(15-08-2017, 09:29)Ulan schrieb: Wie da versucht wurde, die Beantwortung einer einfachen Rueckfrage zu vermeiden, hat die Diskussion dort erst angeheizt. Es ist ein wenig traurig, dass die erneute Rueckfrage Erichs nun, unbeantwortet, den Thread abschliesst.
Welche Rückfrage meinst du denn? Ich habe mehr als einmal beschrieben, wie ich zu meiner Interpretation komme, und welche Kontexte ich betrachte.
Und natürlich argumentiere ich nicht anhand wörtlich zu nehmender Koranverse, wenn ich den Kontext weiter fasse, und die historischen Situationen in Bezug setze.
(15-08-2017, 09:29)Ulan schrieb: Was ist "authentischer Umgang" in diesem Zusammenhang? Und warum wuerde Erichs Zusammenfassung diese Aussage "aus jeglichem Kontext" reissen? Im Kontext des Texts, wie der da steht, war sie doch durchaus korrekt. Und was ist hier die "nicht woertliche" Handlungsvorgabe? Dass Muslime ihre heiligen Texte durchaus als Handlungsvorgabe aufzufassen scheinen, steht doch vollkommen ausser Frage?
Erstmal: Der Koran ist kein Gesetzbuch, noch nichtmal aus Sicht fundamentalistischer Muslime.
Er wird von denen natürlich als Grundlage dafür genommen, aber auch da geht es nicht um einzelne Verse.
Von der theologischen Seite her geschieht die Interpretation in Verbindung mit anderen Versen und dem Handlungsvorbild des Propheten.
Und hinzu kommt weiterhin natürlich immer die aktuelle gesellschaftliche Situation, sowie die Ansicht der interpretierenden Person.
Richtig ist daher: Ja, man kann den Koran zur Rechtfertigung von Gewalt gegen Frauen verwenden, aber es ist keineswegs der Imperativ, von dem Erich sprach.
Bei letzterem schwingt nämlich die Unterstellung mit, dass jeder Muslim (wenn er denn 'wirklich' gläubig ist), zu Erichs Auslegung kommen müsste, und das verneine ich.
(15-08-2017, 09:29)Ulan schrieb: wenn dieser persoenliche Ansatz so weit entfernt von dem ist, wie er in der islamischen Gesellschaft gelebt wird
Da mein persönlicher Ansatz natürlich geprägt ist durch die säkulare muslimische Gesellschaft, in der ich aufgewachsen bin, weiß ich, dass sowas durchaus gelebt wird.
Und angesichts doch einiger säkularer Gesellschaften in der islamischen Welt sehe ich da auch sonst keine so weite Entfernung. Selbst das größte islamische Land (Indonesien) ist mehrheitlich säkular (mehrheitlich!, nicht komplett).
(15-08-2017, 09:29)Ulan schrieb: Wenn Du das anders nennen willst, meinetwegen. Natuerlich tust Du aber im Endeffekt genau das, was Du hier als Interpretation ablehnst, indem Du versuchst, eine "Intention" in den Text zu legen, die mit heutigen Gegebenheiten in Einklang zu bringen ist.
Was lege ich denn hinein, wenn ich die umfassenden Verbesserungen der Frauenrechte betrachte, und mich frage, wie man der offensichtlichen Intention 'Verbesserung der Situation von Frauen' in heutiger Zeit gerecht werden könnte?
Natürlich lese ich den Text auf Basis meiner Anschauungen, es geht dabei ja auch um meine persönliche Bezugnahme, aber ich sehe da nicht mehr 'Hineinlegen', als bei jedem anderen Text,
da man ja überall sein persönliches Verständnis 'hineinlegt'.