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Apokalypse
#1
Vor einiger Zeit habe ich wieder mal versucht, die Apokalypse zu lesen.
Ein rätselhaftes Buch.
Es trieft vor Haß und Vernichtungswünschen. Für mich ist das kein christliches Buch und ich stelle mir ernsthaft die Frage, warum es überhaupt ins NT aufgenommen worden ist.

Damals in dieser aufgeregten Zeit nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer (70 n. Chr.) trieben zahllose Wirrköpfe und Haßprediger in Israel ihr Unwesen. Allerlei Schriften, hahnebüchene Märchen, falsche Messiasse, Hetzpredigten, verschlüsselte Terroraufrufe gegen Römer, Aufrufe zur Gewalt und zum Aufstand und allerlei sogenannte Apokryphen entstanden in der damaligen Zeit. Dieses wirre Zeug wurde nicht ins Neue Testament aufgenommen und das war gut so.

Die seltsame Schrift "Apokalypse" jedoch wurde aus nicht nachvollziehbaren Gründen in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen.
Warum eigentlich ?

Jesus und seine Evangelisten verkündeten die Religion der Liebe und der Gewaltlosigkeit.
"Wenn Dich einer auf die linke Backe schlägt, so halte ihm Deine rechte hin"
"Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen."

Die Apokalypse atmet jedoch einen ganz anderen Geist.
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#2
(16-09-2013, 13:25)Sinai schrieb: Die Apokalypse atmet jedoch einen ganz anderen Geist.

Jede anständige Religion muss eine veritable Endzeitkatasprophe
haben.
Das gehört dazu wie Götter, Geister, Engel und Wunder.
Herabsendungen von Bergen oder in Höhlen ohne Zeugen gehört auch dazu.
Schöpfung für allumfassenden Anspruch auch.
Dazu noch eine paar Regeln, das die Gläubigen stur in der Spur bleiben,
nach Gefühl.
Fertig.

Aus den nicht aufgezeichneten Rezeptüberlieferungen
"Wie backe ich eine Religion".
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#3
Ich vermute ebenso, das die Aufnahme in die kanonischen Schriften aus klarer Berechnung erfolgte,..die Verantwortlichen brauchten ein Druckmittel, um die Gläubigen bei Stange zu halten,..nicht umsonst galt damals der Begriff "Gottesfurcht",..
Aut viam inveniam aut faciam
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#4
Die Apokalypse ist vielleicht eine Art negative Folge der Christenverfolgung, wonach die (noch verfolgten) Christen einerseits auf Rache hoffen durften, ihnen aber andererseits, falls sie nicht durchhalten sollten, derart grausame Strafen angedroht wurden, dass es wohl keiner wagen würde, abzufallen und zu einem weniger rigiden Glauben überzutreten. Damals gab es im Römischen Reich ja genug Alternativen, die wohl größtenteils ungefährlich waren.

Ich finde, die Apokalypse ist trotzdem ein fürchterliches Buch, das sich von einer normalen Horrorgeschichte hauptsächlich darin unterscheidet, dass sie behauptet, die Zukunft zu beschreiben. Früher konnte man sie vielleicht ganz gut gebrauchen, um den Leuten Angst zu machen. Aber jetzt, in zivilisierten, humanen Zeiten, kann ich nicht nachvollziehen, dass sie immer noch in der Bibel steht.
Schließlich kann man den Gott in der Apokalypse doch nur noch barbarisch und sadistisch nennen. Der auch oft grausame und jähzornige Gott des Alten Testaments wirkt doch dagegen geradezu harmlos.
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#5
(17-09-2013, 11:34)Lelinda schrieb: Ich finde, die Apokalypse ist trotzdem ein fürchterliches Buch, das sich von einer normalen Horrorgeschichte hauptsächlich darin unterscheidet, dass sie behauptet, die Zukunft zu beschreiben. Früher konnte man sie vielleicht ganz gut gebrauchen, um den Leuten Angst zu machen. Aber jetzt, in zivilisierten, humanen Zeiten, kann ich nicht nachvollziehen, dass sie immer noch in der Bibel steht.Schließlich kann man den Gott in der Apokalypse doch nur noch barbarisch und sadistisch nennen. Der auch oft grausame und jähzornige Gott des Alten Testaments wirkt doch dagegen geradezu harmlos.

Um 600 begann die Iro-Schottische Mission. Mönche in Irland und Schottland lernten in den Klöstern die deutsche Sprache und reisten dann aufs Festland, um die "Religion der Liebe" zu verkündigen. Sie erzählten den analphabetischen Menschen, wie lieb Jesus gewesen ist.
Die Horrorbotschaft der Apokalypse verheimlichten sie natürlich.
(Hätte ohnehin niemand verstanden, und die Menschen hätten die Überbringer von solchen Botschaften verjagt oder erschlagen.)
Langsam wurde Europa christianisiert, ohne daß die Menschen eine Ahnung hatten, was sie sich da alles einhandelten.

Es wurden ihnen nur die schönen und wertvollen Geschichten der Bibel erzählt (Adam und Eva, Kain und Abel, Sodom und Gomorrah, Sintflut, Flucht aus Ägypten, Goldenes Kalb, das Leben Jesu) so wie die heutigen Kinderbibeln, das sind vielleicht 20 % der gesamten Bibel.

Der Rest wurde den Menschen verheimlicht. Es bestand sogar ein Bibelverbot.

Und dann, Jahrhunderte später, wurde den Menschen eine deutsche Fassung der Bibel auf den Tisch geknallt, wo alles drinnen stand.
Und es wurde den Menschen gesagt: "lest es genau durch, das ist Euer Glaube."

Ein klarer Fall von Übertölpelung.

Viele Menschen, die heute die Apokalypse lesen fragen sich: "Ist das wirklich meine Religion? Will ich das wirklich?"

Für mich ist die Apokalypse kein christliches Buch.
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#6
(17-09-2013, 13:42)Sinai schrieb: Es wurden ihnen nur die schönen und wertvollen Geschichten der Bibel erzählt (Adam und Eva, Kain und Abel, Sodom und Gomorrah, Sintflut, Flucht aus Ägypten, Goldenes Kalb, das Leben Jesu)

na, z.b. sodom und gomorrha oder die sintflut sind ja auch nicht grade nur "schön", sondern ausgesprochener splatter, und vermitteln grade keinen "lieben" gott
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#7
(17-09-2013, 13:53)petronius schrieb:
(17-09-2013, 13:42)Sinai schrieb: Es wurden ihnen nur die schönen und wertvollen Geschichten der Bibel erzählt (Adam und Eva, Kain und Abel, Sodom und Gomorrah, Sintflut, Flucht aus Ägypten, Goldenes Kalb, das Leben Jesu)

na, z.b. sodom und gomorrha oder die sintflut sind ja auch nicht grade nur "schön", sondern ausgesprochener splatter, und vermitteln grade keinen "lieben" gott

Die Geschichten von Sodom und Gomorrah und von der Sintflut sind auch schrecklich.
Aber hier wird den Kindern gesagt, das war vor vielen tausend Jahren, das war in einer anderen Zeit, das war im Alten Testament.

Und dann wird gesagt, daß heute ein Lieber Gott ist, weil Jesus gekommen ist. Weil heute der Neue Bund ist.

Und dann plötzlich die Apokalypse als letztes Buch des Neuen Testaments, sozusagen als Anhängsel.
Das ist ein Rückfall zu einem rachsüchtigen Gottesbild.




PS Was heißt "splatter" ? Was verstehst Du darunter ?
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#8
Zitat:Die Geschichten von Sodom und Gomorrah und von der Sintflut sind auch schrecklich.
Aber hier wird den Kindern gesagt, das war vor vielen tausend Jahren, das war in einer anderen Zeit, das war im Alten Testament.

Und dann wird gesagt, daß heute ein Lieber Gott ist, weil Jesus gekommen ist. Weil heute der Neue Bund ist.

Ja, die Sintflut-Geschichte wird kleinen Kindern gern erzählt, denn man glaubt, dass sie die sehr gern hören, weil Noah alle möglichen Tiere mit auf die Arche genommen hat und die Kinder dann Bilder mit lauter Zootieren anmalen können. Mich hat sie immer abgeschreckt, denn ich dachte schon damals nicht an die lieben, süßen Tiere, die gerettet wurden, sondern an die vielen tausend Menschen, die Gott ertrinken ließ.

Ich habe als (Schul-)Kind noch nie etwas von einem "Neuen Bund" gehört (oder gefehlt, als es durchgenommen wurde); auch nicht im Konfirmandenunterricht. Und ich hätte es auch nicht verstanden. Ich hätte nicht verstanden, warum der gleiche Gott, der entsetzliche Katastrophen schickte, weil die Leute ihm nicht brav genug waren, plötzlich ein Gott der Liebe sein sollte.
In der Apokalypse ist ja auch von Liebe überhaupt nichts mehr zu merken.
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#9
(17-09-2013, 14:13)Sinai schrieb: Das ist ein Rückfall zu einem rachsüchtigen Gottesbild

natürlich

und konsequent, bzw. leichter nachzuvollziehen als diese plötzliche wandlung hin zum "lieben" gott

(17-09-2013, 14:13)Sinai schrieb: Was heißt "splatter" ?

Als Splatterfilm bezeichnet man eine Art des Horrorfilms, bei der die Darstellung von exzessiver Gewalt und Blut im Vordergrund steht

(wikipedia)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#10
(17-09-2013, 14:46)Lelinda schrieb: In der Apokalypse ist ja auch von Liebe überhaupt nichts mehr zu merken.

Auf genau das wollte ich hinweisen.
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#11
Aber fängt es denn nicht mit Adam und Eva schon so an, dass man nicht von einem nur liebenden Gott sprechen kann? Zur Strafe kommen die beiden doch auf die Erde, wo sie eben auch Leid erfahren, was es im Paradies aber nicht gab. Wäre Gott nur liebend und nur verzeihend, hätte er sie wohl nur ermahnt.
Ich ging nach all den Bibelgeschichten in meiner Kindheit nie davon aus, dass Gott nur allein liebend ist, sondern auch strafen wird, und zwar eben diejenigen, die sich letztlich gegen Gott stellen.
Die Liebe Gottes zeigt sich aber mEr auch dadurch, dass Gott auch vergebend ist, wenn man bereut und Gott um Vergebung bittet.
with great power comes great responsibility

Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
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#12
Die Geschichte von Adam und Eva hat mich schon immer fasziniert.
Schon als Kind.
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#13
Soweit ich mich erinnere, was mir von theologischer Seite zur Apokalypse gesagt wurde, wurde Letztere von einem auf eine einsame Insel verbannten Christen aus Rom (oder dem Reichsgebiet) verfasst.
Es handelt sich recht eindeutig um eine Schrift der Hoffnung auf einen baldigen Sturz Roms. Mit "Tier" ist wohl der Kaiser (Nero) gemeint.
Zur Apokalypse gibt es in unserem Lexikon einen Beitrag, ferner einen ganzen Thread.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#14
Im Grunde handelt es sich um spätantike Fiktionsliteratur ohne jegliche Relevanz für heute.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#15
(17-09-2013, 17:02)Ekkard schrieb: Im Grunde handelt es sich um spätantike Fiktionsliteratur ohne jegliche Relevanz für heute.
Dürfen wir also davon ausgehen, das die Herren Hitler, Stalin und Mao Tse-tung die Anregungen für ihre Gräueltaten nicht von den Schriften des Alten und Neuen Testaments bezogen haben?
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