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Apokrypen : historischer Ursprung
#1
Question 
Guten Tag,

... für Bibelforscher sind zunehmend die sog. APOKRYPHEN interessant geworden. Davon ausgehend dass diese als Irrlehre eigentlich ausgerottet werden sollten ist erstaunlich, dass sie immerhin 2 Jahrtausende überstanden haben. Ich nehme in diesem Zusammenhang an, dass in 1. Linie Abschriften dafür verantwortlich sind, die aus der Zeit stammen als das Christentum noch keine Staatsreligion war. Da es kein Glaubens- und Machtzentrum wie heute den VATIKAN gab konnten sich diese Überlieferungen erhalten.

Im allgemeinen wird hierbei immer das Thomas und das Philippus-Evangelium angeführt. Allerdings kenne ich auch Quellen, die sogar von einem Judas-Evangelium sprechen. Was ist an diesem Sachhinweis dran ?!
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#2
Es soll noch mindestens ein Maria-Magdalena-Evangelium (interessant vor allem, weil das ja eine Frau war) und ein Petrus-Evangelium geben. Also praktisch eines von jedem Anhänger, der Jesus noch persönlich gekannt hat. Und jeder von ihnen will derjenige gewesen sein, der die beste Beziehung zu Jesus hatte, deswegen vielleicht von den anderen angefeindet wurde, und der als einziger verstanden haben will, was Jesus wirklich wollte.

Da diese "Evangelien" aber alle erst um 200 entstanden sein sollen, kann man ihre Echtheit wohl ausschließen. Es waren wohl eher Streitigkeiten zwischen einzelnen Gruppen und diese Schriften dienten wohl eher der Legitimation der eigenen Sache. Ich sehe darum keinen Grund, warum diese Apokryphen authentischer sein sollen als die, die jetzt in der Bibel stehen.

Im Judas-Evangelium wird, glaube ich, behauptet, dass Judas von Jesus persönlich beauftragt wurde, ihn zu verraten.
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#3
Vorerst ein herzliches Willkommen in unserer Diskussionsrunde!

(11-04-2013, 17:06)Kreutzberg schrieb: Allerdings kenne ich auch Quellen, die sogar von einem Judas-Evangelium sprechen. Was ist an diesem Sachhinweis dran ?!

Dass ein Judasevangelium im Umlauf gewesen war, ist seit der Antike bekannt. Ein Hinweis dazu findet sich bei Irenäus in seiner Schrift gegen die Häresien (adv. haer. I 31, 1).

In den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde ein Papyruskodex, heute Codex Tchacos genannt, entdeckt, der einen Text mit der Bezeichnung "Evangelium des Judas" enthält. Der Text ist in koptischer Sprache verfasst und geht, soweit sind sich die Fachleute einig, auf ein griechisches Original aus der Mitte des 2. Jhs zurück.

Was apokryphe Texte betrifft, siehe auch HIER und HIER.
MfG B.
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#4
(11-04-2013, 21:52)Bion schrieb: Dass ein Judasevangelium im Umlauf gewesen war, ist seit der Antike bekannt.
Vieleicht sollte man darauf hinweisen, dass es noch einen anderen Apostel bei Jesus gab der Judas hieß.
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#5
(11-04-2013, 17:06)Kreutzberg schrieb: Im allgemeinen wird hierbei immer das Thomas und das Philippus-Evangelium angeführt.
Das Thomas - Evangelium ist "apokryph" weil die Kindheitsgeschichten Jesu ein
sich rächendes Kind beschreiben und auch deshalb im Koran "wiederhall" findet.
Zu bemängeln ist, das die ganze Niederschrift als apokryph gilt und deshalb, zu recht, nach doch noch enthaltenen Wahrheiten gesucht wird.
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#6
(12-04-2013, 13:43)indymaya schrieb: Das Thomas - Evangelium ist "apokryph" weil die Kindheitsgeschichten Jesu ein
sich rächendes Kind beschreiben...

Das "Thomasevangelium" und die "Kindheitserzählung des Thomas" (Kindheitsevangelium des Thomas) sind verschiedene Dinge!
MfG B.
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#7
(12-04-2013, 13:58)Bion schrieb: Das "Thomasevangelium" und die "Kindheitserzählung des Thomas" (Kindheitsevangelium des Thomas) sind verschiedene Dinge!
Die Erzählungen von der Kindheit Jesu werden vielfach auch als Thomasevangelium bezeichnet.
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#8
(12-04-2013, 21:16)indymaya schrieb: Die Erzählungen von der Kindheit Jesu werden vielfach auch als Thomasevangelium bezeichnet.

Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass das Thomasevangelium und die Kindheitserzählung des Thomas zweierlei Dinge sind. Sie haben miteinander nichts zu tun .

Das Thomasevangelium ist eine Spruchsammlung (eine Sammlung von Herrenworten), die möglicherweise für die Frühgeschichte der Evangelienbildung bedeutsam ist.

Die sog. Kindheitserzählung des Thomas (oder Kindheitsevangelium nach Thomas) hingegen ist eine Aneinanderreihung von Wundergeschichten, in denen ein zuweilen recht bösartiges Jesusknäblein im Mittelpunkt des Geschehens steht.
MfG B.
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#9
(13-04-2013, 00:09)Bion schrieb: Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass das Thomasevangelium und die Kindheitserzählung des Thomas zweierlei Dinge sind. Sie haben miteinander nichts zu tun .
Ich kann aber nicht dafür, dass die Kindheitsgeschichten Jesu, des Thomas, vielfach als Thomasevangelium bezeichnet werden und das diese grausigen Sachen im Koran stehen.
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#10
(13-04-2013, 21:01)indymaya schrieb: Ich kann aber nicht dafür, dass die Kindheitsgeschichten Jesu, des Thomas, vielfach als Thomasevangelium bezeichnet werden...

Gut, ich habe das klargestellt. Wenn Du es nicht zur Kenntnis nehmen willst, soll es mir recht sein.

(13-04-2013, 21:01)indymaya schrieb: ...und das diese grausigen Sachen im Koran stehen.

Wo im Koran beispielsweise, und welche der Märlein genau?
MfG B.
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#11
(13-04-2013, 21:01)indymaya schrieb:
(13-04-2013, 00:09)Bion schrieb: Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass das Thomasevangelium und die Kindheitserzählung des Thomas zweierlei Dinge sind. Sie haben miteinander nichts zu tun .
Ich kann aber nicht dafür, dass die Kindheitsgeschichten Jesu, des Thomas, vielfach als Thomasevangelium bezeichnet werden und das diese grausigen Sachen im Koran stehen.

Das würde mich jetzt aber auch interessieren.
zb das mit dem Vogel aus Sand wird im Koran erwähnt, das widerliche mit dem Blut dagegen nicht.
with great power comes great responsibility

Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
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#12
(13-04-2013, 23:11)paradox schrieb: Das würde mich jetzt aber auch interessieren.
zb das mit dem Vogel aus Sand wird im Koran erwähnt,...

3: 49
Und als Gesandter (Gottes) an die Kinder Israels (wies Jesus sich aus mit den Worten:) ›Ich bin mit einem Zeichen von eurem Herrn zu euch gekommen (das darin besteht?), dass ich euch aus Lehm etwas schaffe, was so aussieht, wie Vögel. Dann werde ich hineinblasen, und es werden mit Gottes Erlaubnis (wirkliche) Vögel sein.(Übers. R. Paret)

Im Kindheitsevangelium nach Thomas hingegen wird von zwölf Sperlingen erzählt, die der Jesusknabe aus Lehm geformt hatte und durch ein Händeklatschen zum Fliegen brachte. (KThom 2,1-4)

Weil das am Sabbat geschah, hatte ihn der Sohn des Schriftgelehrten Annas verpetzt, worauf der Jesusknabe diesen verdorren und jene, die ihn angeklagt hatten, erblinden ließ. (KThom 3,1-5,1).
MfG B.
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#13
Was mich etwas irritiert in diesem Zusammenhang: wahrscheinlich handelt es sich bei den bekanntsten Apokrypen um den Versuch eine Erinnerungskultur aufzubauen. Die Unterschiede deuten auch darauf hin, dass es bei der Missionierung der APOSTEL nicht um eine abgestimmte Aktion handelt. Ich vermute, dass es sich hier um Memoraren der besonderen Art handelt.

Ich bin in diesem Zusammenhang jedoch sehr erstaunt, dass ARTE hierzu nicht mal eine mehrteilige Reihe herausgegeben hat, immerhin hat ARTE hierzu in der Vergangenheit qualitativ hochwertige Dokumentationen bereits in Auftrag gegeben.
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#14
Ich würd's eher als antike Science Fiction betrachten: Mit Leidenschaft erzählte Wundergeschichten, die deutlich machen, was der Hörer vom Evangelium halten soll.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#15
Ekkard:

(13-04-2013, 23:55)Bion schrieb: Weil das am Sabbat geschah, hatte ihn der Sohn des Schriftgelehrten Annas verpetzt, worauf der Jesusknabe diesen verdorren und jene, die ihn angeklagt hatten, erblinden ließ. (KThom 3,1-5,1).

Soll dieses Kindheitsevangelium wirklich das Werk eines Christen sein? Klingt eher nach Spott oder Diffamierung. Denn was für einen Eindruck sollte der Leser oder Hörer von diesem Jesus denn bekommen - außer dem, dass er bösartig und gemeingefährlich sein musste, und das schon als Kind?

Ich sehe jedenfalls nicht, wie man das positiv interpretieren könnte, auch nicht, wenn Jesus diesen Schadenszauber in dieser Geschichte (wie ich glaube, mal gelesen habe) unter Druck wieder rückgängig machte.
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