07-06-2019, 05:53
(06-06-2019, 18:12)Ekkard schrieb: Was in Bezug auf den Darwinismus "teilweise Recht zu haben" bedeutet, erschließt sich mir nicht. Darwin hat das Grundprinzip der irdischen Entwicklungsgeschichte der Arten als einer der ersten erkannt: Reproduktion von Varianten - Auslese durch die Verhältnisse der Umwelt, Überleben derer, die am besten angepasst sind. An diesem Prinzip gibt es nach meiner Kenntnis keine Abstriche oder Änderungen. (Die neu entdeckte Epigenetik spricht nicht dagegen!)
Als zutreffend an den Aussagen Darwins hat sich erwiesen, dass erworbene Eigenschaften nicht vererbt werden können, und dass es Mutation und Selektion (natürliche Zuchtwahl) tatsächlich gibt. Als unzutreffend hat sich erwiesen, dass sich mittels Mutation und Selektion neue Arten bilden können, sowie die Behauptung der Jünger Darwins, dass Lebensvorgänge mittels Mutation und Selektion entstehen können.
Als die Evolutionsthese 1859 durch die Veröffentlichung von Darwins Buch "Die Herkunft der Arten" aufgestellt wurde, war sie noch nicht prüfbar, weil die naturwissenschaftliche Bedeutung des Begriffes "Mutation" damals noch unklar war. Es konnte somit damals nicht gewusst werden, was von Darwin mit dem Begriff "Mutanten (Varietäten)" in Wirklichkeit zum Ausdruck gebracht wurde.
Die Prüfbarkeit der Evolutionsthese war somit von Anfang an darauf angewiesen, zunächst eine absolute Klarheit über den Begriff "Mutation" zu erlangen. Diese Klarheit wurde erst ungefähr 100 Jahre nach der Verkündung der Evolutionstheorie erlangt, nämlich mit dem Aufkommen der Polymer-Chemie. Während dieser 100 Jahre wurden viele unterschiedliche Vermutungen über das angestellt, was "Mutation" bedeuten könnte. Während diesem Vermutungsprozess löste ein Denkmodell das andere ab, die alle nacheinander verworfen werden mussten, weil sie sich allesamt nach und nach als unhaltbar erwiesen hatten.
1953 wurde der Nobelpreis für die Entdeckung der Polymer-Chemie vergeben. Ein Polymer ist ein Molekül. Ein Molekül ist ein Atomgebäude. Ein Polymer ist ein Atomgebäude an dem mindestens 1000 Atome beteiligt sind. Deswegen werden Polymere auch als Riesenmoleküle (Makromoleküle) bezeichnet, oder auch als "hochmolekulare Stoffe". Atomgebäude an denen weniger als 1000 Atome beteiligt sind, werden dagegen als "niedermolekulare Stoffe" bezeichnet.
Die Kenntnis dieser beiden Tatsachen ist von entscheidungserheblicher Bedeutung, weil erst mit dem Aufkommen der Polymer-Chemie die naturwissenschaftliche Bedeutung des Begriffes "Mutation" erfasst werden konnte. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass eine Mutation eine chemische Reaktion ist, und zwar eine chemische Reaktion an Makromolekülen. Dies bedeutet im Klartext, dass das Ablaufen von Mutationen die Existenz von Makromolekülen voraussetzt.
Mit anderen Worten, erst seit nunmehr guten 70 Jahren ist die Menschheit im Besitz einer unbestreitbaren Definition des Mutationsbegriffs. Damit ist erklärt, warum die Evolutionstheorie anfangs nicht prüfbar war, und unter welchen Umständen sie zur naturwissenschaftlichen Hypothese, und dadurch prüfbar geworden ist.
mit bestem Gruß
Giuseppe