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Predigt Jesus noch im Totenreich?
#1
Hallo,
Nach 1. Petrus 3,19f scheint es mir so, dass Jesus denen predigt, die vor ihm gelebt haben, damit sie noch eine Chance bekommen.

In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die einst ungehorsam waren, als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch.
1.Petrus 3,19-20

Was meint Ihr dazu?

Viele Grüße
Julia
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#2
Hallo Julia!

Die Schattenwesen in der Scheol brauchen keine Chance mehr! Die sog. 'Totenpredigt' ist vor allem ein Problem der Begriffe. (Irgendwie dünkt mich, gab's hier irgendwo mal ein ähnliches Thema über den Abstieg Jesu ins Totenreich...) Man - auch Jesus - kann Toten nicht 'predigen'. Offenbar war in den frühen christlichen Kirchen der Begriff 'Erlösung' nicht überall gleich geläufig, aber das ist es, was der Verfasser des Petrusbriefes meint. All denen, die Jesu Wort hören, ist Erlösung angeboten. Nach christlicher Vorstellung muss das auch für die gelten, die vor ihm gelebt haben. Das macht 1Petr. durch dieses Bild deutlich.

Christliche und jüdische Eschatologie sind hier nicht unbedingt kompatibel. Die Vorstellung, dass Gott auch Herr über die Scheol ist, entwickelt sich in der jüdischen Literatur erst nach dem baylonischen Exil. Die Erwartungen dessen, wer alles am 'Tag des Herrn' teilhaben wird, wenn er kommt (nur die zu der Zeit lebenden oder auch die dann auferstehenden Toten), sind selbst innerhalb des Judentums zur Zeit Jesu unterschiedlich. 1Petr bezieht hier Stellung für die sog. 'pharisäische' Richtung.
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#3
Wie sieht das die juedische Schule heutzutage an? Oder sagen wir mal, welche Schule sieht was wie an? :)


Preiset den Herrn!
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#4
Noch eine Frage:

Im Glaubensbekenntnis heisst es doch ungefaehr, dass Jesus gestorben, ins Totenreich gegangen und nach drei Tagen wieder auferstanden ist.

Hat das was mit [1.Petrus 3,19-20] zu tun? Und wenn ja, wo findet sich darauf ein hinweis in den Evangelien der vier Apostel? Das waere mir wichtig.


Danke im Vorraus.

Jazzter
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#5
Noch eine Frage:

Im Glaubensbekenntnis heisst es doch ungefaehr, dass Jesus gestorben, ins Totenreich gegangen und nach drei Tagen wieder auferstanden ist.

Hat das was mit [1.Petrus 3,19-20] zu tun? Und wenn ja, wo findet sich darauf ein hinweis in den Evangelien der vier Apostel? Das waere mir wichtig.


Danke im Vorraus.

Jazzter
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#6
... hinabgestiegen in das Reich des Todes
am dritten Tage auferstanden von den Toten ....

So, wie es die Kirchen feiern Karfreitag den Tod begehen und Karsamstag die Auferstehungsfeier, liegt nur etwas mehr als ein Tag dazwischen.

Ich denke, es gibt in den Evangelien passende Bibelstellen.

Gerhard
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#7
Julia schrieb:Hallo,
Nach 1. Petrus 3,19f scheint es mir so, dass Jesus denen predigt, die vor ihm gelebt haben, damit sie noch eine Chance bekommen.

In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die einst ungehorsam waren, als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch.
1.Petrus 3,19-20

Was meint Ihr dazu?

Viele Grüße
Julia

Vor der Erlösung mußten ja alle Gefallenen in die Unterwelt zurückkehren, das ist dürfte damit gemeint sein.

Der zweite bezieht sich auf eine globale Flutkatastrophe als Strafe Gottes für die Ungläubigen im Zweistromland.

Die Rettung bezieht sich auf das Erlösungswerk Christi.

Wichtig zu wissen ist, was an den zwei Tagen zwichen Tod und Auferstehung geschah, dass unmittelbar nach dem kreuzestod Christus im Paradies empfangen, zum Kampf vorbereitet, gerüstet wurde, mit der Möglichkeit des geistigen Feuers, Leben auszulöschen von Gott beauftragt wurde und dann mit den Kämpfern der Herrscharen Michaels sich auf den Weg in die Unterwelt machte, um einen Kampf auszufechten, bei dem eine neue Weltordnung, ein neues Gesetz in Kraft trat, der die Einschneidung der Rechte des Herrschers der Welt bedeuteten.
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#8
Woher hast du das Gast? Auf welche Quelle beziehst Du Dich?
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#9
Hallo Jazzter!

Ich versuche mal, deine Fragen zu ordnen:

- Wie einzelne jüdische Richtungen etwas sehen, sollten dir besser Alejnu, Nadja oder Jakow am Judentum-Board beantworten..

- Der einzige Hinweis auf die drei Tage (der erste und letzte zählen nach alter Rechnung mit - dann passt's schon, vgl. acht Tage sind eine Woche) findet sich im Bericht über die sog. Tempelreinigung (Joh 2,19) bzw. als Zitat der Zeugen über Jesus im Prozess (Mk 14,58 parr): "Ich werden den Tempel nieder reißen und in drei Tagen neu aufbauen...!" - Allerdings glaube ich trotz der Tatsache, dass alle Evangelisten (übrigens war ziemlich sicher keiner von ihnen Apostel) diesen Spruch überliefern, dass er eine nachösterliche Deutung enthält.

- Was den Bezug des Glaubensbekennnisses zu der Petrusstelle angeht, denke ich schon, dass das so ist (siehe mein Beitrag oben)

- Der letzte Beitrag von 'Gast' ist sicher nicht dem Neuen Testament entnommen. Es gibt ähnliche Reflexionen der mittelalterlichen Mystiker. Eine derartige 'Blut-und-Boden-Theologie' sollte eigentlich seit dem 19. Jhdt. überholt sein...
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#10
Was veranlasst Dich zu der Aussage, dass die Evangelisten wohl wahrscheinlich keine Apostel waren? Gibt es dazu Quellen im Internet?


Danke,

Jazzter

(PS:Das mit der 'Blut-und-Boden-Theologie' find ich interessant. Ich dachte dabei direkt an die Apokryphen. Die sind zwar recht eindrucksvoll, aber habe es nicht ohne Grund nicht in den Kanon(Evangelien sammt Briefen) geschafft.)
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#11
Wer oder was ist mit 'den Geistern' gemeint? Es könnte sich um Menschen, aber auch um gefallene Engel(Dämonen) handeln. Auch ist unklar was er wann und weswegen predigte.
Der Verfasser des ersten Petrusbriefes will die Gemeinde ermutigen und ermahnen, bereit zu sein zum Leiden. Die Noah-Geschichte, auf die Vers 20 anspielt, lässt gewisse Parallelen zu der Situation der angeschriebenen Gemeinde erkennen:
Sie sind eine gerechte Minderheit umgeben von Ungerechten.
Gottes Gericht könnte bald eintreffen (1.Petrus 4,7).

Die Gemeinde soll wie Noah mutig ein Zeugnis für Gott geben (1.Petrus 3,14-17) trotz allem Widerstand, den sie erfährt. 1.Petrus 3,18-22 soll die Gemeinde ermutigen und ihr Hoffnung geben, in allen Umständen so zu leben, wie Petrus es ihnen beschreibt.

Wenn die Verse 19 und 20 bedeuten, dass Menschen eine neue Chance nach dem Tod erhalten, scheint dies dem gerade erläuterten Zweck zu widersprechen. Hätten die ersten Christen Umkehr nach dem Tod angenommen, hätten sie nicht so leidenschaftlich klar verkündigt und Zeugnis gegeben

Petrus hat in Vers 15 gesagt, die Gemeinde solle bereit sein, anderen Menschen den Grund ihre Hoffnung zu erklären. Wenn er ihnen nun kurz darauf den Eindruck vermitteln wollte, dass ohnehin jeder Mensch eine weitere Chance nach dem Tod bekäme, dann bräuchten sie sich logischerweise nicht die Mühe machen, von Jesus zu erzählen und ihn zu bezeugen. Wären die ersten Jesusnachfolger so vorgegangen, hätten sie sich eine Menge Probleme durch ihre Gegner erspart - und die Botschaft von Jesus hätte sich niemals so verbreitet.

Sind mit den Geistern die Dämonen gemeint, könnte Jesus nach seiner Auferstehung, auf dem Weg in den Himmel ihnen gepredigt haben.
Motiv der Predigt ist, dass Jesus Sieger ist und endgültig gewonnen hat. Diese Realität besteht jedoch erst seit der Auferstehung. In Vers 19 heißt es, dass Jesus "gegangen ist", was vermutlich mit dem Auffahren gen Himmel in Vers 22 gleichgesetzt werden kann. In der damaligen Zeit war es eine übliche Vorstellung, dass Dämonen irgendwo in der Luft festgehalten waren bzw. dort lebten (Epheser 6,12).

Martin Luther hat ebenfalls über die Bedeutung dieser Bibelstelle gegrübelt und bemerkt: "Dies ist ein wunderlicher Text und ein finsterer Spruch, so nur einer im neuen Testament ist, dass ich nicht genau weiß, was St. Peter meint".

Julia
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#12
@Julia:

Mit den 'Geistern im Gefängnis' sind m.E. die Schattenwesen in der Scheol gemeint, nicht mehr aber auch nicht weniger, weil dies die einzige Deutung ist, die zur Gedankenwelt Jesu und der Apostel passt. (s.o.) Es gibt, soweit ich weiß, im Alt-Hebräischen keine Entsprechung zu unserem Begriff 'Seele', so wie wir ihn christlich verstehen ('arme Seelen' o.ä.), der Verfasser des 1. Petrusbriefes weicht daher auf eine Vokabel aus, die wir heute mit 'Geist' übersetzen.
Dämonen sind sicher nicht gemeint - denen predigen wir nicht, die treiben wir aus!!! Icon_wink


@Jazzter:

Die Frage nach der Verfasserschaft der Evangelien lässt sich nicht abschließend beantworten. Kurz gesagt, sind sie unbekannt! Ziemlich sicher aber waren es nicht die gleichnamigen Apostel. Diese namentliche Zuordnung geht nachgewiesenermaßen auf Bischöfe der frühen Kirche nicht vor 300 n.Chr. zurück, sie ist zwar intelligent gemacht, letztendlich aber willkürlich.
Gegen Apostel als Verfasser gibt es mehr Argumente als dafür: der Bildungsstand dieser einfachen Leute, die zeitliche Abfolge der Entstehung, die Fähigkeit, griechisch zu schreiben, um nur ein paar zu nennen.

Jetzt bin ich leider so ein Steinzeit-Theologe, der sein Wissen aus Büchern hat. Da könnte ich dir empfehlen: Trutwin, Evangelium Jesu Christi. Düsseldorf: Patmos 1969 (gut lesbar) oder die Einleitungstexte einer guten Bibelausgabe. (Eine kurze Einführung, die ich meinen Schülern gebe, könnte ich dir auch zumailen, wenn du magst...)
InternetQuellen habe ich da (noch?) nicht, aber ich schau mal, was ich finde...
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#13
... die ist gut:

http://www.joerg-sieger.de/einleit/nt/02evan/nt_e2.htm
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#14
Julia schrieb:Wer oder was ist mit 'den Geistern' gemeint? Es könnte sich um Menschen, aber auch um gefallene Engel(Dämonen) handeln. Auch ist unklar was er wann und weswegen predigte.

Julia

Natürlich waren es alle gefallene Engel, die Christus antraf, als er mit den Heerscharen Michaels in die Hölle zum Kampf einzog. All diejenigen, die bereit waren, mitzukommen, wurden befreit ! Das war eine große Zahl, die damit eine Erstchance zu ihrem Aufstieg hatten.
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#15
Oops - woher is'n das? Lorber, Heimholungswerk, Gralsritter oder dergleichen? :wink:

Unter 'Bibeltexte' paßt's jedenfalls nicht ganz...

() qilin
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