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Fundamentalismus in unserer Gesellschaft
#16
Hallo Glaurung40,

kann es sein, dass Du mit den Genannten Probleme hast, weil diese versuchen, Dich zu beeinflussen. Das ist dann möglicherweise gut gemeint, aber gut gemeint ist oft nicht gut gemacht. So etwas kann ich mir durchaus vorstellen.

Gruß
Gerhard
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#17
(31-12-2012, 18:08)Gerhard schrieb:
(31-12-2012, 07:56)Glaurung40 schrieb: Was mich mehr beunruhigt, vielleicht bin ich da auch etwa paranoid, sind die Fälle, wenn Politiker die solche Weltbilder haben, in relevante Positionen kommen, z.B., wenn ich mich recht erinnere, einmal oder noch in Thüringen eine ... (Kultusministerin)

Bei uns im Land sehe ich das nicht als Problem an, das es meiner Meinung nach viele andere Personen gibt, die das mehr als ausgleichen. Einzelne Personen können egal in welcher Position auch immer nicht allzuviel alleine ausrichten.

Gruß
Gerhard

Soweit so richtig, trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl dabei, wenn sich in verantwortlichen Positionen Menschen befinden, die gewisse Glaubenssätze über "von Menschen gemachte" Gesetze gestellt sehen, frei nach dem Spruch "Wehret den Anfängen".

Was die Philosophie mit, jeder kann nach seiner Facon selig werden etc. angeht ist das natürlich kein Thema. Kann auch sehr gut damit leben, wenn mich jemand Einzelner nur von seinem Glauben überzeugen will. Was mir nicht so behagt, sind eventuell enstehenden Parallelgesellschaften, die unser Gesellschaft im Ganzen nicht gut tun. Vielleicht ist das bisher kein allzu grosses Problem, kann das schlecht einschätzen. Trotzdem, wieder das ungute Gefühl.

Als zusätzliches Beispiel aus meiner Umgebung fallen mir spontan die in sich abgeschlossenen Gemeinschaften der Spätaussiedler-Kirchen ein, deren Ansichten klar gegen säkulare demokratische Gesellschaften gerichtet sind, die dazu auch noch eine stark wissenschaftsfeindliche Ausrichtung haben. Kinder in so einem Umfeld mit einer solchen weltanschaulichen Ausrichtung gross zu ziehen, kann meiner Meinung nur schädlich sein. Sowohl für das Kind, als auch für den Rest der Gesellschaft.
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#18
Hallo Glaurung40, was verstehst Du unter "Spätaussiedlerkirchen" und wieso sind sie für eine deomkratische Gesellschaft gefährlich?

Daraus ergibt sich möglicherweise die Antwort auf die Frage,

warum das für Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, gefährlich ist

und

warum das für unsere Gesellschaft gefährlich ist.

Ich bin gespannt auf Deine Sichtweise, auf Deine Antwort auf meine Frage.

Gruß
Gerhard
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#19
(31-12-2012, 19:51)Gerhard schrieb: Hallo Glaurung40, was verstehst Du unter "Spätaussiedlerkirchen" und wieso sind sie für eine deomkratische Gesellschaft gefährlich?

Daraus ergibt sich möglicherweise die Antwort auf die Frage,

warum das für Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, gefährlich ist

und

warum das für unsere Gesellschaft gefährlich ist.

Ich bin gespannt auf Deine Sichtweise, auf Deine Antwort auf meine Frage.

Gruß
Gerhard

Diese Kirchen wurden gegründet von deutschstämmigen Auswanderern aus Russland. Gepredigt wird die Bibel als unfehlbares Wort Gottes und das im buchstäblichen Sinne. Die säkulare Gesellschaft ist aus dieser Weltsicht heraus verderbt und muss in Richtung christlichem Gottesstaat verändert werden.
Meine Eltern leben direkt neben einer solchen Kirche, daher hatte ich damit schon Kontakt aus erster Hand.

Ob das eine konkrete Gefahr für die Gesellschaft bedeutet, darüber kann man streiten. Das so etwas bei den Mitglieder dieser Gemeinschaften das Eintreten für unseren demokratischen Rechtsstaat, bzw. das Anerkennen von Grundrechten Andersdenkender nicht gerade fördert liegt eigentlich auf der Hand, oder ?
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#20
Dann sind es einzelne Gemeinden? Oder ist es doch eine größere Bewegung, von der ich aber noch nichts gehört habe?

Gehören diese Gemeinschaften zu einer oder mehreren der großen bekannten Kirchen?
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#21
(31-12-2012, 20:18)Gerhard schrieb: Dann sind es einzelne Gemeinden? Oder ist es doch eine größere Bewegung, von der ich aber noch nichts gehört habe?

Gehören diese Gemeinschaften zu einer oder mehreren der großen bekannten Kirchen?

Es sind auf jeden Fall protestantische Freikirchen. Welche Richtung (Baptisten, Methodisten etc.) kann ich dir aus dem Gedächtnis nicht mehr sagen, könnte Richtung Pfingstbewegung gehen. Allerdings ist das meiner Meinung nach relativ irrelevant.
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#22
Hallo,

normalerweise würde ich in der Pfingsbewegung oder den Baptisten keine Gefahr für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung sehen.

Ich habe ein wenig in verschiene Freikirchliche Gemeinschaften hineingeschaut, aber nirgends dort habe ich Feinde unserer Demokratie gesehen.

Gruß
Gerhard
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#23
(31-12-2012, 12:36)Bion schrieb: Der Begriff "Fundamentalismus" entstammt im gegebenen Zusammenhang einer religiösen Bewegung in den USA aus der zweiten Hälfte 19. u. der ersten Hälfte des 20. Jh. Die Mitglieder der Bewegung waren übereingekommen, gegen den Darwinismus, gegen das Fortschreiten der Säkularisierung der Gesellschaft und gegen die Überdeckung biblischer durch naturwissenschaftliche Wahrheiten öffentlichkeitswirksam aufzutreten

danke für die klarstellung

denn ungeachtet aller vernebelungstaktiken ("meine weltsicht hat ein fundament - bin ich jetzt fundamentalist?") ist im allgemeinen sprachgebrauch doch völlig klar, was mit religiösem fundamentalismus gemeint ist

nämlich "solche, die die von ihnen – biblisch oder durch den Koran begründeten - als gottgewollt erachteten Lebensweisen anderen aufzwingen" wollen. den gewaltansatz erachte ich dabei nicht als zwingend, da gibts ja auch subtilere möglichkeiten
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#24
Bisher habe ich "fundamental" immer so gebraucht, wie ich das oben beschrieben habe und wehre mich gegen die Diskreditierung meiner Argumente. Ich habe nichts vernebeln wollen! Das, was du beschreibst, ist Extremismus oder Kampf für eine fundamentalistische Anschauung und deren Durchsetzung.
Aber ich kann natürlich der von Bion vorgebrachten Argumentation folgen und Fundamentalismus nur noch für die wortwörtliche Bibelauffassung verwenden. Dann verschwimmt aber der Unterschied zum Extremismus, der von anderen verlangt, die eigenen starren Auffassungen anzunehmen und zu leben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#25
(31-12-2012, 22:57)Ekkard schrieb: Aber ich kann natürlich der von Bion vorgebrachten Argumentation folgen und Fundamentalismus nur noch für die wortwörtliche Bibelauffassung verwenden. Dann verschwimmt aber der Unterschied zum Extremismus, der von anderen verlangt, die eigenen starren Auffassungen anzunehmen und zu leben.

Mag sein, aber auch in der Öffentlichkeit wird "Fundamentalismus" so verstanden und nicht so, wie du ihn verstehst. Der Extremismus fängt da an, wo die Betreffenden (Fundamentalisten) verlangen, dass die Gesellschaft oder gar die Gesetze ihrem Glauben angepasst werden (zum Beispiel, indem in den Schulen Kreationismus gelehrt werden soll, was ja in den USA vorkommt), und endet dann bei Ehrenmorden.
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#26
(31-12-2012, 22:14)Gerhard schrieb: Hallo,

normalerweise würde ich in der Pfingsbewegung oder den Baptisten keine Gefahr für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung sehen.

Ich habe ein wenig in verschiene Freikirchliche Gemeinschaften hineingeschaut, aber nirgends dort habe ich Feinde unserer Demokratie gesehen.

Gruß
Gerhard

Na ja, wie erwähnt, konkrete Umsturzpläne sehe ich da erst einmal auch nicht. Der Punkt ist für mich die Vermittlung von Inhalten, die eine Haltung produziert, welche unserer Gesellschaft im besten Fall nicht hilft und im schlimmsten Fall kontraproduktiv ist.

Um beim Beispiel der russischen Spätaussiedler zu bleiben: Für diese Leute ist z.B. vollkommen klar, dass die Frau dem Manne untertan sein muss (so steht's ja auch in der Bibel). Einen dementsprechenden Schwur vor der Gemeinde zu machen wird an Hochzeiten auch noch mal explizit von der Braut verlangt. Die Mädchen heiraten so mit 18-22 Jahren. Eine Ausbildung ist für Mädchen nicht nötig, da ihre Aufgabe darin bestehen soll weitere Gläubige zu gebären und aufzuziehen. Eine Freiwilligkeit das zu tun, kann man in den meisten Fällen, auf Grund des sozialen Drucks sicher ausschliessen.Auch ist ja dann nichts dabei seine Frau hin und wieder zu züchtigen.

Das tut einer Gesellschaft, die auch aus dem Grund so friedlich und frei ist, weil eben eine weitgehende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau etabliert ist (O.K. man kann jetzt drüber streiten in wie weit das erreicht ist, aber im Vergleich zu unseren Vorgängergenerationen hat sich da einiges getan) im Besten Fall nicht gut. Es schadet eher.

In wie weit diese Gemeinschaften ins Gewicht fallen kann ich so nicht abschätzen, aber zumindest in dem Ort aus dem ich komme, gibt es jede Menge Konflikte und Probleme, die genau von der Einstellung her rühren, unsere Gesellschaft sei in ihrem Kern verderbt und schlecht.
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#27
Hallo,
ich finde die Definition von Bion sehr passend.
@Ekkard: Entsprechend dem inzwischen allgemein üblichen, eher negativ gefärbten Verständnis, denke ich nicht, dass es noch möglich ist Fundamentalismus als treffenden Begriff zu benutzen, wenn man meint man habe Grundsätze -ohne Missverständnisse zu erzeugen. Aber ich sehe auch Unterschiede zwischen Fundamentalismus und Extremismus.
Ich habe zwei Fragen:
1. Wo würdet ihr Pro Christ einordnen, bzw. Parzany? Ich wurde aufgefordert an einer Veranstaltung teilzunehmen (auf der Bühne) damit habe ich Probleme, denn ich halte die Aussagen gegenüber Homosexuellen für fundamentalistisch (im negativen, intoleranten und bevormundenden Sinne). - (Ob ich das besser akzeptieren kann, wenn ich nicht auf der Bühne damit assoziiert werde weiß ich noch nicht).
2. Zu den verschiedenen Ausführungen zu Kindern und Fundamentalismus: Ich sehe Unterschiede wenn Fundamentalistische Haltung gegenüber Erwachsenen zum Ausdruck kommt, oder gegenüber Kindern -Kinder können dem nicht ausweichen. Ich kann weggehen, wenn ich die Diskussion zu abwegig finde. Beispiel: ich habe eine Schülerin von Zeugen Jehovas in der Klasse - sie leidet. Nicht nur an Weihnachten. Immer wieder darf sie an Unterricht nicht teilnehmen... für sie ist Fundamentalismus früher extrem -oder?
Gruß Zino
PS.: mein Sohn -Theologiestudent - steht gerade neben mir und empfiehlt zwischen Fundamentalismus (wie Ekkard ihn versteht) und einem radikalen Fundamentalismus zu unterscheiden -hilft das?
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#28
(31-12-2012, 22:57)Ekkard schrieb: Bisher habe ich "fundamental" immer so gebraucht, wie ich das oben beschrieben habe und wehre mich gegen die Diskreditierung meiner Argumente

die rede ist ja ausweislich des eröffnungsbeitrags von religiösem fundamentalismus. deine erläuterung des begriffes "fundamental" erscheint mir da einfach irreführend, vom thema ablenkend
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#29
(01-01-2013, 12:00)Lelinda schrieb:
(31-12-2012, 22:57)Ekkard schrieb: Aber ich kann natürlich der von Bion vorgebrachten Argumentation folgen und Fundamentalismus nur noch für die wortwörtliche Bibelauffassung verwenden. Dann verschwimmt aber der Unterschied zum Extremismus, der von anderen verlangt, die eigenen starren Auffassungen anzunehmen und zu leben.

Mag sein, aber auch in der Öffentlichkeit wird "Fundamentalismus" so verstanden und nicht so, wie du ihn verstehst. Der Extremismus fängt da an, wo die Betreffenden (Fundamentalisten) verlangen, dass die Gesellschaft oder gar die Gesetze ihrem Glauben angepasst werden (zum Beispiel, indem in den Schulen Kreationismus gelehrt werden soll, was ja in den USA vorkommt), und endet dann bei Ehrenmorden.

dem schließe ich mich an

religiöser fundamentalismus ist nicht auf evangelikale christen beschränkt, sondern natürlich in vielen religionen anzutreffen. es geht, wie du richtig sagst, um ein sehr rigides verständnis der eigenen "glaubensfundamente", in erster linie zu lasten der eigenen religiösen gruppe, aber nicht selten mit der tendenz, deren gültigkeit auf alle auszudehnen und somit (nicht nur religiösen, sondern eben auch gesellschaftlichen) pluralismus abzuschaffen

der, wie ekkard es nennt, "extremismus" kann daher nicht als vom fundamentalismus völlig losgelöstes phänomen gesehen werden, sondern ist dessen folge
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#30
Es scheint sich zu lohnen, wenn jemand über Fundamentalismus etwas sagt genau nachzufragen, was sie/er eigentlich damit meint.

Selbst auf Wikipedia scheint die Bedeutung des Begriffs streitig zu sein, wie ich es eben dort nachgelesen habe "besteht Diskkussionsbedarf".

Auch hier gab es die gleiche Diskussion über den Fundamentalismus schon vor langer Zeit und die unterschiedlichen Sichtweisen sind sicherlich viel älter als dieses Forum.
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