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Religiöse Gefühle
#1
(23-09-2012, 09:02)Unschlagbarer schrieb: Es soll zum Ausdruck bringen, dass man immer nur nach den Gefühlen religiöser Menschen fragt. Wer fragrt also nach den Gefühlen der Gegenseite? Das kommt einfach nicht vor! Das gibt es nicht, das zählt nicht!

Ich frage mich ja immer, was das eigentlich sein soll: religiöse Gefühle. Es sind ja nicht die Gefühle selbst religiös, sondern die Menschen sind es. Und wenn ich dann frage, welche Gefühle denn ausschließlich religiöse Menschen haben, bekomme ich keine (befriedigende) Antwort. Deshalb mal ein neues Thema aufgemacht.

Grundlagen

Definition "Gefühl"
"Die Emotion ist ein komplexer Prozess, der auf verschiedenen psychischen/seelischen Funktionsebenen abläuft. Davon zu unterscheiden ist der Begriff Gefühl, der nur das subjektive Erleben der Emotion bezeichnet, wie z. B. Freude, Lust, Geborgenheit, Liebe, Trauer, Ärger, (das) Glücklichsein, Wohlbehagen. Gefühle werden gewöhnlich als verschieden von Wahrnehmungen, Empfindungen und Denken, aber auch vom Wollen angesehen, können sich jedoch mit allen anderen Erfahrungsweisen verbinden. Vielfach wird angenommen, dass Gefühle Lust- und Unlustcharakter haben und durch ihr Angenehm- oder Unangenehmsein den Erfahrungen ein Wertprofil aufprägen (vgl. Wertvorstellung)."
*http://de.wikipedia.org/wiki/Emotion

Untersuchung "Religiöse Gefühle"
"Gefühle sind subjektive, rein private Regulierungsinstanzen des Handelns. Da Gefühle blind sind für wahr oder falsch bzw. für gut oder böse, stellen sie kein Kriterium dar, das zur Beurteilung der Wahrheit von Sätzen oder der Rechtmäßigkeit von Handlungen geeignet wäre. – Verletzte Gefühle sind reaktive Gefühle auf (subjektiv wahrgenommene) Beleidigungen. Wie alle Gefühle geben auch sie kein Kriterium ab, um ein inkriminiertes Verhalten zu qualifizieren oder zu verbieten."
*http://www.vww.at/E_Religioese%20Gefuehle.pdf

Außerdem
"Der Begriff des religiösen Gefühls [...] ist [...] rechtlich gesehen schwer fassbar, weil letztlich nicht definierbar." (Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP, Ex-Bundesjustizministerin, Rechtsanwältin)
"Sie führt weiter aus, dass unter dem Vorwand, religiöse Gefühle würden verletzt, Einzelne oder Gruppen unliebsame Entscheidungen verhindern könnten."
chrismon 12 (2006), S. 40-41
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#2
der religiöse Mensch Muß heute lernen als Minderheit in einer religionsfreien Gesellschaft zu leben das letzte Dekret der DBK hat gezeigt wie die Bischöfe verzweifelt versuchen den Status Quo aufrecht zu halten aber das ist zum scheitern verurteilt
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#3
Erst einmal Dank für die Heraustrennung dieses Sachverhalts aus den übrigen Diskussionen!

Zur Sache kann ich nur unsere Erfahrungen z. B. als Moderatoren beitragen. Dass Gefühle objektiv verletzt wurden, sieht man an zwei Kriterien, die relativ leicht erkennbar sind:
1. der Kontrahent wird abqualifiziert (Dein Stil ..., wo hast du gelernt ..., was ist bloß in deinem Kopf ... Alterserscheinung, ...)
2. der Kontrahent wird veranlasst, sich zu verteidigen (wo hast du das bloß her? Welche Hintermänner? Alle xxx wissen doch ..., man weiß doch ...)

Besonders die weitere Diskussion über die Rechtfertigung zwingt die Kontrahenten zur Polarisation. Die Diskussion artet aus.
Soweit die kleine Welt des Forums!

Ich denke, dass dies auch in der großen Welt prinzipiell genauso läuft. Das ICH wird durch das Gruppen-WIR ersetzt und die individuelle Person durch einen bekannten Repräsentanten. Ich habe mir mal den Weichbold-Artikel „Über religiöse Gefühle und ob man sie verletzen darf“ angesehen. Ich kann die ganze Erörterung der Gefühlswelt nicht so recht mit dem juristischen Problem hier in Verbindung bringen. Letztlich handelt es sich doch um ein Verhalten, das im Zusammenleben von Individuen und ganzer Gesellschaften erfahrungsgemäß zu Entartungen Anlass gibt. Es ist ein Lernprozess aus der Vergangenheit und m. E. keine Frage einer Definition von Gefühlen noch dazu religiösen.

Wir haben an vielen Beispielen im Forum gesehen, dass sich viele Begriffe überhaupt nicht klar fassen lassen, so auch „religiöse Gefühle“. Wir wissen aber aus Erfahrung, dass bestimmte, abqualifizierende Bemerkungen zum Rechtfertigungszwang führen. Sobald dieser Zustand erreicht ist, kommt es zur Eskalation. Leitungsgremien müssen in diesen Fällen möglichst frühzeitig handeln, so auch der Staat mit seinem Rechtssystem. Natürlich wäre es ideal, wüssten alle handelnden Personen, dass sie sich
a) in einer subjektiven Gefühlsfalle befinden,
b) überhaupt nicht rechtfertigen müssen, und
c) die eigenen Ansichten in keiner weise berührt sind, selbst wenn sich der gegnerische Angriff so anhört
Man kann des Langen und Breiten darüber diskutieren, ob eine Karikatur oder ein Schmähvideo eine Beleidigung „religiöser Gefühle“ im juristischen Sinne darstellt. Das bringt aber keinen Frieden und überzeugt die Fühlenden nicht.
Der Weg zum Frieden ist viel beschwerlicher und ist nicht per definitionem zu leisten, sondern nur durch eine Zwischenlösung (Stopp von Schmähungen dieser Art) mit allmählicher Durchdringung der Gesellschaften im Sinne von Aufklärung – auch über die eigene Gefühlswelt (hier kommen der Weichbold-Artikel und andere durchaus zum Tragen) – hin zu mehr Toleranz.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
(23-09-2012, 12:01)Ekkard schrieb: Es ist ein Lernprozess aus der Vergangenheit und m. E. keine Frage einer Definition von Gefühlen noch dazu religiösen.

Wie aber kann ich etwas lernen, wenn ich gar nicht weiß, was ich da angreife, bewusst oder unbewusst? Deshalb ist es dringend notwendig, dies zu definieren. Ich vermute hinter der Weigerung (nicht deiner persönlichen, sondern ganz allgemein) die Nichtexistenz des Phänomens "Religiöse Gefühle". Steht dieser Begriff nicht vielleicht doch (bewusst oder unbewusst) für den Wunsch nach einer "Sonderbehandlung", nach dem besonderen Schutz von ganz bestimmten weltanschaulichen Aussagen?
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
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#5
(23-09-2012, 12:42)schmalhans schrieb: Wie aber kann ich etwas lernen, wenn ich gar nicht weiß, was ich da angreife, bewusst oder unbewusst? Deshalb ist es dringend notwendig, dies zu definieren. Ich vermute hinter der Weigerung (nicht deiner persönlichen, sondern ganz allgemein) die Nichtexistenz des Phänomens "Religiöse Gefühle". Steht dieser Begriff nicht vielleicht doch (bewusst oder unbewusst) für den Wunsch nach einer "Sonderbehandlung", nach dem besonderen Schutz von ganz bestimmten weltanschaulichen Aussagen?

vielleicht sollte man auch erst mal sich ansehen, wer denn überhaupt den begriff der "religiösen gefühle" verwendet und in welchem kontext (mit welcher motivation und zielsetzung)

du z.b. bringst ihn ins spiel in bezug auf ein zitat, welches diesen begriff gar nicht beinhaltet
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#6
Es gibt im Glaube, also dem Glauben an Übersinnliches, verschieden Arten der Gefühle, wobei Glaube an sich schon ein Gefühl ist, dazu kommt evtl. das Gemeinschaftsgefühl das man in seiner Gruppe hat, also das Gefühl der Menschen untereinander, dann die Gefühle die man haben kann gegenüber diesen Übersinnlichen Wesen an das oder die man glaubt, wie auch das Gefühl das man gegenüber den Propheten oder Sehern, Engeln und anderen Wesensheiten haben kann die in der speziellen Religion vorkommen. Vom physikalischen Standpunkt gesehen bedeutet das lediglich elektro-chemische Aktion und Reaktion der Gehirnzellen die auf ihre Weise kommunizieren, nichts geschieht außerhalb des Körpers das zu beobachten oder zu messen wäre. Ebenso sind Gefühle wie Freude und Trauer, Liebe und Schmerz außerhalb nicht festzustellen, wenn man von der Mimik absieht, die aber nicht als Maßstab gelten kann. Das Erleben der Gefühle ist individuell, niemand hat Einsicht in die Gefühle eines anderen, niemand kann dem Anderen Gefühle abschreiben, also mit Bestimmtheit beweisen oder belegen, dass er seine speziellen Gefühle nicht haben kann, niemand kann beim anderen Gefühle erzeugen wenn der Andere es nicht zulässt. Wie man die Gefühle eines Menschen für "gut" erklären kann und ihm dabei zustimmt, in einer Gruppe die gleichen Gefühle haben kann wie er, dabei das Erleben durch Gemeinsamkeit steigern kann bis zur Ekstase, was für manche Menschen höchste Gefühle des Glücks erzeugt, so kann man auch diese Gefühle für "schlecht" erklären und sie beschmutzen, verletzen, was dann dem Menschen Schmerzen bereiten kann bis zur seelischen Qual, und es sollte verständlich sein, dass der Mensch sich dagegen zur Wehr setzen darf und es auch tun wird wenn es ihm möglich ist. Spezielle "religiösen Gefühle" sind das aber in diesem Fall nicht, es sind gleiche oder ähnliche Gefühle die z.B. ein Fan eines Fussballclubs hat wenn man "seinen" Verein beleidigt, oder die eines Mannes wenn man seine Frau oder seine Mutter beleidigt die er beide liebt, wobei diese Angriffe gegen die Gefühle des Liebenden auch ohne böse Absicht erfolgen können und leichter verziehen werden als die, die mit der Absicht erfolgen, seinem Gegenüber Schaden zuzufügen, ihn also absichtlich zu verletzen. Wer z.B. in einem Zugabteil mitfährt in dem sich Anhänger vom BvB befinden die ihre Zugehörigkeit zur "Fussballreliegion" und im spez. Fall der "Glaubensgemeinschaft BvB Dortmund" bezeugen und zelebrieren, der sollte sich hüten ein geringschätzendes Wort über diese Religion fallen zu lassen, und ganz besonders davor, die spez. Heiligen dieses Vereins zu beleidigen, denn im Fall der Abwehr seiner Angriffe drohen ihm körperliche Schäden die im schlimmsten Fall den Tod herbeiführen könnten. Auch wenn dieser mutige Mann mit seiner Anschauung, Fussball wäre keine Religion, der BvB wäre ein schlechter Verein, im Recht liegen würde, hat er unverantwortlich gehandelt, er hat Menschen beleidigt und sie in ihren Gefühlen verletzt, denn eine Beleidigung oder das Verletzen der Gefühle zeigt sich bei dem, der sich beleidigt oder verletzt fühlt. Es ist Sache des persönlichen Einfühlungsvermögens das einem hindern kann, andere zu beleidigen oder zu verletzen, oder es dennoch zu tun, und dann geschieht es mit Absicht, und man muss die Konsequenzen tragen, die Schuld trägt man selbst.

Der Begriff "religiöses Gefühl" bedeutet lediglich die Zuordnung der Gefühle zur Sparte "Religion", so ist z.B. die Liebe zu einem Propheten nichts anderes als "Liebe" die man auch in der Sparte "Fussball" haben kann, wie intensiv oder bedeutend diese Liebe individuell ist sagt sie nicht aus und ist auch in der Betrachtung unwichtig, auch wenn die Liebenden andere Wertvorstellungen ihrer Gefühle bezeugen mögen, so ist doch kein "Qualitätsunterschied" mess- oder feststellbar. Es liegt an der persönlichen Einstellung jedes Menschen wie er sich gegenüber seiner Mitmenschen verhält, ob er sie ünterstützt, angreift, beleidigen oder verletzen will, wobei es naturgemäß manchmal schwierig ist mit dem Anderen zu diskutieren ohne er sich dabei beleidigt oder verletzt vorkommt, hier wieder ist die Absicht entscheidend, und natürlich auch die Geduld und die Einsicht beider Seiten vom jeweils Anderen nicht absichtlich beleidigt oder verletzt werden zu wollen. So sind z.B. solche Aussagen "Gott gibt es nicht" für den einen trivial und für den anderen schon schmerzhaft, aber bei einer Diskussion sollte man seine eigenen Gefühle soweit im Zaum halten können um eine solche Aussage schadlos zu überstehen, insofern man weiß es handelt sich um eine Diskussion und nicht um einen persönlichen Angriff. Wogegen Beleidigungen gegenüber bedeutenden Persönlichkeiten in der Religionsgeschichte unterlassen werden sollten, dabei aber Tatsachen genannt werden dürfen, auch wenn sie dem Gläubigen als eine Beleidigung erscheinen mögen, dabei manche solcher "Tatsachen" keine sind sondern nur Meinungen und Unterstellungen die sich im Laufe der Geschichte "eingebürgert" haben, auch darauf könnten beide Seiten Rücksicht nehmen, und eine Diskussion im Sinne von "Wahrheitsfindung - Frieden schaffen" auch ohne solche Unterstellungen oder Beleidigungen auskommen kann.
Wie z.B. die Aussagen über den Propheten des Islam bezüglich seines Verhaltens in spez. Fällen geklärt werden können ohne Unterstellungen und Beleidigungen seiner Person oder den Gläubigen gegenüber, denn gerade hier weiß man über die "Schmerzgrenze" der Gläubigen recht gut Bescheid. Wer die Absicht hat zum Frieden und zur Verständigung beleidigt niemanden absichtlich sondern nur versehentlich, das sollte ohne Schwierigkeiten entschuldbar sein, auch sollte einzusehen sein eine bessere Wortwahl zu finden um solche Gefühle nicht zu erzeugen.

Es gibt noch einen weiteren Begriff des "religiösen Gefühls", dieser ist jedoch nicht vergleichbar mit obigen Ausführungen, diese Gefühle sind weder zu beleidigen noch zu verletzen, dabei handelt es sich um ein Erleben auf anderen Ebenen als dieser unteren Ebene des Alltäglichen, jeder Versuch eines Angriffs wird dabei bestenfalls belächelt, meistens aber nur ignoriert da er völlig bedeutungslos ist. Auch beschränken sich Beschreibungen dieser Gefühle nur auf ihr Vorhandensein und auch hier spielen Gegenargumente oder deren Verneinung keine oder kaum eine Rolle, es sind lediglich vergebene Bemühungen der Unwissenden.
Diese "religiösen Gefühle" sind nicht auf eine Religion beschränkt, sie bedürfen dabei auch keiner Religion oder eines spez. Glaubens, sie sind erfahrbar und nicht beweisbar.
So wie die Seele nicht beweisbar ist, aber auch erfahrbar, und es an Jedem selbst liegt ob er diese Erfahrungen haben möchte oder nicht, ob er sich auf den Weg begeben möchte oder nicht, er ihr Vorhandensein bestreiten kann oder nach ihm sucht, wobei der, der es an sich feststellen konnte mit einer Sicherheit davon ausgeht die ihm kaum mehr zu nehmen ist, es sei denn er ließe sich soweit gehen um sich und seiner Seele Schaden zuzufügen, was jedoch in den allerwenigsten Fällen geschieht.
Gehört ein "Besitzer" dieser religiösen Gefühle einer bestimmten Religion an so wird er auf Angriffe gegen diese Religion anders reagieren als der durchschnittliche Gläubige, denn bei ihm wird Trauer und Sorge für die Seelen der Beleidiger wesentlich mehr Raum einnehmen als der misslungene Versuch seine Gefühle zu beleidigen, so bittet er um Rechtleitung der Ungläubigen und wehrt sich mit körperlichem Einsatz nur im Falle eines physischen Angriffs auf seine Person oder seiner Gemeinschaft, oder im Falle eines Krieges.
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#7
(23-09-2012, 12:01)Ekkard schrieb: Es ist ein Lernprozess aus der Vergangenheit und m. E. keine Frage einer Definition von Gefühlen noch dazu religiösen.
Trotz deines nachfolgenden Einwands bleibe ich dabei: Eine Definition hinsichtlich dessen, was ein legitimes religiöses Gefühl ist und was nicht, ist nicht hilfreich, weil viel zu diffus (so diffus, wie die verschiedenen Aneinanderreihungen, wie sie Richard Bastion vorstehend beschrieben hat). Hingegen lässt sich ein Fehlverhalten, welches erfahrungsgemäß Rechtfertigungszwang durch Abqualifikation auslöst, recht zuverlässig prognostizieren.

(23-09-2012, 12:42)schmalhans schrieb: Wie aber kann ich etwas lernen, wenn ich gar nicht weiß, was ich da angreife, bewusst oder unbewusst?
Das brauchst du auch gar nicht zu wissen. Es reicht, den Gegner durch diskreditierende Bemerkungen und Hinweise in Verteidigungsstellung zu drängen, eine Art Nötigung, sich zu rechtfertigen (= Rechtfertigungszwang). Du wirst mir nicht weismachen wollen, dass herabsetzende Bemerkungen und Hinweise bis hin zu Schmähvideos "unbewusst" abgesondert werden? Juristisch gesehen, geht es also nicht um "religiöse Gefühle" oder um religiöse Inhalte sondern um ein Fehlverhalten dessen, der mit Absicht beleidigt. Wir haben dasselbe Problem hier im Forum im Kleinen.

(23-09-2012, 12:42)schmalhans schrieb: Ich vermute hinter der Weigerung (nicht deiner persönlichen, sondern ganz allgemein) die Nichtexistenz des Phänomens "Religiöse Gefühle". Steht dieser Begriff nicht vielleicht doch (bewusst oder unbewusst) für den Wunsch nach einer "Sonderbehandlung", nach dem besonderen Schutz von ganz bestimmten weltanschaulichen Aussagen?
Meiner Meinung und Erfahrung nach: nein, überhaupt nicht! Den Schutz vor solcherlei Fehlverhalten genießt hier jede Art von Meinungsäußerung; es sei denn, sie stellt in ihrer Formulierung selbst eine Diskreditierung dar (steht auch so in den Boardregeln).

Im Raum steht die immer wieder gehörte Entschuldigung: "Aber muss ich denn jeden Unsinn so stehen lassen?!" (Radio Eriwan: Im Prinzip ja; es sei denn, es gibt sachlich vorgetragene Gegenargumente).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#8
(23-09-2012, 17:58)Ekkard schrieb: Im Raum steht die immer wieder gehörte Entschuldigung: "Aber muss ich denn jeden Unsinn so stehen lassen?!" (Radio Eriwan: Im Prinzip ja; es sei denn, es gibt sachlich vorgetragene Gegenargumente).

im prinzip hast du recht

wenn aber trotz zigfach sachlich vorgetragenen gegenargumenten sturheil und ohne sachliche begründung derselbe unsinn immer und immer wieder vorgetragen wird, treten halt auch die gefühle des vorher noch sachlich argumentierenden irgendwann als verletzt und deshalb nun selber verletzend zu tage
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
(23-09-2012, 12:42)schmalhans schrieb: Wie aber kann ich etwas lernen, wenn ich gar nicht weiß, was ich da angreife, bewusst oder unbewusst? Ich vermute hinter der Weigerung {einer Definition...} die Nichtexistenz des Phänomens "Religiöse Gefühle".
Wer total farbenblind ist nimmt nur hell-dunkel wahr, hat also ein Schwarz-Weiß-Bild.
Er kann aber wissen, dass es verschiedene Farben gibt, nur sieht er sie nicht farbig, sondern je nach ihrer Leuchtdichte als Graustufen.
Es gibt auch Menschen die Gefühlsblind sind, man nennt das Alexithymie, jeder Zehnte zeigt Merkmale davon, das Bild ist stufenlos von "gar kein Gefühl" bis "fast normal", nur ist im Gegensatz zur Farbenblindheit kein physikalischer Nachweis des Gefühlslebens eines "Normalen" möglich, sodass eine "Erklärung" von Gefühlen nicht möglich ist.
Lernen kann der Betroffene sie auch nicht, nur kann er damit zurechtkommen, dass es Menschen gibt die solche Gefühle haben und er nicht, was ihm selbst in den meisten Fällen auch nichts oder nicht viel bedeutet, es sei denn, er hat seine Alexithymie durch eine Krankheit bekommen und spürt den Verlust, dann ist es schwer.
Wie ich in meinem vorigen Beitrag sagte, Gefühle lassen sich einordnen, auch wenn sie sich nicht beschreiben lassen, so kann man doch unterscheiden zwischen Liebe zu einem Partner, zu Kindern, Tieren, Sachen, Theorien, Lehren, Verstorbenen, Sportvereinen, Religionen usw., und hier findet der Begriff "religiöse Gefühle" seinen Platz und seine Berechtigung, er hat dabei den gleichen Wert wie alle Gefühle des Menschen, und es gibt keinen erkennbaren vernünftigen Grund, dies zu bestreiten.
Dabei die Liebe aber als Leidenschaft gilt, glaubt man Descartes, und nicht zu den Grundgefühlen direkt gehört, und wie schon in ihrer Bezeichnung zu finden, so manches "Leiden schafft". "Religiöse Gefühle" an sich kann man nicht lernen, doch kann man sie erfahren und seine Erfahrungen erweitern, ähnlich einem Lernprozess, auch echtes Lernen der Religion kann einem dabei weiterhelfen.
Und sowenig man Jemandem die Liebe zur Natur als Unsinn erklären kann, sowenig kann man "religiösen Gefühle" Nichtexistenz zuschreiben, sie existieren, und das mit vollem Recht jedes Menschen der sie hat.
(23-09-2012, 19:11)petronius schrieb: wenn aber trotz zigfach sachlich vorgetragenen gegenargumenten sturheil und ohne sachliche begründung derselbe unsinn immer und immer wieder vorgetragen wird, treten halt auch die gefühle des vorher noch sachlich argumentierenden irgendwann als verletzt und deshalb nun selber verletzend zu tage
Es gibt sachlich gehaltene Vorträge die falsch sind, mögen sie noch so sachlich gehalten sein, aber dabei von Unwissenden stammen, die zwar von einer Sache reden, von ihrer. Dann kann das, was Du als Unsinn bezeichnest, durchaus Sinn haben den man nur nicht sehen kann weil alle Vorträge darüber von Unwissenden gehalten werden denen die noch weniger Wissenden glauben.
Dagegen muss der Wissende seine Sache nicht sachlich begründen, außer vielleicht in dem Fall er wolle sie verkaufen und der pot. Käufer erwartet solche Begründung.
Ist die Sache kostenlos und wird verschenkt, erübrigt sich eine sachliche Begründung gegenüber denen, die sie nicht haben wollen.
Während denen, die das Geschenk gerne nehmen, das Wissen der anderen Beschenkten um ihrem Gebrauch auch kostenlos zur Verfügung steht.
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#10
(23-09-2012, 19:11)petronius schrieb: wenn aber trotz zigfach sachlich vorgetragenen gegenargumenten sturheil und ohne sachliche begründung derselbe unsinn immer und immer wieder vorgetragen wird, treten halt auch die gefühle des vorher noch sachlich argumentierenden irgendwann als verletzt und deshalb nun selber verletzend zu tage
Natürlich, das weiß ich. Gleichwohl besteht für dich (oder für mich oder jeden anderen) k e i n e Pflicht und keine Notwendigkeit, den Unsinn durch stets wiederholte Gegendarstellungen auch noch aufzuwerten. Einmal klar "Kante" - und das war's.

Es sind in der Tat unsere weltanschaulich geprägten Gefühle, die uns veranlassen, uns "aufzuregen" und keine Ruhe zu geben (Mill, zitiert von Weichbold). Das muss man wissen, und dem halt nicht nachgeben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#11
(23-09-2012, 20:31)Richard Bastian schrieb: Es gibt sachlich gehaltene Vorträge die falsch sind, mögen sie noch so sachlich gehalten sein, aber dabei von Unwissenden stammen, ...
Was du meinst sind Vorträge, die sachliche Fehler enthalten. Natürlich ist das möglich, aber davon ist ja nicht die Rede. Auf der Sachebene kann man die Fehler dann im Dialog ausmerzen. Hier geht es aber um die argumentative Abqualifikation des Vortragenden (um im Bild des Vortrags zubleiben)

(23-09-2012, 20:31)Richard Bastian schrieb: Dagegen muss der Wissende seine Sache nicht sachlich begründen, außer vielleicht in dem Fall er wolle sie verkaufen und der pot. Käufer erwartet solche Begründung.
Ich verstehe nicht, warum das so sein sollte. Gerade der Wissende kann seine Aussagen doch leicht begründen. Tut er dies nicht, werde ich automatisch misstrauisch, bleibe skeptisch und verhalte mich u. U. massiv ablehnend.
"Wissende" (ihrer reinen Behauptung nach) sind mir suspekt.

(23-09-2012, 20:31)Richard Bastian schrieb: Ist die Sache kostenlos und wird verschenkt, erübrigt sich eine sachliche Begründung gegenüber denen, die sie nicht haben wollen.
Während denen, die das Geschenk gerne nehmen, das Wissen der anderen Beschenkten um ihrem Gebrauch auch kostenlos zur Verfügung steht.
Wovon sprichst du? Eben noch soll oder will der "Wissende" keine Begründung geben, nun plötzlich das Wissen verschenken, womit ja die Begründung inbegriffen wäre. Müsste ich das verstehen können?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#12
(24-09-2012, 00:44)Ekkard schrieb:
(23-09-2012, 20:31)Richard Bastian schrieb: Dagegen muss der Wissende seine Sache nicht sachlich begründen, außer vielleicht in dem Fall er wolle sie verkaufen und der pot. Käufer erwartet solche Begründung.
Ich verstehe nicht, warum das so sein sollte. Gerade der Wissende kann seine Aussagen doch leicht begründen. Tut er dies nicht, werde ich automatisch misstrauisch, bleibe skeptisch und verhalte mich u. U. massiv ablehnend."Wissende" (ihrer reinen Behauptung nach) sind mir suspekt.
Er könnte sie begründen, aber das ist nicht notwendig. "Automatisches" Misstrauen und Ablehnung sind anerzogene oder sich selbst beigebrachte Verhaltensweisen, das Gegenteil von Vertrauen und Zustimmung, Skepsis ist eine Behinderung für den Gläubigen.
(24-09-2012, 00:44)Ekkard schrieb:
(23-09-2012, 20:31)Richard Bastian schrieb: Ist die Sache kostenlos und wird verschenkt, erübrigt sich eine sachliche Begründung gegenüber denen, die sie nicht haben wollen.
Während denen, die das Geschenk gerne nehmen, das Wissen der anderen Beschenkten um ihrem Gebrauch auch kostenlos zur Verfügung steht.
Wovon sprichst du? Eben noch soll oder will der "Wissende" keine Begründung geben, nun plötzlich das Wissen verschenken, womit ja die Begründung inbegriffen wäre. Müsste ich das verstehen können?
Müssen nicht, können ja. Wenn Du von mir "geschenkt" bekommst wie Du mit einem Baum kommunizieren kannst besteht die sachliche Begründung im "warum" und nicht im "wie", dabei ist es kostenlos, Skepsis, Misstrauen und Ablehnung machen aus Dir vielleicht einen Holzfäller, mehr aber nicht. Und denke nicht darüber nach ob ein Baum ein Bewusstsein hat.ϒ
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#13
(24-09-2012, 02:02)Richard Bastian schrieb: Er könnte sie begründen, aber das ist nicht notwendig. "Automatisches" Misstrauen und Ablehnung sind anerzogene oder sich selbst beigebrachte Verhaltensweisen, das Gegenteil von Vertrauen und Zustimmung, Skepsis ist eine Behinderung für den Gläubigen.

Also anders ausgedrückt: Wenn jemand daherkommt und sich als "Weiser" ausgibt, soll ich ihm einfach mal blind vertrauen und ohne Skepsis hinterherrennen? Eusa_naughty

Ich traue niemandem und nichts, was sich nicht schlüssig belegen lässt oder in sich theoretisch logisch ist,..
Aut viam inveniam aut faciam
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#14
(23-09-2012, 20:31)Richard Bastian schrieb: Es gibt sachlich gehaltene Vorträge die falsch sind, mögen sie noch so sachlich gehalten sein, aber dabei von Unwissenden stammen, die zwar von einer Sache reden, von ihrer. Dann kann das, was Du als Unsinn bezeichnest, durchaus Sinn haben den man nur nicht sehen kann weil alle Vorträge darüber von Unwissenden gehalten werden denen die noch weniger Wissenden glauben

ob und wer was für sich welchen sinn zuordnet, ist irrelevant, wenn es um faktizität geht
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#15
(24-09-2012, 00:28)Ekkard schrieb: Natürlich, das weiß ich. Gleichwohl besteht für dich (oder für mich oder jeden anderen) k e i n e Pflicht und keine Notwendigkeit, den Unsinn durch stets wiederholte Gegendarstellungen auch noch aufzuwerten. Einmal klar "Kante" - und das war's

seh ich völlig anders

der verbreitung von falschem ("unsinnigen") muß immer und auch immer wieder entgegengetreten werden, ansonsten gewinnt das falsche und unsinnige an scheinbarer glaubwürdigkeit
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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