Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Griechenland. Wem wird geholfen?
#1
Griechenland ist pleite.

Jahrzehntelange Misswirtschaft- wobei egal war, wer gerade die politische Macht innehatte - hat das Land an den Abgrund geführt. Als Mitglied einer Hartwährungsgemeinschaft war Griechenland ein relativ sicheres Spekulationsobjekt, an dessen Niedergang europäische Banken sich lange Zeit eine goldene Nase verdienst hatten.

Bis heute!

Jetzt, nachdem aus dem Staatseinkommen der Zinsendienst nicht mehr bedient werden kann, ist Feuer am Dach. Griechenland muss geholfen werden, wird allseits verlangt! Vehement wird das von jenen Lobbyisten verlangt, die die Interessen der internationalen Banken und Investmentgesellschaften vertreten. Solche Lobbyisten sind nahezu in allen europäischen Parlamenten vertreten, sie sind es, die den Regierungen im Ohr liegen.

Wem soll geholfen werden? Den griechischen Bürgern?

Leider nein!

Es sind Spekulantenhilfspakete, die derzeit geschnürt werden! Den Griechen wird kaum ein Cent aus der Finanzhilfe zugutekommen. Sie ernten nun Früchte der Unfähigkeit ihrer Politiker, mit oder ohne Finanzhilfen.

Was bedeutet das für uns?

Uns wird ausgerichtet, dass die Welt untergeht, wenn die Spekulanten ihr Geld verlieren. Die Ratingagenturen bauen Drohszenarien auf. Griechenland werde, sollten die Spekulanten auch nur einen Teil ihrer Gelder verlieren, als Pleite eingestuft werden, lässt man den Regierungen der europäischen Staatengemeinschaft ausrichten.

Pleite ist Griechenland schon lange, wie übrigens viele Staaten dieser Welt, einschließlich den USA, auch. Was unterscheidet sie von Griechenland? Sie gelten der internationalen Finanzwirtschaft – derzeit noch – als kreditwürdig.
MfG B.
Zitieren
#2
Tja - wo Du Recht hast, hasdte Recht...

Ein Freund von mir ist "Halbgrieche" (Vater Grieche, Mutter Deutsche). Nach dem Tode seines Vaters hat er vor ein paar Jahren einen Olivenhain geerbt - und nun fährt er regelmässig im Winter nach Griechenland und kümmert sich um seine Ölbäume und im Sommer jobt er in Deutschland.

Auf die Situation dort heute angesprochen meine "Hanne" (Johanidis): "Das ist schon verrückt. Die Verzinsungen der privaten Staatsanleihen steigen in's astronomische (9% bis 10% p.a.), die Banken leihen sich das Geld bei der EZB aber für nur 2 bis 3%. Die Rendite sind enorm - für die Banken. Andererseits: Ja, die Griechen haben auf zu grossem Fuss gelebt; 13, 14 Monatsgehälter im Jahr für Pensionäre und Beamte.... Letztens (Februar 2011) sind die Steuereinnehmer in Piräus aufgetaucht, am Yachthafen, und wollten mal wissen welche Eigner den auch ihre Steuererklärungen abgegeben haben. Da herrschte grosses Chaos - weil keiner so genau wusste welche Yacht denn nun wem gehört und ob der Besitzer überhaupt Grieche und damit Steuerpflichtiger ist...".

Fakt ist: Geld wächst nicht auf (Oliven)Bäumen. Und egal ob die USA mit ihren Billionenschulden oder Griechenland mit seinen Milliardenschulden (oder Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Deutschland, Irland...) - letztlich läuft das alles darauf heraus die Kleinen auszupressen. Diejenigen, die die Krisen verursacht haben - direkt oder indirekt korrupte Politiker, Konzern- und Aufsichtsräte, Banken, Versicherungen, Rating- und Fondsagenturen - profitieren von dem Geld das notgedrungen der griechische Staat seinen Bürgern abpressen muss. Wenn die sich das gefallen lassen...
Zitieren
#3
Bion, dem ist nichts weiter hinzuzufügen oder zu beschönigen. Griechenland war und ist ein riesengroßes wie lukratives Geschäft, daran sich, um Deine Worte zu gebrauchen, goldene Nasen verdient wurden. Wie sollen die Bürger des Vereinten Europas agieren, wie mitgestalten? Da der Eindruck besteht, die Politik reagiert eher hilflos als adäquat, wird es zu Scheinlösungen kommen. Aber wie lange funkioniert sowas? "Man" hört und liest von Argumenten, dass, wenn Griechenland aus dem Euroverbund austretten würde, unsere Absatzmärkte (Export) einbrechen und die gesamte Europäische Union in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Es gibt keine Erfahrungswerte, nur Spekulationen...
Warum, obwohl Amerika nicht minder pleite ist, trotzdem wirtschaftlich bestehen kann, liegt wohl am Bruttosozialprodukt.
Zitieren
#4
Die Amerikaner können ihre "grünen Scheinchen" wenigstens noch selbst nachdrucken - in Europa ist das nicht so einfach.... Zwar verliert die Währung an tatsächlichem Wert wenn man sie ungezügelt nachdruckt - siehe Wirtschaftkrise der Zwanziger - aber wenn man die nachgedruckten Billiönchen auf der ganzen Welt verteilt - fällt das nicht so schnell auf...

Beim Abgeben meiner gesammelten Ein-Cent-Münzen bei der Sparkasse meinte die Frau am Schalter: "Man, das Geld ist aber dreckig". Konnte ich nur darauf sagen: "Ha'm Sie schon mal sauberes Geld gesehen...?"o.O
Zitieren
#5
Bion hat mal wieder ins Schwarze getroffen.
Bin gespannt wie es - nebst Griechenland - mit Portugal, Spanien und in nicht allzuferner Zukunft mit Italien weitergeht.
Zitieren
#6
Leider richtig, Romero...

Ich "liebe" Sardegna (Sardinien), und meine sardischen Freunde und Freundinnen legen sich - wenn sie es können- zwischenzeitlich kleine "Golddepots" an - weil sie den Untergang der Währung aufgrund der Schuldenpolitik Italiens nicht ganz zu Unrecht befürchten...
Zitieren
#7
Crashen wirds auf jeden Fall,..allein der Effekt das die USA downgerated wurden,..noch hilft der "große Bruder MAO" aus,..aber die Crux liegt schon allein darin, dass sämtliche Wirtschaftsysteme auf Wachstum und Gewinnerzielung ausgerichtet sind,...nur gibt es irgendwann kein Wachsum mehr, und dementsprechend kommt es zu einem Kollaps,...

Rein physisch gesehen ist Geld eine Tauschware; (ein Mittler) zwischen anderen Waren,..der Wert der Ware wird symbolisch über Geldwert in Verhältnis gesetzt,...nun kommen aber irreale Fatoren dazu, die eine Ware wertvoller als ihr praktischer Nutzen machen können (Bsp. Vergleich einfaches Fahrrad um 300,-- (Materialwert ca 200,--) zu Luxus Mountainbike um 3000,-- (Materialwert ca 700),..

die Steigerungen ergeben sich rechnerisch aus der Handelsspanne, dh der nicht dem eigentlichem Gegenstand zugehöriger Wertsteigerung (also alles was Mehr als Material und Arbeitszeit ist)
Aut viam inveniam aut faciam
Zitieren
#8
Ich sehe vor allem auch darin ein Problem, dass die EU ihre Zahlungen nur an bestimmte Bedingungen knüpft. Das ist zwar in dem Sinne korrekt, dass Griechenland natürlich etwas ändern muss (ansonsten machen auch die ganzen Zahlungen keinen Sinn), nur scheint die Wirtschaft ja regelrecht eingestampft zu werden. Die Kaufkraft wird deutlich zurückgehen (Kürzung der Sozialleistungen,Mehrwertsteueranhebung...), Betriebe wie Bahn und Fluggesellschaften werden privatisiert (Entlassungen sind die Folge) und der "einfache" Mann wird überhaupt gar kein Geld mehr in der tasche haben um das gestolperte Griechenland wirtschaftlich wieder aufzuhelfen. Wie auch?
Wenn man kein Geld hat, kann man keines in die Wirtschaft stecken (im Sinne von kaufen).
Ob Griechenland damit wirklich geholfen ist, bleibt fraglich. Eventuell wird Greichenland auch nun auf Jahrzehnte abhängig sein vom "Geber" EU.
Zitieren
#9
(03-07-2011, 11:49)Gundi schrieb: Ob Griechenland damit wirklich geholfen ist, bleibt fraglich. Eventuell wird Greichenland auch nun auf Jahrzehnte abhängig sein vom "Geber" EU.

Tjo, da stellt sich die Frage, ob das nicht das Ziel mancher Kreise sein könnte Icon_wink
Zitieren
#10
Dazu passt dann aber nicht das Signal, ein Investitionsprogramm in Griechenland aufzulegen. Ich denke, im Land der Hellenen hat sich ein Schlendrian und eine Zahlungsmoral eingeschlichen, die beendet gehört. Über den Weg dahin kann gestritten werden. Mit der aufbrandenden Gewalt im Land wird nichts besser. Und dass nur die "Großkopfeten" an der Misere Schuld sind, ist eine fromme Illusion, wenn zugleich ganz allgemein - aus welchen Anreizen auch immer - mehr Geld ausgegeben wird, als Waren- und Dienstleistungswerte erwirtschaftet werden. Es genügen ja wenige Prozent pro Jahr, die im Einzelnen nicht einmal groß auffallen oder wichtig erscheinen mögen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#11
Ich mag die Griechen!

Auch wenn jemand durch eigene Schuld in Not kommt, hilft man, wenn es um die Existenz geht.

Schuldlos sind sie nicht, die Griechen. Sie haben Politiker, die für die Misere verantwortlich sind, in ihre Ämter gewählt. Das Wahlvolk, das sich heute bitter beschwert, nahm jahrzehntelang das großzügige Hinwegsehen der Behörden zur quasi gewohnheitsrechtlich betriebenen Abgabenhinterziehung als Selbstverständlichkeit entgegen.

Die Griechen müssen lernen, Steuern zu zahlen. Wer in einem Wohlfahrtsstaat leben will, hat zur Kenntnis zu nehmen, dass das mit einer hohen Abgabenquote verbunden ist. Es irrt, wer meint, der Sozialstaat könne auf Dauer fremdfinanziert werden.

Die Griechen sind soeben dabei, das langsam zu begreifen.

Wie kann geholfen werden?

Sicher nicht damit, dass man den Menschen für die nächsten dreißig bis fünfzig Jahre ein Existenzminimum zugesteht und in einem Ausmaß Solidarhilfe leistet, das gerade ausreicht, den Gläubigern ihr regelmäßiges Zinseinkommen und eine langfristige Kapitaltilgung zu sichern.

Nur rasche, großzügige Entschuldung kann wirksame Hilfe sein.

Die Risiken, die mit einer Insolvenz verbunden sind, haben die Investoren zu tragen. So ist das eben in der freien Marktwirtschaft. Dieser Grundsatz sollte auch bei einer Staatsinsolvenz zu gelten haben. Sollen sie doch ruhig drohen, die Ratingagenturen, sollen sie Griechenland als zahlungsunfähig einschätzen. Es hätte doch damit nur seine Richtigkeit.

Die Ausgleichsquote würde danach entsprechend niedrig ausfallen, vielleicht 10-20% oder noch geringer. Bei einem Anteil Griechenlands von nicht ganz 3% der Wirtschaftsleistung der EU, wenn ich richtig informiert bin, würde die Welt nicht untergehen, denke ich. Gleichzeitig wäre das ein Lehrstück für bonusgeile Finanzakrobaten in den Chefetagen der europäischen Großfinanz.

MfG B.
Zitieren
#12
Hallo Bion:
Ich darf da mal etwas Wasser in diese Weinseligkeit schütten: "Finanzinvestoren" sind wir alle, z. B. indem wir Renten ansparen. Wenn die Rücklagen der staatlichen Sicherungsfonds einen Teil ihrer Investitionen abschreiben müssen, werden wir alle ärmer.
Der Schuldenschnitt für "die Griechen", gemeint ist der griechische Staat, würde bedeuten, dieser wäre mit einem Schlag nicht mehr kreditwürdig - und könnte schlicht gar nichts mehr finanzieren, was er nicht unmittelbar bezahlen könnte. Der Staat würde handlungsunfähig und müsste sämtliche Beamtengehälter, den gesamten Verkehrssektor und vieles andere "einfrieren".
Investitionen sichern ist so verkehrt nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#13
(03-07-2011, 18:34)Ekkard schrieb: Ich darf da mal etwas Wasser in diese Weinseligkeit schütten: "Finanzinvestoren" sind wir alle, z. B. indem wir Renten ansparen. Wenn die Rücklagen der staatlichen Sicherungsfonds einen Teil ihrer Investitionen abschreiben müssen, werden wir alle ärmer.

Hallo Ekkard,

zu bezahlen werden "wir" das in jedem Fall haben, denke ich. Und die Rentenkassen machen ihre Verluste auch ohne die Griechenlandpleite, in Österreich ist es jedenfalls so.

Er wird darauf ankommen, was auf längere Sicht billiger kommt und was nachhaltiger wirkt! Den Staatsbankrott für Griechenland mit Hilfe der Staaten des Währungsverbunds abzuwenden, hieße für die Anleger, sie hätten richtig spekuliert.

(03-07-2011, 18:34)Ekkard schrieb: Der Schuldenschnitt für "die Griechen", gemeint ist der griechische Staat, würde bedeuten, dieser wäre mit einem Schlag nicht mehr kreditwürdig - und könnte schlicht gar nichts mehr finanzieren, was er nicht unmittelbar bezahlen könnte. Der Staat würde handlungsunfähig und müsste sämtliche Beamtengehälter, den gesamten Verkehrssektor und vieles andere "einfrieren".

Ja. Damit wüssten die Griechen aber auch, dass die Schuld nicht bei jenen zu suchen ist, die Hilfe leisten, sondern dort, wo die Misere verursacht wurde. Nämlich im eigenen Land.

Allein im Jahr 2009 hat Griechenland seine Schulden bemessen an der eigenen Wirtschaftskraft um 13% vermehrt. Zu einem Zeitpunkt also, wo den für die Finanzen Verantwortlichen schon klar sein musste, dass sie auf eine Katastrophe zusteuern. Auf einen Privatbetrieb umgelegt wäre damit (zumindest) der Tatbestand der fahrlässigen Krida erfüllt gewesen.

Ein Staatsbankrott ist für die Griechen auch nichts Neues, es wäre schon der sechste seit ihrer Unabhängigkeit. Gedopt nur von Spanien, das in seiner Geschichte 13mal Zahlungsunfähig gewesen war.

Die Hilfe für die Griechen, meine ich, sollte nach der Entschuldung einsetzen.
MfG B.
Zitieren
#14
(03-07-2011, 18:34)Ekkard schrieb: Hallo Bion:
Ich darf da mal etwas Wasser in diese Weinseligkeit schütten: "Finanzinvestoren" sind wir alle, z. B. indem wir Renten ansparen. Wenn die Rücklagen der staatlichen Sicherungsfonds einen Teil ihrer Investitionen abschreiben müssen, werden wir alle ärmer.
Der Schuldenschnitt für "die Griechen", gemeint ist der griechische Staat, würde bedeuten, dieser wäre mit einem Schlag nicht mehr kreditwürdig - und könnte schlicht gar nichts mehr finanzieren, was er nicht unmittelbar bezahlen könnte. Der Staat würde handlungsunfähig und müsste sämtliche Beamtengehälter, den gesamten Verkehrssektor und vieles andere "einfrieren".
Investitionen sichern ist so verkehrt nicht.

Tja, nur ist es auch keine Lösung immer neue Kredite zu immer höheren Konditionen aufnehmen zu müssen.
Eine solche "Politik" hat Griechenland doch (neben anderen Ursachen natürlich) erst in eine solche Misere gebracht.
Da die europäische Zentralbank keine Kredite an Staaten geben darf, haben sich einfach Banken Kredite zu günstigen Konditionen geben lassen und diese direkt (das heist: ohne eigentliche Wertsteigerung. Mit dem Geld ist nix passiert) an den griechischen Staat weitergeleitet. Natürlich zu einem ungemein höheren Zinssatz.
Eigentlich eine ganz einfache Rechnung, die Banken machen dabei ein dickes Plus.
Natürlich hat Griechenland die momentane Situation zu einem Großteil selbst verschuldet. Wer aus der Misere anderer aber einen eigenen Vorteil zieht und daher eine solche Miserer auch noch unterstützt macht sich mitschuldig.
Leider im Kapitalisus ja nix neues...
Zitieren
#15
... liegt aber nicht am Kapitalismus, sondern an der fatalen Neigung staatlicher Institutionen "auf Pump zu leben". Schon die Fugger und Welser sind dadurch reich geworden! Wer das nicht will, wird dem Volk die Wahrheit sagen müssen: "Wir haben für dieses oder jenes Vorhaben kein Geld!"
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  In Österreich wird nun ein rauheres Deutsch gesprochen! Sinai 1 843 11-10-2022, 09:59
Letzter Beitrag: Sinai
  Es wird um 5° wärmer und der Meeresspiegel steigt um ca 50 Meter! Sinai 14 3848 04-08-2022, 08:20
Letzter Beitrag: Ulan
  Flüchtlingsrettung aus Griechenland - in Österreich kippt die Stimmung Sinai 5 3072 28-03-2020, 00:15
Letzter Beitrag: Sinai

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste