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Fundamentalismus in unserer Gesellschaft
#1
Wie empfindet den die Forumgemeinde den Einfluss fundamentalistischer Religion auf die Öffentlichkeit hier in der Bundesrepublik ? Wo fängt Fundamentalismus an ? Wie reagiert ihr darauf, falls ihr damit konfrontiert werdet (in welcher Form auch immer ?
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#2
(30-12-2012, 19:43)Glaurung40 schrieb: Wie empfindet den die Forumgemeinde den Einfluss fundamentalistischer Religion auf die Öffentlichkeit hier in der Bundesrepublik ? Wo fängt Fundamentalismus an ? Wie reagiert ihr darauf, falls ihr damit konfrontiert werdet (in welcher Form auch immer ?

einfluß gering, reaktion: je nachdem widerspruch oder ignorieren (die jehovas kommen aber auch immer nur dann, wenn ich keine zeit habe)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#3
Hallo Glaurung40,

ich kann mich daran erinnern, dass wir Diskutanten uns nicht unbedingt einig waren, was überhaupt Fundamentalisumus ist.

Von der Form, die ich unter Fundamentalismus verstehe befürchte ich, dass diese Menschen sich Argumenten gegenüber wohl kaum aufgeschlossen zeigen würden.

Gruß
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#4
Es kommt immer darauf an, worauf sich Fundamentalismus bezieht. In mancher Beziehung bin auch ich Fundamentalist. Für mich sind beispielsweise Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Menschenwürde, Rechtsgleichheit oder Solidarität fundamental, also unverzichtbar. Ich werde immer darauf hin arbeiten, dass wesentliche Aspekte, also z. B. Achtsamkeit, Höflichkeit oder angemessene Reaktion eingehalten werden.
Es gibt natürlich vor allem zwischen verschiedenen Gesellschaften kulturell bedingte Regeln, die für die betreffenden Menschen fundamental sind z. B. bestimmte Ehrenkodizes bzw. Verhaltensregeln dazu.
So etwas ist "auf die Schnelle" gar nicht veränderbar, obwohl die jeweils andere Seite meint, das sei im negativen Sinne "Fundamentalismus".

Ich hoffe, im Thread ist nicht statt "Fundamentalismus" "Extremismus" gemeint. Der Extremist verlangt oder kämpft für seine fundamentalen Ansichten quasi für alle. Dem ist praktisch nur mit einer gewissen Gesetzlichkeit zu begegnen, die unmissverständlich klar macht: "Das (z.B. Ehrenmord) gilt bei uns als Verbrechen!"
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#5
(31-12-2012, 01:20)Ekkard schrieb: Ich hoffe, im Thread ist nicht statt "Fundamentalismus" "Extremismus" gemeint.

Diese Frage würde mich auch interessieren.
In meiner Familie gibt es durchaus auch Menschen, die "fundamentalistisch" glauben.
Dennoch sind das absolut gute und gütige Menschen.
Ich sehe da keinerlei Anlass dazu, denen meine wissenschaftlichen oder philosophischen Ansätze zu ihrem Glauben erklären zu wollen, zumal sie sie überhaupt nicht verstehen würden.
Stattdessen versuche ich mich in ihre Denkweise in dieser Situation hineinzudenken, und mache höflich mit.

Wenn ich Kritikpunkte habe, dann versuche ich das auch erstmal im Rahmen ihrer Denkweise verständlich zu machen.
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#6
Für mich sind Fundamentalisten Gläubige, die ihre religiösen Schriften wortwörtlich nehmen, auch wenn neuere wissenschaftliche Erkenntnisse dem entgegenstehen. Die wird es natürlich in allen Religionen geben. Solche Gruppen neigen oft dazu, sich von der Welt abzuschließen; zum Beispiel schicken viele ihre Kinder nicht in den Kindergarten und zwingen sie, auch dann die religiösen Überzeugungen ihrer Gruppe nach außen zu zeigen, wenn sie bei anderen Kindern damit anecken.

In einer größeren Stadt in unserer Nähe wurde zum Beispiel vor ein paar Jahren von Eltern einer fundamentalistischen Gruppe ausgiebig und demonstrativ gegen Sexualkundeunterricht an der Schule demonstriert.
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#7
Ich selbst habe in meiner Firma Kontakt mit, in meinem Fall, fundamentalistischen Christen. Rein von der Persönlichkeit sind diese nette aufrichige Menschen, mit denen sich gut zusammen arbeiten lässt. Allerdings merkt man Ihnnen doch hin und wieder eine gewisse Spannung an, wenn man im persönlichen Gespräch auf etwas brisantere Themen kommt. Auch untereinander, da die Leute verschiedene Richtungen des evangelikalen Lagers vertreten.

Ebenso ist nahezu meine ganze Verwandschaft, Onkel, Tanten, Cousinen etc., meiner Ansicht nach schon mehr als christlich wertkonservativ. Wobei ich hier den Übergang zum Fundamentalismus fliessend sehe.

Die Leute tun mir in erster Linie leid, da man ihnen oft ansieht, dass sie ihr Glaube alles andere als glücklich macht, auch wenn das immer und immer wieder betont wird.

Was mich mehr beunruhigt, vielleicht bin ich da auch etwa paranoid, sind die Fälle, wenn Politiker die solche Weltbilder haben, in relevante Positionen kommen, z.B., wenn ich mich recht erinnere, einmal oder noch in Thüringen eine Bildungsministerin.
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#8
Sorry soll natürlich Kultusministerin heissen.
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#9
(31-12-2012, 02:00)Lelinda schrieb: Für mich sind Fundamentalisten Gläubige, die ihre religiösen Schriften wortwörtlich nehmen, auch wenn neuere wissenschaftliche Erkenntnisse dem entgegenstehen.
Für mich sind Fundamentalisten, Gläubige, die ihr "Haus" nicht auf Sand gebaut haben, sondern das was Gott sagt im Herzen haben weil Gott es ihnen gegeben hat. Nur, wie bei jedem Wort der menschlichen Sprache, kann man es zweckentfremden, sich aneignen oder von Anderen aufgestempelt bekommen in dem Sinn den sie darin sehen.
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#10
(31-12-2012, 01:20)Ekkard schrieb: Ich hoffe, im Thread ist nicht statt "Fundamentalismus" "Extremismus" gemeint. Der Extremist verlangt oder kämpft für seine fundamentalen Ansichten quasi für alle. Dem ist praktisch nur mit einer gewissen Gesetzlichkeit zu begegnen, die unmissverständlich klar macht: "Das (z.B. Ehrenmord) gilt bei uns als Verbrechen!"

Meine explizit fundamentalistische Ansichten, die natürlich auch Extremisten haben. Mir ist allerdings schon klar, dass nicht jeder fundamental Gläubige ein Extremist ist.
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#11
(31-12-2012, 01:20)Ekkard schrieb: Ich hoffe, im Thread ist nicht statt "Fundamentalismus" "Extremismus" gemeint.

Der Begriff "Fundamentalismus" entstammt im gegebenen Zusammenhang einer religiösen Bewegung in den USA aus der zweiten Hälfte 19. u. der ersten Hälfte des 20. Jh. Die Mitglieder der Bewegung waren übereingekommen, gegen den Darwinismus, gegen das Fortschreiten der Säkularisierung der Gesellschaft und gegen die Überdeckung biblischer durch naturwissenschaftliche Wahrheiten öffentlichkeitswirksam aufzutreten.

Als christlich fundamentalistisch wurden die Mitglieder der Bewegung 1920 vom Sprecher der Gemeinschaft, einem Baptisten namens C. L. Laws, bezeichnet, und zwar mit der Begründung, dass das Fundament alles Wissens ausschließlich die Bibel sein könne.

Der Begriff Fundamentalismus wird heute inflationär gebraucht!

Selbst wenn man sich darauf beschränkt, nur die als fundamentalistisch zu benennen, die sich ausdrücklich selbst als Fundamentalisten bezeichnen, umspannt das am einen Ende Menschen, die sich mit den Urquellen ihrer Religion beschäftigen und - ohne andere damit zu belästigen – nach den gewonnenen Erkenntnissen zu leben trachten, am anderen Ende hingegen aber auch solche, die die von ihnen – biblisch oder durch den Koran begründeten - als gottgewollt erachteten Lebensweisen anderen aufzwingen und – sollten die Andersdenkenden Uneinsichtigkeit sein - mit Gewalt durchsetzen wollen.
MfG B.
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#12
(31-12-2012, 12:36)Bion schrieb: Selbst wenn man sich darauf beschränkt, nur die als fundamentalistisch zu benennen, die sich ausdrücklich selbst als Fundamentalisten bezeichnen, umspannt das am einen Ende Menschen, die sich mit den Urquellen ihrer Religion beschäftigen und - ohne andere damit zu belästigen – nach den gewonnenen Erkenntnissen zu leben trachten, am anderen Ende hingegen aber auch solche, die die von ihnen – biblisch oder durch den Koran begründeten - als gottgewollt erachteten Lebensweisen anderen aufzwingen und – sollten die Andersdenkenden Uneinsichtigkeit sein - mit Gewalt durchsetzen wollen.

Genau das kommt meiner Definition von fundamentalistisch am nächsten. Wenn wir ein anderes Wort hierfür gebrauchen wollen, von mir aus.

Ach ja, mit einer Einschränkung bezüglich der Bemerkung im letzten Satz:

Wieso nur "biblisch oder durch den Koran begründet" ?
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#13
(31-12-2012, 13:14)Glaurung40 schrieb: ..., mit einer Einschränkung bezüglich der Bemerkung im letzten Satz:

Wieso nur "biblisch oder durch den Koran begründet" ?

Koran und Bibel stehen hier beispielshaft für religiöse Texte, die unbezweifelbare Wahrheiten zu vermitteln vorgeben.

Fundamentalistische Positionen gibt es in allen politischen, philosophischen und religiösen Denkrichtungen.

Der Philosoph Hans Albert bezeichnet beispielsweise alle philosophischen Richtungen, die vom Fundament einer sicheren Erkenntnis ausgehen, das unbezweifelbar gewiss sein soll, als fundamentalistisch.
MfG B.
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#14
Hallo zusammen,

nun braucht jeder Staat, jede Religion, jede Organisation ein Fundament, auf dem die ganze Sache aufgebaut ist.

Bei unserem Staat ist es zum Beispiel das Grundgesetz, und die Menschenrechtskonventionen von Uno und Europarat.

Bei Christen zum Beispiel die Bibel.

Auch wenn ich als Christ das versuche, alles zu beachten würde ich persönlich mich nicht als Fundamentalist sehen. Und anderen bin sicherlich nicht nur ich in der Lage, ihnen ihre eigene Ansicht, Meinung und Lebensweise zu lassen.

Problematisch würde es sicherlich, wenn man versuchen würde, anderen seine Ansicht, Lebensführung aufzuzwingen und davon denke ich, sind wir hiesigen Menschen in den hiesigen Breiten normalerweise weit entfernt.

Interessant finde ich die ganzen Beiträge hier nicht nur in diesem Thema.

Gruß
Gerhard
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#15
(31-12-2012, 07:56)Glaurung40 schrieb: Ich selbst habe in meiner Firma Kontakt mit, in meinem Fall, fundamentalistischen Christen. Rein von der Persönlichkeit sind diese nette aufrichige Menschen, mit denen sich gut zusammen arbeiten lässt. Allerdings merkt man Ihnnen doch hin und wieder eine gewisse Spannung an, wenn man im persönlichen Gespräch auf etwas brisantere Themen kommt. Auch untereinander, da die Leute verschiedene Richtungen des evangelikalen Lagers vertreten.

Ich denke, dass ist ganz normal. Da brauchen wir nicht ein mal evangelikale.


(31-12-2012, 07:56)Glaurung40 schrieb: Ebenso ist nahezu meine ganze Verwandschaft, Onkel, Tanten, Cousinen etc., meiner Ansicht nach schon mehr als christlich wertkonservativ. Wobei ich hier den Übergang zum Fundamentalismus fliessend sehe.

Wenn sie andere leute so leben lassen, wie die anderen Leute möchten sehe ich da kein Problem.

(31-12-2012, 07:56)Glaurung40 schrieb: Die Leute tun mir in erster Linie leid, da man ihnen oft ansieht, dass sie ihr Glaube alles andere als glücklich macht, auch wenn das immer und immer wieder betont wird.

Ich denke, da können wir Ihnen durchaus die Freiheit geben, so zu leben, wie diese das möchten. Man kann sie wohl sehr wahrscheinlich auch nicht davon abbringen.

(31-12-2012, 07:56)Glaurung40 schrieb: Was mich mehr beunruhigt, vielleicht bin ich da auch etwa paranoid, sind die Fälle, wenn Politiker die solche Weltbilder haben, in relevante Positionen kommen, z.B., wenn ich mich recht erinnere, einmal oder noch in Thüringen eine ... (Kultusministerin)

Bei uns im Land sehe ich das nicht als Problem an, das es meiner Meinung nach viele andere Personen gibt, die das mehr als ausgleichen. Einzelne Personen können egal in welcher Position auch immer nicht allzuviel alleine ausrichten.

Gruß
Gerhard
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