Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Krankheit und Genialität
#16
(17-07-2012, 20:52)schmalhans schrieb: Wenn dir Nietzsche nichts zu sagen hat - was echauffierst du dich dann über sein Werk? Dass man ein paar Zitate aus dem Zusammenhang reißt, zeigt nur ein begrenztes Verständnis komplexer Gedankengänge.
Wer echauffiert sich ?
Wenn absolute Aussagen formuliert werden, gelten sie allgemein, nicht nur in einem Zusammenhang.
Er war nun mal in seinen Ansichten im Laufe der Zeit recht wandelbar,
hab mich ja gerade mal so ein wenig in z.B. diesen "wegweisenden" Wagnerkram eingelesen, kann da durchaus aus dem Gesamtwerk Bejahendes rauslesen kann aber insgesamt wohl jeder, genauso wie jeder eine ziemlich fragwürdige Gesinnung finden kann.
Gerade was diese Wagnersachen betrifft, kann man wohl Nitzsche recht leicht gegen sich selbst zitieren.

Ansonsten zu na vielleicht nicht blumenreich aber verklausulierter
Sprache aus Götterdämmerun, Die Vernunft in der Philosophie:

"Und was für feine Werkzeuge der Beobachtung haben wir an unsern Sinnen! Diese Nase zum Beispiel, von der noch kein Philosoph mit Verehrung und Dankbarkeit gesprochen hat, ist sogar einstweilen das delikateste Instrument, das uns zu Gebote steht: es vermag noch Minimaldifferenzen der Bewegung zu konstatieren, die selbst das Spektroskop nicht konstatiert. Wir besitzen heute genau so weit Wissenschaft, als wir uns entschlossen haben, das Zeugnis der Sinne anzunehmen – als wir sie noch schärfen, bewaffnen, zu Ende denken lernten. Der Rest ist Mißgeburt und Noch-nicht-Wissenschaft: will sagen Metaphysik, Theologie, Psychologie, Erkenntnistheorie. Oder Formal-Wissenschaft, Zeichen-Lehre: wie die Logik und jene angewandte Logik, die Mathematik. In ihnen kommt die Wirklichkeit gar nicht vor, nicht einmal als Problem: ebensowenig als die Frage, welchen Wert überhaupt eine solche Zeichen-Konvention, wie die Logik ist, hat. –"

(17-07-2012, 20:52)schmalhans schrieb: Ein 10jähriger Junge sollte jedoch keinen Airbus fliegen - auch wenn er noch so toll Modellflugzeuge basteln kann.
Über irgendwelche Werte nachzudenken, ohne deren Umsetzung ausgesetzt
zu sein ist, auch nichts anderes als einen 10-Jährigen an einen
Flugsimulator zu setzen.
Die Folgen muss man ja nicht tragen.
Zitieren
#17
(17-07-2012, 18:47)Harpya schrieb: besser wär was.

Soll ich jetzt rudimentäre Wortfetzen nach Belieben selbst kompletieren ?

nein

aber ich helfe dir gern:

besser wäre es, wenn man schon zu etwas öffentlich seine meinung abgibt, dieses auch zu kennen

ich z.b. maße mir aus diesem grunde lieber nicht an, über nietzsches schriften zu urteilen - weil ich außer den üblichen zitatehalber bekannten stellen nicht viel von ihm gelesen habe


zum thema:

ich weiß nicht so recht, ob genialität wirklich ungewöhnlich häufig mit, na, sagen wir mal "verschrobenheit" einhergeht. ich halte es aber für einleuchtend, daß solche beispiele natürlich besonders eindrucksvoll sind und daher leichter und besser im gedächtnis bleiben als ein wie meier-müller-schulze von nebenan auftretendes genie
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#18
(17-07-2012, 20:39)Harpya schrieb: Netzsche hatte ja eine sehr blumenreiche Wortwahl, zu Verständnis ist das eher hinderlich.
Kein Wunder, das man sich auf Kernsätze beschränkt

ich finde es nicht so besonders schlau, "sich auf Kernsätze zu beschränken", nur weil man den rest nicht versteht. das birgt immer die gefahr, auch diese vermeintlichen kerntexte nicht verstanden zu haben - schon weil sie dann ja zwangsläufig recht kontextlos dastehen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#19
(17-07-2012, 21:16)Harpya schrieb: Ansonsten zu na vielleicht nicht blumenreich aber verklausulierter
Sprache aus Götterdämmerun, Die Vernunft in der Philosophie:

"Und was für feine Werkzeuge der Beobachtung haben wir an unsern Sinnen! Diese Nase zum Beispiel, von der noch kein Philosoph mit Verehrung und Dankbarkeit gesprochen hat, ist sogar einstweilen das delikateste Instrument, das uns zu Gebote steht: es vermag noch Minimaldifferenzen der Bewegung zu konstatieren, die selbst das Spektroskop nicht konstatiert. Wir besitzen heute genau so weit Wissenschaft, als wir uns entschlossen haben, das Zeugnis der Sinne anzunehmen – als wir sie noch schärfen, bewaffnen, zu Ende denken lernten. Der Rest ist Mißgeburt und Noch-nicht-Wissenschaft: will sagen Metaphysik, Theologie, Psychologie, Erkenntnistheorie. Oder Formal-Wissenschaft, Zeichen-Lehre: wie die Logik und jene angewandte Logik, die Mathematik. In ihnen kommt die Wirklichkeit gar nicht vor, nicht einmal als Problem: ebensowenig als die Frage, welchen Wert überhaupt eine solche Zeichen-Konvention, wie die Logik ist, hat. –"


Das Werk heißt Götzendämmerung, und aus der vor dir zitierten Stelle lese ich eine Aussage zur Wirklichkeit heraus.
Nietzsche kritisierte da alle bloß gedachten Formen von "Wirklichkeit", also irgendwelche "höheren" oder "eigentlichen" (platonischen) Wirklichkeiten und setzte den Fokus auf das Erleben.

So sind Logik und Mathematik bloße Kopfwerkzeuge, die sich gut zur Ordnung eignen, aber "Wirklichkeit" ist das nicht.
Selbst eine Aussage wie "2+2 = 4" beruht auf einer Konvention bezüglich mathematischer Regeln.
Die selbe Sachlage könnte auch völlig anders betrachtet werden (und wird es häufig auch).
Zitieren
#20
(17-07-2012, 21:25)petronius schrieb: ich weiß nicht so recht, ob genialität wirklich ungewöhnlich häufig mit, na, sagen wir mal "verschrobenheit" einhergeht. ich halte es aber für einleuchtend, daß solche beispiele natürlich besonders eindrucksvoll sind und daher leichter und besser im gedächtnis bleiben als ein wie meier-müller-schulze von nebenan auftretendes genie
Sicher, mangelnde Ausdrucksfähigkeit ist aber noch kein Beleg
für mindere Erkenntnisfähigkeit.
Ich denke mal in vielen Fällen ist die aus langer Erfahrung gewonnene
Erkenntnis, zu Bsp. Verfielfältigung der Erträge in der Landwirschaft
nicht minder zu bewerten als die für sich persönlich erdachten Erkenntnise
irgendwelcher Art, die letztendlich nur bei einer, wenn auch oft maßgeblichen Minderheit, als allgemeingültig (nach eigener Interpretation)
vertreten werden.
Zitieren
#21
(17-07-2012, 21:40)Harpya schrieb: Sicher, mangelnde Ausdrucksfähigkeit ist aber noch kein Beleg
für mindere Erkenntnisfähigkeit

von dir war doch gar nicht die rede

(17-07-2012, 21:40)Harpya schrieb: Ich denke mal in vielen Fällen ist die aus langer Erfahrung gewonnene
Erkenntnis, zu Bsp. Verfielfältigung der Erträge in der Landwirschaft
nicht minder zu bewerten als die für sich persönlich erdachten Erkenntnise
irgendwelcher Art, die letztendlich nur bei einer, wenn auch oft maßgeblichen Minderheit, als allgemeingültig (nach eigener Interpretation)
vertreten werden.

danke für deine wortspende

was hat das mit dem thema zu tun?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#22
(17-07-2012, 21:49)petronius schrieb:
(17-07-2012, 21:40)Harpya schrieb: Ich denke mal in vielen Fällen ist die aus langer Erfahrung gewonnene
Erkenntnis, zu Bsp. Verfielfältigung der Erträge in der Landwirschaft
nicht minder zu bewerten als die für sich persönlich erdachten Erkenntnise
irgendwelcher Art, die letztendlich nur bei einer, wenn auch oft maßgeblichen Minderheit, als allgemeingültig (nach eigener Interpretation)
vertreten werden.
danke für deine wortspende
was hat das mit dem thema zu tun?
Hab jetzt nicht vor einfachste Gedankengänge plausibel zu machen,
sind wir hier im Kindergarten ?
Zitieren
#23
(17-07-2012, 21:16)Harpya schrieb: Wenn absolute Aussagen formuliert werden, gelten sie allgemein, nicht nur in einem Zusammenhang.

Wie kommst du denn auf so was? Es gibt keine absoluten Aussagen, Wahrheiten etc. pp. Schon gar nicht, wenn man ein Zitate-Lexikon aufmacht, das Poesiealbum-Sprüche bestücken will, damit sich unbedarftere Köpfchen dieselben nicht zerbrechen brauchen.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
Zitieren
#24
(17-07-2012, 21:54)schmalhans schrieb:
(17-07-2012, 21:16)Harpya schrieb: Wenn absolute Aussagen formuliert werden, gelten sie allgemein, nicht nur in einem Zusammenhang.

Wie kommst du denn auf so was? Es gibt keine absoluten Aussagen, Wahrheiten etc. pp. Schon gar nicht, wenn man ein Zitate-Lexikon aufmacht, das Poesiealbum-Sprüche bestücken will, damit sich unbedarftere Köpfchen dieselben nicht zerbrechen brauchen.
Das ist kein Lexikon, sondern personenbezogen, wenn der Autor
damit beansprucht den unbedarften Köpchen das eigene Nachdenken
zu ersparen, mag so sein.
Tust ja gerade so als hätte ich mit den Weisheiten die Welt beglückt.
Hab doch erwähnt, das da für jeden was dabei ist, sozusagen
eine Universalpoesie ( war der Autor nicht auch Dichter).
Zitieren
#25
(17-07-2012, 22:02)Harpya schrieb: Hab doch erwähnt, das da für jeden was dabei ist, sozusagen
eine Universalpoesie ( war der Autor nicht auch Dichter).

Nietzsche selbst hat ja schon bestimmt: "Meine geduldigen Freunde, dies Buch wünscht sich nur vollkommene Leser und Philologen: lernt mich gut lesen!" (Vorwort zu "Morgenröte")

Ja, er hat auch Verse geschrieben - und man kann seine poetischen Texte sehr gut von den anderen unterscheiden. Noch einmal - Nietzsche hat eben keine Universalpoesie verfasst, wo sich für jeden etwas findet, es ist eben kein Zitate-Sammelsurium fürs Poesiealbum.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
Zitieren
#26
(17-07-2012, 21:53)Harpya schrieb: Hab jetzt nicht vor einfachste Gedankengänge plausibel zu machen, sind wir hier im Kindergarten ?

was dir einfach scheint, ist für mich leider oft nicht nachzuvollziehen

wie umgekehrt du mich oft dinge fragst, welche mir auch so völlig einleuchtend erscheinen - ich geb mir aber trotzdem mühe, sie selbst für dich verständlich zu erklären
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#27
(17-07-2012, 19:24)Harpya schrieb: Ich nehme mal ein küzers Zitat aus
"Menschliches, Allzumenschliches":
"
Nothwehr. – Wenn man überhaupt die Nothwehr als moralisch gelten lässt, so muss man fast alle Aeusserungen des sogenannten unmoralischen Egoismus' auch gelten lassen: man thut Leid an, raubt oder tödtet, um sich zu erhalten oder um sich zu schützen, dem persönlichen Unheil vorzubeugen; man lügt, wo List und Verstellung das richtige Mittel der Selbsterhaltung sind. Absichtlich schädigen, wenn es sich um unsere Existenz oder Sicherheit (Erhaltung unseres Wohlbefindens) handelt, wird als moralisch concedirt; der Staat schädigt selber unter diesem Gesichtspunct, wenn er Strafen verhängt. Im unabsichtlichen Schädigen kann natürlich das Unmoralische nicht liegen, da regiert der Zufall. Giebt es denn eine Art des absichtlichen Schädigens, wo es sich nicht um unsere Existenz, um die Erhaltung unseres Wohlbefindens handelt? Giebt es ein Schädigen aus reiner Bosheit, zum Beispiel bei der Grausamkeit? Wenn man nicht weiss, wie weh eine Handlung thut, so ist sie keine Handlung der Bosheit;...."

Harpya schrieb:Ergo, es gibt keine Moral, da sowieso keiner weiss was er tut.
Kann man sich so wortreich hinbiegen, grenzt aber schon an Anarchie.

Das Zitat ist sinnverfälschend verkürzt wiedergegeben, also ist auch der aus dem angebotenen Text gezogene Schluss falsch.

Man sollte nicht der Versuchung verfallen, Zitate zu verkürzen und Gedanken auf diese Weise zu entstellen, nur weil man einen Autor nicht mag.

Dem, was von Mitdiskutanten dazu angemerkt wurde, schließe ich mich an. Darüber hinaus ergänze ich das Zitatfragment um den sinngebenden Teil.

Ergänzung des Zitats:
Zitat:… so ist das Kind gegen das Tier nicht boshaft, nicht böse: es untersucht und zerstört dasselbe wie sein Spielzeug. Weiß man aber je völlig, wie weh eine Handlung einem andern tut? Soweit unser Nervensystem reicht, hüten wir uns vor Schmerz: reichte es weiter, nämlich bis in die Mitmenschen hinein, so würden wir niemandem ein Leides tun (außer in solchen Fällen, wo wir es uns selbst tun, also wo wir uns der Heilung halber schneiden, der Gesundheit halber uns mühen und anstrengen).
MfG B.
Zitieren
#28
(18-07-2012, 00:12)Bion schrieb: Das Zitat ist sinnverfälschend verkürzt wiedergegeben, also ist auch der aus dem angebotenen Text gezogene Schluss falsch.

Man sollte nicht der Versuchung verfallen, Zitate zu verkürzen und Gedanken auf diese Weise zu entstellen, nur weil man einen Autor nicht mag.

Dem, was von Mitdiskutanten dazu angemerkt wurde, schließe ich mich an. Darüber hinaus ergänze ich das Zitatfragment um den sinngebenden Teil.

Ergänzung des Zitats:
Zitat:… so ist das Kind gegen das Tier nicht boshaft, nicht böse: es untersucht und zerstört dasselbe wie sein Spielzeug. Weiß man aber je völlig, wie weh eine Handlung einem andern tut? ....
Der ergänzte Teil, ist durchausnicht sinnändernd, kindliche Handlungen sind wohl nicht als Rechtfertigung für den angeführten Teil geeignet,

"Wenn man überhaupt die Nothwehr als moralisch gelten lässt, so muss man fast alle Aeusserungen des sogenannten unmoralischen Egoismus' auch gelten lassen..."
Da werden Apfel mit Birnen verglichen, hatte überhaupt Kinder ?

Wenn ich Meinungen eines Autors nicht gerade bejubele ist das kein Grund anzunehmen ich mag ihn nicht,
würde ich ihn persönlich kennen wäre es nicht ausgeschlossen das wir
nach einem fetzigen Meinungsaustausch dann erst mal ein Bier trinklen gehen.

Zu seiner Zeit war er sicher auch auf der Suche nach seinem Platz
in der Welt innerhalb seines Werteschemas, trotzdem bleibt das eine Einzelansicht, die man ja wegen Bekanntheit nicht zwangläufig teilen muss.
Zitieren
#29
(18-07-2012, 00:54)Harpya schrieb: Der ergänzte Teil, ist durchausnicht sinnändernd,...

Möglicherweise fehlt es Dir an Übung, mit Texten dieser Qualität zurechtzukommen.

Die von mir nachgelieferte Ergänzung des Nietzsche-Zitats hast Du aufs Neue so eingekürzt, dass man – mit einiger Mühe - eine Falschinterpretation zustande bringt.

Auch mit dem, was ich nachgeliefert habe, ist der Text nicht vollständig.

Insbesondere die Aphorismen Nietzsches, bei denen es auf jeden Satz, manchmal auch auf jedes Wort ankommt, vertragen keine Verkürzungen. Und noch weniger vertragen sie solche, wenn jemand exzerpiert, dem die nötige Übung im Umgang mit philosophischen Texten fehlt.

Wer einen Text von den wesentlichen Aussagen befreit zitiert, sollte das sinnentstellte Ergebnis seines Tuns nicht dem geschändeten Autor anlasten.
MfG B.
Zitieren
#30
Ich habe durchaus bemerkt,
das der Autor auch gesschrieben hat " Man muss lernen mich zu lesen".
Wenn er als Quizmaster auftrittmuss er damit rechnen, das einer anders
lernt als er vielleicht gedacht hat.

Das ist ja wie z.B. bei einem kubistischen Gemälde wo gerätselt wird,
"was will der Künstler uns damit sagen"
Wenn einer was zu sagen hat, soll er es bitte nicht chiffrieren
sondern hinschreiben.
Sonst sind wir halt bei einem Werk was aus jedem Blickwinkel anders aussieht.
Kann man vielleicht trefflich drüber diskutieren, obs die Welt weiterbringt ?

Was hat das denn gleich mit Schändung zu tun, wenn man nicht zum Jubelkreis gehört.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste