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Heilige Schriften in heutiger Zeit
#10
(14-08-2017, 23:14)Mustafa schrieb: Wenn in einer Zeit, in der es z.B. normal war, wenn weibliche Säuglinge lebendig begraben wurden, nicht nur ein striktes Verbot solcher Praxis eingeführt wird, sondern auch z.B. Eigentums-, Erb- oder Unterhaltsrecht für Frauen, dann halte ich das durchaus für einen riesigen Schritt beim Thema Frauenrechte. Frauen wurden vom rechtlichen Objekt zum Subjekt.

Natürlich hat man damit nicht gleich unsere heutigen Standards in Sachen Frauenrechte erreicht, (und diese sollten selbstverständlich genausowenig ausgeblendet werden wie heutige Menschen- und Bürgerrechte), aber wenn ich die dahinterstehende Intention betrachte, kann ich das im Kontext heutiger Zeit nicht mit z.B. Gewalt gegen Frauen,etc. zusammenbringen.

Aber Gewalt gegen Frauen wird doch im Koran gebilligt (Erich brachte ein Beispiel). Ich verstehe daher deine Verneinung dessen nicht und die wehemente Behauptung, Gewalt gegen Frauen sei mit dem Koran nicht unter einen Hut zu bringen. Imho ist derlei falsch, weil es eben Passagen des Korans außen vor lässt. Warum nicht einfach sagen: Ja, derlei Aussagen gibt es, man muss das aber im Zusammenhang mit der Entstehungszeit betrachten.
Du aber tust ja gerade so, als ob Gewalt und Koran überhaupt nicht zusammen passen würden und vermeidest damit imho eben, was du ja eigentlich forderst: Die Betrachtung des Korans im historischen Kontext.

(14-08-2017, 23:14)Mustafa schrieb: Du fragst: 'Warum wird derlei getan?'
Muslime sehen den Koran nunmal als heilige Schrift, beschäftigen sich mit den Versen, und legen sie für sich aus (ob, und wie sehr sie sich überhaupt davon prägen lassen, ist damit noch überhaupt nicht gesagt).
Warum sollte man derlei denn nicht tun?

Weil der Koran im Vergleich zu den Menschen- und Bürgerrechten ein total rückständiges Werk ist. Es ist doch nicht so, dass wir keine bessere Alternative hätten.
Wenn es also etwas besseres gibt, warum dann an dem Alten festhalten? Weil es eben Glaube ist und man sich den nicht nehmen lassen möchte. Und um ihn zu behalten, versucht man eben heutige Werte und Normen in einem Text zu finden, die dieser nicht hergibt. Und betrachtet damit den Koran eben gerade nicht im Lichte seiner Entstehungszeit.

(14-08-2017, 23:14)Mustafa schrieb: Wenn hier im Forum die Behauptung aufgestellt wird, dass der Koran ultra-fundamentalistisch ausgelegt werden muss, warum sollte ich da nicht mit meiner Interpretation antworten?

Natürlich darfst du mit deiner Interpretation antworten. Ich sage auch nur, dass du dich selbst nicht streng an deine Aussagen hälst.

Des Weiteren hat der Koran das Problem, dass er in der Regel als das unverfälschte Wort Gottes verstanden wird (damit rechtfertigt sich doch der Islam gegenüber Judentum und Christentum). Und da kommt dann ganz selbstverständlich die Frage auf, inwiefern man diesen modern interpretieren sollte oder ob der fundamentalistische Islamist diesem Verständnis nicht eher entspricht.

Nicht falsch verstehen: Jeder Gläubige muss für sich wissen, wie er mit den "heiligen Schriften" umgeht. Ich halte jedoch absolut nichts davon, den Fundamentalismus als rückständig zu belächeln und angeblich zu wissen, dass der Koran (modern) interpretiert werden möchte. Denn dafür hat der moderne Gläubige genauso wenig Anhaltspunkte wie der radikale Islamist für seine Ansicht bzw. vielleicht sogar schlechtere.


(14-08-2017, 23:14)Mustafa schrieb: Bei deinem gestrigen Beitrag hast du geschrieben:

'Ich bin lediglich dagegen, unsere heutige Gesellschaft und ihre Regeln auf Grundlage eines 1400jährigen Buches zu gestalten.'

Das klingt, als ginge es hier darum, den Koran zu einer direkten (womöglich noch alleinigen, oder gar wörtlich verstandenen) Grundlage für eine allgemeingültige Gesetzgebung zu erheben.

Nein, von sowas war in keinster Weise die Rede.
Ganz im Gegenteil habe ich z.B. beim Thema Tunesien auf den Erfolg der säkularen(!) Partei im Jahre 2014 hingewiesen, und auf das dort kürzlich beschlossene Gesetz gegen Gewalt gegenüber Frauen.

Mir ist bewusst, dass du den Koran nicht als allgemeine Gesetzgebung anpreist.
Aber du schreibst ja selbst, dass der Koran für viele, viele Muslime eben noch einen hohen Wert und Gültigkeit besitzt. Und derlei spiegelt sch immer auch in der Gesellschaft wieder. Wir kennen es in Deutschland von den großen Kirchen und deren Versuch, ihre religiösen Ansichten weit in die Gesellchaft zu tragen.
Und deswegen ist es eben notwendig darauf zu verweisen, dass Gedankengut von vor 1400 Jahren heute nicht mehr die maßgebliche Grundlage für unser gesellchaftliches Leben sein kann. Imho im Großen wie im Kleinen.
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