könnte. Angewendet auf weltanschauliche Fragestellungen oder gar ganze Geschichten mit weltanschaulicher Intention ist zweiwertige Logik einfach ungeeignet, weil sie die Vielschichtigkeit unserer Verhaltenssteuerung außer Acht lässt. Oder anders: Weder die Auslöser für noch unser Verhalten selbst folgen monokausalen Zusammenhängen oder Regeln, also keinem gut-böse-Schema. Selbst randständige Widersprüche in den Anschauungen (und in den entsprechenden Mythen) stellen kein wirkliches Problem dar.
Wenn sich Probleme ergeben, dann folgen sie einem Widerspruch zu Konsensforderungen der Gegenwart m. a. W. dem Widerstand des Einzelnen gegen gesellschaftlichen Druck.
Mit freundlichen Grüßen
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(28-01-2010, 18:32)Ekkard schrieb: Man kann bei Weltanschauungen sogar noch einen Schritt weiter gehen, als bis zur mehrwertigen Logik. Und zwar deshalb, weil das Meiste in weltanschaulichen Fragestellungen mit Wert und Sinn auf der Ebene der Verhaltenssteuerung zu tun hat. Dort orientieren sich die Überlegungen an Konsensforderungen, die situationsbedingt und damit mehrdimensional sein können. In der Sprache der Geometrie kann danach eine Figur (ein zu beurteilender Sachverhalt und seine Verhaltensantwort) sowohl ein Kreis als auch ein Dreieck sein, weil der Gegenstand ein (dreidimensionaler) Kreiskegel ist.
Ein Kreiskegel ist nach keiner mir bekannten Definition Kreis und/oder Dreieck.
Wenn er beides wäre, so wären Kreis und Dreieck auch kein Widerspruch sondern sehrwohl logisch vereinbar.
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(28-01-2010, 19:08)Manuel schrieb: Ein Kreiskegel ist nach keiner mir bekannten Definition Kreis und/oder Dreieck.
Wenn er beides wäre, so wären Kreis und Dreieck auch kein Widerspruch sondern sehrwohl logisch vereinbar. 14. Gebot: Du sollst Analogien nicht "zu Tode reiten".
Mit freundlichen Grüßen
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(28-01-2010, 19:08)Ekkard schrieb: Angewendet auf weltanschauliche Fragestellungen oder gar ganze Geschichten mit weltanschaulicher Intention ist zweiwertige Logik einfach ungeeignet, weil sie die Vielschichtigkeit unserer Verhaltenssteuerung außer Acht lässt. Oder anders: Weder die Auslöser für noch unser Verhalten selbst folgen monokausalen Zusammenhängen oder Regeln, also keinem gut-böse-Schema. Selbst randständige Widersprüche in den Anschauungen (und in den entsprechenden Mythen) stellen kein wirkliches Problem dar. Dieses Gut-Böse Schema wird doch gerade von den abrahamitische Religionen propagiert. Auch diese Attribute wie "allmächtig", "allwissend", "allgütig" kommen doch daher. Diese kann man hervorragend mit zweiwertiger Logik auseinandernehmen.
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(28-01-2010, 18:35)Gundi schrieb: Du hast kein Problem mit der Vorstellung, dass das Universum einfach so da ist
nein, hab ich nicht
Zitat:ohne eine Ursache?
über ursachen zerbreche ich mir solange nicht ernsthaft den kopf, solange jede frage danach unentscheidbar bleibt. ich sehe keinen zwang, eine ursache anzunehmen
noch am plausibelsten erscheint mir z.b. die hypothese vom "urknall aus dem quantenvakuum". und auf quantenebene gilt das kausalprinzip von ursache und wirkung bekanntlich nicht mehr wie aus dem makrokosmos gewohnt
Zitat:Dass alles durch etwas anderes entstand (sei es Notwendigkeit oder Ursache) ist doch logisch
und heißt übersetzt: wenn alles durch etwas anderes entstand, war schon immer etwas da
q.e.d. - schöpfer ade
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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28-01-2010, 20:57
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28-01-2010, 20:58 von DureeTotale.)
(28-01-2010, 19:08)Ekkard schrieb: (28-01-2010, 18:56)Manuel schrieb: Mehrwertige oder gar stetige Logik widerspricht aber doch nicht der zweiwertigen Logik. Sie bietet m.E. nur die Möglichkeit mit Aussagen zu arbeiten, denen sonst kein Wahrheitswert zugewiesen werden könnte. Angewendet auf weltanschauliche Fragestellungen oder gar ganze Geschichten mit weltanschaulicher Intention ist zweiwertige Logik einfach ungeeignet, weil sie die Vielschichtigkeit unserer Verhaltenssteuerung außer Acht lässt. Oder anders: Weder die Auslöser für noch unser Verhalten selbst folgen monokausalen Zusammenhängen oder Regeln, also keinem gut-böse-Schema. Selbst randständige Widersprüche in den Anschauungen (und in den entsprechenden Mythen) stellen kein wirkliches Problem dar.
Sorry, aber selbst nach mehrmaligen Anläufen will es mir nicht gelingen, in diesem Statement irgend ein nachvollziehbares Argument zu entdecken.
Der Begriff "Logik" leitet sich vom griechischen "logos" ab, welches in etwa die Bedeutung "Wort" und "Rede" samt dessen "Gehalt"/"Sinn" umfasst. Das, was heute im philosophischen Sinne als "Logik" bezeichnet wird, hat etwas mit der allgemeinen Qualität von Aussagen zu tun, und dafür gibt es bekanntlich klar definierte Regeln.
Was genau soll das nun aber mit der allseits bekannten und völlig unbestrittenen Tatsache zu tun haben, dass menschliche "Verhaltenssteuerung" "vielschichtig" ist?
Und wer behauptet denn, dass "Monokausalitäten" überhaupt etwas anderes wären als lediglich rein theoretische und modellhafte Hilfskonstrukte zur Analyse und Beschreibung der umfassenden Ursache-Wirkungs-Vernetzung aller natürlichen Prozesse und Vorgänge?
Und was soll das mit einem "Gut-Böse-Schema" zu tun haben?
Was genau sollen "randständige Widersprüche in den Anschauungen" sein?
(28-01-2010, 19:08)Ekkard schrieb: Wenn sich Probleme ergeben, dann folgen sie einem Widerspruch zu Konsensforderungen der Gegenwart m. a. W. dem Widerstand des Einzelnen gegen gesellschaftlichen Druck.
Von welcher Art "Konsensforderungen" ist die Rede, und inwiefern sind diese bedeutungsgleich mit einem "gesellschaftlichen Druck"? Welcher Art genau sind die benannten Widersprüche und welche Probleme sollen sich daraus ergeben?
(28-01-2010, 20:13)petronius schrieb: über ursachen zerbreche ich mir solange nicht ernsthaft den kopf, solange jede frage danach unentscheidbar bleibt. ich sehe keinen zwang, eine ursache anzunehmen
noch am plausibelsten erscheint mir z.b. die hypothese vom "urknall aus dem quantenvakuum". und auf quantenebene gilt das kausalprinzip von ursache und wirkung bekanntlich nicht mehr wie aus dem makrokosmos gewohnt
Naja, aber auch bei dem Quantenvakuum bedarf es einer Nullpunktsenergie. Also etwas schon dagewesenes. Dann sind wir wieder beim selben Problem.
Worauf ich auch eigentlich nur hinaus wollte ist, dass man bei dieser Überlegung zwangsläufig auf etwas stößt, das anscheinend vernünftig nicht zu erklären ist. Und das schließt die Möglichkeit eines Gottes dann eben mit ein.
(28-01-2010, 20:13)petronius schrieb: Zitat:Dass alles durch etwas anderes entstand (sei es Notwendigkeit oder Ursache) ist doch logisch
und heißt übersetzt: wenn alles durch etwas anderes entstand, war schon immer etwas da
q.e.d. - schöpfer ade
Das schon immer etwas da war ist bzw. das es immer etwas gibt das vor etwas ist, ist genauso unlogisch (da im unendlichen ausufernd) wie das etwas da ist, dass keine äußere Ursache mehr benötigt (was im übrigen dann auch schon immer da sein müsste). Beweist also keineswegs das "schöpfer ade".
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29-01-2010, 04:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29-01-2010, 04:28 von Hikikomori.)
(28-01-2010, 17:40)Dornbusch schrieb: Gut und Böse, Mann und Frau, Gestern und Heute, Jungfrau und Mutter, Mensch und Gott, ich und du, Tag und Nacht ...
In der Sprache des Theologen bedeutet dieses Und, daß das, was für den Logiker ein Widerspruch sein muß, in der Religion ein jeweils Ganzes benennt. Die zwei Seiten einer Münze, könnte man sagen.
Die mit einem so widerspruchbehafteten Gegensätze (unlogisch plärrt dann einer) führen zu einer nächsten, höheren Begriffsebene. Mann und Frau führen zum Begriff "Mensch".
Du versuchst hierbei darzulegen daß was in der logischen Betrachtungsweise einen Widerspruch darstellt in einer theologischen keiner wäre und postulierst damit daß dieser eine Art Weisheit innewohnt die die reine Logik nicht hat. Verstehe ich das richtig?
Ich fürchte ich muß Dir widersprechen, Gut und Böse sind keineswegs logische Widersprüche, es sind lediglich menschliche moralische Kategorien. Der Gegensatz liegt nur darin begründet daß eine Tat innerhalb eines einzelnen Moralkanons nicht beides sein kann, gut und böse.
Die Nacht ist nicht das Gegenteil von Tag. Nacht ist lediglich ein Begriff der ausdrücken soll daß sich die Erde gerade so positioniert hat daß an der Stelle an der man sich gerade auf ihr befindet die Sonne von der Erde verdeckt wird, während Tag das Gegenteil meint. Für eine hypothetische Person in einem Raumschiff weit weg von der Erde haben beide Begriffe keinerlei Bedeutung, uns dienen sie lediglich als Abkürzung für einen recht komplexen Sachverhalt. Genausowenig folgt die Nacht auf den Tag wie ein Computer aus einer 0 eine 1 macht, es gibt nicht umsonst die Sonderformen Dämmerung, und da wieder 3 Arten(nautisch, zivil, astronomisch) die jeweils den Übergang von Tag zu Nacht und umgekehrt bezeichnen. Ohne Atmosphäre gäbe es keine Dämmerung, die Sonne würde recht abrupt einfach über dem Horizont verschwinden. Alles was Tag und Nacht tut ist einen komplexen Sachverhalt in für uns auf dieser Welt praktikable Begriffe einzudampfen.
Mann und Frau sind ebenfalls kein logischer Widerspruch, allenfalls könnte man sagen man kann nicht sowohl Mann als auch Frau sein, aber auch nur wenn man Frau als "weiblicher Mensch der nicht Mann ist" definiert.
Auch sind weiblich und männlich sehr engstirnige Kategorien die nur weil sie auf unserer Welt aufgrund biologischer Entwicklungen die Mehrheit stellen überhaupt einen Nutzen haben. Es gibt auf unserem Planeten Lebewesen die ihr Geschlecht tatsächlich wechseln können, zum Beispiel die Fischart "Grundeln". Ist in einer Gruppe kein Männchen vorhanden verwandelt sich ein Weibchen in ein voll funktionsfähiges männliches Exemplar. Wann hört der Fisch auf Weibchen zu sein und wann wird er zum Männchen? Es ist von der Definition(funktional, anatomisch) abhängig ob man den Fisch während der Transformation als beides oder nichts davon ansieht.
Es gibt geschlechtslose Tiere die sich durch Klonen fortpflanzen, selbst Tiere die sowohl die sexuelle als auch die geschlechtslose Fortpflanzung beherrschen.
Es gibt Menschen die trotz evolutionärer Ausrichtung auf sexuelle Fortpflanzung durch Störungen keinem eindeutigen Geschlecht zugeordnet werden können. Diese Menschen können genetisch(Chromosomen) diesem, anatomisch jenem und hormonell wiederum eines von beidem zuzurechnen sein.
Mit allen anderen vorgebrachten "logischen Gegensätzen" verhält es sich identisch, so wirst Du zum Beispiel Schwierigkeiten haben zu belegen wieso Gestern das Gegenteil von Heute sein soll, und vor allem fällt mir kein Grund ein wieso soetwas und eine angedeutete "Ganzheitlichkeit" im theologischen Sprachduktus irgendeine Relevanz bezüglich Logik oder gar der Sinnhaftigkeit des Glaubens haben soll.
Und vor allem würde ich gerne sehen wie Du einem intersexuellen Menschen klarmachst daß er nach theologischer Sichtweise einer der wenigen Menschen überhaupt ist, da ja nur Mann und Frau zusammen einen Menschen ergeben. Oder ihn gar, und das ist jetzt natürlich eine böswillige Unterstellung meinerseits, als Abnormität mit deutlich bemitleidender oder gar verurteilender Konnotation bezeichnest, da er ja unnatürlich sei.
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(29-01-2010, 03:30)Gundi schrieb: (28-01-2010, 20:13)petronius schrieb: über ursachen zerbreche ich mir solange nicht ernsthaft den kopf, solange jede frage danach unentscheidbar bleibt. ich sehe keinen zwang, eine ursache anzunehmen
noch am plausibelsten erscheint mir z.b. die hypothese vom "urknall aus dem quantenvakuum". und auf quantenebene gilt das kausalprinzip von ursache und wirkung bekanntlich nicht mehr wie aus dem makrokosmos gewohnt
Naja, aber auch bei dem Quantenvakuum bedarf es einer Nullpunktsenergie. Also etwas schon dagewesenes
ja und?
du bist es doch, die meint, etwas (gott) sei einfach so in seine existenz gepopt und habe das universum erschaffen
ich habe nicht gesagt, daß nichts da war, sondern darauf verwiesen, daß das kausalprinzip nicht gilt
Zitat:Dann sind wir wieder beim selben Problem
nein. das problem haben nach wie vor die, welche die unbedingte gültigkeit des kausalprinzips voraussetzen und dann ausgerechnet für einen schöpfer außer kraft gesetzt sehen wollen
Zitat:Worauf ich auch eigentlich nur hinaus wollte ist, dass man bei dieser Überlegung zwangsläufig auf etwas stößt, das anscheinend vernünftig nicht zu erklären ist. Und das schließt die Möglichkeit eines Gottes dann eben mit ein
das schließt alles mögliche mit ein - und ist daher eine nullaussage
Zitat:Das schon immer etwas da war ist bzw. das es immer etwas gibt das vor etwas ist, ist genauso unlogisch (da im unendlichen ausufernd)
warum?
Zitat:wie das etwas da ist, dass keine äußere Ursache mehr benötigt
auch so etwas bestreite ich doch gar nicht. der knackpunkt ist dort, wo man dieses "schon immer dagewesene" als "schöpfer" mit dem kausalitätsprinzip begründet
Zitat:(was im übrigen dann auch schon immer da sein müsste). Beweist also keineswegs das "schöpfer ade"
aber sicher doch. keine schöpfung (weil alles schon immer da war) - kein schöpfer
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Gundi schrieb:Du hast kein Problem mit der Vorstellung, dass das Universum einfach so da ist, ohne eine Ursache?
Hast du denn ein Problem damit? Warum?
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(29-01-2010, 11:43)Romero schrieb: Gundi schrieb:Du hast kein Problem mit der Vorstellung, dass das Universum einfach so da ist, ohne eine Ursache?
Hast du denn ein Problem damit? Warum?
meine vermutung: weil damit der schöpfer hinfällig wäre
aus meiner sicht wird ja hier nicht von einer gegebenen situation auf das logisch folgende geschlossen, sondern umgekehrt verfahren: am anfang steht die überzeugung, daß es einen schöpfer geben müsse, und dann wird solange rückgeschlossen, bis man eben dahin kommt, daß alles mal erschaffen worden sein muß (außer natürlich dem schöpfer - und hierzu wird eben mal jener mechanismus außer kraft gestzt, welcher vorher noch als zwingend behauptet wurde, um von der existenz eines objekts die existenz eines schöpfers abzuleiten)
richtig wäre es imho, eben tatsächlich von der gegebenen situation auf das logisch folgende zu schließen:
das universum ist. und wenn wir von einer art universellem erhaltungssatz ausgehen (das müssen wir natürlich nicht - dieser ist letztlich genauso spekulativ wie die hypothese vom "schöpfer" - nur daß letztere halt in ihrer herleitung aus dem kausalprinzip sich im selbstwiderspruch verheddert) - wenn wir also von einer art universellem erhaltungssatz ausgehen:
etwas kann nicht aus nichts entstehen, so wie auch etwas sich nicht in nichts auflösen kann - es finden nur umwandlungen von etwas in etwas statt
dann ist eben schon immer "etwas"
das heißt nicht, daß das universum, wie wir es kennen, ewig sei oder schon immer bestanden haben müsse (über das wesen von "etwas" wird dabei ja keine aussage getroffen). aber es ist ein konzept, das imho nirgends an logische grenzen stößt oder innere widersprüche aufweist (und auch nicht die kausalität bemühen muß)
und noch mal zur verdeutlichung:
ich sage nicht, "so und so war/ist es". ich referiere lediglich verschiedene (letztlich spekulative) hypothesen, prüfe sie auf widersprüche und inkonsistenzen, und bewerte danach deren plausibilität. der schöpfer aus kausaler notwendigkeit fällt bei dieser plausibiitätsbewertung leider durch
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