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Essen von unreinen Tieren
#1
Der Apostel Petrus hatte einige Jahre vor dem Apostelkonzil eine bemerkenswerte Vision. Eine Stimme aus dem Himmel befahl ihm, gewisse Vögel und andere Tiere, die nach der Thora als unrein galten (Reptilien oder Kriechtiere), zu schlachten und zu essen. Er war bestürzt. Noch nie hatte er Unreines gegessen. Aber die Stimme herrschte ihn an: "Was Gott für rein erklärt, nenne du nicht unrein!"

Apostelgeschichte 10,9-17

Wer kennt diese Geschichte?

Es ist ja ganz klar, daß das Apostelkonzil dann später die Heidenchristen von den jüdischen Speiseverboten entband. Griechen die sich taufen ließen, durften weiterhin ihr geliebtes Schweinefleisch essen, getaufte Römer mußten nicht auf Muscheln verzichten - aber warum um alles in der Welt sollte der getaufte Jude Petrus Reptilien essen ??

Das hat doch mit Toleranz und Höflichkeit nichts zu tun, wenn man etwas essen soll wovor einem ekelt.
Christliche Missionare in China wären verpflichtet gegrillte Schlangen und gekochte Ratten zu essen ?

Wie gesagt ist es plausibel, daß Heidenchristen in gewissem Maße essen dürfen was sie wollen (Fleisch von menschlichen Leichen wohl ausgenommen) - aber Judenchristen zu zwingen, Reptilien zu essen, scheint überzogen zu sein.

Was will diese seltsame Stelle in der Apostelgeschichte aussagen ??

Heutige christliche Kirchen schweigen diese Stelle tot - ich fand sie zufällig - und erwähnen sie nicht.

Da es aber Teil des NT ist, kann man diese Stelle aber nicht als "Unfug" abtun

Offenbar hat sie doch eine lehrende Funktion

Welche ?
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#2
Sinai schrieb:Da es aber Teil des NT ist, kann man diese Stelle aber nicht als "Unfug" abtun

Offenbar hat sie doch eine lehrende Funktion

Das sagt Petrus selbst einige Verse später, in Vers 28,29 desselben Kapitels. Offenbar hing die Vision vom "Leinentuch" unmittelbar mit der Aufforderung des Geistes zusammen, die gute Botschaft künftig auch "Menschen aus den Nationen" - also Nichtjuden - zu predigen, so wie unter anderem eben jenem Kornelius. Damit gebrauchte Petrus den 3. Schlüssel für das Königreich.
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#3
(08-08-2020, 01:24)Sinai schrieb: Es ist ja ganz klar, daß das Apostelkonzil dann später die Heidenchristen von den jüdischen Speiseverboten entband. 

Das deutet schon auf ein grundlegendes Missverständnis hin.
Die jüdischen Speisegebote galten bis auf eine Ausnahme (Genuss von Fleisch von einem lebenden Tier) nie für Heiden, sondern waren Teil des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel.
Heiden mussten von keinen Speiseverboten entbunden werden, weil sie nie daran gebunden waren.

Du bist aber nicht allein mit diesem Problem. Wenn ich dran denke, wie viele christliche Predigten ich schon gehört habe, in denen Pastoren ihrer nichtjüdischen Gemeinde erklärten, dass diese ohne Jesus an die 613 Vorschriften gebunden wäre. Wahrscheinlich lässt sich für viele Menschen die Botschaft Jesu Christi nur zu vermitteln, wenn sie man ihnen einredet, sie ohne ihn mit einem Bollwerk von Geboten konfrontiert.

Der Sprung von 613 zu 10 Geboten wirkt da erleichternd - der Sprung von 7 (noachidischen) Geboten zu den 10, wäre wohl schwieriger als "Befreit vom Gesetz" zu verkaufen. Wenn Petrus glaubte, Heiden wären zu den Geboten für Juden verpflichtet, dann war er nicht sehr tief verwurzelt in seiner Religion (daraus entstehen bekanntlich die meisten Abspaltungen).
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#4
Die Frage war doch eher, ob es sich beim Christ-Werden um einen Uebertritt zum Judentum handelte oder nicht. Dabei muss man beachten, dass das Judentum zur fraglichen Zeit eine aktiv missionierende Religion war, und die Beschneidung war dabei Pflicht. Fuer Paulus handelte es sich bei Christen um eine neue Religion, fuer Petrus wohl nicht. Dazu kommt noch die Ansicht, dass die Christen Gottes neues Israel waren, die das alte Israel, das versagt hatte, ersetzten - ein Gedanke, wie er wohl am Reinsten in der Offenbarung des Johannes ausgedrueckt wurde; was dann zu solchen Fragen fuehrte.
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#5
(08-08-2020, 11:10)Ulan schrieb: Die Frage war doch eher, ob es sich beim Christ-Werden um einen Uebertritt zum Judentum handelte oder nicht.


Bis zum Apostelkonzil war es tatsächlich so, daß Heiden erst zum Judentum übertreten mußten (die Männer und Knaben beschnitten werden mußten), bevor sie sich taufen lassen konnten.

Die jüdischen Speisevorschriften waren allerdings das geringste Hindernis. Die jüdische Küche ist sehr gut!
Ich war einmal auf einer Kulturreise im Heiligen Land und besichtigte alles vom Galiläischen Meer bis Golgatha und der antiken Festung Masada - dabei kehrte der Autobus in landesüblichen Restaurants ein. Jüdische Küche. Allen schmeckte es sehr gut - obwohl 80 % der Touristengruppe gläubige Christen waren

Aber meine Frage geht ja in eine ganz andere Richtung:
Warum wurde der Judenschrist Petrus aufgefordert, etwas zu essen wovor ihm ekelte ??

Juden und Judenchristen essen nun mal keine Tiere, die die Thora verbietet: Schweinefleisch, Ratten, Schlangen etc etc
Das sind sie seit ihrer Kindheit so gewöhnt. So wie einem Japaner vor Camembert ekelt, ekelt es einem Juden oder Judenchristen vor gegrillten Reptilien, und ekelt es einem Heidenchristen vor gegrillten Ratten à la Peking

Ich werde aus der zitierten Bibelstelle nicht klug

Und wie ging sie aus? Es bleibt offen was Petrus dann tat. Gehorchte er oder verweigerte er ?

"Das geschah dreimal, dann wurde die Schale plötzlich in den Himmel hinaufgezogen."

Petrus wußte selbst nicht, was die Vision, die er gehabt hatte, wohl bedeuten konnte

Dass nach seiner beharrlichen Weigerung die Schale plötzlich in den Himmel hinaufgezogen wurde könnte bedeuten, dass Gott seinen Befehl zurücknahm (was aber in der Bibel wohl erstmalig wäre) oder könnte bedeuten, dass Petrus drei Mal eindringlich aufgefordert worden war und er jetzt gehorchen müsse

Alles sehr rätselhaft
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#6
Warum wurde der Judenschrist Petrus aufgefordert, etwas zu essen wovor ihm ekelte ??

Eine Befreiung der Heidenchristen von den jüdischen Speiseverboten ist nicht dasselbe wie eine Verpflichtung von Judenchristen Fleischsorten zu essen vor denen es ihnen ekelt

Ersteres ist ein Akt der Toleranz - zweiteres ein Akt des schweren Zwanges

Und noch einmal: wie ist das Ende der Vision ?
Dass die Schale nach dreimaliger Weigerung plötzlich wieder in den Himmel hinaufgezogen wurde

Wurde der Befehl zurückgezogen? (schwer vorstellbar)

Oder bedeutet das, dass dem Petrus der Befehl drei Mal erteilt wurde und nun zu befolgen sei ?
Analogie: Der Leutnant befiehlt dem Soldaten dreimal sich vom Essen zu erheben und zur Kaserne zu gehen, dann dreht sich der Leutnant um und geht weg - das bedeutet keineswegs, dass der Befehl zurückgezogen wurde. Trotz der nunmehrigen Abwesenheit des Leutnants bleibt der Befehl voll aufrecht
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#7
(08-08-2020, 11:10)Ulan schrieb: Die Frage war doch eher, ob es sich beim Christ-Werden um einen Uebertritt zum Judentum handelte oder nicht. Dabei muss man beachten, dass das Judentum zur fraglichen Zeit eine aktiv missionierende Religion war, und die Beschneidung war dabei Pflicht. Fuer Paulus handelte es sich bei Christen um eine neue Religion, fuer Petrus wohl nicht. 

Die Theologien des Paulus (in den  kleinasiatischen Gemeinden) und die der apostolischen "Säulen" Jakobus & Petrus (in Jerusalem) bestanden nebeneinander. Beim antiochenischen Zwischenfall, dem Streit zwischen Kephas und Paulus, traten ihre Gegensätze irreparabel zutage. Seitdem mieden sie einander. Das uns kirchlich servierte Apostelduo Petrus und Paulus hat es nie gegeben. Siehe auch Gal 2, 11 -14.
 
Das zuvor in Jerusalem um 48 n.Chr.  stattgefundene "Treffen" einer Handvoll Männer: Paulus, Petrus und Jakobus mit ihrer jeweiligen Begleitung hat den anspruchsvollen Arbeitstitel "Konzil"  nicht verdient. Es endete mit der mündlichen Vereinbarung eines Modus Vivendi, der die jüdischen Speisebestimmungen vernächlässigte, die übrigen rituellen Tora-Vorschriften jedoch im Vordergrund sah. 

Man einigte sich mehr schlecht als recht darauf, dass Jakobus & Co ihre Theologie unter den Juden in Jerusalem  betrieben, Paulus dagegen seine Religionsauffassung, die seiner "angeborenen" Pharisäer-Auffassung total widersprach, im heidenchristlichen Raum außerhalb Judäas verkündete. 

Paulus - kein Petrus oder Jakobus - ist der Begründer des weltweiten Christentums. Petrus war nur eine Randfigur. Schwankend wie in Antiochia, unentschlossen wie in Jesu Verhaftungsszene  dazu! Der Petersdom in Rom braucht eigentlich eine Namensänderung. Ganz abgesehen davon, dass sein Patron wohl auch nie in Rom gewesen ist. Sein angeblich gefundenes Grab, unter Pius XII ausgegraben, ist eher ein päpstliches Wunschergebnis.

MfG
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#8
Was bedeutet die Vision? Um sie zu verstehen muss man etwas tiefer in das Geschehen eintauchen.

Komplettzitat von *jw.org bzw. der Wachtturm Online-Bibliothek geloescht. Vollzitate sind unerwuenscht, und Zitate ohne Quellenangaben sind sowieso nicht erlaubt. - Ulan
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#9
Beitrag #5
(08-08-2020, 14:00)Sinai schrieb: Warum wurde der Judenchrist Petrus aufgefordert, etwas zu essen wovor ihm ekelte ??

Offenbar weiß niemand eine Antwort
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