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Gibt es grundsätzliche Erkenntnisgrenzen in der Physik?
(13-12-2020, 17:46)Holmes schrieb: Mit Erkenntnisgrenzen sind auch keine physikalischen Erkenntnisgrenzen gemeint, also etwa wegen Lichtgeschwindigkeit oder Ereignishorizont oder Unschärfe wegen Heisenberg, sondern es geht um die Erkenntnistheorie an sich, also was ein Mensch mit Bewusstsein eigentlich überhaupt wissen kann.

Nun ja, das ist "Glatteis pur" für uns Naturwissenschaftler, weil wir die "Dinge an sich" überhaupt nicht anerkennen. Naturwissenschaftler sind ihrer Methode verpflichtet. Und die besagt, dass wir Beziehungen (Zusammenhänge, gemeinsam auftretende Reaktionen) untersuchen. Wir reproduzieren Messsergebnisse. Was sich im weitesten Sinne nicht messen lässt, also keine Beziehung zu anderen Gruppen von Dingen eingeht, existiert im naturwissenschaftlichen Sinne nicht bzw. ist nicht Gegenstand unserer Betrachtung.

Deshalb ist ein "Ding an sich", welches von seinen kontingenten Eigenschaften abstrahiert, per se obsolet bzw. existiert nicht.

Ich behaupte nicht, dass man zu keinen anderen Aussagen kommen kann, aber philosophische Texte sind für Naturwissenschaftler "jenseits des Tellerrandes". Und vor allem: Wir kommen ganz gut damit zurecht.

(13-12-2020, 17:46)Holmes schrieb: Mit Wahrheit ist, wenn man die Korrespondenztheorie akzeptiert, die Übereinstimmung von Aussagen mit dem Objekt. Das Objekt ist hierbei der Gegenstand oder das Ding, welches unabhängig von irgendwelchen kontingenten Eigenschaften existiert. Die Welt ist gleichzusetzen mit dem Objekt oder dem "Ding an sich". Mittelerde wäre dann das Objekt, dass nur mit kontingenten Mitteln betrachtet werden kann, also welche nicht gelten würden, wenn man von unseren Erkenntnisbedingungen abstrahieren würde. Da wir aber abhängig von gewissen Erkenntnisbedingungen sind, sind unsere Aussagen zwar für "Mittelerde" gültig, dass nennt Kant die "Erscheinungen", aber nicht für die "Welt", also wie die Dinge an sich wären, wenn wir von unseren Erkenntnisbedingungen absehen könnten.
Genau das ist unser "aneinander vorbei Reden". Hier werden Abstraktionen von einem Grad voraus gesetzt, der für die naturwissenschaftliche Methodik nicht erforderlich ist.

Das Einzige, was ich persönlich einzuräumen bereit bin, ist die Tatsache, dass alle unsere Beobachtungen und Messungen nicht "die Welt" als Ganzes in allen ihren Möglichkeiten umfassen. Ob unser Erkennen (in den Naturwissenschaftler) nur auf unseren Anschauungsbereich ("Mittelerde") begrenzt ist, wage ich zu bezweifeln. Von Natur aus gehen wir meist davon aus. Aber inzwischen haben wir gelernt, dass es z. B. "gekrümmte" Geometrien und vor allem Symmetrien gibt, die unseren angeborenen Anschauungen in eklatanter Weise zuwider laufen und trotzdem das Beziehungsgeflecht ihrer Gegenstände reproduzieren.

(13-12-2020, 17:46)Holmes schrieb: Richtig ist also natürlich, dass die Wissenschaft auf Mittelerde begrenzt ist, aber richtig ist auch, dass damit nicht nur die Natur-Wissenschaft Aussagen zur Mittelerde machen kann, sondern, dass damit auch Mathematik und Philosophie richtige Aussagen tätigen kann.
Ich glaube, das verstehe ich nicht: "Mittelerde" ist der Bereich unserer angeborenen und im Alltag erworbenen Anschauungen über unsere Umwelt. Schon, wenn wir in den Sternenhimmel schauen, haben wir "Mittelerde" verlassen, ohne es zu wissen. Denn was wir da sehen, ist ein nahezu unendlicher Bereich von Zeit (und Raum) weit jenseits dessen, was wir uns anschaulich vorstellen können! Uns ist ja normalerweise nicht einmal klar, dass der Nachthimmel hell sein müsste. Darauf kommt man nicht mit den Denkvorstellungen von "Mittelerde".
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard


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RE: Gibt es grundsätzliche Erkenntnisgrenzen in der Physik? - von Ekkard - 13-12-2020, 21:15

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