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Gibt es grundsätzliche Erkenntnisgrenzen in der Physik?
(19-03-2021, 01:38)Ulan schrieb:
(18-03-2021, 23:59)Holmes schrieb: Konzepte wie z.B der freie Wille und erkenntnistheoretische Fragen können ja z.B auch nicht naturwissenschaftlich geklärt werden, aber trotzdem findet man immer wieder Artikel wie: "Neurowissenschaft widerlegt freien Willen", weshalb sich so eine Debatte im öffentlich Raum mal lohnen würde bevor man wieder Forschungsgelder in Fragen steckt die überhaupt nichts mit Naturwissenschaft zu tun haben.

Wenn eine naturwissenschaftliche Erkenntnis halt nahelegt, dass unsere Entscheidungen bereits getroffen sind, bevor wir ueberhaupt anfangen, ueber ein Problem nachzudenken, so hat das fuer philosophische Fragen Folgen, auch wenn Naturwissenschaften keine philosophischen Fragen an und fuer sich behandeln. Der Schluss, dass die Funktionsweise unseres Gehirns einen freien Willen unwahrscheinlich macht, liegt dann zumindest nahe.

Philosophie, die die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse nicht zumindest beruecksichtigt, hat in den meisten Faellen wenig Wert. Im Prinzip kommen wir bei Deinem Schluss da oben dann auch in eine Definitionsfalle. Nur weil ein Artikel ein naturwissenschaftliches Ergebnis als Ausgangspunkt hat, heisst das nicht, dass der Artikel eine naturwissenschaftliche Aussage macht. Und der Umkehrschluss ist auch verfehlt. Die Frage, die Du da ansprichst, ist ja wichtig fuer das Verstaendnis, wie unser Gehirn funktioniert; und das ist in der Tat eine naturwissenschaftliche Frage, was auch bedeutet, dass das Geld hier richtig eingesetzt wurde. Wenn dabei noch ein Baustein fuer eine Loesung einer philosophischen Frage abfaellt, umso besser.

Das würde jetzt in eine ganz andere Richtung führen, aber damit man von "Entscheidungen" sprechen kann muss man davon ausgehen, dass es ein Subjekt oder ein "Ich" gibt, denn Atome entscheiden sich ja nicht oder "handeln", sondern sie folgen Gesetzmäßigkeiten. Für Neurowissenschaftler gibt es aber nur das Gehirn und das Gehirn ist eben eine Ansammlung von Atomen und dass sich Atome gesetzmäßig verhalten, dass weiß ich schon bevor ich mit dem Experiment anfange, denn sonst würde eine Beobachtung keinen Sinn machen. Auch wenn sich die Atome nicht gesetzmäßig verhalten würden, würde das weder für noch gegen einen freien Willen sprechen, weil das Konzept des freien Willens kein empirisches ist. Um Handlungen überhaupt begründen zu können brauch es das Konzept schon, sonst wäre der Mensch auch zu Handlungen unfähig. Konzepte wie das "Ich" oder der freie Wille sind in solchen Untersuchung grundsätzlich schon nicht enthalten und da sind wir wieder bei den Grenzen oder den Definitionen der Naturwissenschaft. 

Wenn unser Verfassungsgericht z.B sowas schreibt:

"Die verfassungsrechtliche Leitidee der Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz, auch Art. 1 der Grundrechtecharta der Europäischen Union) beruht nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts auf der Entscheidungsfreiheit: „Dem Schutz der Menschenwürde liegt die Vorstellung vom Menschen als einem geistig–sittlichen Wesen zugrunde, das darauf angelegt ist, sich in Freiheit selbst zu bestimmen und zu entfalten.“ Aus diesem Ansatz leitet das Bundesverfassungsgericht dann auch den Verfassungsrang des, jedenfalls für das deutsche Strafrecht maßgeblichen, Schuldprinzips ab"

Dann ist schon beim Satz "geistig-sittlichen Wesen" klar, dass man sowas in keinem Labor widerlegen kann. 

Richtig ist, dass es wichtig ist zu verstehen wie das Gehirn funktioniert, aber die Schlussfolgerung die man daraus ziehen will halte ich für völlig verfehlt, denn nur weil wir mit dem Gehirn denken, heißt das nicht, dass es für uns denkt.


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RE: Gibt es grundsätzliche Erkenntnisgrenzen in der Physik? - von Holmes - 19-03-2021, 10:26

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