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Ganzheitliche Weltsicht
#40
(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Ist das so? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo dieser Handlungsspielraum in der dargestellten Geschichte innerhalb der Schriften herkommen soll.

Nun, die Bibel ist ja eine Sammlung von Schriften mit unterschiedlichsten Autoren. Die Sammlung ist zwar zum Teil auf Kohaerenz getrimmt, aber trotzdem sind diese unterschiedlichen Schriften immer noch Zeugnis der unterschiedlichen Ansichten ihrer Autoren zu einigen der Grundthemen, wie z.B. der Christologie. Man kann zwar die Texte durchkaemmen und sich herauspicken, was fuer die eigene Vorstellung zusammenpasst, aber dabei ignoriert man dann halt auch aktiv die Vorstellungen, die dieser Geschichte widersprechen.

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Die Begründung:

Die Tora zum Beispiel besteht aus den fünf Büchern Mose, in welchen allerlei Dinge beschrieben werden. Die Bedeutung des in dieser Schrift unter dem Namen JHWH (Jahwe) bekannt gewordenen Gottes lautet gemäß 2 Mose, Kap. 3 Nr. 14:
- Ich werde sein der ich sein werde oder Ich bin der ich bin (zwei Zeitformen möglich).Also sollst du den Kindern Israel sagen: ICH WERDE SEIN

Der Name Gottes in dieser Schrift, welcher unzählige male auftaucht bedeutet also nichts anderes als " ICH WERDE SEIN", was im geschichtlichen Kontext eher einer Ankündigung nachkommt, als das es ein Name im eigentlichen Sinne darstellen würde.

Nun, dies steht zwar so in Exodus geschrieben, aber das ist schon eine theologisch recht weit entwickelte Vorstellung zum Namen Gottes, die so wohl nicht stimmt. Dass ein Gott, der erst spaet in der Entwicklung juedischer Gottesvorstellungen als bildlos angesehen wurde, diesen Namen von Anfang an gehabt haben sollte, ist beliebig unwahrscheinlich (im geschichtlichen Sinne), wenn man an die Anfaenge der Verehrung, komplett mit mit Silber ueberzogener Kultstatue denkt, wie sie uns z.B. im Richter-Buch begegnet. Es gibt unterschiedliche Theorien, was der name Jahwe nun eigentlich bedeutet; geht man von einem suedlichen Ursprung Jahwes aus, finde ich die Interpretation Wellhausens als "Er faehrt durch die Luefte, er weht" plausibel, die sehr gut zu der Wurzel Jahwes als Wettergott vom Baal-Typus passt.

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb:  
Sobald eine Rechtsnorm auf eine andere mit dem Hinweis der übergeordneten Gültigkeit verweist, so ist sie zwar formell Gültig, in der Anwendung des Rechts jedoch nicht von Belang. Zu Beachten gilt an dieser Stelle auch noch, dass egal wer dieser Prophet auch sein wird, er diesem in der Thora dargestellten Gott entsprechen wird, denn er wird nicht seine eigenen Worte sprechen, sondern die Worte dieses unsichtbaren Gottes (Meine Worte; Mein Name).

Diesen Anspruch erheben Propheten doch ganz allgemein? Zum anderen finde ich die Erwartung, dass eine Selbstdarstellung automatisch auch die Richtigkeit dieser Selbstdarstellung beinhaltet, problematisch.

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Nachfolgend erscheint Jesus auf der Bildfläche. Folgende Attribute werden mit diesem gemäß der Schrift verbunden (kleiner Auszug):
-          Johannes Ev....

[size=small]Die Aussagen in der Schrift wurden meines Erachtens bewusst so gewählt, um Jesus als diesen angekündigten Prophet, welcher Gott entsprechen wird erkannbar machen zu können. Sein übergeordnetes Recht in Form seines neuen Gebotes "Liebet euch untereinander" ist das einzig logische Gebot was man von einem Schöpfer erwarten würde und der Thora übergeordnet.

Nun ja, sicher wurde das Johannes-Evangelium so geschrieben, dass das zu aelteren Bibeltexten passt. Die Autoren des Evangeliums wollten diese Verknuepfung ja selbst machen. Matthaeus wiederum ergeht sich in dauernden Zitaten, und selbst Markus macht dadurch, dass er direkt mit einem Malachi-Zitat und einer Jesaja-Paraphrase anfaengt, deutlich, was er uns hier erzaehlen moechte. Das Gottesbild, das Du hier ansprichst, ist aber spezifisch johanninisch.

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Der einzige Spielraum welcher sich bis zu dieser Stelle ergibt, liegt darin eher den primitiven Aufforderungen der in der Thora dargestellten Gottheit zu vertrauen. Diese waren aber letztlich nicht das Wort dieses unsichtbaren Gottes, denn die Thora selbst kündigt dieses Wort erst an.

Man kann also geschichtlich gar nicht von einem Handlungsspielraum sprechen. Dieser entsteht durch Unwissenheit und Unkenntnis der dargestellten Geschichte in der Schrift und basiert auf  jahrhunderte von Jahren alten Auslegungen der verschiedenen religiösen Strömungen.

Was hat dieser theologische Text jetzt mit Geschichte zu tun?

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Oft wird man mit der Aussage konfrontriert, dass lediglich das Johannes Ev. Jesus den göttlichen Status attestiert. Ich kann dieser Aussage nicht so ganz folgen:

- Kolosser, Kap. 1: Christus, der Erste in Schöpfung und Erlösung, welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes
- 1 Johannes, Kap. 5 Nr. 20: Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und hat uns einen Sinn gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.
- Apostelgeschichte, Kap. 2 Nr. 38 und 39:  lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi (Der Name des Vaters) zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes

Die unpaulinische Christologie, die aus dem Kolosser-Brief spricht, ist ja mit ein Grund dafuer, dass etwa die Haelfte aller Neutestamentler den Brief fuer unauthentisch und fuer nicht von Paulus haelt. Die Echtheits-Befuerworter meinen, Pauls Theologie koennte sich ja auch entwickelt haben, oder sein Schreiber haette das so ergaenzt. Im allgemeinen werden fuer Aussagen zu paulinischer Theologie nur die sieben als echt angenommenen Briefe verwendet.

1 Johannes gehoert eh zum johanninischen Teil des NT. Die Apostelgeschichte wurde wahrscheinlich geschrieben, um die unterschiedlichen Stroemungen, die aus den frueheren Texten hervorgehen, irgendwie miteinander zu verbinden; hier steht aber sowieso nicht explizit etwas Christologisches.

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Ob sich die in den Schriften dargestellte Geschichte wirklich so zugetragen hat oder nicht. Dieser Jesus Christus, welcher die Menschen weltweit zu Gutem Handeln und der Liebe untereinander auffordert und sie dazu animiert selbst bei Rückschlägen an sich zu arbeiten wird zu unrecht diffamiert.

Wer diffamiert ihn denn?

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Ich habe mir bewusst diesen als Gott ausgesucht, da es für mich keine göttlichere Botschaft wie dessen Aufforderung im Leben geben kann.

Somit wünsche ich ALLEN ein frohes Weihnachtsfest, denn das ist geschichtlich betrachtet der Tag, an welchem das Wesen des unsichtbaren Gottes das Licht der Welt erblickt hat. Dieser in der Geschichte dargestellte Gott, welcher die Menschen weltumspannend und Rassenübergreifend dazu auffordert, vernünftig miteinander umzugehen.

Nun, als Credo ist dagegen ja im Prinzip nichts einzuwenden. Nur, warum immer diese Betonung auf "geschichtlich"? Irgendwie scheinen wir diesen Begriff komplett unterschiedlich zu verwenden, da Jesus wohl nicht um diese Jahreszeit geboren wurde. Wie auch immer, ich hoffe ebenfalls, Du hattest ein schoenes Weihnachtsfest.

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Wer gibt schon diesem Gott die Ehre und lässt sich auf dessen Namen (Jesus Christus) taufen? Eine Taufe welche sehr wahrscheinlich etwas anderes ist als eine reine Namensgebung. Es könnte eine Art Verschränkung sein, welche ursächlich für das ist was dann gemäß der Schriften passiert. 
Ein Schöpfer würde niemals primitiver arbeiten als die Schöpfung selbst. Aus diesem Grund dürften Quantenverschränkung und all die anderen Dinge, welche man mit Religion ja gemäß der Lehrmeinung nicht verbinden darf für diesen ganz alltägliche Dinge darstellen.

Ich finde so eine Verknuepfung dieser Aspekte schlicht nicht sonderlich hilfreich. Das ist wohl Geschmacksfrage. Solche Aussagen wie die ueber den Schoepfer und die Schoepfung ist auch so ohne Begruendung nicht akzeptabel; nicht alles, was angeblich zwingend logisch aussieht, ist es auch, wenn man an die Schoepfung als selbstorganisierendes und sich entwickelndes System denkt, was auch anhand einiger einfacher Regeln passieren kann.

(24-12-2017, 11:54)Urmilsch schrieb: Ich habe zum Abschluss noch eine eigene Interpretation des Abendmahls und die Worte des unsichtbaren Gottes könnten meiner Meinung nach wie folgt lauten:

Starb ich gemäß der Schrift nicht für das neue Gebot "Liebet euch untereinander". Gab ich nicht hierfür mein Fleisch und Blut. Wie kommt ihr darauf etwas anderes in meine Aussage hinein zu interpretieren, als mit euren Mitmenschen weltweit dieses geforderten Gebot aktiv zu leben und diese Liebe unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu teilen.

Nun, Du kannst doch niemandem den Vorwurf machen, ueber die Dinge nachzudenken. Leute, die sich fuer etwas interessieren, tun das halt idealerweise doch.
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